Archiv für den Monat: November 2013

Theologisieren mit Jugendlichen

Hallo Welt!

keine Ahnung, ob nach dem Ende von Openreli 2013 noch jemand mitliest – ich hab jedenfalls immer noch große Lust, ein wenig vor mich hin zu bloggen, und manchmal gibt´s ja Anlässe. Diesmal die Frage nach „Theologie im kompetenzorientierten Unterricht“ (Reinhard zuliebe ;-)).  Ich habe gerade ein paar sehr interessante Stunden erlebt, in denen meine Schülerinnen miteinander theologisch diskutiert haben. Ich hab ja das Glück, dass „Gespräche über religiöse Fragen führen“ im Erzieherinnenlehrplan eine der Fachkompetenzen ist – das ermöglicht einen sehr direkten Anschluss.

Den Anfang der Unterrichtssequenz hab ich früher im Blog schon mal erzählt, unter „Erinnerung an eine gelungene Stunde“ oder so ähnlich. Nun würde ich gern mit Euch ein bisschen über Methoden plaudern und dann ein Ergebnis eines Gespräches „abdrucken“, das mich ziemlich geflasht hat.

Zur Erinnerung: Fragen meiner SchülerInnen (in Auswahl)

  • Wenn Gott die Menschen liebt – wie kann es die Hölle geben?
  • Wenn es die Hölle nicht gibt – wie kann es „Gerechtigkeit“ geben?
  • Liebt Gott jeden? – was wird dann aus den Opfern von Verbrechern, hat er dazu keine Meinung?
  • Warum greift er nicht ein – oder greift er ein, und alles ist vorherbestimmt?
  • Wie kann er aber dann jemanden bestrafen, denn der hatte doch gar keine Wahl?
  • Komme ich in die Hölle, weil ich nicht religiös sozialisiert bin, und wenn, was soll daran „gerecht sein“?! usw.

 Fragen aufgreifen

Das Engagement der Schülerinnen steht und fällt damit, dass die Fragestellung ihr Interesse weckt. Deshalb werde ich, wann immer es möglich ist, echte Fragen aufgreifen, die aus der Gruppe selbst kommen. Ein Gespräch, das ich initiiere, weil ich die Fragestellung interessant finde (oder weil sie im Lehrplan steht, womöglich) kann zwar Fahrt aufnehmen – wenn jemand aus der Gruppe sich mit einer Frage herumplagt und die Gruppe um Beratung bittet, ist das aber etwas ganz anderes… Das lässt sich natürlich kaum vorbereiten – muss aber ja gar nicht sein. Wenn ich die „handwerklichen“ Grundlagen der theologischen Moderation beherrsche, bin ich doch für alles gewappnet…

Auf „Moderation“ lege ich deshalb Wert, weil „Gesprächsführung“ schon als Begriff ungünstige Weichen stellt. Ich führe das Gespräch nicht – ich ermögliche es, indem ich Zeit und Raum dafür gebe, ich setze Impulse, um zu schärfen (anzufeuern, sozusagen), aber mehr nicht. Ich erteile nicht das Wort (das regeln die Schülerinnen schon lange untereinander), ich bewerte Aussagen nicht, überhaupt halte ich meine Gesprächsanteile gering. Ich höre so intensiv zu, wie ich nur kann. Ich versuche weniger, mich verständlich zu machen, als die anderen zu verstehen.

Wenn ich mich beteilige, haben sich folgende Impulse als besonders günstig erwiesen, um das Gespräch lebendig zu halten und zu vertiefen:

  • Vor dem Einstieg in die Diskussion ausdrücklich die Frage klären, um die es geht: Welches (gedankliche) Problem soll gelöst werden?
  • Zurückfragen, d. h. verstehen wollen, was gemeint ist: „Verstehe ich Sie richtig, dass…?“
  • Begriffe klären: „Das heißt, Sie verstehen unter… folgendes: …-?“
  • Hinterfragen: „Sehen das alle so?“ – „Stimmt das wirklich?“
  • Weiterfragen: „Wer hat sonst noch eine Idee dazu?“
  • Nach Alternativen fragen: „Wie könnte man das auch noch sehen?“ – „Könnte es auch anders sein?“
  • Nach Begründungen fragen: „Wie kommen Sie darauf?“ – „Was spricht dafür?“
  • Nach Beispielen fragen: „Können Sie dafür ein Beispiel nennen?“ oder ein Beispiel einbringen: „Was bedeutet das für den Fall, dass…?“
  • Nach Gegenbeispielen fragen
  • Nach Annahmen fragen, die hinter einer Aussage stehen: „Sie setzen also voraus, dass… – ?“
  • Nach Folgen fragen: „Wenn das so ist, was bedeutet es für…?“
  • Antwortversuche in Beziehung zueinander bringen – Widersprüche ansprechen, Ähnlichkeiten benennen, zum Vergleichen anregen: „Wie kann X und Y gleichzeitig zutreffen?“ – „Ist dies überzeugender für Sie als jenes? Wie kommt das?“
  • Zusammenfassen, auf den Punkt bringen, ggf. schriftlich festhalten.
  • Dabei zurückfragen: „Habe ich das richtig verstanden?“ – „Passt die Zusammenfassung, trifft das Ihren Punkt?“
  • Strukturieren, auch visuell.
  • Dafür sorgen, dass nichts unter den Tisch fällt, auch wenn nicht alles gleich aufgegriffen werden kann.
  • Für eine Auswertung am Ende sorgen.

Die ein oder andere methodische Idee hab ich auch noch im Handgepäck – besonders das „Gedankenbuch“ empfehle ich wärmstens. Schaut mal:

Methode Denkanstöße

Methode Frageketten

Methode Gedankenbuch

Mehr zufällig habe ich in der letzten Woche entdeckt, dass es förderlich sein kann, im Anschluss an das Gespräch ein gut strukturiertes Ergebnis festzuhalten, mit dem die Schülerinnen und Schüler anschließend weiter arbeiten können. Während des laufenden Gespräches schreibe ich Thesen und die allerwichtigsten Stichworte dazu auf Metaplankarten und lege eine Argumentationsskizze. Aus diesen Überschriften und meinen Erinnerungen erstelle ich einen Text, der möglichst viele Aspekte des Gespräches aufnimmt. Diesen Text gebe ich in der nächsten Stunde in die Klasse und lasse prüfen, ob sich jeder „wiederfindet“.

Hier unser Beispiel zur Frage:

„Ist alles wahr, was in der Bibel steht?“

Die Frage wurde als „fundamental“ empfunden, also anderen Fragen vorgelagert, weil wir eine Haltung dazu benötigen, ob wir ein Bibelzitat für ein „schlagendes“ Argument halten, wenn es um theologische Meinungverschiedenheiten geht.

Zu dieser Frage gibt es mehrere mögliche grundsätzliche Antworten:

1.    Die Bibel ist ein Sachbuch, das objektive Wahrheiten über Gott, die Menschen, die Entstehung der Welt, das Leben von Jesus, die Hölle, das Ende der Welt und viele andere Themen enthält. Die Menschen, die die Bibel geschrieben haben, wissen diese Wahrheiten, weil Gott persönlich ihnen den Text diktiert hat. Fachbegriff dafür: Verbalinspiration.

Daraus folgt: Wenn biblische Aussagen mit der modernen Wissenschaft nicht vereinbar sind, hat die Bibel recht und die Wissenschaft nicht.

Unser Beispiel: Die Welt entstand buchstäblich in 7 Tagen.

Variante: Nimmt man den Satz aus Psalm 90 hinzu „1000 Jahre sind vor Dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache“, kann man die 7 Tage aus 1. Mose 1 als „7000 Jahre“ interpretieren (was die Aussage etwas realistischer macht).

Daraus folgt für theologische Gespräche: Wenn jemand ein Zitat nennen kann, das eine Frage beantwortet, ist die Frage beantwortet und das Gespräch beendet. Widersprüchliche Aussagen innerhalb der Bibel müssen irgendwie ausgeglichen werden.

 

2.   Die Bibel ist ein Sachbuch, das veraltete Informationen enthält. Menschen haben aufgeschrieben, was sie zu ihrer Zeit für objektiv richtig hielten. Wir haben uns in wissenschaftlicher Hinsicht weiterentwickelt und wissen mehr.

Daraus folgt: Wenn sich Bibel und Wissenschaft widersprechen, hat die Wissenschaft recht und die Bibel nicht.

Unser Beispiel: Die Aussage über die Schöpfung in 7 Tagen hat sich durch die Theorie vom Urknall erledigt, der Schöpfungstext aus 1. Mose 1 ist falsch und kann vergessen werden.

Daraus folgt für theologische Gespräche: Wenn es eine wissenschaftliche Antwort auf eine Frage gibt, ist das Gespräch beendet.

 

3. Die Bibel ist eine bewusste Fälschung. Menschen haben eine Geschichte erfunden und andere Menschen dazu verführt, diese für wahr zu halten.

Daraus folgt: Die Bibel hat Unrecht, egal was die Wissenschaft sagt.

Unser Beispiel: Hinter der Schöpfungsgeschichte steckt eine Täuschungsabsicht.

Daraus folgt für theologische Gespräche: Schön blöd, wer die Bibel dabei heranzieht. Jeder von uns kann eine genauso „wahre“ Geschichte erfinden… Widersprüche in der Bibel sind Zeichen für eine schlecht konstruierte Lüge.

 

4.  Die Bibel enthält verschiedene Arten von Texten: Erzählungen, Sachtexte, Lieder, Gebete, Briefe, Visionen, Prophetenworte, Predigten… Aus der Form des Textes kann man darauf schließen, welche Texte als Sachtexte über objektive Wahrheiten geschrieben wurden und welche nicht. Außerdem kann man sich fragen, wer zu welcher Zeit mit welcher Absicht den Text geschrieben hat, auf welche aktuelle Situation er evtl. reagiert, wer die Zuhörer gewesen sein könnten usw. Man kann biblische Texte mit wissenschaftlichen Methoden (vor allem aus der Literaturwissenschaft und der historischen Wissenschaft, aber eher nicht aus den Naturwissenschaften) untersuchen. Fachbegriff dafür: Historisch-kritische Methode.

Daraus folgt: Wenn biblische Aussagen mit der modernen Wissenschaft nicht übereinstimmen, schaut man erst einmal, ob der Bibeltext überhaupt als wissenschaftliche Aussage gemeint war oder ob wir eine Frage an den Text herantragen, die dieser nie beantworten wollte. Falls der Text keine objektive Wahrheit über die gleiche Fragestellung verkünden wollte, stellt sich das Problem nicht, weil beide Aussagen „wahr“ sein können.

Unser Beispiel: Ist der (so genannte!) „Schöpfungsbericht“ in 1. Mose 1 wirklich ein Sachtext? Will er die Frage beantworten „Wie lange hat Gott gebraucht, um die Welt zu schaffen?“ Oder steckt eine andere Absicht dahinter, die in dafür passende Form gebracht wurde? In welcher Zeit, mit welcher Absicht entstand der Text, welche Frage beantwortet er, wenn es nicht die „erdgeschichtliche“ ist? Im Zweifelsfall eine theologische Frage, aber welche? Kommt Ihr drauf? Oder braucht ihr weitere Informationen?

Daraus folgt für theologische Gespräche: Wenn ich die Bibel als „Beweis“ für angebliche objektive Wahrheiten heranziehen will, brauche ich sehr viele Hintergrundinformationen… Die Texte erschließen sich mir nicht durch das bloße Lesen, ich brauche Begleitmaterial, um sie zu interpretieren. Wenn ich weiß, was drinnen steht, weiß ich, was jemand zu einer anderen Zeit für aufschreibenswert hielt – das sagt noch nichts über die „Wahrheit“ (es kann aber sehr sinnvoll sein).

Wenn es zu einer Fragestellung einen biblischen Bezug gibt, geht das Gespräch weiter, denn ich kann mir eine Meinung zu der Meinung bilden, nach Vergleichspunkten zwischen damals und heute fragen, verschiedene Ansichten durchdenken… und werde vermutlich nicht zu einer „objektiv wahren“ Lösung für die Frage kommen, aber erheblich schlauer sein als vorher.

Das allein ist aber zu wenig, denn was Menschen vor 2000 Jahren mal gedacht haben, könnte mir ja ganz egal sein. Ein rein (theologisch-)wissenschaftlicher Umgang mit der Bibel wird ihr auch nicht gerecht. Aspekte aus Lösung 5 sollten dazukommen (siehe unten).

5.   Die Bibel enthält eine andere Art der „Wahrheit“: Was darüber über Gott und die Menschen gesagt wird, kann sich auch in meinem Leben als „wahr“ erweisen. Ob es für mich wahr, hilfreich, tragend… ist, erweist sich in konkreten Lebenssituationen. „Objektiv“ ist diese Art der Wahrheit deshalb nicht, weil man jede Situation auch anders deuten könnte. Genauso wenig ist diese Art der Wahrheit aber objektiv widerlegbar. Letztlich ist es eine Sache der eigenen Entscheidung, ob ich für die Deutung meines Lebens annehme, dass es Gott gibt und er mit mir eine Geschichte hat, so wie er mit den biblischen Menschen (und den Schriftstellern, die über sie schrieben) eine Geschichte hat – oder ob ich annehme, dass das nicht so ist. Beides kann man nicht beweisen.

Daraus folgt: Wenn ich biblische Texte lese, frage ich: Was ist darin für mich „wahr“ – was spricht mich an, was ist relevant für mein Leben? Die meisten Texte der  Bibel wurden geschrieben, um solche Denkprozesse auszulösen, nicht um objektiv zu informieren.

Unser Beispiel: Welche Relevanz hat es für Dein Leben denn, ob es 7 Tage, 7000 Jahre oder länger gedauert hat, bis die Welt fertig geschaffen war? Ist es nicht viel wichtiger, ob…

  • … Du selber ein Produkt eines blinden Zufalls bist oder ob es jemanden gibt, der will, dass es dich gibt und dass Du individuell bist?
  • … alle Menschen mit gleicher Würde geschaffen sind – und nicht die Herrschenden als „Abbild Gottes“ persönlich gelten, während die Mehrheit der Menschen zum pausenlosen Dienen gemacht sind (so wie es die Menschen damals dachten, als der Text entstand)?
  • …  Menschen „als Mann und Frau“ geschaffen wurden, also ebenfalls gleich an Würde, wenn auch als zwei Varianten des Wesens „Mensch“?
  • … Mond, Sonne, Sterne usw. keine Götter sind, die man bei Laune halten muss (wie man damals glaubte), sondern nur so etwas wie „Lampen am Himmel“, also Gegenstände im weitesten Sinne? Wir kämen schon gar nicht mehr drauf… was auch dem Einfluss dieses Textes zu verdanken ist.

Für theologische Gespräche folgt: Wir tauschen uns über die Bedeutung von biblischen Impulsen für uns persönlich aus. Wir fragen nach dem, was uns anspricht und für unser Leben etwas bedeuten könnte. Manche Geschichten sprechen die eine an und die andere nicht, manche Texte sagen mir jetzt nicht so viel, aber das kommt vielleicht noch, und andere bleiben mir ganz fremd. Das ist ganz normal so. Jedenfalls geht es darum, dass ich in einen gedanklichen Austausch mit dem jeweiligen Text komme. Dafür muss ich nicht unbedingt alle Hintergrundinformationen haben – es hilft aber, wenn ich Deutungen ausschließen kann, die nur aufgrund von Denkgewohnheiten zustande kommen und mit der ursprünglichen Absicht nicht vereinbar sind.

Auf dieser Basis ist übrigens eine Verständigung zwischen denen möglich, die jeden Satz wörtlich nehmen und denen, die eher nach der ursprünglichen Aussageabsicht fragen: Beide können darüber nachdenken, was  ein Textausschnitt für sie persönlich bedeuten kann. Es ist aber nicht das Ziel eines Gespräches, dass wir am Ende eine Aussage treffen, die „objektiv“ für jeden wahr ist – schon weil jeder von uns in einer anderen Lebenssituation ist, andere Prägungen mitbringt usw., ist dies sehr unwahrscheinlich und eher die Ausnahme.  Dennoch ist der Austausch sinnvoll, weil er deine und meine Perspektiven erweitert.

(FSS 12 A, 15. 11. 13)

 

Diese Impulse kamen sämtlich aus der Gruppe, jeder hat mindestens eine/n Vertreter/in, ich habe von mir aus nur bei 5. ein paar Formulierungen beigesteuert und für die Struktur gesorgt. Die Thesen wurden intensiv hin und her bewegt, von allen Seiten beleuchtet und abgewogen. Die zahlreichen biografischen Bezüge und lebenspraktischen Beispiele habe ich weggelassen – der Gruppe sind sie aber deutlich im Ohr. Und in folgenden Gesprächen beziehen sich die Schülerinnen nun oft von sich aus (oder auf einen Tipp hin) auf die 5 grundsätzlichen Möglichkeiten zurück und ziehen ihre Schlüsse daraus.

Ich bin von der Ernsthaftigkeit und dem Tiefgang der Auseinandersetzung sehr beeindruckt (Kompliment an die Klasse, falls jemand mitliest!). Und stark im Zweifel, ob dies möglich gewesen wäre, wenn ich Ähnliches als „Fremdtext“ eingereicht hätte. Eine Schülerin hat es auf den Punkt gebracht: „Wir könnten unsere Schulbücher selber schreiben!“ Wohl wahr…

Ich würde gern weiter nach Impulsen suchen, die dabei helfen, in so einen gedanklichen Flow hineinzufinden. Wenn die eigenen echten Fragen erst mal auf dem Tisch liegen, läuft es fast von selber weiter… aber dass sie wahrgenommen und ausgesprochen werden, ist sicher nicht selbstverständlich.

Für die Gruppe wird es demnächst weiterführend darum gehen, einen Schritt zurückzutreten – zu reflektieren, warum uns die Gespräche so spannend erscheinen (tun sie wirklich) und wie man sie lebendig halten kann – und dann selber zu lernen, wie Moderation geht, denn das ist ja die Fachkompetenz… sehr spannend!

Die Lernsituation dazu (Beispiel aus der letzten Abschlussprüfung):

„Du sitzt mit einigen Jugendlichen im Aufenthaltsraum des Heims, in dem Du Dein Berufspraktikum absolvierst, in der gemütlichen Sofaecke. Ihr plaudert über dies und das. Im Lauf des Gespräches kommt Ihr ungeplant auch auf religiöse Themen, und zwar auf Fragen, die Jugendliche sich in der Pubertät häufig stellen.“

(Kompetenz: Religiöse Fragen und Äußerungen von Kindern/Jugendlichen verstehen, anregen und begleiten)

Meine Reflexion

Hallo Openreli, liebe Gastgeber,

„erstelle ein eigenes Portfolio!“…? Das ist wieder eine dieser Aufgaben, auf die ich intuitiv mit „gebt mir 4 Wochen Zeit!“ reagiere. Ohne das böse zu meinen, oder abwehrend. „Portfolio“ ist ein groooßes Wort (und eins meiner Steckenpferde).

Bisher bin ich immer gut damit gefahren, den Geist der Aufgabe zu nehmen (so weit ich ihn verstehe)  und daraus das zu machen, was für mich gerade passt. Das wird wohl auch dieses Mal okay sein. Deshalb:

Für den Materialteil des Portfolios  („Meine Produkte“) verweise ich erstens auf meinen Kursblog. Da findet Ihr eine Art „Das bin ich“ zur ersten Wochenaufgabe, einen ersten Ansatz zu meinem „Konzept“ bei der zweiten Aufgabe, einen kleinen Ausschnitt aus meinen Versuchen zur praktischen Umsetzung bei der dritten Aufgabe und die Ergebnisse aus der vierten, kooperativen Phase.

Noch mehr konzeptionelle Überlegungen habe ich zweitens in den Blog zum digitalen Religionsbuch gepackt.

Drittens habe ich an diversen Stellen allerlei Kommentare beigetragen, über die ich aber vor längerer Zeit schon den Überblick verloren habe. Sie sind in einem Gesamtkunstwerk verstreut, von dem ich glaube ich (wenn es hoch kommt) vielleicht ein Zehntel überblicke. Das stört mich nicht, und ich sehe keinen Anlass, das alles jetzt wieder „zusammenzusuchen“, um mein Porfolio zu füllen. Die Kommentierten werden schon wissen, was wie wirkt und ob sie etwas mit meinen Beiträgen anfangen können.

Hier und heute geht es mir (und den Auftraggebern vermutlich auch, oder?) um den reflexiven Teil. Und um ein Feedback an die Gastgeber.

Zuallererst: Mein Feedback an die Gastgeber

Ich habe von dieser Fortbildung in einem Maß profitiert, die mich völlig überrascht hat und immer noch fasziniert. Ihr könnt gern jeden in meiner realen Umgebung fragen (weil ich ziemlich haltlos herumgeschwärmt habe) – wenn ich davon erzähle, sprudele ich über vor lauter Inspiration.  Anfangs wusste ich nicht recht, worauf ich mich mit der Anmeldung einlasse. Das hat noch eine ganze Weile angehalten. Bis heute ist mir außerdem nicht ganz klar, was Ihr Euch eigentlich für Euch selber von der Veranstaltung erhofft habt… Aber gerade, dass ich mir meine Schwerpunkte selber suchen konnte und dass Ihr im Verlauf für alles offen wart, was sich entwickelt, fand ich dann sehr passend, kompetenzorientiert, „ermöglichungsdidaktisch“ (hohes Lob!!!).

Es hat mich anfangs viel Überwindung gekostet, meine Ideen zu Euren Impulsen so offen in die Gegend zu trompeten. Als der Schatten übersprungen war und Ihr so unglaublich nett und konstruktiv reagiert habt, wurde das leichter. Ich verstehe aber jeden, der (spätestens) bei Aufgabe 3 „ausgestiegen“ ist. Lehrer zeigen oft sowieso doch schon so ungern, wie sie arbeiten – „Kompetenzorientierung“ ist für viele ein großer, überfordernder Begriff, der erst mal Zweifel am einen Tun auslösen kann – es gibt noch kaum praktikable Konzepte, an denen man sich orientieren kann (der Vortrag von Herrn Lenhard hat aber das Zeug zum Klassiker, das war wirklich eine Sternstunde!) – mich neben dem Alltagsgeschäft da einzuarbeiten, hat mich Jahre gekostet, wie soll das innerhalb einer „Wochenaufgabe“ gehen? Das ist keine Kritik an der Aufgabe, ganz sicher nicht, in ihrer Offenheit und auch mit diesem herausfordernden Charakter fand ich sie nach dem ersten Schrecken sehr anregend. Ich hab auch den Eindruck, dass der eine oder die andere beim Mitlesen profitiert hat. Was ich eigentlich sagen will: Ihr müsst meiner Ansicht nach nicht enttäuscht sein, dass die Beiträge im Lauf der Zeit weniger und der „aktive Kreis“ kleiner wurden. Das sagt meiner Ansicht nach nicht viel über die Wirksamkeit der Fortbildung, nicht mal über die „Aktivität“ der Teilnehmer/geber – eher über die Bereitschaft, sich auf dem derzeitigen Entwicklungsstand öffentlich zu präsentieren. Dass ich hier immer noch vor mich hintippe, liegt glaube ich daran, dass ich mich in einem der beiden Schwerpunkte (der Sache mit den Kompetenzen) schon sicher fühle und mir „nur“ den zweiten Schwerpunkt (die Technik) ganz neu erschließe. Wenn ich in beiden Punkten totale Anfängerin wäre, hätte ich mich ebenfalls sehr, sehr bedeckt gehalten…

Übrigens habt Ihr mich auch mit Eurem Stil und Umgang untereinander dazu verleitet, mich mit meinen unvollkommenen Versuchen zu zeigen – wie Ihr zu Beginn diverser Beiträge humorvoll, offen und ohne jede Angst vor Blamage mit der Technik kämpft und euch dabei noch selber filmt, ist herzerfrischend und entwaffnend… Im Ernst: Was meine Selbstkompetenz betrifft, habe ich sehr schnell beschlossen, dass ich das  auch können will. Im richtigen Leben gelingt es mir schon  ganz gut – ich hab so oft Besuch in meinem Unterricht, dass ich inzwischen ziemlich unverfroren bin. Aber so öffentlich, wenn ich nicht weiß, an wen das kommt und wer sich vielleicht über mich amüsiert?… –  Ach, was soll´ s!… Toll, wirklich, ich bin Euch sehr dankbar für diese ansteckenden Beispiele.  Und natürlich für die unzähligen unterstützenden Interventionen. Die Sache mit der Nixenplage werde ich wohl noch meinen Enkeln erzählen – wie Christian sich da hineingebohrt hat, um mein Problem zu lösen, hat mich total beeindruckt. Und das ist nur ein Beispiel von ganz vielen. Mir gefällt die Haltung, diese grundsätzliche offene, unterstützende Kooperationsbereitschaft, vor der ich jetzt erst entdeckt habe, dass sie für die „Netz-Menschen“ typisch zu sein scheint (ebenso wie für kompetenzorientierte LehrerInnen, übrigens! das passt total gut zusammen, finde ich…). Ich werde das nach dem Ende des Kurses sehr, sehr vermissen.

Wo ich beim Vermissen bin: Eine weitere persönliche Sternstundenserie war die Kooperation in der  BBS-Untergruppe. Wunderbar, ich fand uns ausgesprochen unkompliziert konstruktiv kreativ – 1000 Dank an die Beteiligten! Auch dieser Gruppe werde ich nachtrauern.

So hab ich in diesen Wochen also viel über mein Lernen gelernt: Mir hilft eine anregende „Lernumgebung“, auf die ich jederzeit zugreifen kann (wichtig bei meinen Arbeitszeiten). Mir helfen herausfordernde Aufgabenstellungen, die ich gerade so eben bewältigen kann. Mir hilft die unterstützende Grundhaltung der diversen Lernbegleiter und Kooperationspartner – und dass Ihr alle so nett seid, humorvoll, fehlerfreundlich, kreativ… Mir hilft das Feedback in den Kommentaren. Auch wichtig: Ich brauche mein eigenes Tempo – manches verstehe ich sehr schnell, bei anderen Sachen ist es toll, sich das gleiche Video auch fünfmal anschauen zu können… Im geschützten Raum der BBS-Gruppe konnte man auch mal ins Unreine tippen, ohne dass alles gleich so öffentlich war – für Brainstorming, mutigere Überlegungen oder spezielleren Austausch fand ich das sehr schön.  Außerdem hatte/habe ich für alles, was ich nun besser kann als vorher, Anwendungskontexte: Die Sachen aus Wochenaufgabe 3 habe ich im Unterricht gleich einsetzen können, alle meine Klassen sind in irgendeiner (manchmal für Euch nicht sichtbaren) Weise in das Projekt hineinverwickelt, ich hab noch viele weiterführende Ideen und sehr viel Lust, sie zu erproben. Mein Fachseminar hat tolle Anregungen bekommen und wird dauerhaft von den vielen neuen Möglichkeiten profitieren. Die KollegInnen der Fachkonferenzen an den umliegenden Schulen wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt (aber sie werden es lieben…). Für mich hat das alles also viel praktische Relevanz, das aktiviert mich sehr.  Und was ich eigentlich schon halb wusste, was vor allem alle anderen schon über mich wussten, während es mir selber nicht ganz so bewusst war: Ich liebe es, mich zu „vernetzen“. Der Gedanke „Wer könnte davon auch noch profitieren?“ liegt mir ganz nah, und die vielen Möglichkeiten, die die Technik bietet, faszinieren mich. Ich teile gern. Deshalb war es förderlich für mich, dass ich nicht nur „Objekt des Fortgebildetwerdens“ war (versteht ihr?).

Ihr habt das wunderbar eingefädelt – vielen Dank!

Was kann ich jetzt besser als vorher – und was davon ist nachhaltig?

Ich kann inzwischen erklären, was „offene Lizenzen“ sind – und ich erkläre es seither jedem, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Wunderbar, genau so will ich das haben: großzügig, ansteckend, kollegial, kollaborativ (sogar ein bisschen subversiv, weil man sich von der Marktmacht der Verlage abkoppelt…). Ich glaube, dass ich noch gar nicht absehen kann, welche Folgen und Effekte das haben könnte, wenn es sich ausbreitet – aber ich wäre gern dabei, wenn es passiert 😉 Im Blick auf das „digitale Religionsbuch“, das ja in diesem Sinne gedacht ist, wäre ich ggf. gern bereit, Energie, Ideen und Materialien einzubringen (wenn meine technischen Fähigkeiten nicht zu bescheiden sind). Dann gäbe es bei der nächsten Openreli-Fortbildung auch schon wieder mehr und vielfältiges Anschauungsmaterial…

Ich wollte herausfinden, ob Bloggen ein Medium für mich sein kann. Definitiv: Ja! Großartig… genau mein Ding. Genau so auf der Grenze zwischen Arbeitsmedium und Freizeitvergnügen, wie ich es liebe (habt Ihr „Hört auf zu arbeiten!“ gelesen? lest das!). Ich würde es immer noch gern besser können, mit Blingbling und Register und wasesallesgibt, aber das zu lernen wird wohl kein größeres Problem sein. Eure Anleitungen bleiben ja hoffentlich greifbar, und es gibt auch Menschen in meiner real-life-Umgebung, die zu jeder Unterstützung bereit sind. Der Einstieg ist jedenfalls gelungen, würde ich meinen. Die Pläne, unserem Fachseminar einen Fachdidaktik-Blog zu eröffnen, werden immer konkreter, ein unglaublich reizvolles Projekt…  – und es könnte übrigens für andere ein sinnvolles begleitendes Angebot zum „digitalen Religionsbuch“ sein, denke ich.  Und vielleicht eine Chance zur Vernetzung in den ersten Teil der Ausbildung. Dabei denke ich an meine Praktikanten, denen ich gern mehr anbieten möchte als nur drei Wochen Schnuppern.

Eine weitere überraschende Entdeckung war Twitter – ich hatte ja keine Ahnung… Inzwischen lese ich das „daily paper“ von Matthias wie andere die Tageszeitung (ernsthaft: beim Frühstück!) – und die Tageszeitung gleich dazu, denn auch der kann ich „folgen“. Total faszinierend, wie sich hinter vielen Links ganze Welten auftun. Und zum ersten Mal im Leben weiß ich, warum und wozu ich seinerzeit den Englisch-Leistungskurs gewählt habe… Allerdings trage ich hier selber noch nicht viel bei, sondern nutze nur gelegentlich die Möglichkeit, auf Beiträge hinzuweisen – und lasse mich „füttern“ (tschilp!). Auch flickr ist toll, hat viel Spielwert und löst Probleme an etlichen Stellen (auch abseits von openreli).

Was ich von den weiteren Vernetzungsmöglichkeiten halten soll, weiß ich noch nicht. Da hab ich ein wenig Angst, mich zu verzetteln, wenn ich zu viele Spielwiesen bedienen will. Aber wer weiß…

Letzte Worte:

Insgesamt kann ich mich nicht erinnern, jemals so viel in so kurzer Zeit und mit so viel Spaß und Faszination gelernt zu haben wie in den vergangenen Wochen. Außer vielleicht beim Lesenlernen und in den ersten Unisemestern – beides lebensverändernde, rundum positive Ereignisse. Das alles hat mich zum genau passenden Zeitpunkt „erwischt“ – und ich bin sehr gespannt, wo es noch hinführt. Ich hoffe jedenfalls, diese letzte Aufgabe wird kein Schlusspunkt, sondern ein Doppelpunkt…

Euch (allen, die sich angesprochen fühlen) bin ich sehr, sehr dankbar für das Angebot. Ich hoffe, Ihr bekommt die Resonanz, die der Sache würdig ist!

Beste Grüße, Marion

 

 

Last-Minute-Weihnachtszeug

Hallo,

wunderbarerweise ist noch ein bisschen Zeit übrig, bevor die Weihnachtsaufgabenphase zu Ende geht. Deshalb hab ich noch mal durch meine Dateien geguckt. Da gibt´s  noch ein, zwei Sachen, die in meinem Weihnachtsunterricht nicht fehlen dürfen und die ich gerne mit Euch teilen möchte.

Zum Beispiel dies:

Das Weihnachtsgeschichten- Quiz (oder die Weihnachtsgeschichten-Wette, wenn Sie mögen)

Meine SchülerInnen bekommen Briefumschläge mit Kärtchen, ein Umschlag für je 2 Personen. Auf den Kärtchen stehen Sätze mit Informationen, die angeblich aus der Weihnachtsgeschichte des Lukas stammen (oder auch nicht). In Partnerarbeit werden die Karten ausgepackt und je zwei Reihen gebildet: „Ja, wir glauben, dass das so in der biblischen Geschichte  steht“ – „Nein, wir glauben nicht, dass das so in der biblischen Geschichte steht“. „Weißnichtreihen“ gibt es nicht, der Verdacht sollte eindeutig geäußert werden… Wenn Sie als LehrerIn wetten möchten, können Sie ziemlich beliebige Mengen an Spaghettieis gewinnen, denn die Aufgabe ist richtig, richtig schwierig und kaum auf Anhieb lösbar.

Die Thesen stammen aus der Feder von Martin Autschbach (danke, dass ich sie veröffentlichen darf!), die Kärtchenidee ist von mir – ich mag das lieber als ein Blatt zum Ankreuzen, weil man später problemlos umsortieren kann.

Hier das Dokument (gleich zum Ausdrucken auf A 6 – Karten):

WeihnachtsquizA6

Wenn alle ihre Hypothesen in die Reihen gebracht haben,  mache ich noch ein wenig gezielten, absichtsvollen Wirbel um die Auflösung: Ich habe die Weihnachtsgeschichte in ein großes Textpuzzle verwandelt, auf A 4 ausgedruckt und laminiert. Die Bögen werden gut gemischt und verteilt (jeder bekommt in der Regel mehrere). Dann versucht die Gruppe, auf der Basis von Vorwissen und gesundem Menschenverstand die Geschichte zusammenzubringen und die Karten in der richtigen Reihenfolge auf dem Boden abzulegen. Dabei moderiere ich ein bisschen Dramatik hinein: „Jetzt müsste der Esel kommen… hat jemand den Esel? Niemand? Hmmm… Schaut doch noch mal genau… Kein Esel? Na, dann steht der Esel wohl doch nicht in der Bibel…“ – da gibt´s Spaghettieis für mich, fast sicher ;-). „Jetzt kommen sie in Bethlehem an – dann klopfen sie bestimmt an die Türen – tun sie nicht??? Nanu…“ – da gibt´s schon wieder Spaghettieis. Spätestens wenn der Stall nicht vorkommt (sondern nur die Krippe), wird es oft turbulent (siehe unten). Die Szene mit dem Engel erzähle ich ein wenig aus: Es ist stockdunkel, plötzlich tritt der gleißendhelle Engel aus der Dunkelheit (er schwebt nicht!!!) – und die Hirten sind völlig geblendet, sie sehen ihn nicht, sie hören ihn nur…

Sehr schön ist es, wenn nach Fertigstellung des Puzzles jeder noch mal die eigenen Sätze an passender Stelle laut vorliest, das bringt oft spürbare Andacht und bringt die – kitschfreie – Schönheit der Geschichte zum Klingen.

Hier die Textvorlage zum Ausdrucken auf A 4: (verbesserte Version – dank Martha)

Textpuzzle zur Weihnachtsgeschichte

Anschließend werden die Kärtchen umsortiert, bis alles stimmt. Dann reden wir.

Die Übung an sich ist nicht zu unterschätzen, sie hat häufig emotionale Ausbrüche zur Folge,  weil Schülerinnen ihre inneren Bilder für „Tatsachen“ gehalten haben und sich nun betrogen fühlen. Dies fange ich in zwei Schritten auf.

Erstens stellen wir fest: Die Geschichte ist später weiterphantasiert und ausgeschmückt worden. Die Schülerinnen kommen bald dahinter, dass dies einerseits daran liegt, dass Menschen die Geschichte aus ihrer historischen Perspektive hören (so kommt der Stall dazu, an den wir gewöhnt sind) und dass andererseits erzählerische Absichten erkennbar sind (so kommen die egoistischen Wirte ins Spiel – die Moral von der Geschicht´: Wie würdest Du Dich verhalten? Passt ja zur Botschaft Jesu, wegen der Nächstenliebe). So versöhnen sich aufgebrachte Schülerinnen wieder mit den Krippenspielen ihrer Kindheit…

Zweitens möchte ich natürlich nicht, dass die Weihnachtsgeschichte nun als die (historisch) „wahre“ Geschichte stehen bleibt. Durch die Überlegungen zum Sinn des Weitererzählens ist gut vorbereitet, nun noch weiterdenken zu können: Auch die Ursprungsgeschichte ist eine Erzählung, mit erzählerischen Absichten, von ihrer Zeit geprägt – es geht nicht darum, „wie es wirklich gewesen ist“, sondern darum, welche Bedeutung  es hat, dass Jesus zur Welt gekommen ist. Lukas wusste, dass er eine Geschichte erzählt (nicht informiert, sondern erzählt), und die Zuhörer/Leser wussten das auch. Keine Täuschungsabsicht, sondern „Predigt“. Stilmittel wie bei einer Erzählung, nicht wie bei einem Sachbuch.

Anschließend können die vielen symbolischen Elemente der Geschichte gedeutet werden – dazu hab ich tolle Texte, aber die sind leider alle nicht von mir. Nächstes Jahr schreib ich vielleicht selber mal was… für dieses Jahr muss diese Skizze genügen.

Sehr herzliche Empfehlung – das ist wieder so eine Sequenz, die alle Jahre wieder wunderbar funktioniert.

Die Kompetenz, die hier gefördert wird:

  • Grundformen religiöser Sprache kennen, unterscheiden und deuten

in reizvoller Kombination mit

  • Religiöse Motive in der Kultur identifizieren, reflektieren und ihre Bedeutung erklären

… wenn man denn die häusliche Weihnachtskrippe und das kirchliche Krippenspiel unter „Kultur“ fassen möchte. Kann man durchaus, denke ich.

Nachtrag: Die Methode mit den Kärtchen eignet sich für sehr viele Fragestellungen – immer wenn es Ihnen darauf ankommt, Vorkenntnisse zu Sachfragen zu erheben oder SchülerInnen  zur Hypothesenbildung anzuregen.

Hier die Methode an sich:

Stimmt´s

Viel Spaß!

 

 

Die BBS-Gruppe präsentiert: Unser Weihnachts-Projekt

Hallo Openreli,

unser internationales BBS-Team (Elisabeth, Elena, Reinhard, Michael, Marion, plus Ingrid als Beraterin) hat gewerkelt, meine Schülerinnen haben gewerkelt (und Rechte verschenkt),

und nun hab ich die Ehre, Euch das (vorläufige) Ergebnis zu präsentieren. Tadaaaa:

„Die große Frage“ zur Weihnachtszeit.

Wir fördern im Lauf von 4 Schritten mehrere Kompetenzen, nämlich

  • Persönliche Überzeugungen vertreten
  • Über das Selbstverständnis der Bezugsreligion Auskunft geben
  • Grundformen religiöser Praxis beschreiben, probeweise gestalten und ihren Gebrauch reflektieren

(Ich zitiere hier die Kompetenzen aus dem Comenius-Institut, der synoptische Vergleich zu den EKD-Kompetenzen steht im Religionsbuch-Blog, und wenn es jemand wirklich wissen will, kann ich hier auch noch den Abgleich mit den Österreichern einstellen 😉 Vertraut uns: Es passt!)

1.   Die große Frage – für mich

Dank an Jörg, der die Galerie in Bewegung gebracht hat,

und Dank an Reinhard für den Link zur Powerpoint-Variante:

https://drive.google.com/file/d/0BwTFlwnC8wpTS0hHMURYSS1rc28/edit?usp=sharing

Die Bilder gemeinsam anschauen und besprechen (Wie lautet die Frage eigentlich? – Welche Antworten passen, welche sind befremdlich?)

Auftrag:

Finde einen Antwort-Satz, der für Dich heute passt, und ein Symbol/eine Figur, das oder die ihn Dir zuspricht: „Der/die/das XY sagt: Du bist auf der Welt, um zu…“

Bilder gestalten, ausstellen, würdigen, evtl. abfotografieren und hochladen.

2. Jesus und die große Frage

a) Nichtweihnachtliche Variante:

Wie würde Jesus die große Frage beantworten? (also: Was sagt Jesus über den Sinn deines und meines Lebens?)

Vermutungen anstellen und anhand biblischer Texte überprüfen

b) Weihnachtliche Variante:

Stell Dir vor, der 5jährige Jesus fragt seine Mutter Maria: Wozu bin ich auf der Welt? Was antwortet sie?

(hier geht es also um den Sinn der Geburt Jesu, nicht deines und meines Lebens – oder vielleicht doch, aber zu der Erkenntnis ist es ein laaanger Weg…)

Vermutungen anstellen und anhand von Texten überprüfen,

  • z. B. die ersten beiden Lukaskapitel (wo Engel erklären, was das alles soll)
  • oder die „Ich bin gekommen“-Texte von Reinhards Liste (die findet Ihr hier:)

Jesus_gekommen-1

3. Die große Weihnachts-Antwort

Nachdem wir das alles besprochen haben, frage wir: Was ist das „Eigentliche“ an Weihnachten – wozu das alles?

Auftrag:

Formuliere einen Satz, der für Dich das (christliche) Zentrum des Festes ausdrückt, finde/gestalte ein passendes Motiv und gestalte mit diesen Elementen eine E-Card.

Hier einige Hinweise von Reinhard für die Suche nach freien Bildern (wichtig, damit die Ergebnisse veröffentlicht werden kölnnen:

Find OER | Community College Consortium for Open Educational Resources

open educational resources (freie Bildungsmaterialien) finden

CC Search

Suche nach content (Bilder, Videos, Musik, …) unter der creative-commons-Linzenz
Wikimedia Commons
 
Oder unter Google-Suche: Bei den erweiterten Einstellungen die Lizenzart wählen

(E-Cards gestalten – siehe Reinhards Kommentar unten – und hochladen, evtl. verschicken)

 

4. Die Fortsetzung, nach Weihnachten

Und – hat Jesus erreicht, wozu er gekommen ist? Wie „erfolgreich“ war er? Am Ende wurde er gekreuzigt – ist das nicht das ultimative Scheitern?

Evtl. abschließend: Welchen Sinn macht es, Weihnachten nach 2000 und mehr Jahren noch immer zu feiern? Und wenn das, was wir herausgefunden haben, der Kern der Sache ist – wie feiern wir dies auf angemessene Weise?

– oder natürlich: Welchen Sinn macht Ostern?

Der Weihnachts-Blog – diesmal mit Geschenken (erste Lieferung)

Hallo Welt,

boah, was wart Ihr alle brav… Im Ernst: Unglaublich nett, all die Unterstützung!

Nun bin ich schon wieder neu motiviert und bereit für Geschenke… wenn ich schon nicht die Technik kann, will ich doch wenigstens Ideen einspielen 😉

 

Dies hier war mal eine meiner abgedrehteren Ideen – eine Spielkette zu Weihnachten nach Lukas, entstanden für eine Schulweihnachtsfeier mit mehreren Klassen, die wettkampfmäßig gegeneinander angetreten sind. Seither klassenintern und an diversen Schulen reichlich erprobt.  Die Kompetenz: „Biblische Geschichten mit allen Sinnen erlebbar machen“ für die Erzieherinnen (die Grundidee eignet sich auch für ein Klassenprojekt, also zum  Selbermachen – dann werden andere Spiele verfremdet, da gibt´s 1000 Möglichkeiten). Für die anderen vielleicht mit viel gutem Willen „Über Schlüsselsituationen des Christentums Auskunft geben“, weil anschließend auf jeden Fall jeder mal wieder die Weihnachtsgeschichte „erlebt“ hat… allerdings hat das mit „reflektierter Auslegung“ nur am Rande zu tun und ist nur mit viel Humor zu genießen. Dann macht es aber wirklich Spaß!

So sieht´s aus:

[iframe src=“http://blogs.rpi-virtuell.de/mholzhueter/wp-content/uploads/sites/55/2013/11/S32-S35_Spielkette_Teil1.pdf“ width=“100%“ height=“400px“]

… und hier das Moderationsmaterial. Auf A 5 ausdrucken, fertig.

[iframe src=“http://blogs.rpi-virtuell.de/mholzhueter/wp-content/uploads/sites/55/2013/11/S32-S35_Spielkette_Teil2.pdf“ width=“100%“ height=“400px“]

Weil´s so schön ist und es auf jeden Fall eine letzte Stunde vor den Ferien gibt, hier noch ein paar Spiele-Klassiker in der Weihnachtsversion – die stelle ich Euch als veränderliche Dokumente ein. Vielleicht habt Ihr ja Ideen, wie man´s noch erweitern kann…

BRUSpiele

S36_4Spielideen_Pantomime

S36_4Spielideen_Tabu

S37_4Spielideen_BrainTornado

S37_4Spielideen_Zehn Fragen

… und falls Ihr Euch jetzt nach der Kompetenz fragt: Im Zweifelsfall „Sozialkompetenz“ 😉

Das alles waren Materialien aus dem BRU-Magazin „Beute machen“ – da sind noch andere tolle Ideen drin. Schaut gern mal unter www.brumagazin.de.

 

 

 

 

 

 

 

Der Weihnachts-Blog… na ja, beinahe

Hallo Openreli,

uffffff…

Eigentlich wollte ich die Weihnachtsabteilung meines Openreli-Kursblogs gern mit „Geschenke für alle!!!“ eröffnen und allerlei frei verfügbare gezeichnete Schätze (mit CC-Lizenz versehen) unter die Menschen bringen. Gezeichnet sind die längst, und ich finde die Symbölchen sehr praktisch für alles mögliche. Würde ich gern mit euch teilen.

Immerhin hab ich es inzwischen mit viel Versuch und Irrtum geschafft, ein so´n Bildchen bei flickr einzuschleusen:

2014-04-27 11.30.07

CC BY Marion Holzhüter http://flic.kr/p/hfQppx

(niedlich, oder?) … und musste mich dafür schon wieder wo registrieren, was ich immer noch nicht mit gutem Gefühl tue (Berührungsängste? – schon möglich…). Ich will´s ja lernen, dafür schlucke ich die Kröte. Aber wehe, Yahoo gratuliert mir zum Geburtstag, das brauch ich echt für nix…

Wie ich da jetzt aber die Lizenz draufkriege? Ichweißesnicht. Die CC Search-Seite erklärt mir bloß immer wieder, welche Formen es gibt, aber nicht, wie ich´s verbindlich mache. Reichts, wenn ich hier hinschreibe, dass mit dem Bildchen jeder alles machen darf? Ihr dürft, und viel Spaß dabei!!!

Pfiffig wäre ja auch, das Lizenzlogo bei flickr in das Kommentarfeld einzufügen (das käme mir logisch vor) – aber dafür müsste ich es erst mal wo „kopieren“ können.

Falls sich jemand meiner Fragen erbarmt: Ich hab außerdem nicht die leiseste Idee, in welche der CC Search- Kategorien meine Lernaufgabenseiten passen (Musik?Fotos?… passt alles nicht). Die verpacke ich wohl am besten irgendwo im rpi-virtuell-Materialpool, oder? Am liebsten natürlich, Ihr ahnt es schon, mit Lizenzlogo… seufz.

Und wenn wir einmal dabei sind: Gesetzt den Fall, ich wollte mein Flickrbildchen als Bildchen (nicht als pdf) in meinen Blog einfügen – wie geht das? Vermutlich gibt´s dafür ein „Plug-in“, oder? Gibt´ s auch eine Anleitung für Dummies?

Das kann doch jetzt alles eigentlich gar nicht mehr so schwierig sein… ich glaube, ich gucke mir mit dem aktuellen Fragestand jetzt zum dritten Mal Jörgs Vortrag an – vielleicht hab ich´s ja bloß überhört (so wie es hoffnungslosen Schülern öfter geht, seufz…).

Wochenaufgabe 4 – auch wenn die Woche schon vorbei ist…

Hallo Openreli,

ichweißichweiß, die 4. Woche ist vorbei, und wir sind längst mit anderen Aufgaben beschäftigt. Trotzdem fällt es mir schwer, mich loszureißen – mein Hinterkopf bloggt munter weiter, und die Selbstreflexion tut mir gut. Also erlaube ich mir meine persönliche Fortsetzung, bis mich jemand aktiv bremst. Immerhin heißt das Teil ja „Kursblog“ und nicht „Blog für Woche 4″…

Inzwischen haben wir die ersten Unterrichtsstunden mit dem „digitalen Schulbuch“ hinter uns. Eine meiner Sorgen hat sich bestätigt: Dass wir immer noch Papierkopien von diesem und jenem brauchen, hat sich als lästig erwiesen. Zumal ich zwei dieser Papiere prompt zu Hause vergessen hatte, seufz… So was bremst unter Umständen den Arbeitseifer erheblich. Eine andere Sorge hat sich als unbegründet erwiesen:  Mir sind die vielen Aufgaben eigentlich noch zu sehr von mir vorgegeben und „gesteuert“. Am vergangenen Donnerstag haben wir aber viele, viele  Aushandlungsgespräche unter 4 Augen geführt. Aufgaben wurden selbstdenkend aus Text und Erarbeitungsmethode kombiniert,  modifiziert, erweitert, auf reale Situationen bezogen (statt meiner „Fallgeschichten“), Pläne für Praktikumsaufgaben wurden geschmiedet, zusätzliche Ressourcen wurden vorgeschlagen, ganz zu schweigen von Handlungsprodukten – und genau so will ich das haben! Die Aufgaben sind ein Anstoß, ein Angebot, mehr nicht. Selbst daraus entwickelte Vorhaben sind der eigentliche Clou. Letzter Satz, der in der Stunde (beim Rausgehen) von einer Schülerin gesprochen wurde: „Hier sind gerade ganz viele Gedankenblitze im Raum!“ Mit fasziniertem Unterton. Wunderbar…

Methodischer Tipp zu den Beratungsgesprächen: Ich stelle einen Stuhl im rechten Winkel zu meinem Pult. Wer etwas fragen oder verhandeln möchte, nimmt dort Platz. Wenn der Stuhl besetzt ist, warten die Nächsten auf den günstigen Moment. Laufende Gespräche werden nur unterbrochem wenn der Klassenraum brennt oder sonst ein dramatischer Notfall eintritt… Der „Beratungsstuhl“ erspart unglaublich viel Hektik und dass phasenweise gefühlte 5 Menschen aus 6 Richtungen gleichzeitig  lauthals meinen Namen rufen – denn es ist klar, wann, wo und wie man ohne Kampf und Lärm meine (konzentrierte) Aufmerksamkeit bekommen kann.  Das Ritual hat sich bewährt, auch bei 31 Menschen auf der Suche nach „der Aufgabe“.

Zu zwei Fragen wollte ich noch Stellung nehmen, dann soll es für den Moment gut sein…

1.   Eine hospitierende Referendarin fragte nach dem Zeitmanagement  innerhalb des Unterrichts: Gibt es Zwischenmeetings, Präsentationen, Absprachetermine etc.? Die Antwort: Ja, aber ich hab noch keinen konkreten Plan. Erst mal findet sich nun jede/r in die eigene Aufgabe. Ich möchte das Management jeweils nach Absprache gestalten und dafür Plakate ausprobieren… sobald ich endlich geschafft habe, Jörgs geniales Erklärvideo so weit zu gucken, dass ich weiß, wie es geht, stelle ich meine Muster irgendwohin, wo man sie wiederfindet (später am Tag).

2. Reinhard fragte (wie rhetorisch weiß ich nicht ;-)) nach meinem Zeitmanagement im Schuljahr. Die Antwort bleibt: Nein, ich arbeite nicht immer so.  Für meine Altenpflegeklasse finde ich dieses Modell passend, denn die 31 Beteiligten bringen sehr, sehr viel Praxiserfahrung und „echte Lernsituationen“ mit. Und das Feld der Sterbebegleitung ist sehr weit, mehr als exemplarische Arbeit ist kaum möglich. Da hilft ein Lernarrangement, das es den Einzelnen ermöglicht, jeweils das zu bearbeiten, was akut auf den Nägeln brennt. Während lange Aushandlungsprozesse mit 32 Beteiligten leicht qualvolle Zeitverschwendung werden und/oder viele Bedürfnisse wegdiskutieren, weil sie keine Mehrheit finden. Wie gesagt: Die Aufgabensammlung ist über Jahre gewachsen, wird auch in diesem Jahr weiter wachsen, die Situationen sind praxisnah und übertragbar, die Aufgaben verhandelbar. Das ist nicht so viel Arbeit, wie es aussieht 😉 Zumal ich keinerlei Energie in extrinsische Motivation oder den Umgang mit Widerständen stecken muss.

In den Erzieherklassen gehe ich anders vor – hier gibt´s kleinere Lerngruppen, mehr gemeinsame Projekte – und die „vollständige Handlung“ im Blick auf religiöse Fragen selbstständig durchlaufen zu können ist explizit die Kompetenz, um die es zwei Jahre lang geht. Wenn ich da zu viel vorgebe, fehlt der entscheidende Lerneffekt, deswegen verzichte ich darauf weitgehend (obwohl ich sehr gerne Aufgaben gestalte). Wir klären in den ersten Stunden die möglichen Schwerpunkte (lt. Lehrplan, der sehr praxisnah ist) – und von da an handeln wir alles, was man aushandeln kann, miteinander aus. Einige wenige Lernjobs kommen öfter zum Einsatz. In der Regel bereite ich die Stunden aber gar nicht vor, um nicht vorzugreifen, sondern habe einfach im Kopf, wo wir stehen, und moderiere die Übergänge und Reflexionen. Anschließend halte ich ggf. die selbstentwickelten Aufgaben/Vereinbarungen schriftlich fest, um der Klarheit willen.  Die meiste Zeit vergeht mit selbstdenkender Arbeit der Lerngruppe.

Außerdem lebe ich in meiner Vorbereitung davon, dass ich seit 13 Jahren passende Literatur sammele, mittlerweile unglaublich viele Kinderbibeln, Bilderbücher, Sachbücher für Erzieherinnen usw. einspielen kann, die schon nach Kompetenzschwerpunkten sortiert in Kisten verpackt auf Ihren Einsatz warten. Dazu meine diversen universell einsetzbaren Aufgaben (Buchempfehlungsbögen, Texterschließungsaufgaben…) und ein paar größere Spielideen („Wir organisieren einen Workshop für die anderen 3 Klassen“ – „Wir gestalten eine Feier für uns alle“ – und demnächst dann wohl auch „Wir kreieren ein digitales Schulbuchkapitel“)… und ganz viel Offenheit für das, was sich aus den Gesprächen ergibt, und Moderationstechnik,  und fertig. Eigentlich, offiziell,  sollte ich zu Beginn des Schuljahres festlegen, was uns wann interessieren wird, ja – aber woher sollte ich das denn wohl wissen? Ich sorge dafür, dass alle relevanten Bereiche vorkommen, das muss genügen.

In diesem Jahr erprobe ich auch bei den ErzieherInnen das System mit den Punkten, die gesammelt werden, aber mit viel kleinschrittigeren und noch vielfältigeren Angeboten. Das ist ein wenig mehr Arbeit – aber nicht so sehr auf einmal, sondern eher nachgehend und in sehr engem Austausch. Vielleicht blogge ich darüber ja auch noch ein wenig – da geht´s ab jetzt ohnehin um Weihnachten, dann passt auch die übergeordnete Aufgabe wieder :-).