„Und was glaubst du? Christen und Muslime im Austausch“
FWU Institut für Film und Bild, 2011
Konzept und Begleitheft: Franziska Angerer
Im Film „Und was glaubst du? Christen und Muslime im Austausch“ stehen Kinder im Mittelpunkt. Der christliche Schüler Philipp und die muslimische Schülerin Gaye besuchen einander und stellen sich gegenseitig Fragen über ihre Religion. Der Austausch wird dadurch intensiviert, dass auch Besuche beim Gottesdienst in einer katholischen Kirche und zum Gebet in einer Moschee vorgenommen werden. Durch den Film führt in munterer Art eine Moderatorin, die altersmäßig den Kindern nahe ist, und die in moderner Mediensprache auftritt. Sie fasst die Dialoge zusammen und bietet weiterführende Informationen. Es kommen ausschließlich Kinder zu Wort. Damit hat dieser didaktische Film einen hohen Motivationsgrad bei Schülerinnen und Schülern.
Die unterschiedlichen Charaktere der Akteure bieten ein breites Spektrum. Philipp ist eher der Bedächtige, sachlich-gründlich Informierende, während Gaye mit Charme, Interesse und Dynamik andere Ebenen erschließt. Ein Beispiel dafür ist die Szene in der Kirche, wo Gaye den mächtigen polierten Altar aus Granit spontan mit dem Prädikat „cool“ würdigt und gleich die Frage stellt: „Darf ich mich da mal draufsetzen?“. Philipp lehnt das aber sofort ab und begründet es mit der „Heiligkeit“ des Altars.
Auch die Familien der beiden Protagonisten kommen kurz in Szene. Hier kann das Unterrichtsgespräch Erweiterungen bringen.
An der einen oder anderen Stelle kommt der Film mit seinen Kinder-Akteuren jedoch erkennbar an Grenzen. Philipp gerät ziemlich in Erklärungsnot, als Gaye ihn nach dem Verhältnis von Jesus zu Gott fragt: „Habt Ihr dann zwei Götter?“ – Der rasche Schnitt, der an dieser Stelle erfolgt, zeigt, dass das komplexe Thema „Trinität“ für die Kinder eine Überforderung darstellt. Die Betrachter des Filmes werden auch über die Bedeutung des Kopftuches bei muslimischen Mädchen und Frauen im Unklaren gelassen: Wird es nur beim Gebet aufgesetzt, ist es Pflicht für alle?
Höchst problematisch ist es jedoch, wenn eindeutig falsche Aussagen im Film unkommentiert stehen gelassen werden. So wird etwa über den Gebrauch des Weihwassers am Eingang der katholischen Kirche gesagt, man benutze dieses, um sich mit dem Kreuzzeichen auf der Stirn „zu waschen“! Ferner erzählt Philipp seiner Dialogpartnerin, dass Jesus in seiner Zeit mit Pharisäern sehr in Streit gelebt habe; Pharisäer seien „so etwas wie Priester“! Diese sachlichen Fehler muss die Lehrkraft im Unterricht korrigieren!
Insgesamt ist dieser Film mit dem Austausch zwischen einem christlichen Schüler und einer muslimischen Schülerin jedoch ein guter Beitrag, den Religionsunterricht zu bereichern. Der Film kann gut zu Beginn einer Unterrichtseinheit über die Religionen Christentum und Islam verwendet werden. Er bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, um Unterrichtsgespräche weiter zu führen. Wichtige Themenbereiche werden angesprochen, wie „Bibel und der Koran“, „Kirche und Moschee“, sowie „Jesus und Mohammed“. Außerdem regt er dazu an, in der eigenen Stadt/Region Kirchen und Moscheen zu besuchen. Er lädt die Kinder ein, sich mit ihren eigenen Glaubens- und Wertvorstellungen auseinander zu setzen sowie andere religiöse Vorstellungen kennen und verstehen zu lernen.
Als Einsatzmöglichkeit sind die Schuljahre 3 und 4 vorgesehen, auch im 5. Schuljahr ist dieser Film noch einsetzbar. Die auf der DVD beigefügten Arbeitsblätter sind unseres Erachtens völlig ungeeignet. Sie haben kaum etwas mit dem Filminhalt zu tun; es tauchen z. B. zusammenhanglos Bezüge auf Weihnachten und Nikolaus auf! Die Kinder aus dem Film werden durch andere ersetzt. Zudem tragen die Arbeitsblätter nicht dazu bei, dass Christen und Muslime mehr übereinander lernen. Es werden vor allem die Unterschiede der beiden Religionen aufgezeigt. Die Arbeitsblätter weisen sehr klischeehafte Bestandteile auf. Sie transportieren ein Denken, das eher noch in der Kategorie der „Fremdreligionen“ (60er-70er Jahre) angesiedelt ist!
Als Alternative haben wir uns neue Arbeitsblätter überlegt und stellen diese allen Interessenten hier zur Verfügung. 1. Arbeitsblätter Kirche und Moschee 2. Aufgabenblätter-Weiterarbeit-Internet 3. Kreuzworträtsel
Für die vertiefende Arbeit empfehlen wir folgende Literatur:
Brüll, Cristina u.a.: Synagoge – Kirche – Moschee: Kulträume erfahren und Religionen entdecken. München: Kösel-Verlag, 2005.
Karlo Meyer: Lea fragt Kazim nach Gott. Christlich-muslimische Begegnungen in den Klassen 2-6, Göttingen 2006; dazu siehe auch diese Rezension
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Diese Rezension wurde gemeinschaftlich erstellt im Seminar: „Religion in der Grundschule unterrichten“, Master of Education, Universität Bremen von Ina-Maria Bultmann, Kim Joyce Eggert, Dajana Geffken, Patrizia Langosch, Melanie Sievers, Anncatrin Ströh, Medina Silvia Tscharntke, Dr. Manfred Spieß