KI und Didaktik

KI ist nun auch massiv im Bildungssystem angekommen. Viele ahnen die Möglichkeiten, hoffen auf Entlastung. Erste KI-Automaten erstellen schon jetzt auf Knopfdruck Lehrplan bezogenen Unterricht, Materialien, inklusive digitaler Tests. Für die religionspädagogische Praxis habe ich da noch nichts empfehlenswertes entdeckt. Falls ihr gute Tools findet, empfehlt es gerne in einem Kommentar zu diesem Beitrag.

Menschliches Lernen ist komplexer als das Lernen einer KI. Menschen sind nicht nur von externen Belohnungen motiviert, sondern auch von internen Faktoren wie Neugier, Interesse und dem Streben nach Selbstverwirklichung. Die Frage ist also, wie KI gestütztes Lernen neben behavioristischen Lernansätzen auch konstruktivistische, kognitive und andere pädagogische Ansätze berücksichtigen kann.

Wie könnte ich mir einen KI-gestützten Lernprozess vorstellen, der nicht über ein extrinsisches Belohnungskonzept (awarding), Tests und Quizze läuft, sondern intrinsisch motiviertes Lernen fördert, den Lernfortschritt verfolgt, bei Bedarf korrigierend eingreift und die Anwendung von Kompetenzen in realen Situationen bewertet? Die folgenden Kriterien entspringen verschiedenen Diskussionen in unserem Team und natürlich auch unter Beteiligung von ChatGPT4 und Mistral Chat (large).

Aspekte eines KI gestützten Lernumgebung

Ich möchte die folgenden Aspekte als Anregung im Diskurs rund um KI und Lernen verstanden wissen. Die Konkretisierungen zur KI-Unterstützung, den damit verbundenen Prozessen und Zielen dienen lediglich als Beispiele, um den praktischen Einsatz besser vorstellen zu können.

1. Personalisierte Lernziele und adaptive Lernpläne

Der Lernprozess beginnt mit der Festlegung individueller Lernziele durch die Lernenden, basierend auf ihren Interessen, Stärken und Schwächen. Die KI erstellt daraufhin einen adaptiven Lernplan, der auf diese Ziele abgestimmt ist und kontinuierlich an den Fortschritt und die Bedürfnisse des Lernenden angepasst wird.
Eine KI könnte Lernpfade erstellen, die auf den persönlichen Interessen und Zielen der Lernenden basieren. Diese Pfade sollten dynamisch an den Lernfortschritt angepasst werden, sodass die Lernenden stets Herausforderungen und Aufgaben erhalten, die sie weder unter- noch überfordern.

  • KI-Unterstützung: Algorithmen für Empfehlungssysteme schlagen individuell zugeschnittene Ressourcen, Kurse oder Materialien vor, die auf dem bisherigen Lernverhalten, Präferenzen und den Leistungen der Lernenden basieren.
  • Prozess: Ein zyklische Prozess von Lernaktivitäten, Feedback, Reflektionsphasen und Adaption der nächsten Lernvorhaben ist entscheidend für ein wirksames Lernen. Dabei sollte die KI so konzipiert sein, dass sie die Autonomie und die intrinsische Motivation des Lernenden respektiert und fördert, indem sie Lernenden erlaubt, ihren eigenen Lernweg innerhalb eines strukturierten Rahmens zu gestalten.
  • Ziel: Bereitstellung geeigneter Lernressourcen basierend auf den Interessen und dem Fortschritt der Lernenden.

2. Selbstgesteuertes Lernen mit menschlicher Unterstützung

Die Lernenden arbeiten selbstständig an ihren Lernaktivitäten, wobei sie von der KI unterstützt werden, die Lernressourcen, Übungen und andere Materialien bereitstellt. Menschliche Lehrkräfte oder Mentoren fungieren als Coaches, die emotionale Unterstützung bieten, motivieren und bei Bedarf persönliche Rückmeldungen geben.

  • KI-Unterstützung: Neben Lehrkräften und Lernbegleitern kann auch die KI die Rolle eines virtuellen Tutors übernehmen, der Fragen beantwortet, Erklärungen gibt und Hinweise liefert, um die Lernenden durch schwierige Konzepte zu führen.
  • Prozess: Die KI unterstützt in einem dynamischen und selbstregulierten Lernprozess, den Fokus auf die Ziele und Lernaktivitäten zu halten, kann anleiten, Fragen beantworten und fördert die Selbstreflexion.
  • Ziel: Die Entwicklung von Vorgehensweisen, um sich effektiv und effizient Wissen anzueignen.

In Gruppen- und sozialen Lernprozessen

  • KI-Unterstützung: Anleitung zur Selbstreflexion und Evaluation des Lernprozesses sowie der Gruppendynamik.
  • Prozess: Nach Abschluss eines Projekts oder einer Lerneinheit fordert die KI die Lernenden auf, ihre Erfahrungen zu reflektieren, sowohl in Bezug auf den Lerninhalt als auch auf die Zusammenarbeit im Team. Diese Reflexionen können durch gezielte Fragen oder Reflexionsaufgaben angeregt werden.
  • Ziel: Entwicklung einer kritischen Perspektive auf den eigenen Lernprozess und die Teaminteraktionen, Förderung von metakognitiven Fähigkeiten

3. Kontinuierliches Feedback

Die KI bietet den Lernenden prozessbezogene Feedback-Optionen an. Dies hilft den Lernenden, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, ihre Lernstrategien anzupassen und ihre Selbstreflexion und -bewertung zu verbessern.

Persönliches Feedback:

  • KI-Unterstützung: KI-Algorithmen bieten automatisiertes Feedback zu den Leistungen der Lernenden, indem sie Aufgaben, Tests oder Projekte bewerten und unmittelbar Auskunft geben. Diese Systeme können Stärken, Schwächen und Fortschritte aufzeigen und konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreiten.
  • Ziel: Selbstreflexion und Verbesserung

Peer-Gruppen Feedback

  • KI-Unterstützung: Organisation von Peer-Feedback-Runden, in denen Lernende die Arbeiten ihrer Mitlernenden bewerten und konstruktives Feedback geben.
  • Prozess: Die KI verteilt die eingereichten Projekte oder Aufgaben anonymisiert unter den Gruppenmitgliedern und bietet Leitfäden oder Kriterien für konstruktives Feedback. Nach der Peer-Bewertung sammelt die KI das Feedback und stellt es den jeweiligen Autoren zur Verfügung.
  • Ziel: Förderung von Reflexion und Selbstkritik sowie Verbesserung der Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben und zu empfangen.

4. Soziale Interaktion und kollaboratives Lernen

Der Lernprozess beinhaltet Gruppenprojekte, Diskussionsforen und andere soziale Lernformen, um den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Lernenden zu fördern. Die KI unterstützt diese Interaktionen, indem sie geeignete Plattformen und Werkzeuge bereitstellt.

  • KI-Unterstützung: Einsatz von KI-Tools zur Moderation von Online-Diskussionsforen, die relevante Fragen stellen, Diskussionen anregen und bei Bedarf Informationsressourcen bereitstellen.
  • Prozess: Die KI überwacht die Diskussionen, erkennt, wenn die Konversation ins Stocken gerät, und wirft gezielte Fragen oder Impulse ein, um die Diskussion wiederzubeleben. Zudem kann sie relevante Texte, Studien oder multimediale Inhalte vorschlagen, um die Diskussion zu vertiefen.
  • Ziel: Aktive Teilnahme aller Gruppenmitglieder und Vertiefung des Verständnisses durch interaktiven Austausch.

5. Praxis- und projektorientiertes Lernen

Die Lernenden wenden ihre erworbenen Kompetenzen in realen oder simulierten Situationen an, um ihre Transferleistung zu verbessern und sich auf reale Anwendungsfälle vorzubereiten. Die KI hilft bei der Gestaltung dieser praxisorientierten Lernaktivitäten und bewertet die Leistungen der Lernenden.

KI-gesteuerte Simulationen, Planspiele und VR-Umgebungen

  • KI-Unterstützung: KI-gesteuerte Simulationen und VR-Umgebungen ermöglichen es Lernenden, in sicheren, kontrollierten Umgebungen praktische Erfahrungen zu sammeln, indem sie komplexe Szenarien nachbilden, in denen Lernende Entscheidungen treffen und deren Auswirkungen sehen können.
  • Lernziel: Anwendung erlernter Kenntnisse in praktischen, realitätsnahen Situationen.

KI-gestützte Projektphasen

  • KI-Unterstützung: Unterstützung bei der Planung, Durchführung und Bewertung kollaborativer Projekte und Präsentationen.
  • Prozess: Die KI stellt Werkzeuge und Plattformen zur Verfügung, die eine effiziente Zusammenarbeit ermöglichen, z.B. gemeinsame Arbeitsdokumente, Zeitplanungstools und virtuelle Präsentationsräume. Sie kann auch als virtueller Assistent fungieren, der bei der Organisation hilft, Erinnerungen sendet und Ressourcen bereitstellt.
  • Ziel: Erwerb von Kompetenzen im Bereich Teamarbeit, Projektmanagement und Präsentationstechniken.

6. Diversität und Inklusion

Die KI berücksichtigt unterschiedliche Lernstile, -behinderungen und kulturelle Hintergründe, um eine inklusive Lernumgebung zu schaffen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden eingeht.

Beispiel Textverständnis:

  • KI-Unterstützung: Natural Language Processing Tools unterstützen das Leseverständnis, indem sie Textinhalte analysieren, Zusammenfassungen erstellen, Schlüsselkonzepte hervorheben, vorlesen und auf Fragen zu Texten in natürlicher und einfacher Sprache antworten.
  • Ziel: Verbesserung der Sprachkenntnisse und des Textverständnisses.

7. Förderung kritischen Denkens

Der Lernprozess integriert Module, die kritisches Denken, Problemstellung und kreative Lösungsfindung in den Vordergrund stellen, um über reines Faktenlernen hinauszugehen.

  • KI-Unterstützung: KI-Systeme analysieren Inhalte, um Diskussionspunkte, Dilemmata oder Fallstudien zu generieren, die kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten fordern. Sie können Fragen stellen, die Lernende dazu anregen, über den Lehrstoff hinaus zu denken und eigene Schlussfolgerungen zu ziehen.
  • Ziel: Entwicklung von kritischem Denken und analytischen Fähigkeiten.

8. Transparenter Datenschutz

Der Lernprozess respektiert die Privatsphäre der Lernenden, indem transparente Datenschutzrichtlinien implementiert werden und die Lernenden Kontrolle darüber haben, wie ihre Daten genutzt und geschützt werden. Ein wichtiger Faktor sind dabei stets. dass personenbesogene Daten die Bildungseinrichtung erst gar nicht verlassen und die genutzen Programme open-source sind. Aber auch die Verwendung von KI kann Datenschutz verbessern.

  • KI-Unterstützung: KI kann kontinuierlich Verarbeitungsaktivitäten von anonymisierten und pseudonomisierten Daten analysieren, um ungewöhnliche Muster oder potenzielle Datenschutzverletzungen zu erkennen.
  • Prozess: Im Falle einer erkannten Verletzung können diese Systeme automatisch Warnmeldungen an Lehrkräfte, die zuständigen Datenschutzbeauftragten oder sogar direkt an die betroffenen Nutzer senden. KI kann komplexe Datenvorschriften für leicht verständlich machen und Lernenden riskantes Verhalten signalisieren um so Datenschutzverletzunge vorzubeugen.
  • Ziel: Im Kontext von KI und transparentem Datenschutz zielt der Einsatz solcher Technologien darauf ab, ein reflektiertes und verantwortliches Handeln in Hochrisikobereichen zu fördern.

KI in der Bildung ist eine zentrale Aufgabe der Zivilgesellschaft

Unter Berücksichtigung aller Aspekte könnte sich trotz aller Skepsis ein Lernumfeld entwickeln, das die technologischen Vorteile des KI-gestützten Lernens mit den unersetzlichen menschlichen Interaktionen und Unterstützung verbindet. Ein solches Lernumfeld respektiert die Autonomie, die Privatsphäre und die intrinsische Motivation der Lernenden. Es fördert soziales Lernen, eine wertschätzende Feedbackkultur und kritisches Denken. Gleichzeitig schafft es Freiräume für Lehrkräfte, um Lernende auf der Beziehungsebene zu begegnen und emotional zu stärken.

Ein derart konzipiertes KI-gestütztes Lernumfeld kann sich dynamisch an die Bedürfnisse jedes einzelnen Lernenden anpassen, was in traditionellen Lernumgebungen mit dem aktuellen Personalschlüssel kaum zu erreichen ist.

Sicher gibt es bereits Lernumgebungen, die einige dieser Aspekte integriert haben, und Medienproduzenten sowie andere Marktakteure haben diesen neuen Markt möglicherweise schon für sich entdeckt. Ich wünsche mir jedoch, dass wir dieses Feld nicht allein ihnen überlassen. Die Entwicklung von KI-gestützten Lernumgebungen ist eine Aufgabe, die von allen Akteuren im Bildungsbereich gemeinsam getragen und verantwortet werden muss. Dazu zählen Open-Source-Ansätze, Open Educational Resources und eine transparente, eigenverantwortliche Umsetzung. Dies ist möglich und wird auch von der neuen EU-Verordnung zur KI (AI Act) gefordert.

Ich wünsche mir eine gemeinsame Anstrengung aller im Bildungsbereich Verantwortlichen, um all jene zu unterstützen, die sich an der Entwicklung solcher Lernumgebungen beteiligen möchten.

Save the date: 21-24 August 2025 EFTRE Conference

EFTRE news:

The next conference of the European Forum for Teachers of Religious Education (EFTRE) will take place on 21-24 August 2025 at the Protestant Theological University in Budapest, Hungary. This was decided by the board of the European network at its meeting in February. At the invitation of Eszter Kodacsy-Simon, board member from Hungary, the conference is thus returning to Eastern Europe after Dublin (West) and Rome (South). The theme of the conference will be announced shortly.

Buy Term Paper Online and Avoid Paying For Expensive Costs

For many decades, most students are relying on the services of freelance term paper writers. As this has worked well for them in the past, the world wide web has changed all that. Today, those who write papers are more likely to be freelance writers rather than employees. But whether you are independently employed or a freelancer, there are „Buy Term Paper Online and Avoid Paying For Expensive Costs“ weiterlesen

Wir lassen den Edison Roboter christliche Lieder spielen

Gehe auf https://lab.open-roberta.org/ und wähle als System “Edison” (ziemlich weit links).

Bei “Aktion” kann man bei “spiele ganze Note” Noten auf einer Klaviertastatur auswählen.

Suche dir aus dem Liederbuch “Kommt und singt” ein Lied aus und komponiere es nach. Du kannst auch einen kleinen Bewegungstanz dazu programmieren.

Tipp: Sei faul. Manchmal wiederholen sich Teile der Melodie, dann kannst du eine Schleife bauen wie wir das bei Octostudio gelernt haben und dir so viel Arbeit sparen.

Roboter regen zum Denken an

Anregungen zum Theologisieren und Philosophieren mit Kindern findet man hier im Blog unter: Edison programmieren mit Edblocks

Edison – was ist das?

Einführung in den Edison unter https://meetedison.com. Die Edisons sind aus meiner Sicht für Grundschulen absolut empfehlenswert, machen großen Spaß, sind auch mit Tablets programmierbar durch die akustische Kopplung über eine Mikroklinke. Außerdem sind die Edisons relativ günstig pro Stück in Klassensätzen zu erwerben (unter 50 Euro pro Stück).

Videos

Hier ein kleines Video zur Einführung in Open Roberta:

How a College Paper Writing Service Can Help Your College Essay

Every college student at one time or another will want the college paper writing service that may take care of their demands. College paper writing services can help alleviate some of the pressure that could happen from writing faculty paper. When a student is too busy, they often become overwhelmed. At this time, what could be better than „How a College Paper Writing Service Can Help Your College Essay“ weiterlesen

How to Write Academic Essays UK

You might be wondering how to write essays for academics in the UK. In reality academic essays aren’t the same as regular essays. A particular academic essay might not be the same as the other which isn’t an ideal approach. Avoid using abbreviations, repetitions, or decorative features in this instance. Instead, use secondary sources whenever possible.

Avoid repetition

The majority of people repeat their thoughts when writing. There are ways to avoid repetition in academic essays UK. First, do not repeat the same sentence or words more than once. Also make sure you don’t repeat the same point in several places in a single essay. Be consistent in your writing to avoid repetition.

Readers can find repetitive words irritating. They are likely to become bored with your overly wordy sentences. You can also use the find functions in word processors to check for repetition.

Avoid abbreviations

Academic writing is usually full of acronyms and abbreviations. Although it’s difficult to avoid them, it is possible to use them correctly. In the beginning, write out the entire word. You can also use brackets to differentiate two abbreviations. You can also use abbreviations to make your text more understandable or to adhere to a word paper typer review limit.

Abbreviations can be used to make academic writing less lengthy. Abbreviations should be only used in the right contexts. Abbreviations of single words, such as ABC corporation are considered informal while initialisms, on the contrary, are more formal.

Secondary sources

To write an excellent essay, you need to be able distinguish between different sources. You must know whether a source is academic or not. This article will clarify the two different types of sources and their differences. A secondary source is one that doesn’t have an official research process and is not peer-reviewed. Secondary sources can provide recent examples and illustrations but they should not be used to replace academic sources.

Secondary sources could contain inaccurate information or may interpret facts or arguments in a different way. Be sure to study the sources carefully to ensure that they do not misrepresent facts. You should also check quotations to make sure that they are true.

Kirchen und ihre Gegenstände

Wenn es mal nicht mit einem Kirchenbesuch klappt – wie kannst du Interesse am Kirchenraum wecken? Tangram macht´s möglich!

Kirchenerkundung ohne Kirche – so geht´s!

Nachdenken

Wenn ich über ein Thema nachdenke – und meine Gedanken so richtig in Schwung bringen möchte, dann rufe ich meinen Kollegen Christian an. Er sieht die Dinge meist aus einer ganz anderen Perspektive. Das bereichert mich!
Letztens haben wir uns über meine Idee unterhalten, die Gegenstände einer Kirche nicht abzuarbeiten und als totes Wissen anzulegen, sondern unter drei Apekten einzuordnen, die den Kindern bekannt sind (feiern, erinnern, abladen & mitnehmen). Das fand er erstmal irgendwie … naja …
Er ließ sich aber auf das Gedankenexperiment ein und wir hatten ein wundervolles Gespräch, in dem der Altar als Zentrum eine ganz neue Dimension erhielt:

Der Altar als Empfänger und Sendemast

Ich habe den Altar unter dem Aspekt des Feierns eingeordnet. Er ist der Tisch, auf dem Brot und Wein angerichtet und für das Abendmahl gesegnet werden. In evangelischen Kirchen findet man noch die aufgeschlagene Bibel und eventuell ein bissl „Gestrüpp“ (wie Michael Landgraf sagen würde 😉 ). Christian meinte, der Altar ist noch viel mehr. Er ist der Platz, an dem wir Gott besonders nahe kommen können. Da fielen uns die Handymasten ein. Aufgeladen mit der Energie von vielen, vielen Betern, einem guten Draht nach oben – aber auch einem hammer Empfang in der Kirche. Nicht bloß „EDGE“ – eher „5G“. Das nenne ich mal eine anschauliche Erklärung! Nicht immer geht das so einfach. Ich habe überlegt:

Was würde Kindern dieses mittlerweile recht lebensferne Thema Kirchenraum schmackhaft machen?
Kann ich auch Lust auf die Erkundung eines Kirchenraumes machen, ohne da gewesen zu sein?

Die Realität

Nicht jede Lehrkraft hat die Möglichkeit mit den Kindern eine Kirche zu besuchen. Wie kann ich den Kirchenraum und seine Gegenstände in den Klassenraum bringen und dass ohne vor allem die Unterschiede von evangelischem und katholischem Kirchenraum in den Vordergrund zu stellen?
Hier meine Idee:

Ich suchte zuerst nach einer ansprechenden Methode, die die Gegenstände spannend aufbereitet und die Kinder herausfordert.
Kombinierte das Ganze mit einer kleinen Geschichte und umwerfenden Bildern, um den Sinn der Gegenstände und ihr Aussehen zu erklären. Ganz kurz und knackig.
Wichtig war mir, dass sich die Kinder vielfältig einbringen, wenn sie denn Erfahrungen mit Kirchengegenständen haben oder sie können Fragen stellen, wenn sie noch keine Erfahrungen mit Kirche haben.
Diese Fragen sollten gesammelt werden, um sie am Ende der Einheit (einem in die Schule eingeladenen) Gemeindemitglied zu stellen.

Dann kam mir die Idee für diese Unterrichtsreihe.

Tangram als Methode

Um die Kinder mitzunehmen, habe ich ein ganz offenes Konzept entwickelt. So kann jede Lehrkraft nach dem Stand ihrer Kinder agieren. Das Zentrum jeder Stunde wird das Legen eines Tangrams sein:

Ein Tangram besteht aus sieben geometrischen Formen. Aus ihnen kann man fast alles legen – auch die Gegenstände der Kirche – und sich selbst! Damit fangen wir an:

Die Kinder legen aus den sieben Teilen (siehe unten: Tangram-Kopiervorlage) einen Menschen, kleben ihn auf ein Papier auf und gestalten ihren Tangram-Stellvertreter.

Reflexion mit meinem Tangram-Menschen

Jede Stunde schließt damit, dass ich meinen Tangram-Menschen einem Symbol zuordne und mit ihm meinen Wissensstand reflektiere:

So kann das Kind den Gegenstand, mit dem es sich beschäftigt hat, einordnen:

  • Habe ich Erfahrungen mit diesem Gegenstand?
  • Konnte ich ihn schon live und in Farbe sehen?
  • Oder ist er mir fremd und ich habe viele Fragen dazu?

Die Fragen werden gesammelt und am Ende der Einheit laden wir ein Gemeindemitglied ein, welches uns diese beantwortet.

In der Kirche wird Gott gefeiert

Wie vorhin kurz erwähnt, arbeite ich die Gegenstände nicht ab, sondern ordne sie 3 lebensnahen Aspekten zu. Dem ersten Aspekt „Feiern“ habe ich folgende Gegenstände zugeordnet:

  • die Kirchenbänke
  • der Altar
  • das Tabernakel
  • das Gesangbuch (Musik)
  • das Taufbecken

Mit den Kindern wird das Feiern unter die Lupe genommen:

„Wenn du einen Geburtstag feierst, was ist dir (außer Geschenken) wichtig?“

-Der schön gedeckte Tisch, mit einem besonderen Platz für mich
-Meine Gäste
-Leckeres Essen und Getränke
-Ein Geburtstagslied, das für mich gesungen wird
-Vielleicht teilen wir Erinnerungen an den letzten Geburtstag

Wenn wir sagen: „Wir feiern (Gott) in der Kirche„, dann hat das ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Geburtstagsfeier.

Mit dieser Aussage schauen wir uns das Impulsbild und die einzelnen Gegenstände an.

Impulsbild

Es gibt zu jedem der drei Aspekte ein Impulsbild, das die Gruppe auf die richtige Fährte lockt: Auf jedem Bild kann man einige Anregungen finden. Hier geht es um das Feiern.
Impulse sind hier: Der (gedeckte) Tisch, das Singen …

Tangram Go!

Jetzt gibt es eine bunte Mischung an Möglichkeiten, um die weitere Arbeitsphase zu gestalten:

Einzelarbeit mit „Schneideaufwand“:

Alle Kinder schneiden ein Tangram aus und legen einen der oben genannten Gegenstände frei nach (Altar, Kirchenbank usw.).
Wem das schwerfällt, für den gibt es …

  • … die Silhouette des Gegenstandes (anspruchsvoll)
  • … oder die Kinder nutzen die Hilfe mit den eingezeichneten einzelnen Teilen des Tangrams (recht einfach)

Hier ein Beispiel:

Die Vertiefung

Nach dem Legen erhalten die Kinder ein Arbeitsblatt. Dort haben sie einen kleinen Infotext zum Gegenstand, mit der Silhouette der Kirche und zwei Fragen. Die Kinder lesen den Text, gestalten die Kirche aus und beantworten die zwei Fragen.

oder:

Das Arbeitsblatt dient nur als Vorlage und der kleine Text wird in das Heft übertragen, das gelegte Tangram wird in das Heft eingeklebt und die beiden Fragen werden aufgeschrieben und beantwortet.

Vorteil: Kein Kopiermarathon

Nachteil: In jeder Stunde muss das gelegte Tangram kopiert und aufgeklebt werden.

Hier findet ihr das Arbeitsblatt (jedes Arbeitsblatt zu allen Gegenständen ist so aufgebaut):

Gruppenarbeit mit geringem „Schneideaufwand

Die Kinder arbeiten an einem groß kopierten Tangram in der Kleingruppe (Partnerarbeit) und bearbeiten dann (in Einzelarbeit) das Arbeitsblatt. Hier wird das Tangram nicht aufgeklebt, sondern die Silhouette auf dem Arbeitsblatt ausgestaltet.

Vorteil: Die Kinder nutzen die Schwarmintelligenz und kooperieren miteinander. Das große Tangram wird immer wieder verwendet.
Nachteil: Die ausgedachte individuelle Form des Gegenstandes kann so nicht auf das Arbeitsblatt / das Heft übertragen werden.

Für jeden der drei Aspekte der gleiche Ablauf

Genau so verfahre ich auch mit den anderen beiden Aspekten und den ihnen zugeordneten Gegenständen:

Zum Erinnern gehören folgende Gegenstände:

  • Jesus Christus
  • die Bibel
  • Heiligenfiguren
  • Kirchenfenster

Zum Abladen und Mitnehmen gehören folgende Gegenstände und Handlungen:

  • Beten / Kerze
  • Segnen
  • Gutes tun

Das Material für die Idee …

Das gesamte Material – sowie das wunderschöne Bilderbuch, welches die Tangrams zum Leben erweckt, könnt ihr in unseren RPZen ausleihen.

Hier findet ihr die Taskcard mit viel Material und den Arbeitsblättern zur Einheit.

https://evkirchepfalz.taskcards.app/#/board/12373965-5e63-4434-8fd5-464c5313465c/view