Methoden

Edelgard Moers, Ulrike Itze, Brigitte Zeeh-Silva

 

Methoden im Religions- und Ethikunterricht.
Ein Praxishandbuch

Calwer Verlag, Stuttgart 2019

ISBN 978-3-7668-4420-0
477 Seiten

25,95 Euro

 

„Immer wieder Neues wagen und erproben“

Methodische Handreichungen begleiten den Religionsunterricht schon immer. Veränderte Themenstellungen bei den Inhalten und neue pädagogische Konzepte bedingen auch neue Wege für den Unterricht. Bestimmte Schwerpunkte und Einteilungen sind dabei festzustellen: texterschließend, spielerisch, musikalisch, ganzheitlich (?), kreativ, digital … Uferlos scheint die Fülle.
Welche Wege schlagen die Autorinnen dieses Buches ein?

Unter der Kapitelüberschrift „Didaktische Konzeptionen“[1] werden zunächst wesentliche Grundbezüge des Methodenbuches überschaubar dargestellt. Hier findet man Vertrautes wie Symboldidaktik[2] und Freiarbeit, aber auch neue Schwerpunkte wie „Beziehungsstiftendes Lernen“ und „Existenzerschließender Religionsunterricht“. Letzterer ist eng verbunden mit „Kindertheologie“. Diese Grundbezüge lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen, haben fließende Übergänge, schließen einander nicht aus, sondern unterstützen sich. Einige Themenbereiche werden ausschließlich für Religion relevant sein, viele andere aber auch für Ethikunterricht oder auch andere Fächern.[3]

Im zweiten Kapitel werden „Rituale“ gesondert hervorgehoben. Der Unterricht in der Grundschule – hier liegt der stufenmäßige Schwerpunkt dieses Methodenbuches – wird wesentlich von Ritualen mitgeprägt. Hier werden Rituale für den Tagesablauf in der Schule, aber auch für die Gestaltung des Jahres und von Feier- und Geburtstagen vorgestellt. Sie sind wichtiges Gestaltungselement. „Rituale haben eine heilende und vertiefende Wirkung spiritueller Inhalte … ermöglichen den Kindern Sicherheit und Orientierung, vermitteln Werte, geben Struktur“ (36f). Zugleich wird es praktisch, es werden Beispiele detailliert vorgestellt: Anfangs- und End-Rituale, Danke-Rituale, Begrüßungsrituale, Feedback-Rituale.

Damit ist der Boden für das umfängliche Kapitel zur Vorstellung von zweihundert (!) Methoden bereitet. Das Repertoire ist groß. Man findet teils ausführliche Beschreibungen, die inhaltliche Projekte beschreiben, aber auch kürzere elementare Hinweise zum Erproben praktischer Wege. Zunächst wird das „Kompetenzspektrum“ benannt, dem die Methode zugeordnet ist. Sowohl prozessorientierte als auch inhaltsorientierte Kompetenzen werden beschrieben. Da die meisten Bildungspläne in Deutschland inzwischen kompetenzorientiert sind, ist diese Verknüpfung ausgesprochen sinnvoll. Damit öffnet sich auch der Blick auf die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Methoden.

Aus der großen Zahl sei hier beispielhaft erwähnt:

Lapbook; Schatzmappe (Portfolio), Klickbild, Ausdrucksbild, Bibliodrama, Dialogisches Erzählen, Lerntagebuch, Gestaltete Mitte, Jahreskalender, Museumsgang, Platzdeckchen, Rollenspiel, Streitgespräch …


Einige Themen sind schon inhaltlich für den Unterricht aufbereitet, z. B.:

    • Gebete lesen, sprechen und gestalten (178-184)
    • Geburtstagsaktivitäten (185-188)
    • Bewegtes Lied (76-81)
    • Rückenreise (342-347)

Manche Methoden bauen auf Vertrautem auf und wurden weiter entwickelt. Andere sind im Zusammenhang mit neuen Inhalten und pädagogischen Strömungen entstanden. Heutiger Religions- und Ethikunterricht setzt besonders auf eigenes Entdecken und Gestalten; dass die Dimensionen der „Beziehung“ und der „Erfahrung“ eine entscheidende Rolle im Lernprozess spielen, wird mehr und mehr erkannt. Entsprechende Methoden der gelingenden Kommunikation und der angemessenen Präsentation kommen in der Schule zunehmend zur Geltung. Dafür stellt dieses Buch eine große Schatzkiste dar. Man spürt in den Methodenbeschreibungen, dass viel Unterrichtserfahrung dahinter steht. Umsichtig werden Chancen und Wege beschrieben, die für den Unterricht zu beachten sind. Sowohl Berufsanfänger als auch erfahrene Lehrkräfte können davon enorm profitieren, um für Schülerinnen und Schüler – teilweise durchaus bis in die Sek. I – guten Unterricht in Reli oder Ethik zu machen.

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Dr. Manfred Spieß, Oldenburg,
04.05.2020

 

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Zusatzmaterialien zum Download

[1] Der Begriff wird in der Religionspädagogik nicht einheitlich verwendet. Generationen von Reli-Studierenden mussten (und müssen) für Prüfungen (Professoren-)Namen und „Konzeptionen“ von Religionsdidaktikern parat haben. Es ist mehr als fraglich, ob dieses `Prüfungswissen´ wirklich so wesentlich ist, wie in den Unis vorgegeben! Heute wird angemessener von „Dimensionen“ bzw. „Prinzipien“ der Unterrichtsgestaltung gesprochen, auch in diesem Methodenbuch.

[2] Gelegentlich fehlt Genauigkeit: So wird Hubertus Halbfas, einer der Gründerväter der Symboldidaktik, besonders für den Evangelischen Religionsunterricht lobend erwähnt. Unerwähnt bleibt jedoch, dass Halbfas bis heute – mit großen `Bauchschmerzen´ – der katholischen Kirche angehört und auch dort religionspädagogisch prägend gewirkt hat.

[3] Dieses Buch will ja keine Fachdidaktik sein. Der Schwerpunkt liegt im Methodischen. Zwar werden in der Einleitung (7-8) einige fachdidaktische Schwerpunkte – auch Fächer abgrenzend – genannt, für vertiefende Arbeit in der Aus- und Fortbildung ist jedoch weitere Fachliteratur heranzuziehen; z.B.: Georg Hilger u.a., Religionsdidaktik Grundschule. München/Stuttgart 2018

 

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