Ein einmaliges Trostbuch für die Alltagsdunkelheiten in unserem Leben. Es begleitet uns und beantwortet die Frage: Wird am Ende alles gut?
Ein Bilderbuch für alle, die Trost brauchen!
Kerstin Hau & Sonja Wimmer Getröstet
Bei dieser Geschichte möchte ich euch zuerst etwas über die Bilder erzählen: Ich kenne eine Menge Bilderbücher – aber diese Zeichnungen sind einzigartig und berühren mich sehr. Sie leuchten in den buntesten Farben des Lebens. So beginnt das Buch: eine Farbenexplosion und tanzende Menschen. Immer dabei ist ein wunderschöner Paradiesvogel, der die ganzen Gefühle des Menschen miterlebt. Die Bilder werden jetzt dunkler und wir sehen, wie es ist, wenn man „stürzt“.
Im Leben ist nicht alles nur voller Freude und Farbe. Manchmal wirft es uns aus der Bahn. Wir erleben in der Geschichte, wie man mit Alttagsdunkelheiten umgehen kann. Ganz einfühlsam erzählt das Buch von der Trauer, der Wut, den Krisen, dem Frust und Streit. Es stellt die Frage: Wird am Ende alles wieder gut?
Wir merken, wir dürfen all diese Dunkelheiten fühlen und sehen, wie Trost aussehen kann – nicht voller Tatendrang und lauten Worten, sondern durch Dasein. Klar wird aber auch, dass eine Heilung Zeit braucht und eben jemanden, der uns tröstet. Wer das sein kann, wird offengelassen. Durch den Paradiesvogel wissen wir aber: Ich bin nicht allein!
Am Ende lesen und sehen wir es an den Bildern: „Das Leben schielt irgendwann wieder um die Ecke und schenkt uns ein Lächeln.“ Wie lange das dauert, ist ganz unterschiedlich- nur irgendwann kommt das Licht zurück. „Meistens wir alles wieder gut. Manchmal wird es anders.“
Wie erwecke ich in Kindern ein Verständnis WARUM es Kirchen gibt und auch weiterhin geben sollte? Dafür brauche ich nur eine Einkaufstüte …
Oder: Gibt´s da was umsonst?
Kirchenrallye – nein danke!
Ich arbeite mich gerade in den Bereich Kirchenraum ein und möchte mal ganz anders an die Sache herangehen. Ich will keine Erkundungsrallye in der Kirche machen, mit hektischer Betriebsamkeit, in der alles ausgemessen, geschätzt, betrachtet und besprochen wird. Das macht den Kindern zwar Spaß, wird aber bald wieder vergessen sein. Die Frage ist auch, ob auf diese Weise die sakrale Dimension eines Gotteshauses nicht auf der Strecke bleibt. Ich möchte gerne, dass sie verstehen, WARUM es überhaupt Kirchen gibt und auch weiterhin geben sollte. Denn Kindern sagen Kirchenräume oft nicht mehr viel.
Warum gibt es Kirchenräume?
Bevor ihr weiterlest, überlegt mal selbst: Warum gibt es Kirchen? Was würde euch einfallen???
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Früher war die Kirche ein Friedensraum, eine zeitliche und räumliche Schutzzone, in denen Streit und Gewalt aufhören mussten. Eine Insel des Friedens. Das hat mir bei meiner Recherche gefallen. Eine geschützte Oase! Ich dachte sofort an die Arche. Man nannte dieses Abkommen „treuga dei“. Auch heute noch können Kirchen Schutzräume sein. Ich denke an den Non-Stop-Gottesdienst in den Niederlanden, der 100 Tage dauerte und so das Kirchenasyl nutzte, um eine Flüchtingsfamilie vor der Abschiebung zu retten. Das fand ich schon einmal großartig.
Was ist eine Kirche überhaupt?
Bevor ich zu den Gründen komme, wollte ich gerne eine Definition für „Kirche“ finden. Bei anderen Gebäuden ist das einfach. Sie haben meist eine Aufgabe, einen Zweck: In meinem Haus wohne ich, im Supermarkt kaufe ich meine Lebensmittel ein, in einem Kino schaue ich einen Film, in einer Fabrik werden Dinge hergestellt usw.
Und eine Kirche? Ist sie zweckfrei? Ich finde das Wort nicht passend. Kirchen haben einen Zweck – sind aber nicht an eine Aufgabe gebunden (Supermarkt = Essen, Kino = Unterhaltung, Krankenhaus = Hilfe für Kranke). Kirchen sind keine funktionalen Orte. Sie wurden nicht „optimiert“ oder vernünftig, pragmatisch und praktikabel geplant. Hier wird nichts produziert, nichts angesammelt oder verkauft. Kirchen sind offener, sie dienen nicht dem einen Zweck (Auch wenn ihr Aufbau auf eine liturgische Feier ausgerichtet ist). Vielleicht lässt uns das auch aufatmen, wenn wir eine Kirche betreten. Diese Andersartigkeit, die atmosphärische Dimension des Kirchenbaus oder dieses ganz andere „Wohngefühl“?
Jedenfalls finde ich den Begriff „Haus Gottes“ für eine Kirche auch nicht so glücklich, denn Gott ist nicht an diesen einen Ort gebunden. Könnte man sagen, eine Kirche ist „EIN Haus Gottes für Menschen“? Möglicherweise ist Gott an solch besonderen Orten, die Gott zugedacht sind, in besonderer Weise spürbar? Ich persönlich empfinde Kirchen als eine Einladung, Gott zu begegnen. Manchmal möchte ich aber auch nur mir begegnen. In mich hineinhorchen. Das geht hier einfach besonders gut.
3 knackige Gründe
Wenn mich also ein Kind fragt: „Warum gibt es diese großen, alten und kalten Gebäude? Dann würde ich es zusammenschnorcheln auf 3 Gründe:
Das Feiern ist hier nicht immer partytauglich. Aber es geht auch – wie bei einer Party – um die Musik. Kirche wird hier zum Klangraum. Das macht unser Herz weit und offen. Wir singen, um von Gottes Größe und Schönheit zu erzählen, um uns der Gemeinschaft bewusst zu werden, uns einzustimmen, hinzuführen. Wir hören, um zur Ruhe zu kommen und zu lauschen.
Wir erinnern uns an Jesus und seine Geschichten, die auch heute noch für unser Leben wichtig sein können. Jesus kann uns ein großes Vorbild sein. Durch das Hören seiner Geschichten, halten wir die Erinnerung an ihn wach.
Wir hören auch Geschichten des Alten Testaments und finden darin Erzählungen von Menschen, die sich die gleichen „großen“ Fragen gestellt haben wie wir. Sie erzählen uns, ihre eigene Geschichte mit Gott. Auch diese wollen wir bewahren.
Wir können an einem besonderen Ort verweilen, zur Ruhe kommen, unseren Gedanken nachhängen, vielleicht sogar beten. Sorgen und Nöte können wir hier abladen, zurücklassen.
Was nehmen wir mit? – Einen Segen, der uns rausschubst in die Welt. Der uns stark machen kann, der uns das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. – Die Idee, dass wir das, was wir in der Kirche finden (hören), weitergeben, sozusagen als Boten Gottes. Wir wollen Jesus nachfolgen und das, was ihm im Leben wichtig war, in die Welt hinaustragen.
Die Einkaufstasche
Mein Aufhänger im Unterricht wäre eine Einkaufstasche. Was kommt da alles normalerweise rein? Klar: Dinge, die wir einkaufen (Lebensmittel, Spielzeug, Katzenfutter usw.). Dafür gehen wir in spezielle Läden. Die sind auf diesen Zweck ausgerichtet: die durchdachten Gänge im Aldi. Alles ist an seinem Platz, wir wissen wo was steht. In der Fabrik: Gibt es die Maschinen, die nur für einen Zweck gebaut wurden, im Krankenhaus ist alles auf die Kranken ausgerichtet …
Aber wie ist das mit der Kirche? Was gibt es da? Was nehmen wir mit?
Wenn wir mit den Kindern Ideen gesammelt und auch die drei oben genannten Gründe besprochen haben, überlegen wir, wie wir das bildnerisch umsetzen können, um es in unsere Tüte zu packen. Daraus kann ein einfaches Bastelbild entstehen:
Jedes Kind erhält eine kleine Butterbrottüte. Sie wird an einer Längsseite aufgeschnitten und am Boden (so kann man sie einfach aufklappen).
Jetzt werden Bilder auf ein weißes Blatt gemalt und ausgeschnitten, die die Kinder in die Papiertüte kleben. Natürlich können auch Worte aufnotiert und eingeklebt werden. Die Bilder zeigen Dinge, die man aus einer Kirche „mitnehmen“ kann.
An der Papiertüte wird aus einem Wollfaden noch ein Henkel festgeklebt.
Danach kommt die Tüte ab ins Heft und wird dort (einseitig) eingeklebt.
Wir stellen fest: In unserer Tüte sind lauter Dinge, die man sonst nirgendwo kaufen kann! Die Dinge sind nicht käuflich zu erwerben und die Kirche ist auch nicht – wie andere Gebäude – einem einzigen Zweck gewidmet. Das ist also ein ganz besonderer Ort …
Mit diesem Vorwissen und der geweckten Neugier, wäre es jetzt natürlich schön, eine Kirche zu besuchen und diesen besonderen Ort zu erleben. Vielleicht fallen uns noch andere Dinge ein, die wir in der Kirche finden und mitnehmen können. Das ergänzen wir dann später in unserer Einkaufstasche: Was hast DU heute aus der Kirche mitgenommen?
Also, warum brauchen wir Kirchen?
Ich habe eine tolle Andacht von Heiko Kuschel gelesen. Er hat sich gefragt: Was gibt es denn in der Kirche? (Im Gegensatz zum Supermarkt?). Was wird nach unserem Besuch in der Einkaufstüte zu finden sein?
Er hat die Geschichte von Maria und Marta erzählt. Ihr erinnert euch: Marta, die alles hübsch macht für Jesus und umtriebig ist, vorbereitet, plant. Und die andere: Maria, die, die sich zu Jesu Füßen setzt und ihm einfach nur zuhört.
Ich persönlich bin ja eher Marta. Die schon zehn Schritte im Voraus plant, vorbereitet, Hektik verbreitet. Das ist dasMarta-Power-Leben.
Und dann gibt es da Maria. Heute würde man sagen: die Achtsame. Sie nutzt die Gunst der Stunde und hört hin. Bleibt stehen. Maria ist die Stille und Komtemplative. Das ist so wichtig. Ich möchte das von Maria lernen! Kirchengebäude helfen mir dabei. Es ist wie ein kleiner Austieg aus dem Alltag. Ein Innehalten. Ich bin zum Nichtstun hier! Zum Empfangen.
Schön an der Geschichte ist: Jesus lässt beide gewähren. Die Stille-Maria und die Power-Marta. Beide Seiten haben ihre Berechtigung und können etwas in der Kirche finden …
Und? Was ist also in der Einkaufstasche nach meinem Besuch? Was habe ich mitgenommen? Ruhe, Zeit für mich, Zeit für Gott und ein Gebet.
Hier findest du noch einen Beitrag zu „Finde ich Gott in der Kirche?“ Mit einer virtuellen Tour, die einen ganzen Kirchenraum zeigt – und zwar auch noch die schönste Kirche der Welt 😉
Eine Unterrichtseinheit über die Frage: „Wie ist Gott?“ – so abwandelbar, dass sie für jede Primarstufe passt. Schaut rein!
Eine Unterrichtseinheit zum gleich umsetzen
Kennst du eine, kennst du alle …
Ich liebe es, Unterrichtseinheiten so zu planen, dass (fast) alle Stunden gleich ablaufen. Das erspart mir viel Gehirnschmalz und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besonders den Kindern im Lernprozess entgegen kommt. Für euch ist es auch praktisch, denn wenn ich eine Stunde erklärt habe, wisst ihr, wie der Hase läuft.
Ausnahmen sind die erste und die letzte Stunde. Sie sind besonders und deshalb stelle ich sie euch gesondert vor.
Los geht´s!
1. Stunde: Gott in der Kiste
Ich breite zuerst eine gelbe Runddecke aus und stelle eine verschlossene Kiste in die Kreismitte. „Ich habe euch heute Gott mitgebracht!“
Da kann man sich vorstellen: Das Gespräch kommt sofort in Fahrt. Provokationen können manchmal richtig gewinnbringend sein 😉
Die Kinder äußern sich frei und ein erster Blick auf ihre Gottesvorstellungen wird sichtbar („Gott passt doch nie in so ne kleine Kiste! Der ist doch im Himmel und viel zu groß!“ „Alte Männer können sich doch gar nicht so klein machen – auch nicht der Gott!“ usw.)
Wir klären auf: „Ihr habt recht – Gott ist nicht hier drin… Aber lauter Dinge, die beschreiben, wie Gott ist…“
Ich öffne die Kiste und zum Vorschein kommen ganz unterschiedliche Bilder.
Die Kinder sollen jetzt in Partnerarbeit (Flüsterphase) die einzelnen Bilder betrachten und Adjektive sammeln. Die erste Karte zeigt ein Haus. Die Kinder assoziieren: Ein Haus ist: groß, stabil, hell, gemütlich …
Die gefundenen Adjektive werden im Plenum genannt und von der Gruppe um weitere Worte ergänzt. („Wie ist ein Haus noch?“)
Wir haben jetzt die Tatsachenebene beleuchtet. Das sind handfeste Attribute, die unsere Bilder näher beschreiben. Aber warum Gott wie ein Haus sein soll, das haben wir noch nicht herausgefunden… Das ist ein Geheimnis und nicht so einfach…
Wir überlegen, warum Gott wie ein Haus, ein Schiff, eine Kuscheldecke sein kann … und finden heraus: Gott ist immer auch noch viel mehr als das, was wir denken. Dazu passt die Geschichte „Von den Blinden und dem Elefanten“ oder noch viel besser: „Nanu ein Fuß!“
Die beiden Bildkarten „Tatsache & Geheimnis“ findet ihr auch auf der Taskcard. Dazu später mehr.
Die Tiere, die in einer gemeinsamen Hängematte schlafen, hören eines Nachts ein Geräusch. Sie machen sich auf die Suche nach der Ursache und finden etwas Unbekanntes. Das muss etwas sein, was sie sich vorstellen können, z. B. der riesige Fuß einer Schildkröte. Doch es stellt sich heraus, dass ein Elefant das Geräusch verursacht hat. Jedes der Tiere hat nur einen kleinen Teil von ihm erfasst. Nun legt sich der Elefant zu den anderen Tieren in die Hängematte. Da ertönt wieder ein Geräusch. Was war das? Zusammen versuchen sie das herauszufinden. Die Suche ist nämlich niemals abgeschlossen.
2. Stunde : Das Symbol Haus ergründen
Bildbetrachtung und Traumreise
Diese Stunde steht stellvertretend für alle folgenden Stunden:
Wir betrachten das Impulsbild Haus und sammelt Tatsachen-Wiewörter: Ein Haus ist groß, einladend, stabil …
Danach hören die Kinder die Traumreise, die die Tatsache und das Geheimnis miteinander verbindet.
Jedes Kind fertigt eine Klappkarte an (ein einfaches DINA4 Blatt, in der Mitte gefaltet): Außen ist die Tatsachenebene. Hier wird das konkrete – eben innerlich gesehene – „Traumhaus“ gemalt und Wiewörter dazu gefunden. Diese werden um das Haus herum oder auf die Rückseite geschrieben.
Innen ist die Geheimnisebene. Hier wird aufgeschrieben, ob und wie das Bild des Hauses zu Gott passt: „Gott ist wie ein Haus. Gott ist …“
Worttabellen als Hilfen
Dazu können die Kinder die Worttabellen / Wortsammlung als Hilfe nutzen. Welche Worte sind passend für meine Vorstellung? Es ist zugleich eine Wortschatzübung und hilft ihnen, religiöse Dinge auszudrücken.
Hier kann auch eine Partnerarbeit angedacht werden. Für das erste Schuljahrkann die Lehrkraft die Worte auch vorlesen und die Kinder malen dazu …
Die gewählten Symbolbilder (Haus, Schiff, Kuscheldecke, Freund…) der Einheit sind dem Lied von Detlev Jöker „Bist du ein Haus aus dicken Steinen?“ entnommen.
Ich habe die Reihenfolge der Strophen verändert, um von den konkreten, einfachen Bildern, zu den komplexeren zu kommen. Auf der Taskcard findet ihr die Bilder in „meiner“ Reihenfolge.
In jeder Stunde wird die passende Strophe des Liedes gesungen. Dieses Lied hat sowohl eine Tatsachenebene (oberer Teil des Textes) als auch eine Geheimnisebene (unterer Teil).
Nachdenkgespräch über einzelne Strophe
Über den unteren Teil des Liedes wird nun ein Nachdenkgespräch geführt:
„Wie kann Gott Menschen ein Zuhause geben?“
Wenn die Kinder sicherer in der Einheit sind, können sie vielleicht selbst Nachdenkfragen zu den einzelnen Strophen formulieren.
Weitere Stunden der Einheit
Nach der „Hausstunde“ schließt sich die „Schiffsstunde“, die „Kuscheldeckenstunde“ usw. an, die genau so aufgebaut sind, wie diese Stunde über das Symbol Haus.
Betrachtung des heutigen Bildes (Schiff, Kuscheldecke, Freund…)
Adjektive sammeln zum Bild (Tatsachenebene)
Traumreise (Übergang von Tatsachenebene auf Geheimnisebene)
Gestaltung der Klappkarte (eigene Auseinandersetzung mit Tatsache & Geheimnis)
Liedstrophe kennen lernen und singen
Nachdenkgespräch über ausgewählten Satz der Strophe
Ihr könnt natürlich auch einzelne Bilder des Liedes herausgreifen, um die Einheit zu verkürzen.
Als Hilfe zum Theologisieren könnt ihr die Denkwerkzeuge nutzen.
Letzte Stunde
Wir schauen uns unsere Klappkarten und die gesammelten Worte an, die versuchen Gott näher zu beschreiben und fragen uns: „Wie ist Gott denn nun?“ Wir stellen fest: Gott kann man nie ganz fassen.
Die letzte Strophe des Liedes wird gemeinsam gesungen. Sie verstärkt das eben Erarbeitete.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Einheit zu beschließen: Den Bibelweg oder den Bilderbuchweg.
Wer einen Klassensatz Kinderbibeln hat, kann die Kinder selbst auf die Suche schicken …
Ich kann auch einige Geschichten vorab auswählen. Diese können in PA oder GA bearbeitet werden (lesen der Geschichte, Gottesvorstellung finden & besprechen: Mag ich diese Vorstellung oder nicht?). Nicht alle Gottesvorstellungen sind positiv besetzt (z. B. das Vaterbild). Die Kinder entscheiden selbst, ob sie die Vorstellung ablehnen oder sich eine passendere suchen.
Das Bilderbuch „Der liebe Gott versteckt sich gern“ bietet viele Gesprächsanlässe zu den dort vorgestellten unterschiedlichen Gottesvorstellungen.
Witzig: Es gibt einen Onkel Herbert im Buch, der an der Gottesfrage überhaupt kein Interesse hat (Solche Menschen begegnen den Kindern natürlich auch! 😉 )
Tascard mit einem riesen Angebot
Auf unserer digitalen Pinnwand (Taskcard) haben wir euch alles zusammengestellt, was wir erarbeitet haben. Nicht alles kann ich euch vorstellen – aber vielleicht habt ihr ja mal Lust darin zu stöbern. Die markierten Beiträge sind für die Einheit wichtig. Ihr findet dort:
Anregungen / Denkwerkzeuge für Lehrkräfte (lege ich euch ans ♥) Wie kann ein Nachdenkgespräch ablaufen? Wie könnte der äußere Rahmen aussehen? Was sind dabei die Aufgaben der Lehrkraft? Worauf kommt es bei der Kommunikation an? Hilfen & Methoden Moderationsimpulse
Gesprächsimpulse für Nachdenkgespräche
Impulskarten: Denkwerkzeug für Kinder
Bilder zum Lied „Bist du ein Haus aus dicken Steinen“
Wortlisten zum Download
Buchtipps
Impulskarten Gott
Impulskarten Metaebene (wenn ich mit theologischen Gesprächen beginne)
Wie gehe ich konkret und kindgerecht vor, um mit dem Theologisieren zu beginnen? Hier findet ihr ein kurzes und leicht umzusetzendes Konzept.
oder: Wie gehe ich konkret vor?
Ein Gespräch ist nicht gleich ein Gespräch
Um ein normales Unterrichtsgespräch vom Theologisieren zu unterscheiden, benötigen die Kinder ein bekanntes Gerüst, um diesen Schritt (hin zum Theologisieren) zu vereinfachen.
Das Gerüst …
… hat drei Stockwerke. Der letzte Stock ist optional.
Stockwerk 1: Beginn
Macht den Kindern klar: Jetzt starten wir in ein theologisches Gespräch! Das ist etwas besonderes … – Wir bilden einen Sitzkreis, jeder sollte sich gut sehen können. Alle sind Teil der Gemeinschaft.
– Die Lehrkraft stellt die Theo-Kiste vor. In ihr befindet sich alles, was wir zum Theologisieren brauchen:
– Die Gedankenwerkzeuge (Regeln) ausgedruckt (ggf. im Sitzkreis auslegen oder an die Tafel / Stellwand hängen).
– Eine Sanduhr o.Ä. legt die Zeitspanne fest .
– Die Frage der Stunde wird auf einem Blatt notiert. Wenn ihr neu beginnt: Stellt die Frage erst nach dem kreativen Anreiz (s.u.). Ist das eine weiterführende Stunde, holt ihr die Frage aus der Theo-Kiste oder (was ich empfehle) schiebt eine kurze kreative Phase vor.
Stockwerk 2: Die Auseinandersetzung
– Überlegt euch vorab einen kreativen Anreiz. Wenn ihr zu einem Buch theologisieren möchtet, ist das besonders einfach. Hier könnt ihr ein szenisches Spiel einplanen, Standbilder bauen… Eine Fantasiereise oder ein Lied sind immer gut möglich. Wichtig ist die kreative Beschäftigung vorab. Das hilft den Kindern zu einem mehrkanaligen Zugang. Hier findet ihr tolle Anregungen. Während dieser Phase können sich Fragen herausbilden oder willst du eine eigene Frage stellen?
– Das Verlangsamen des Gespräches gelingt durch einen Gesprächsball, der nach jeder Aussage zu euch zurück kommt.
– Auf die Denkwerkzeugekann ggf. immer wieder hingewiesen werden.
– Der Abschluss bündelt das Gespräch und präsentiert nicht ein Ergebnis. Er will die Vielfalt der Ideen & Aussagen der Stunde aufzeigen.
Stockwerk 3: Das Reflektieren (optional)
– Ihr könnt gemeinsam überlegen, ob es sich lohnt, an der Frage weiterzuarbeiten. – Sind noch einige Fragen nicht beantwortet? Diese können aufgeschrieben und in der „Theo-Kiste“ aufbewahrt werden – für die nächste Runde.
– Die Metaebene beleuchtet das theologische Gespräch an sich: Wie ist das Gespräch verlaufen? (Empfehlenswert zum Beginn des Theologisierens.)
Ein Abschluss kann das „Packen“ der „Theo-Kiste“ sein: Hinein kommen die neuen Fragen (oder die alte), der Gesprächsball, die Sanduhr und die Denkwerkzeugkarten.
Weiter geht´s …
…mit Impulsen, die das Gespräch am Laufen zu halten …
…mit einer Einheit zum Theologisieren. Aufhänger ist das Lied “Mein Gott” / “Bist du ein Haus aus dicken Steinen” (Teil 4)
…mit einer Taskcard zum Thema und viel zusätzlichem Material.
Maja sucht Gott und erhält von jedem Befragten eine neue Idee, ein neues Bild. So beginnt eine detektivische Suche, an deren Ende eine Frage an DICH steht …
Ein Buch über eine detektivische Suche nach Gott und was Gott für uns alles sein kann
In diesem Beitrag findet ihr praktische Regeln bzw. „Denkwerkzeuge“ um kindgerecht mit dem Theologisieren zu beginnen!
oder: Warum man nicht einfach „Mit Kindern über Gott und die Welt reden“ sagt
Theologisieren zergeht auf der Zunge …
Natürlich könnte ich das Theologisieren auch als gemeinsames Gespräch bezeichnen. Es klingt nur nicht so schön UND hat auch einen eklatanten Unterschied:
Ein Gespräch ist eine Methode, das Theologisieren ist mehr. Es ist eine Haltung. Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, bin ich als Lehrkraft besonders gefordert (wie eigentlich immer) – aber wir spielen mit unseren Gedanken und haben kein konkretes Endergebnis vor Augen. Es ist ein Gedankenspiel. Dabei gelten besondere Regeln:
Denkwerkzeug
Ich wollte das Wort „Regeln“ vermeiden und habe die Karten „Denkwerkzeuge“ genannt – wie ein Werkzeug, das wir benutzen können, um Fragen auf den Grund zu gehen.
Denkwerkzeug allgemein
Die ersten drei „Werkzeuge“ sind allgemeiner Natur. Sie gelten wohl für jedes gute Gespräch und sind die Voraussetzung für ein gutes Miteinander.
Denkwerkzeug speziell
Die nächsten 4 Werkzeuge zielen auf eine gute Diskussion ab. Das ist natürlich ein langer Weg, bis wir diese Meisterschaft beherrschen (und mal ehrlich: Da könnten wir uns manchmal auch noch drin üben 😉 )
Super anspruchvoller Punkt! Seine Gedanken in Worte zu fassen fällt den Kids enorm schwer. Hier sind Denkpausen hilfreich. Das entschleunigt das Gespräch – eventuell durch einen Gesprächsball gesteuert, der immer wieder zu euch zurückgeworfen wird. So habt ihr es in der Hand, wann das Gespräch weiter geht: „Überlege zuerst, wie du es erklären kannst“. Als Lehrkraft kann ich auch die anderen Kinder miteinbeziehen: „Hat jemand eine Idee, was XY meint?“
Wir theologisieren nicht über die Mathematik, sondern über Fragen, auf die es mehrere Antworten gibt. Die Kinder können / müssen anderer Meinung sein dürfen. Hier helfen vorgefertigte Bausteine wie: „Ich verstehe zwar was du meinst – aber ich bin anderer Meinung.“ „Ich persönlich glaube das nicht.“
Mit den Kindern (als abschreckendes Beispiel) einfach mal ausprobieren wie ein Gespräch verläuft, wenn einer nur sagt: „Das ist Quatsch!“, „Nie im Leben ist das so!“ „Was redest du denn da??? … usw.
Mir ist bewusst, dass die Denkwerkzeuge ein anspruchsvolles Ziel verfolgen. Ich sehe das Theologisieren als Weg, der uns über die gesamte Grundschulzeit und darüber hinaus begleitet. Wenn die Kinder verstehen, dass wir alle Gedankenschätze haben, die wir im Gespräch miteinander teilen, dann können durch aktives Zuhören neue Ideen und Gedanken entstehen. Das ist so ganz anders, wenn man nur den eigenen Satz raushaut und gudd is.
Im Grundschulalter ist das eine große Herausforderung – aber auch wirklich eine gewinnbringende.
Eine augenzwinkernde Karte und doch so wichtig. Sie greift die oben genannten Punkte auf: Ich sollte versuchen, nicht nur meine Meinung und meine Aussagen für wichtig zu erachten. Ich muss lernen andere (und ihre Meinung) wahrzunehmen. Ich bin nicht der Nabel der Welt.
Im Grundschulalter ist das aber (entwicklungsbedingt) oft noch nicht so angelegt. Umso wichtiger ist es, es zu trainieren.
Das Leben ist keine „Sendung mit der Maus“, denn es gibt Fragen, die wir nicht so einfach beantworten können. Worauf es beim Theologisieren ankommt, liest du hier!
oder: Warum das Leben keine „Sendung mit der Maus“ ist
Auf alle Fragen eine Antwort?
„Das Leben ist keine Sendung mit der Maus“. Dieses Zitat habe ich gestern in einem Roman gelesen und fand es für meinen neuen Beitrag so passend. Sonntags bekommen wir auf die verrücktesten Fragen eine Antwort:
Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta? Wie baut man eine Brücke?Wie kommt der Stiel an den Lolli?
Über die meisten Fragen habe ich mir noch nie in meinem Leben Gedanken gemacht. Umso interessanter ist es dann, die Lösung in aller Deutlichkeit (meist sogar in Zeitlupe!) gezeigt und erklärt zu bekommen.
Leider gibt es auch Fragen, die sind schwieriger zu beantworten. Kinder machen auch vor diesen „großen Fragen“ nicht halt. Eine einfache Antwort gibt es hier nicht.
Theologisieren mit Kindern – ist das schwierig?
Für uns kann sich das Philosophieren / Theologisieren ungewohnt anfühlen, denn es gibt kein für alle verbindlichesErgebnis. In allen anderen Schulstunden arbeiten wir auf ein Ziel hin. Ein philosophisches oder theologisches Gespräch ist bedeutungsoffen. Das kann einen schon nervös machen …
Ein Trost: Solche Gespräche sollten auch ein Ergebnis, einen Lernzuwachs haben – nur eben anders:
der gemeinsame Gesprächsweg ist ein Ziel
eine Gesprächskultur zu entwickeln ist wesentlich (laaaaaaangfristiges Ziel)
und die Bündelung / Sammlung am Ende ist der abschließende Lernzuwachs. Hier ist aber eher die Vielfältigkeit der Äußerungen aufzuzeigen und nicht die EINE besondere Aussage von Torben-Hendrik hervozuheben, die mir besonders gut gefallen hat. Frieder Harz hat solch einen perfekten Bündelungsimpuls formuliert, den ich hier gerne zitieren möchte:
„Unsere Gesprächsschale ist unsichtbar reich gefüllt. An was erinnerst du dich noch, was andere hineingelegt haben?“
Frieder Harz
Theologisieren regt an …
Philosophieren & Theologisieren sind sich sehr ähnlich, geht doch die eine aus der anderen hervor. Sie unterscheiden sich aber in einem wesentlichen Punkt: Die Zielsetzung ist eine andere.
Das Theologisieren ist die gemeinsame Suche nach Antworten auf theologische Fragen – ein Nachdenken über Gott und den Glauben.
Kinder dürfen hier ihre eigenen Fragen und Vorstellungen äußern und gemeinsam nach (möglichen) Antworten zu suchen.
Theologisieren ist keine einfache Methode, es ist ein Weg, der durch stetige Übung breiter wird.
Worauf kommt´s an?
Ich habe mir 4 Punkte herausgegriffen, die wir beim Theologisieren beachten können:
Der Punkt, der alles miteinander vereint, ist die eigene Haltung. Wenn wir Kinder wirklich als Subjekte des Glaubens sehen und sie ernst nehmen (in ihrem Staunen, Nachdenken und Fragen), werden die anderen Aspekte automatisch mitbedacht.
Die 4 Aspekte
Kinder machen sich ihre eigenen Gedanken über Gott und die Welt. Dabei kreieren sie ihren Glauben: Sie überarbeiten, bedenken, entwickeln. Dieser Prozess ist enorm wichtig, damit der Glaube „mitwachsen“ kann und nicht irgendwann überholt und kindisch erscheint. Auch der Austausch miteinander, das Akzeptieren andererer Meinungen muss trainiert werden. Somit gibt es viele gute Gründe, das Theologisieren über die großen Fragen immer wieder in den Unterricht einzubauen.
Weiter geht´s …
…mit einem Beitrag über das praktische Theologisieren mit Kindern (Teil 2).
…mit einer Einheit zum Theologisieren. Aufhänger ist das Lied „Mein Gott“ / „Bist du ein Haus aus dicken Steinen“ (Teil 3)
…mit einer Taskcard zum Thema und viel zusätzlichem Material.
STAY TUNED!
Einen ganz praktischen Beitrag von Horst Heller über theologische Nachdenkgespräche findet ihr hier!
Das Thema Tod im Unterricht zu behandeln, stößt oft auf vielfältige Blockaden. Warum es sich trotzdem lohnt ihn zu thematisieren, lest ihr hier.
Tod als Thema ohne Brisanz
Gut ist es, wenn wir uns mit dem Tod befassen können, ohne einen aktuellen Sterbefall im näheren Umfeld zu haben. Dann haben wir vielfältige Möglichkeiten, um uns dem Thema zu nähern. Anlässe gibt es genug! Schon ein kurzes Innehalten und einen Austausch miteinander (z. B. durch ein verstorbenes Meerschweinchen oder einen toten Vogel auf dem Schulhof) kann den Tod aus der Tabuecke holen.
In einer (recht) unbelasteten Situation können wir freier sprechen und erklären, dass wir (und besonders die Erwachsenen) oft sprachlos werden, wenn es um den Tod geht. Das liegt aber nicht am Tod selbst, sondern an der Trauer, der Unsicherheit oder Befangenheit von uns. Kinder kennen keine Tabus. Die „lernen“ sie erst von uns. Wenn das geschieht, erschwert das die Entwicklung eines realistischen Konzeptes vom Tod. Wir können ein Vorbild sein und auch weiterführende Hoffnungsbilder für das Leben und über das Leben hinaus vorstellen / anbieten. Wir eröffnen so Möglichkeiten, offen und angstfrei über den Tod zu sprechen. Das ist die beste Vorbereitung auf den Ernstfall.
Religionsunterricht
Im RU können wir Gesprächsanlässe schaffen und Kinder ermutigen, das Thema in den Blick zu nehmen. Dort, wo oft geschwiegen wird, können wir Räume eröffnen. Kinder erleben die „kleinen Tode“ wie Abschied nehmen, Trennungen, Ängste haben … und auch den endgültigen Tod. Der Religionsunterricht kann einen festen Platz bieten, um Erfahrungen, Vorstellungen und Fragen wertungsfrei zu äußern und sich mit anderen auszutauschen.
Wir als Lehrkräfte können …
… Hoffnungsmodelle anbieten – jedoch als Angebot, ein möglicher Lösungsansatz, aber sicher nicht als Lösungsversprechen
… das Werden und Vergehen in der Natur genau beobachten
… Bildworte der Bibel kennen lernen (Ostererzählung, Reich Gottes oder auch als Anreiz dieses Bilderbuch verwenden)
… Psalmworte der Trauer und Verzweiflung lesen und erkennen: Menschen haben schon immer so empfunden!
… Gedankenexperimente anstoßen: Nach dem Tod ist nicht alles aus?! (Raupe-Puppe-Schmetterling)
… einen Friedhofsbesuch machen (Sachkompetenz und ein Wortschatz zum Tod werden dabei aufgebaut)
… deutlich machen: „Ich lebe!“ Woran merken wir das? (Körperliche Lebensmerkmale thematisieren).Wir sind Teil des natürlichen Kreislaufes. Alles was lebt, vergeht irgendwann.
… gemeinsam überlegen: Gibt es etwas, das bleibt, das unsterblich ist?
All das sollen offene und einladende Angebote sein, ohne Wege festzulegen.
Wenn ein konkreter Todesfall eintritt
Jeder trauert individuell und der Trauerprozess ist nicht vorherzusehen. Außerdem hängt er von einer Vielzahl äußerer Faktoren ab:
Wer ist gestorben? Wie nah standen das Kind und der Verstorbene sich?
War der Tod vorhersehbar oder ist der Tod ganz plötzlich eingetreten?
Hat das Kind Vertraute, mit denen es über den Verlust sprechen kann?
Ganz individuelle Aspekte sind auch entscheidend (Temperament, Entwicklungsalter des Kindes …). Wie reagiert das soziale Umfeld auf den Tod?
Wenn du dich als Lehrkraft mit der Situation überfordert fühlst, hole dir professionelle Hilfe! Das ist kein Versagen, sondern Fürsorge für dich selbst.
Ein unmittelbarer Krisenfall erfordert ein besonderes Vorgehen. Dafür werde ich einen eigenen Beitrag verfassen.
Das solltest du vermeiden …
Oft greift man in seiner Not und Hilflosigkeit auf Floskeln und Beschwichtigungsmanöver zurück, die nicht hilfreich sind.
Sätze wie: „Das wird schon wieder!“ oder „Ein Indigener kennt keinen Schmerz“. Du brauchst keine schnellen Antworten zu suchen. Hör einfach erst einmal zu. Hilfreich ist es über deine eigenen Gefühle zu sprechen, wie es dir gerade geht.
Umschreibungen für den Tod suchen „Die Oma ist eingeschlafen“ „Sie ruht“ … Damit kann z. B. der Schlaf am Abend zum Problem werden (wache ich wieder auf, wenn ich jetzt einschlafe?). Nenne den Tod beim Namen. Das erscheint hart, hilft aber dem Kind in seiner Klarheit: „Die Oma ist gestorben. Sie ist jetzt tot.“
Verharmlosen: „Dem Onkel … geht es jetzt viel besser“
Die Todesursache geheim halten. Das kann dazu führen, dass das Kind sich etwas zusammenreimt („Vielleicht ist er gestorben, weil ich so frech war?„) (Als Lehrkraft steht es uns natürlich nicht zu, das Kind über die Umstände aufzuklären. Vielleicht kann aber im Gespräch mit den Hinterbliebenen darauf aufmerksam gemacht werden, was es im Kind auslösen kann, wenn man versucht, es zu sehr zu schonen. – Siehe nächster Punkt)
Das Kind nicht „belasten“ zu wollen. Schlimmer ist es, wenn es die Unsicherheit und die kleinen Flunkereien oder Auslassungen der Erwachsenen spüren. Da haben Kinder eine sehr gute Antenne!
Das Kind non-stop beobachten und ihm dadurch keine Freiräume bieten.
Was gut tut …
Das Kind entscheiden lassen, in welchem Tempo es über den Tod sprechen möchte. Man merkt schnell, wann es genug ist. Kinder brauchen Zeit zum Trauern – aber sie trauern „pfützenartig“ (s. o.). Das ist für Erwachsene, die selbst trauern, oft eine Überforderung. Hier sind Schule oder andere Vertrauenspersonen gefragt.
Klare Worte finden oder auch mal schweigen („Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“). Hauptsache ehrlich sein. „Der Papa muss jetzt für sich sorgen. Er ist furchtbar traurig und braucht erst einmal Zeit. Später kann er für dich da sein. Wenn du magst, kannst du gerne mit mir darüber sprechen. Oder: Wie kann ich dir helfen?“
Kinder nicht für zu klein halten. Wer versteht schon den Tod? Auch wir nicht. Wir brauchen Vertrauen in das Kind und lassen es teilhaben, denn der Tod gehört zum Leben. Wir sollten also darüber sprechen.
Ganz klar und immer wieder betonen: „Du bist nicht schuld“. Je nach Entwicklungsgrad können sich Kinder die Schuld am Tod eines Angehörigen geben, weil sie sich als allmächtig wahrnehmen.
Wenn das Kind z. B. zum ersten Mal wieder in der Schule ist, wird ihm vermittelt oder gesagt: „Wir freuen uns, dass du wieder da bist!“, danach folgt erst einmal Routine, ein geregelter Ablauf. Dem Kind wird ganz klar gesagt, dass es sich jederzeit Auszeiten (innerhalb des Klassenraumes) nehmen kann. Es sollte dabei in der Gemeinschaft verbleiben.
Gestehe dem Kind auch deine Unsicherheit und frage nach, was es braucht, was ihm hilft, was du tun kannst … Sei echt, authentisch!
Spiegele die Gefühle des Kindes, indem du sie in Worte fasst: „Ich verstehe das so gut, dass du wütend bist. Deine Oma hat immer mit dir … Du vermisst sie sicher sehr.“
Kinder brauchen Phasen des Spiels und des Ausgelassenseins. Ein Alltag hilft dabei, die schwere Trauerarbeit zu leisten.
Weinen ist so wichtig und zu jeder Zeit „erlaubt“.
Gib dem Kind das Gefühl, immer für es da zu sein. Manchmal hilft es auch schon, nur in der Nähe zu sein: „Wenn du magst, setze ich mich ein bisschen zu dir.“
Keiner fühlt sich beim Thema Tod leichtfüßig und frohen Mutes. Da ist die Schwerkraft doppelt so gut spürbar. Trotzdem sollten wir immer wieder Angebote bieten, um uns der Schwere bewusst zu sein und ihr einen Raum zu geben, denn sie ist eben doch ein Teil unseres Lebens.
Welche Todesvorstellungen haben Kinder? Wie gehen wir mit dem Tod um und was hat das mit Pfützenspringern zu tun? Das lest ihr hier!
Wann seid ihr das letzte Mal Gummitwist gesprungen? Bei mir war´s gestern – nach gut 25?? Jahren Abstinenz. Ich wusste nicht, dass die Schwerkraft einen Erwachsenen so an die Erde bindet. Als Kind habe ich das Stuuuunden gespielt – und nur manchmal hat mich die Erdanziehung daran erinnert, nicht fliegen zu können oder diese Gummitwist-Höhe auf keinen Fall zu überwinden. So ungefähr fühle ich mich momentan: Ich bin so schwer! An die Erde gebunden und traurig darüber, dass das mit dem Fliegen irgendwie nicht (mehr) klappt. Überkommen hat mich diese durchdringende Schwere durch viel zu häufiges Hören von schlimmen Diagnosen, bis hin zu viel zu früh eintreffenden Todesnachrichten. Da vergeht einem die Leichtigkeit …
Drumherum reden
Beim Schreiben des letzten Absatzes habe ich versucht das Wort „Todesnachrichten“ zu umschreiben in sowas wie „das Unausweichliche“. Das zeigt schon: Der Tod ist kein Thema – noch nicht mal ein Wort – das man gerne an– oder auch nur ausspricht. Wenn Erwachsene betroffen sind, ist das schlimm und es fehlen einem oft genug die Worte. Man ist wie blockiert, schwer wie Blei. Aber wie erkläre ich Kindern den Tod oder bereite sie auf diese bedeutsame und traurige Lebenserfahrung vor?
Die Pfützenspringer
Kinder trauern impulsiv und zeigen vielfältige Gefühle und Verhaltensweisen. Sie sind „Pfützenspringer“: In einem Augenblick sind sie furchtbar traurig und dann, im nächsten Moment, wenden sie sich freudig pfeifend dem Malen zu. Sie springen in die Trauer hinein und nach ein paar Augenblicken wieder hinaus. Diese Gefühlszustände sind nicht vorhersehbar und überfordern Erwachsene oftmals (besonders wenn sie selbst trauern). Zwei wundervolle Bilderbücher für diese Art des Trauerns sind: „Was ist das?“, fragt der Frosch & „Leni und die Trauerpfützen“.
Wie ich mich dem Thema Tod nähere, hängt von vielen Faktoren ab. Aber niemals ist ein Mensch zu klein, um mit ihm über den Tod zu sprechen. Trauer ist eine Entwicklungsaufgabe, die es gilt zu bewältigen, um sich irgendwann wieder dem Leben zuwenden zu können. Dafür braucht das Kind uns, um es durch diese Zeit zu begleiten.
Vorstellungen
Die Vorstellungen vom Tod sind so verschieden, wie wir es sind. Die Entwicklung von Todesvorstellungen ist ganz individuell und das macht Einteilungen so schwierig, da die einzelnen Vorstellungen und Entwicklungsphasen ineinander übergehen oder sich überlappen. Es geht bei meiner Einordung nicht um eine Kategorisierung, sondern um eine mögliche Interpretationshilfe zum besseren Verständnis:
Das KleinkindDas SchulkindDer Jugendliche
Die Bilder von Tod und Sterben sind dem Menschen nicht von Geburt an mitgegeben. Sie entwickeln sich und können durch Hilfestellungen und Angebote weiter wachsen. Ziel ist es, ein realistisches Todeskonzept zu entwickeln und sprachfähig in der Trauer zu werden. Hier sind die Bezugspersonen und damit Vorbilder ganz wesentlich.
Sprechen, sprechen, sprechen = nicht hilflos sein
Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein ausgeschlossener Gast. Er kommt immer ungebeten und wird am liebsten ignoriert. Er ist ein Störfall und gehört nicht (mehr) dazu. Man möchte dadurch Abstand gewinnen und hat schlichtweg keine Erfahrung im Umgang mit dem Tod und dadurch oftmals keine Worte. Dieser Umgang ist fatal, denn der Tod ist – ob wir das wollen oder nicht – Teil des Lebens. Kinder begegnen dem Tod. Sie davon auszuschließen, tabuisiert ihn, lässt viel zu viele Fragen offen und die Wunden des Verlustes heilen nur umso schwerer. Die Lücken, die durch die Sprachlosigkeit entstehen, werden durch Fantasien gefüllt. Das kann durchaus problematisch sein.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind nicht auf die Beerdigung meines Opas mitgehen durfte, um mich zu „schonen“. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen und empfinde es bis heute als Verlust.
Wir sollten den Tod wieder näher an uns heranlassen, ihn in unser Bewusstsein rücken, klarer wahrnehmen und so eine einfühlsame Gesprächskultur entwickeln. Der Tod verliert so nicht die Schwere, aber seine Tabuisierung. Wir brauchen Vorbilder und Modelle, die helfen, den Umgang mit Trauer zu erlernen, um der Ohnmacht und Hilflosigkeit etwas entgegenzusetzen.
Bilderbücher
Bilderbücher eignen sich, um Kinder sprachfähig zu machen, zu stärken und unterschiedliche Verhaltensweisen kennenzulernen. Sie können sich mit den Figuren des Buches identifizieren und Fragen stellen, die interessieren. Eigene Gefühle und Gedanken können auf die Personen übertragen und geäußert werden, ohne dies in eine Ich-Aussage formulieren zu müssen. Der Rahmen der Geschichte bietet einen Schutzraum. Trauerprozesse können nacherlebt, mitempfunden – und Umgangsmöglichkeiten mit dem Tod durchdacht werden.
Welche Art des Bilderbuches man wählt, entscheidet über die Intensität des Austausches:
Fiktive Tiergeschichten halten den Tod auf Abstand
Menschen erleben den Tod eines Tieres Ein Bsp. findest du hier
Welche Religion ist die wahre? Diese Frage hat noch nie zu etwas Gutem geführt… Wie gut, dass ein Buch die Antwort auf diese Frage hat. Eine Unterrichtsidee …
Ein Bilderbuch klärt auf!
Wenn ich das Wort RICHTIG höre, werde ich schon aggressiv. Wer mich kennt weiß, dass diese Gefühlslage mir sonst gänzlich fremd ist. Aber was, bitte schön, ist denn schon richtig??? In der Mathematik lasse ich mir das noch gefallen. Aber in unserem Fach… Wie viele Streitereien, Schlägereien und Kriege sind entstanden wegen diesem RICHTIG? Merkst du´s? Ich bekomme schon wieder Puls 😉
Deshalb entschleunige ich nun und wende mich einer angenehmen Auseinandersetzung mit diesem Thema zu:
Das Bilderbuch „Wem gehört der Schnee“ beschäftigt sich genau mit dieser Thematik. Eine kurze Buchkritik von mir findet ihr hier.
Das Buch bietet ganz viel Potential, um dieses ewige Richtig oder Falsch kindgerecht zu thematisieren. In diesem Beitrag erzähle ich euch, wie man das Bilderbuch in den Unterricht -ganz praktisch- einbinden kann.
In Jerusalem schneit es!
An sich eine absolute Seltenheit. Auch im Bilderbuch wird diese Sensation von drei Kindern gefeiert: Rafi, Mira und Samir sind die Hauptakteure, gehören einer der drei Weltreligionen an und freuen sich riesig über den Schnee!
Wir betrachten das Bild der drei Kinder. Kannst du erkennen, wer wer ist und welcher Religion sie angehören?
Mit unserer Klasse suchen wir gemeinsam analog oder im I-net Informationen um diese Indizien zusammen zu tragen. Aber zuvor werden die drei Religionen benannt:
Das Christentum
Das Judentum
Der Islam
Es gibt natürlich noch viele andere Religionen. Diesem Umstand werden wir gleich noch Rechnung tragen.
Bodenbild
Es entsteht ein Bodenbild: Ein Rundtuch mit der Erde (z.B. ein aufblasbarer Badeball) ist der Mittelpunkt. Davon ausgehend werden vier verschieden bunte Tücher ausgebreitet. Mira, Rafi und Samir (als kleine ausgedruckte Figuren) ziehen jeweils auf ein Tuch. Das vierte Tuch bleibt frei und steht stellvertretend für andere Religionen. Hier werden zusätzlich gefundene passende Bilder / Begriffe andererer Religionen hineingelegt (= qualitative /quantitative Differenzierung).
Auf das Rundtuch kommen die Überbegriffe / „Indizien“ (Symbol, Tag …) – siehe oben.
Auf die einzelnen bunten Tücher kommen die gefundenen Begriffe oder ausgeschnittenen Bilder:
Dieses Bodenbild wird am Anfang jeder Stunde aufgebaut und so werden die Begriffe und Zugehörigkeiten ständig wiederholt. Meine Kinder haben das geliebt! Und so fiel das Einüben der Begriffe /Symbole / Tätigkeiten eigentlich flach, denn am Ende der Einheit waren die Zuordnungen für fast alle ein Klacks.
Heftwerkstatt
In das eigene Heft können die drei monotheistischen Weltreligionen jeweils eine eigene Seite bekommen und diese wird frei gestaltet. Möglich wäre die folgende Kopiervorlage- diese kann aber auch einer ganz freien Gestaltung weichen.
Mögliche Arbeitsschritte:
Die drei Figuren des Buches jeweils auf eine Seite einmalen
Die passenden Bilder / Wortkarten dazukleben oder aufmalen
Haben Sie auf die Frage „Wo ist Gott?“ eine Antwort, die (bohrenden) Kinderfragen standhält? In diesem Beitrag finden Sie Impulse dazu!
Türen, Tore, Pforten
Die Frage „Wo ist Gott?“ ist sicherlich eine der ältesten der Menschheitsgeschichte und, wie soll es anders sein, nicht so einfach zu beantworten. Sie ist zuerst auch an Sie persönlich gestellt:
Was glauben Sie, wo Gott ist?
Überall oder Nirgends? In einer anderen Sphäre, die von unserer getrennt ist? Haben Sie nur eine vage Vorstellung oder keine? Dann sind Sie damit nicht alleine. Das Problem bei dieser Frage: Wir persönlich haben vielleicht eine Antwort aber sicher sind wir nicht und viele weitere Fragen folgen auf dem Fuße. Unsere Antworten, die wir finden, sind zudem oftmals etwas diffus und wir dringen nicht weiter vor, denn dann öffnen sich wieder weitere Pforten. Eventuell beschriften wir unsere Fragetür „Wo ist Gott“ mit einer dieser Antworten:
„Gott wohnt in unserem Herzen“, „Erist überall“, „Gott ist immer bei uns“ …
Dann brechen Kinderfragen über uns herein. Sie bohren (absolut positiv zu verstehen) und stellen immer neue Fragen. Dann stehe ich staunend vor dem eigenen „Zugang“ mit meiner Standard-Antwort und erkenne: Ab jetzt bin ich selbst eine Suchende: Was für ein Geschenk es sein kann, dies zu erkennen und sich gemeinsam auf den Weg zu machen.Durch ihre Fragen öffnen Kinder oftmals Türen, die wir selbst übersehen haben.
Keine Beweise
Sie werden nicht erstaunt sein, wenn ich Ihnen sage, es gibt keine Beweise für Gott. Wir haben nämlich zwei Probleme:
Beispiele, mit denen wir versuchen, Gott zu erklären, bilden ihn vermutlich nur unzureichend ab.
Wir als menschliche Wesen mit unserem Erkenntnisvermögen können Gott nicht fassen.
Jedwede Vorstellung von Gott kann nur ein Symbol für etwas sein, was uns über Gott wichtig erscheint. Ein Beispiel: Gott ist wie das Licht; er ist bei uns, wenn es um uns dunkel wird, er schenkt uns Wärme usw.
Aus der weltlichen Sicht heraus (mit den Mitteln unserer Vernunft) ist Gott nicht zu beweisen, nicht zu erkennen. Ein glaubender Mensch kann vielleicht eine Ahnung bekommen, aber auch er kann Gott nicht erfassen und schon gar nicht beweisen. Im Normalfall wollen wir auch keine Gotteserkenntnis, sondern Gotteserfahrungen. Ich glaube jedenfalls, manchmal seine Spuren in meinem Leben finden zu können.
Gotteserfahrungen in der Bibel
Die Bibel ist voll von erzählten Gotteserfahrungen. Auch hier finden sich Vorstellungen von Gott, die mit Symbolen und Bildern etwas von Gottes Wesen beschreiben. Die Bibel zeigt uns: Gott begegnet Menschen auf eine Weise, die sie verstehen können.
Wenn wir unsere Kinder danach fragen, dann sagen sie manchmal: Früher war Gott präsenter in der Welt! Er griff sofort ein, half oder bestrafte (z. B. in der Mosegeschichte) und er sprach direkt mit den Menschen. Da stellt sich die Frage: Ist das heute anders – und wenn ja, warum?
Machen wir uns also auf die Suche:
von Christian Günther ausgefüllt 😉
Wir können den Schüler*innen Impulse geben: Die Bibel erzählt Geschichten von Gott, um etwas von ihm zu erklären, aufzuzeigen. Wir sollten uns nicht fragen: „Ist das wirklich so passiert?“ oder „Warum ist das nicht mehr so?“, sondern wir formulieren die Frage um: Warumhaben sich die Menschen damals diese Geschichte so erzählt?Hier finden Sie einen vertiefenden Beitrag dazu.
Erklärnot
Eine Frage, wie die meines Sohnes, „kommt Gott aus meinem Herzen raus, wenn etwas Schlimmes passiert?„,brachte mich in Erklärungsnot. Ich versuchte symbolhafte Bilder zur Erklärung zu nutzen und ein junges Kind ist nicht auf dieser Ebene unterwegs, sondern mythisch-wörtlich. Er verortet direkt. Als ich ihm sagte: „Gott ist in deinem Herzen“, war das für ihn genau so! Alle Kinder suchen früher oder später Gott und sie können ihn überall (und manchmal auch nirgends) finden.
Der Glaube des Kindes hängt eng mit dem zusammen, was es interessiert und was es tut. Es ist eine Deutung seines Tuns. Hier geht es darum, die Fragen und seine Vorstellungen zur Sprache zu bringen. Wir wollen deutlich machen: Wir sind gemeinsam auf dem Weg, hinterfragen kritisch, beleuchten unsere Vorstellungen und überdenken sie gegebenenfalls. Die Frage nach Gott ist auch immer mit der Frage nach der eigenen Existenz und unserer Frage nach dem Lebenssin verküpft.
Ein Erklärversuch (von Christian Günther)
In Johannes 1 steht wörtlich „und zeltete unter uns“ (statt „und wohnte“ unter uns). So ist es doch herrlich zu sagen: Gott zeltet in meinem Herzen, wenn ich ihm einen Campingplatz zur Verfügung stelle.
Ich hoffe mein Sohn möchte Gott keine Heringe zur Verfügung stellen, damit sein Zelt stabiler steht …
Man könnte Jahwe anstatt mit „Ich bin der ich bin“ (für Kinder schwer zu greifen) anders übersetzen: Das Wort HJH „hajah“ heißt „passieren“, „sich ereignen“. Da, wo Gott ist, passiert immer etwas.
Bilderbücher helfen
Gott ist immer der ganz Andere. Man kann ihn nicht erklären, greifen, nicht mit den Augen fassen. Das ist für Kinder nicht zu begreifen (im wahrsten Sinne!). Gott ist eben kein Mensch. Wir können ihn deshalb nur versuchen zu umschreiben, Beispiele für ihn finden, die ihn deutlicher und erfahrbarer machen. Einige Bilderbücher helfen mir dabei:
Durch Lebewesen wird etwas von Gott sichtbar: Er ist nahe bei uns, er sorgt sich …
Im Bilderbuch „Gott“ (leider nur noch gebraucht zu erwerben)
Durch die Natur: Gott ist wie eine Quelle, eine Burg, wie die Sonne … Die Natur offenbart uns Gott.
Die hier genannten Bilderbücher finden Sie oben im Text verlinkt.
Alle diese Beispiele sind Symbole für Gottes Liebe, seine Stärke, sein Handeln. Wir können die Erfahrung machen: Man kann Gott spüren. In unserem Fühlen und Handeln ist er präsent.
Wir können auch sagen: „Wenn wir etwas von Gott wissen wollen, müssen wir uns an Jesus halten. In der Bibel finden wir, was Jesus über Gott gesagt hat.“
„Gott gibt´s doch überhaupt nicht!“
Es gibt Kinder, die sind tief erschüttert in ihrem Glauben, vom Leben. Vielleicht äußert sich das durch solch eine Aussage. Eventuell sind auch die Vorbilder des Kindes dieser Meinung. Man kann hier nun einen Streit vom Zaun brechen oder (und das würde ich empfehlen) jedwede Art des eigenen Glaubens (oder Nichtglaubens) zulassen. Unterschiedliche Meinungen und Gegenargumente können zu Gehör gebracht und diskutiert werden. Sie bieten eine Chance, gemeinsam über den Glauben und Gott nachzudenken.
Ein interessanter Impuls
Wer Gott aufgrund bestimmter Erkenntnisse oder Erfahrungen leugnet, sollte darüber nachdenken, was für ein Gottesbild er hat. Wenn ein Kind sagt: „Was ich gesehen/erlebt/gehört habe, passt nicht in die „Liebe-Gott-Schublade“, also kann es Gott nicht geben.“ Dann kann ich darauf erwidern: „Es gibt viele Gründe, Erlebnisse von Not und Leid, die Menschen dazu bringen zu sagen: „Wir glauben nicht (mehr) an Gott. Es gibt aber auch Menschen, die diesen Schritt nicht gehen, obwohl sie Schlimmes erlebt haben. Warum?“
„Wird denn die Welt dadurch besser, dass das schreckliche Ereignis, die schreckliche Erkenntnis ohne Gott in der Welt bleibt?“
Die richtigen Worte finden
Auch bei diesem Beitrag gibt es auf die Frage „Wo ist Gott?“ keine fertige Antwort. Es ist ein Ringen um Möglichkeiten, ein Annähern, ein zaghafter Versuch, Brücken zu schlagen. Dafür sind Geschichten oft besser geeignet als eine schnelle Erklärung. Machen wir uns also auf die Suche nach seinen Spuren!
Ein Unterrichtsimpuls zu dem Bilderbuch „Gott ist wie Himbeereis“
Um über die Liebe oder die Freundschaft in der Grundschule zu sprechen, nehme ich ein Bilderbuch zu Hilfe: „Da bist du ja!“ von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer …
Ein Bilderbuch hilft beim Ergründen
Wie kann man am Anfang des Jahres mit so einer Frage starten??? Zu Beginn eines Beitrages schüttele ich über mich selbst regelmäßig den Kopf. Die Liebe zu erklären, ist eine große Aufgabe!
Lieben kann ich vieles
Wenn ich vier Menschen frage: „Was liebst du?“, bekomme ich vier unterschiedliche Antworten. Von Fußball über Erdbeereis mit Sahne kann da alles dabei sein. In unserem Sprachgebrauch ist die Liebe ständig an Bord: „Ich liebe Sushi!“, „Wie ich es LIEBE in der Schlange zu warten!“, „Ich liebe diesen Film“ usw. Mit der Liebe, die ich in diesem Beitrag meine, hat das wenig zu tun. Trotzdem sollte man sich bewusst machen, es gibt nicht die eine Liebe. Es hängt vom Verhältnis der Personen zueinander ab: Sind wir zum Beispiel ein Liebespaar oder lieben wir als Eltern ein Kind? Die alten Griechen unterscheiden sogar sieben Arten der Liebe! Ich klammere Eros (die leidenschaftliche Liebe) und drei weitere Formen aus. Sie mögen mir verzeihen, denn im Unterricht werden diese nicht unbedingt thematisiert. Somit unterscheide ich drei Formen der Liebe, die Kindern begegnen kann:
Ein Bilderbuch über die Liebe und das Liebhaben
Um nun nicht theoretisch abzudriften, nehme ich ein Bilderbuch zur Hilfe: „Da bist du ja!“ von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer. Hier finden Sie meine Buchkritik dazu. Der Untertitel ist schon wunderbar:
Die Liebe, der Anfang – allüberall
Die erste Frage wäre ja nun: Mit welcher Liebe lieben sich „das Größere“ und „das Kleinere„? Die Art der Liebe ist nicht klar zu definieren, denn die Beziehung der beiden Fantasiefiguren ist nicht eindeutig.
Ich würde von einer starken familiären Liebe ausgehen, wie man sie zu seinem Kind empfindet. „Das Größere“ liebt „das Kleinere“ über alle Maßen und legt beschützend seine großen Pranken um die kleinen Pfötchen des Kleineren.
Denkbar ist aber auch ein Fokus auf die freundschaftliche Liebe, die die Schüler*innen in ihrem Alter wohl am meisten beschäftigt.Aus diesem lebensnahen Grund möchte ich mich auf solch eine tiefe, kameradschaftliche Liebe konzentrieren.
Wo beginnt die Liebe?
In unserem Bilderbuch beginnt die Geschichte tatsächlich GANZ am Anfang, dort, wo alles begann und alles entstand: Im Universum. Die beiden Figuren schweben zwischen den Sternen, berühren sich fast, sind einander zugewandt. Ein schöner Start für ein Buch über die Liebe, denn auch sie lässt Welten entstehen.
Die beiden Figuren finden sich auf jeder Doppelseite des Buches in einer neuen Umgebung: Im Sand, im Eis, im Wasser, in der Nacht auf einer Blumenwiese. Ich sehe darin eine Anspielung an die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Ganz fein scheint sich hier die Schöpfung mit der Liebe zu verbinden.
Die Frage nach dem Beginn ihrer gemeinsamen Liebe wird mit einem „RUMMMMS und plötzlich war sie da“ erklärt. Ich versuche mir einen Reim darauf zu machen: Die Liebe beginnt nicht im Kopf (sonst fände man leichter eine Erklärung), sondern sie kommt aus dem Herzen. Eine mögliche Definition: „Liebe ist, wenn man sich herzlich verbunden ist.“ Dazu hat das Bilderbuch eine besondere Erklärung: Die Liebe ist wie ein Kirschkern, ganz tief in einem Menschen. Er wächst und wird größer, wenn man sich um ihn kümmert.
Die Kunst des Liebens
In der Kunst des Liebhabens sind unsere beiden Figuren wahre Experten. Sie sind sich immer nahe, oft genugauch körperlich verbunden: Sie halten Händchen, berühren und umarmen sich, kuscheln miteinander. Sind sie nicht eng beieinander, halten sie zumindest Augenkontakt. Besonders wichtig finde ich, dass sie auch etwas alleine unternehmen, sie genießen diese Zeit für sich und wissen doch den anderen in ihrer Nähe. Daneben hat das gemeinsame Schweigen ebenso seinen Platz.
Die Gespräche
Die Gespräche sind ein Kapitel für sich: Sie nehmen sich Zeit füreinander, hören einander zu, finden keine „Besserwisser-Antworten“, die alles endgültig festlegen. Es ist ein gemeinsames Erkunden der Liebe. Poetisch, vielschichtig und voller wunderschöner Bilder.
Für mich das Wichtigste: Die beiden wissen, worauf es in der Liebe ankommt.
Das Liebhaben hat viele Facetten – eine Unterrichtseinheit
Ich habe mir eine Unterrichtseinheit überlegt, in der Grundschulkinder über die Freundschaft nachdenken. Dabei beginnen wir im …
UNIVERSUM
Hier gibt es das Planetenbild als PDF zum Download
Jeder (bunte) Planet steht für ein Erlebnis, welches die beiden Protagonisen das Größere und das Kleinere miteinander teilen. Die Kinder schreiben, nachdem wir gemeinsam das Buch gelesen haben, einige Erlebnisse auf.Mögliche Antworten:
Wenn man sich lieb hat, dann …
… ist man gerne beieinander.
… erlebt Abenteuer.
… stellt sich gemeinsam Fragen über Gott und die Welt.
… ist füreinander da.
… kann man auch miteinander schweigen.
… kann ich auch mal etwas alleine unternehmen.
… muss man nicht immer einer Meinung sein.
Die letzten beiden Antworten finde ich persönlich am eindrücklichsten, weil sie oft zu Diskussionen führen. Die Schüler können nach der Erarbeitung ihre wichtigsten Punkte auf Planeten schreiben (Größe des Planeten spiegelt Bedeutsamkeit des Aspektes).
Die s/w Planeten werden in einem nächsten Unterrichtsschritt farbig gestaltet: Welche Farben passen zur Freundschaft / zum Liebhaben? Verändern sich die Farben manchmal? Hier kann z. B. Streit als eigene Farbe aufgenommen werden. „Mein Freundschaftsplanet ist ganz blau, weil die Farbe so schön leuchtet. Aber es gibt auch Zeiten, da gibt es Streit – dafür stehen die roten Flecken!“
In der Mitte ist eine große freie Fläche. Dort können etwa das Größere und das Kleinere hineingemalt werden. Denkbar wäre auch, dass die Schüler*innen sich selbst und ihren besten Freund / ihre beste Freundin zeichnen. Die Körper sollten nur zart ausgemalt werden, da noch ein weiterer Arbeitsschritt folgt. Eine mögliche Variante: Die Kinder zeichnen zuerst nur eine Umrissvariante (siehe Grafik unten) und malen sie erst später an.
Die Liebe ist wie ein Kern …
Ich habe vorhin erwähnt, dass die Liebe in „Da bist du ja!“ mit einem Kirschkern verglichen wird, der ganz tief in einem verborgen liegt. Er kann wachsen und – je nach Pflege – zu einem großen Baum werden. Hier habe ich eine mögliche Gesprächsgrundlage skizziert, die das Wachsen des Freundschafts-Kerns thematisiert:
Die Bilder können als Impulse genutzt werden.
Wir müssen eine Grundlage schaffen, auf der Freundschaft wachsen kann! (Freundlich & aufgeschlossen sein, Interesse haben)
Wenn wir Freunde geworden sind, können wir unsere Samen ausbringen! (Sag, was du fühlst: „Ich mag dich!“) –> Jetzt beginnt der Kern zu wachsen! (Mittebild gestalten: In die vorhin gemalten Kinder wird nun der Freundschaftskern eingezeichnet)
Nun muss ich mich um die Freundschaft kümmern. (Miteinander reden, gemeinsam Zeit verbringen, Streit aushalten, aufeinander zugehen)
So können Früchte entstehen (Man kann sich Geheimnisse anvertrauen, ich bin mir meines Freundes sicher)
Man hat eine reiche Ernte (Freundschaft)
Für die gestaltete Mitte (das Kleinere / das Größere oder man selbst mit Freund/Freundin) im „Planetenbild“ (s.o.) wird eine weitere Aufgabe formuliert: „Wie sieht denn dieser Freundschafts-Kern aus? Male ihn!“ Die Lösung wird sicherlich ganz individuell und interessant gelöst werden.
Hat das, was einen Anfang hat, auch ein Ende?
In unserem Bilderbuch wird nicht von einem Ende gesprochen, sondern von einem Ziel. Was kann Liebe / Freundschaft als Ziel haben? Vielleicht erreicht eine Freundschaft irgendwann ein bestimmtes Ziel. Was könnte das sein?
Gott und die Liebe – ein Impuls
Der christliche Glaube wird manchmal zu banal dargestellt, förmlich plattgebügelt.Es wird nur vom „lieben Gott“ und Jesus erzählt, der alle Menschen liebt. Das ist zwar korrekt und ein wesentlicher Teil unseres Glaubens, jedoch lässt dieses Bild nicht viel Platz für das Geheimnis um Gottund für das spirituelle Suchen und Fragen nach ihm. Menschen sehnen sich danach. Sie suchen etwas, das unseren Verstand übersteigt, nicht greifbar ist, über uns hinausgeht. Christen nennen das GOTT.
Das Bilderbuch „Da bist du ja“ bietet auch die Chance zu theologisieren: Stelle dir vor, das Größere wäre Gott. Was ist dann der kleine Same (Kirschkern) in uns, der wachsen kann?
Könnten Sie sich Gott charakterlich „zusammenstellen“, wie wäre er denn so?
Ein absolut freundlicher Gott, der alle Menschen liebt? Oder würde er die bösen Menschen zur Rechenschaft ziehen? Ihnen ordentlich die Leviten lesen? Wäre er ein Beschützer oder ein Richter? Vielleicht beides?
„Wenn mich einer fragt, woran ich arbeite, dann sage ich: Am Theodizeeproblem. Und wenn er weiter fragt: Wieviele Antworten hast du schon? Dann sage ich: Keine. Aber beim Theodizeeproblem ist das schon viel.“ O. Marquard, Bemerkungen zurTheodizee, 255
Könnten Sie sich Gott charakterlich „zusammenstellen“, wie wäre er denn so?
Ein absolut freundlicher Gott, der alle Menschen liebt? Oder würde er die bösen Menschen zur Rechenschaft ziehen? Ihnen ordentlich die Leviten lesen? Wäre er ein Beschützer oder ein Richter? Vielleicht beides? Egal wie Sie sich Gott (zumindest theoretisch) „zusammenbauen„, er wäre nach Ihren menschlichen Vorstellungen und Wünschen gestaltet, nach unserem Verständnis von Gerechtigkeit.
Wie gut, dass wir uns Gott nicht basteln können. Jeder hätte da seinen eigenen Bauplan. Aber so funktioniert das nicht. Gott ist Gott – besonders in seinem Unverständlich-Sein und seiner Unverfügbarkeit. Es gibt keine widerspruchslose Antwort auf die Frage dieses Beitrags.
Es gibt in der Theodizee-Frage (= Wie kann es Leid in der Welt geben, wenn es doch Gott gibt?) etwas Wesentliches zu beachten: Die Frage muss von zwei Seiten beleuchtet werden.
Zum einen die Frage eines Menschen an Gott, der selbst von Leid betroffen ist: „Wie kannst du das Leid zulassen?“, zum anderen die philosophisch-theologische Grundsatzfrage „Warum gibt es Leid in der Welt?“ Das sind zwei paar Schuhe und beide Seiten müssen auseinandergehalten werden.
Das persönliche Leid
Einem Menschen, der Leid erfahren hat oder durchlebt, ist mit einer philosophischen Antwort nicht geholfen. Im Gegenteil!
Jede „Erklärung“ wäre ein Hohn … Auch der Satz „Gott ist da“ (auch wenn er stimmt) ist für trauernde Menschen nicht immer ein Trost. Das muss ich selbst erleben, erfahren. Im Leid fühlt man sich eben oft genug allein gelassen. Hier ist es wichtig zu wissen, dass auch das Hadern mit Gott „erlaubt“ ist. Das gehört zum Glauben dazu, schon immer! In den Psalmen liest man davon, Jesus hat es in seiner Todesstunde hinausgeschrien. Warum dann nicht auch wir?
Die ehrlichste Antwort auf die Frage „Wo ist Gott denn jetzt?“ ist: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, warum Gott gerade in den dunkelsten Stunden nicht immer spürbar ist. Vielleicht, weil man mit Trauer angefüllt ist und nicht in sich hineinhören kann? Ich kann äußern, dass ich daran glaube, dass Gott mit uns in die dunkelsten Tiefen geht. Ich kann von meinem Glauben daran berichten. Ich kann auf die Psalmen verweisen, in denen Menschen Gott hart anklagen, mit ihm hadern und sich trotzdem an ihn wenden. Ich kann da sein, in meinem Unwissen, mit meiner Hilflosigkeit, nicht mehr.
Ich kann nicht hinter allem einen Sinn erkennen, à la „Was will mir meine Krankheit sagen?“ oder „Danach bin ich Gott noch näher“. Es gibt hier unzählbare „Weisheiten“. Bei manchen Leidensschicksalen ist die Sinnsuche einfach unmöglich. Ich darf das auch zugeben. (Siehe weiter unten: Bei Hiob im grünen Kasten)
Die Bibel findet für die Theodizee-Frage auch keine befriedigende Antwort. Das Christentum hat nur eine Besonderheit, die uns trösten kann: Als Jesus Christus Qualen und den Tod erleiden musste, hat Gott selbst mitgelitten. So kommt er den Menschen in ihren schlimmsten Stunden nahe, denn er kennt das Leid. Das ist der Gott des Karfreitags.
Der kühle, rationale Blick auf das Leid
Bin ich selbst nicht in einer Situation, in der ich Leid erfahre, kann ich mich – mit Abstand – intensiv mit der Frage beschäftigen. Sie geht mir nicht so nahe und kann theoretisch durchdacht werden. Odo Marquard hat ein schönes Bild dazu gefunden: Nicht Ertrinkende philosophieren über die Theodizee, sondern jene, die am Ufer stehen.
Zur Theodizee gibt es viele Theorien. Ich habe mir nur einige interessante Gedankenspiele herausgepickt. Sehen Sie die nun folgenden vier Punkte als Anregung für sich selbst. Ich werde sie nicht weiter verfolgen.
Was würde passieren, wenn es die Theodizee-Frage nicht gäbe?
Wer bin ich, dass ich mein Leiden in den Mittelpunkt stelle?
Der Tod setzt dem Leiden ein Ende. Somit ist das Leid begrenzt und nicht unendlich.
Wenn es kein Leid in der Welt gibt, gibt es keine Bewegung mehr.
Theodizee bringt einen leicht um den Verstand. Man dreht sich im Kreis. Wie kann Gott das grausame Leid auf der Welt zulassen, wenn er allmächtig ist? Oder ist er nicht allmächtig? Dann ist er nicht Gott usw. Aus dieser Abwärtsspirale, die meist damit endet, ein schlimmes Urteil zu fällen: Gott kann nicht existieren!, gibt es kein Entrinnen. Außer man ändert den Blickwinkel.
Ein interessanter Ansatz (und ein Ausweg?) der das versucht, ist die Prozesstheologie: Die freiwillige Ohnmacht Gottes (kurzer Erklär-Audioclip)
Zum Abschluss die humorvollste Erklärung, die ich gefunden habe:
Warum tut Gott eigentlich nichts?
Lassen Sie mich einen Erklärungsversuch wagen.
Der Mensch will eine Welt ohne Hunger und ohne Krieg. Der Herrgott hat ein Einsehen und gibt dem Menschen eine Welt ohne Hunger und ohne Krieg.
Der Mensch ist eine kleine Weile zufrieden, dann will er eine Welt ohne Neid und ohne Mißgunst. Der Herr sieht’s ein und gibt dem Menschen eine Welt ohne Neid und ohne Mißgunst.
Der Mensch ist wieder eine kleine Weile zufrieden. Dann will er eine Welt ohne schlechtes Wetter und ohne Mehrwertsteuer. Der Herr sieht’s ein und gibt dem Menschen…… also man kann das jetzt noch lange so weitertreiben bis zum bösen Ende:
Zum Schluss liegt der Mensch im Wohnzimmer auf dem Sofa und Gott steht in der Küche und spült ab.
Es ist ein unangenehmes, forderndes Thema – in besonderem Maße, wenn einem Kind Leid widerfährt. Dann ist die Auseinandersetzung vom Kind selbst abhängig. Will es darüber sprechen? Will es sich mit der Klasse austauschen? Das sind die ersten Fragen, die mit dem Kind geklärt werden müssen. Sollte die Frage bejaht werden, kann man – je nach Art des Leids – ganz unterschiedliche Wege gehen:
HIOB
Möglicher Fokus: Die Teilnahme der Freunde zu beleuchten. Sie sind Tag und Nacht für Hiob da. Es wird erst schwierig, als sie beginnen, einen Grund für seine Not zu suchen. Bringt das Hiob weiter? Das ist auch ein Anknüpfungspunkt an die Lebenswelt der Kinder, die sich oft genug fragen: Bin ich schuld, dass … passiert ist? Hiob gibt eine ganz klare Antwort darauf: „NEIN!“ Buchtipp: Kinder fragen nach Leid und Gott von Rainer Oberthür
PSALMEN
Die Psalmen als Sprache der Menschheit, als Sprache des Herzens verstehen: Freude, Bitte, Danke und Klage sind dort zu finden. Diese alten Worte haben ihre Kraft und Aktualität nicht eingebüßt. Alle Gefühle haben darin ihren Platz und ihre Berechtigung. Man darf sie alle vor Gott bringen! Die Kinder können selbst Klagepsalmen schreiben, sie kreativ gestalten, mit anderen vergleichen, sich austauschen … Buchtipp: Mein Gott, mein Gott Möglichkeiten der individuellen Annäherung. Ein Methodenüberblick: Annäherung an Psalmworte
TOD
Bilderbücher über den Tod. (Hier folgt bald ein eigener Beitrag zu diesem Thema). Man teilt die Bilderbücher in folgende Kategorien, die sich sehr unterschiedlich mit dem Tod auseinandersetzen: Für die Kleinen und den Anfang bieten sich Bücher über den Tod eines Tieres an. Weitere Kategorien, die näher ans Herz gehen sind Abschied von alten Menschen, von nahen Angehörigen, Freunde. Bei der Auswahl sollte das trauernde Kind mitbestimmen dürfen. Sinnvoll ist es, alle Eltern vorab über das nun folgende Thema zu informieren. Eventuell sind weitere Todesfälle in anderen Familien zu beklagen, die durch die Behandlung der Thematik in einem Kind etwas auslösen können. Das zu wissen, ist im Vorfeld von besonderer Bedeutung.
Worüber ich mich immer wundere ist, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit „überführt“ zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen …
Kurz vorweg …
Ich lese gerade ein Buch über Demenz. Kein so schöner Zeitvertreib denken Sie vielleicht. Ich habe mich auch etwas geziert, als meine beste Freundin sagte: „Das musst du lesen!“. Ich hatte nicht wirklich einen Antrieb dazu. Aber ich habe meine Meinung revidiert. Es zeigt einfühlsam und wehmütig die Grenzen des menschlichen Seins auf. Nach und nach las ich mehr, was mich die Essenz der Schöpfung klarer erkennen ließ: Der Demenzkranke verliert Zeit und Raum. Für ihn spielt die chronologische Abfolge keine Rolle mehr. Das ist für den Menschen unerträglich. Er braucht die Zeit, um sich erinnern zu können. Sie ist des Menschen Ordnungsstruktur. Er braucht Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um sich zu orientieren und Dinge zu beschreiben. Wenn sie uns verloren geht, sind wir konfus, im schlimmsten Fall dement. Außerdem braucht der Mensch einen Ort, an dem er sich wohl fühlt. Seinen Ort, sein Zuhause. Ohne dieses Vertrauen ist der Mensch regelrecht verloren. Durch die Schöpfung haben wir die Zeit und einen Platz in ihr geschenkt bekommen. Es gibt nur ein Problem: Keiner erinnert sich an den ersten Tag, den Ursprung. So haben sich die Menschen überall auf der Welt versucht zu erklären, was keiner miterlebt hat und sich darüber Geschichten erzählt.
Ich möchte Ihnen hier nun nicht aufdröseln, welche Geschichten über die Schöpfung überall kursieren. Ich sage Ihnen nur: Es sind sehr viele! Unüberschaubar ist die Schöpfungserzählungsvielfalt. Und ich möchte diesen Dschungel nicht mit Ihnen beackern, sondern es einfacher machen. Alle Erzählungen haben eines gemein: Sie wollen erklären, was keiner mit eigenen Augen gesehen hat:
Den Anfang!
Alle gehen von einem Schöpfer aus, der die Welt erschaffen hat (bzw. von mehreren Schöpfern / Göttern). Es gibt brutale Erzählungen und unaufgeregte, geordnete Berichte (wie in der Bibel).
Ein häufig vorkommendes Grundmotiv ist das anfängliche Chaos. Damit beginnt in der Bibel ein Schaffensprozess: Ein Kosmos (= eine Ordnung) entsteht. Dass es zwei Schöpfungserzählungen hintereinander gibt, spricht für die Liberalität der Bibel. Ich finde das so sympathisch! Direkt an den Anfang (eine Position von besonderer Bedeutung) zwei Geschichten über ein Thema zu setzen. Die Bibel versucht nicht, beide zu vermengen. Sie zeigt deutlich: Das sind zwei Erzählungen ihrer Zeit, mit dem Wissen der damaligen Erkenntnis. Beide Texte zeigen ihre eigenen Schwerpunkte auf.
Tipp: Schauen Sie sich zuerst das Bild an. Versuchen Sie es auch gerne zu deuten. Es enthält das Wesentliche der Erzählung. Die daran anschließende Liste erklärt noch weitere Aspekte der jeweiligen Geschichte.
Die Schöpfungserzählungen der Bibel
1. Schöpfungserzählung
Gegen das Chaos tritt Gott und setzt die Ordnung. Der Wunsch aller Menschen! Leben wird nun möglich
Die Tage sind nicht als 24 Stunden Taktung zu verstehen, sondern als Schaffungsphasen oder Zeiträume. Für Gott gibt es keine Zeit. Aus diesem Grund muss, um im Bild zu bleiben, am Anfang Tag und Nacht entstehen, um die Abläufe (Tag 1-7) einführen zu können: Das ist der Rhythmus der Zeit
Die Welt als Ganzes steht im Vordergrund
Die Urmächte (z.B. Dunkelheit, Flut) bestehen weiter, werden aber eingedämmt (Nacht)
Der Text ist kunstvoll gewebt, einem Hymnus gleich
Die Frau ist dem Mann gleichgestellt. Die Krone ist eher als Anregung gedacht (steht so nicht in der Bibel!)
Die 1. Schöpfungserzählung ist ein Antitext zu den Göttererzählungen und -kämpfen und den göttlichen Gestirnen der damaligen Zeit
Der Ruhetag (Sabbat) wird herausgestellt, als gesegnete und notwendige Ruhe
2. Schöpfungserzählung
Die Geschichte ist älter als die 1. Schöpfungserzählung
Gott tritt menschlich auf, wie ein Handwerker: Er formt den Menschen aus Erde, bläst ihm seinen Atem in die Nase
Der Mensch steht klar im Vordergrund
Adam und Eva sind nicht zwei Personen, sondern kollektive Gestalten, die für DIE Menschen (Adam) stehen. Ihre Erfahrungen sind die aller Menschen
Die Frau hat hier einen hohen Stellenwert. Erst durch sie ist die Schöpfung vollkommen
Die Geschichte enthält viele symbolische Namen: Adama bedeutet Erde / Erdkrume. Adam bedeutet Erdling, der Mensch, Menschheit als Kollektivbegriff. Eva bedeutet Leben / Lebendiges. Rippe kann für die Seite stehen. Über die Bedeutungen wird viel diskutiert. Der Link führt Sie zu einem ausführlichen Artikel über Adam und Eva.
Wissenschaft vs. Schöpfungsglaube
Ich wundere mich immer, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit „überführt“ zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen: „Einen realistischen Augenzeugenbericht abzuliefern ist nun gar nicht die Intention der Bibel“.
Der Begriff Schöpfung vertritt ein theologisches Verständis der Entstehung.
Die Evolution beschreibt nur die Vorgänge.
Unsere „moderne, rationale Brille“ sieht in ihr nicht mehr den tieferen und mythischen Sinn. Kurzer Exkurs: Ein Mythos versucht, die Welt zu erklären und zwar, wie sie heute ist. Sie bietet eine Erklärung für die Welt.
Schade, dass man die Schöpfung nicht als eine Art Poesie lesen kann. So gesehen, umgibt sie ein ganz eigener Zauber. Wenn man diese beiden „Brillen“ wahrnimmt und um sie weiß, kann man sie gut und gerne nebeneinander stehen lassen. Man kann beide nacheinander „anziehen“ und die Welt durch sie betrachten:
Die Bibel stellt die Aufgabe und die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung in den Fokus. Sie möchte die Frage klären: Was hat der Mensch auf dieser Erde für einen Zweck?
Die Naturwissenschaft versucht, die Entstehung zu ergründen. Das ergänzt sich eher, als dass es spaltet. (Zumindest in meiner schönen Welt).
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Was will nun der Religionsunterricht?
Er will vermitteln! Beide Ansätze – die Naturwissenschaft und der (Schöpfungs-)Glaube sind nebeneinander denkbar. Dafür ist es aber auch notwendig, Synthesen zwischen den beiden zu finden.
Wir sollten uns vor Augen führen: Die beiden Schöpfungsgeschichten sind keine Weltentstehungsgeschichten. Was erreichen wir, wenn wir mit unseren Kindern die sieben Schöpfungstage im Unterricht „abarbeiten“, ein Mobile dazu basteln oder die Reihenfolge auswendig lernen? Mit dieser Art stellt man die Schöpfung eher gegen die Wissenschaft. Das fördert keine Verbindung zwischen beiden. Setzen wir doch lieber den Fokus auf das Staunen über die Schöpfung! Das hat Gott alles gemacht. Über was staunst du z. B. in der Nacht oder am Tag? Was macht eine Pusteblume einmalig? usw.
Denkbare Möglichkeiten:
Wir können unsere Kinder dafür sensibilisieren, welche Verantwortung wir für die Schöpfung haben. Dabei stehen sich die beiden „Theorien“ nicht im Wege. Wie haben es sich die Menschen vorgestellt, wie die Welt entstanden ist? Welchen wesentlichen Stellenwert hat der Mensch inne? Was bedeutet eigentlich herrschen? Es steht nicht für das Ausbeuten, sondern für ein verantwortliches Handeln. Wenn ich z. B. ein Instrument „beherrsche“, dann bin ich im Einklang mit diesem, kann es wundervoll spielen und unterdrücke es nicht. Man wird zu einer Einheit: Instrument und Spieler. So ist es auch mit uns. Wir als Menschen, …
… das sind Mann und Frau: Zusammen sind sie eine Einheit, ein Ganzes. Der Eine kann ohne den Anderen nicht sein. Wir stehen beieinander. Das ist ein schönes Bild, finde ich.
… das ist die Erdengemeinschaft: Wir sind untrennbar mit der Natur verbunden, denn wir sind ein Teil von ihr. Wie könnten wir gut leben, wenn die Natur krank ist? Diese Frage ist momentan so traurig aktuell. Wir sollten uns nicht als Nabel der Welt sehen. Die Natur tritt uns nun auf die Füße und wir ernten, was wir gesät haben. Die Menschen müssen sich bewegen und versuchen die Ehrfurcht vor der Natur neu zu entdecken, wieder „älter“ zu denken, bildhafter. Vielleicht sollten wir einmal versuchen, die Erde im Bild der „Mutter Erde“ zu sehen, die alles hervorbringt, was wir brauchen. Aber der Mensch muss ihr auch etwas zurückgeben: Respekt und ja, auch Geschenke. Zum Beispiel den Blumenstreifen neben dem Kornfeld, der es den Tieren ermöglicht, einen Platz für sich zu haben. Und sogar dieser Streifen gibt dem Menschen wieder etwas zurück.
… die Ruhe brauchen, um zu (er)schaffen (Achtung, Wortspiel!). Gott ruhte und ist uns Vorbild. Für Ordnung und Kreativität braucht es Pausen. Um eine Gemeinschaft / Familie zu sein benötigt es Zeit, um sich miteinander auseinanderzusetzen. Dafür ist der Sonntag da. Er soll uns innehalten lassen, zum Nachdenken anregen, zum freien Sein anstiften, zum Nixtun verleiten. Daraus kann Neues entstehen.
Über all das kann man wunderbar mit Kindern sprechen! Auch gerne in einen Dialog eintreten über den Urknall und die Schöpfungserzählung. Einfach mit der Frage: Was will die Bibel mit dieser Geschichte? Warum erzählt man sie sich noch heute? Man fragt auch: Was will die Naturwissenschaft mit ihrer Theorie? Und schon ist man mittendrin im wahren Leben. Herrlich!
Nicht vergessen sollte man, dass der Begriff „Schöpfung“ nicht in der Lebenswelt der Kinder vorkommt. Man muss ihn übersetzen. Vielleicht einfach mit „Leben“ oder mit „Die Frage nach Gott und dem Anfang“ aber auch die Frage nach: „Wie geht es nun weiter“? Es geht um den Sinn des Lebens, um das Staunen über die Natur, um die Fragen nach dem Leben. Aber auch darum: Gott wollte, dass alles entsteht, dann kann das momentane Chaos auch nicht das letzte Wort haben.
Vielleicht erkennt man dann Gott als einen Bewahrer allen Lebens, der sich sorgend und liebend in der Bibel zeigt. Seine Enttäuschung und seine Wut sind ein anderer Aspekt, der im Alten Testament nicht unter den Teppich gekehrt werden kann. Aber erst durch seine vielen Facetten ist GOTT „kantig“ genug für uns, um ihn (in uns) drehen und wenden zu können. Ohne Nacht kein Tag.
Praktische Ideen für Ihren Unterricht
Eine Unterrichtseinheit zur Schöpfungserzählung
Mein lieber Kollege Horst Heller hat eine wunderbare Einheit für ein drittes Schuljahr konzipiert:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Das ist der erste Satz der Bibel.“ — „Meine Mutter hat aber gesagt, das war ganz anders.“, wandte ein Mädchen ein. So oder so ähnlich war es oft. Irgendwann war ich es leid. Es musste doch möglich sein, die Botschaft der biblischen Schöpfungserzählung zu entdecken. Es folgte ein langer Prozess der Entwicklung einer neuen Unterrichtsreihe. Als sie ausgearbeitet war, war ich selbst überrascht. Sie beginnt weder in Israel noch in Babylonien, sondern in Griechenland …
Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?
Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das „Ü-Ei“ stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt…
Oder: Wie man die Trinität überhaupt denken kann
Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das „Ü-Ei“ stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt (als ob man am Klang hätte erkennen können, was drinnen steckt!), dann wurde die Schokolade gegessen (das Schokoei genüsslich in zwei Hälften teilen und wegmampfen) und dann die Plastikhülle öffnen und entweder gleich losspielen oder noch eine knifflige Anleitung verstehen und das Spielzeug zusammenbauen.
Entschuldigen Sie diesen kleinen Exkurs, aber so kann man die Trinität vielleicht auch einmal betrachten, oder sich als erwachsene Person fragen: Braucht man das denn überhaupt? Ist das nicht zuviel des Guten? Wer braucht schon drei Dinge auf einmal? Interessant ist die Frage in jedem Fall – und gleich vorweg: nicht zu beantworten. Und trotzdem frage ich:
Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?
Nicht wirklich. Denn die Trinität ist logischerweise viel komplexer. Sie versucht etwas Unmögliches zu erklären: EIN Gott sind drei ewige Personen. Natürlich ist auch das Überraschungsei ein zusammengesetztes Ganzes … Aber da fängt es schon an: Gott besteht nicht aus drei Teilen, sondern jeder von ihnen IST Gott! Undenkbar! Wenn ich es noch komplizierter machen wollte, würde ich noch die Rollenabgrenzung innerhalb der Trinität erwähnen. Tue ich aber nicht …
Ich finde, man sollte sich auch nicht in die Theorie der Trinität verbeißen, sondern ihr eine Chance geben, in uns zu wirken. Auch das Wort selbst möchte nur das Wesen Gottes veranschaulichen, genau wie die Dreifaltigkeit (steht für Vielfalt!). Und wer behauptet denn, Gott wäre einfach zu verstehen? Da macht eine vielschichtige Gottheit für mich viel mehr Sinn als eine fix und fertige, klar zu umreißende. Etwas Komplexes verlangsamt das Denken und das ist im Glauben gut.
Die Bibel selbst liefert keine Erklärung für dieses Phänomen, denn die Trinität ist ein menschlicher Versuch, Gott zu verstehen. Die Bibel gibt aber Anhaltspunkte: Sie hält einige Bibelstellen parat, mit denen man die Trinität belegen („Lasst UNS Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ 1. Mose 1,26) oder sie widerlegen könnte: „Es gibt nur EINEN Gott“ 5. Mose 6,4; 1. Tim 2,5; Dtn. 6, 4-9… Diese Gegenüberstellungen finden Sie überall. Was Sie aber mit Sicherheit nicht finden, ist ein Versuch, die Trinität mit einem Ü-Ei kindgerecht zusammenzuführen. Wer macht denn auch sowas? Also legen wir los!
Natürlich gibt es viele Analogien über die Trinität, die versuchen Gott in drei verschiedenen „Zuständen“ zu sehen:
Baum: Wurzeln, Stamm/Zweige, Wasser
Regenbogen: Sonne, Sonnenlicht und Farbe
Der Mensch: Körper, Seele und Geist
Wasser: Flüssigkeit, Dampf, Eis
Sonne: Fixstern, Licht, Wärme
…
Aber jedes Bild kann es nicht ganz fassen. Denn wir versuchen mit weltlichen Bildern etwas Göttliches zu erklären.
Jesus fing damit an, die Trinität anzudeuten, als er sich als Gottes Sohn bezeichnete. Im Taufbefehl ist die Trinität komplett: „Taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ Mt 28,19. Brauchen wir also die heilige Dreifaltigkeit wirklich? Eine knappe Antwort von mir sagt ganz klar: Ja! Denn sie macht das Christentum aus und sagt uns viel über Gott, wenn wir ihn versuchen dreieinig zu denken bzw. ihn so zu glauben. Es macht Gott auch kommunikativ und nicht so statisch. Kurt Marti bezeichnet Gott als „gesellig“. Hier geht es also um Beziehung, nicht um einen alleinigen Autokraten. Das gefällt mir!
Beleuchten wir die drei „Hauptpersonen“ einmal näher:
GOTT …
… als Vater, der Schöpfer. Er ist der Ursprung von allem. Gott liebt die Menschen wie ein Vater seine Kinder. Bedingungslos.
… als Sohn wird er selbst Mensch und lebt als Jesus Christus unter ihnen. Er ist der Handelnde. Für uns kam er in die Welt.
… als Heiliger Geist bezieht er in den Menschen Wohnung und ist in ihnen lebendig, spürbar. Ruach ist der Mittler und Gottes Beistand, den er uns senden wird: die Kraft und Quelle der Liebe.
Nach dieser Auflistung passt der Spruch: Gott ist eins – aber auf keinen Fall einsam!
Und wie denken wir sie jetzt zusammen? Gar nicht! Aber es gibt ein Bindeglied, den Kleber, der alle drei verbindet: Die Liebe! So wie ich die bunte Mischung im Ü-Ei geliebt habe, so ist auch die Liebe in der Trinität das verbindende Glied: die hervorbringende (im Vater), die empfangende (im Sohn) und die austauschende, stärkende Liebe (im Heiligen Geist). Gott wirkt also auf drei unterschiedliche Weisen und umsorgt uns damit allumfassend.
Wollen wir ein (äußerst konstruiertes) Gedankenexperiment wagen?
Nehmen Sie sich bitte einen Stift und ein Blatt Papier und versuchen Sie die nun folgenden Punkte in ein Bild zu verwandeln. Ich bin gespannt!
Stellen wir uns Gott als Schokohülle des Überraschungseis vor. Ganz außen. Alles umhüllend. Das, was die (Ü-) Welt zusammenhält.
In ihm wiederum steckt die Welt. Im Ü-Ei-Universum: das Plastikei.
Hier unterbeche ich das Experiment! Der erste Bruch tritt auf: Gott und Welt sind nicht getrennt voneinander zu denken. Gott durchdringt die Welt, er ist überall. Es gibt nicht Gott und Welt, sondern Gott ist gleichzeitig außen und innen: Außerhalb der Welt und in ihr. Ein klarer Punkt gegen das Ü-Ei-Gedankenexperiment!
Kurze Frage an Sie: Wie malen Sie das jetzt? 😉
Dann kommt das Innere, das zusammengesetzte Geheimnis, das Gestalt annimmt: In unserem Experiment kann man es erahnen: Jesus. Er kommt in die Welt, um die Liebe Gottes auf die Erde zu bringen. Gottes Übersetzer, sein Überbringer, die Liebeskraft.
Ein klarer Punkt für das Experiment!
Und der Heilige Geist? Er ist die Spannung. Von Anfang an dabei. Nicht greifbar. Er bzw. sie ist auf dem Weg von Gott zu den Menschen und umgekehrt. Die Überraschung bricht auf, wirbelt und verwandelt. Ist ruhelos und überall. Der Heilige Geist ist der rote Faden zwischen Gott und Jesus, ein unsichtbares Beziehungsband, welches auch die Menschen mitnimmt.
Ein Punkt für das Experiment?
Wir haben nun also einen „Schoko-Gott“ (keine Blasphemie- ich bleibe nur im Bild!), eine „Plastik-Welt“, einen „Spirit“ (Heiligen Geist), der in allem steckt und wir haben auch Jesus untergebracht. Ganz nah an der Welt dran. Was sagen Sie? Hat Ihnen dieses Experiment eine neue Sicht beschert oder Sie total verwirrt? Sollte Letzteres zutreffen, ist das auch nicht verkehrt. So viele Gedanken haben Sie sich sicherlich noch nie über die Trinität gemacht!
Ideen für den Unterricht
Keine Erklärung bzw. keine Idee für den Unterricht erscheint mir DIE einzig Mögliche zu sein, da dieses Thema so viele Facetten hat. Eine Idee sind die Analogien, weil sie lebensnah sind – aber wie schon erwähnt, „hinken“ diese auch. Ein unterhaltsames Video, welches einige Aspekte gut aufgreift, finden Sie hier: (Das Video ist für die SekII gedacht).
Der Mensch möchte Gott gerne verorten. Fest an einem Platz verankern. Man möchte dort hingehen und Gott antreffen. Zuerst denkt man da an die Kirchen. Gottes Wohnort, sozusagen. Aber ist das so einfach möglich? Kann man Gott in einem Sakralbau „einsperren“? Ist er in einer Kirche präsenter als Zuhause?
Diese Frage würde ich mit einem klaren Jein beantworten. Gott ist überall gleich stark zugegen. Gott durchdringt unsere Welt vom kleinen Blatt bis zum großen Dom. Aber: Man muss sich auf den Weg zu ihm machen. Das kann inwendig geschehen. Zum Beispiel mache ich mich auf zu Gott, wenn ich beten möchte: Ich setze mich, ich kehre in mich, ich lausche. Ein inwendiger Weg. Möchte ich Gott in der Kirche suchen, mache ich mich wirklich, auch körperlich, auf den Weg. Ich laufe zu ihm, bereite mich geistig auf die Begegnung vor. Habe ich den Kopf zu voll mit Alltäglichem, werde ich ihm weder Zuhause, noch in der Kirche begegnen. Ich bin nicht aufnahmefähig, nicht bereit für ihn. Lasse ich ihm aber Raum, ist es oftmals einfacher, in einem für Gott eingerichteten Bau diesem Göttlichen zu begegnen. Das Sinnenhafte vereinfacht die Begegnung: Die Kirche hat einen besondern Duft, ist schön geschmückt, es herrscht eine greifbare Andersartigkeit und Aura. Lässt man sich hier nieder und die Ruhe auf sich wirken, kann man Gott begegnen. Die Ruhe darf aber eben nicht nur äußerlich sein. Man selbst muss ruhig werden. Erst dann kann man Gott überall begegnen, dies gilt für den Wald, wie auch für das Klassenzimmer. Da schließe ich doch mit dem Satz: Bereitet dem Herrn den Weg!
Möchten Sie mit Ihren Kindern Gott „suchen“, können Sie sich in einer virtuellen Tour frei durch die Martinskirche in Großbundenbach bewegen. Vielleicht finden Sie ja einen Ort, der Sie anspricht, der Sie verweilen lässt, auch wenn fast „nur“ der Sehsinn beteiligt ist…
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Impulse für die Weiterarbeit mit Ihren SchülerInnen
Impulsfragen: – Warum ist die Kirche ein besonderer Ort? „Wandere“ durch die Kirche und schreibe die für dich besonderen Orte auf. – Wo möchtest du dich hinsetzen? Was ist „dein“ Ort? – Im Altarraum (hinter dem Altar) findest du viele besondere Bilder. Welches gefällt dir besonders gut. Warum? Hast du Fragen an das Bild / den Menschen? Findest du heraus, welche Geschichte, welche Person darauf zu sehen ist? – Sind dir Dinge in der Kirche fremd? Male sie auf. Weißt du vielleicht nicht, für was sie gedacht sind? Tausche dich mit jemandem aus! – Hast du dir schon die Orgel angehört? Finde heraus, von wo aus du das machen kannst. Schließe die Augen und höre auf ihren Klang. Wo spürst du die Töne? Was gefällt dir an diesem Instrument?
Die Impulse können anhand der 360 Grad Kirche (siehe oben) bearbeitet werden oder man erkundet die Kirche animiert als Erlebnisraum und lässt die SchülerInnen die Kirche auf eigene Fraust erkunden. Dann klicken Sie bitte auf den Button!
„Früher, zur Zeit der Bibel, hat sich Gott doch auch oft genug gezeigt! Er wandelte durch den Garten, war anwesend in einer Wolke, einem Dornbusch oder erschien einem wenigstens im Traum. Und heute? Funkstille. Man bekommt ihn einfach nicht mehr zu Gesicht. Schade eigentlich. Ich bete doch und glaube an ihn. Warum zeigt er sich denn nicht?“
Wo ist denn dieser Gott, bitte schön?
„Früher, zur Zeit der Bibel, hat sich Gott doch auch oft genug gezeigt! Er wandelte durch den Garten, war anwesend in einer Wolke, einem Dornbusch oder erschien einem wenigstens im Traum. Und heute? Funkstille. Man bekommt ihn einfach nicht mehr zu Gesicht. Schade eigentlich. Ich bete doch und glaube an ihn. Warum zeigt er sich denn nicht?“
So oder so ähnlich könnte einem die Frage nach dem göttlichen Erscheinen über die Füße fallen. Vielleicht haben Sie selbst auch schon so gedacht. Verwerflich ist der Gedanke nicht. Er zeigt ja nur den Wunsch, Gott nahe zu kommen! Fragen wir uns also:
Wo finde ich Gott?
Eine platte Antwort wäre: überall! Damit gewinnt man aber keine Freunde. Wir müssen unsere Frage auch etwas präzisieren: Wo finde ich Gott heute? Zur Zeit der Bibel war Gott für die Menschen anscheinend greifbarer. Er wurde körperlicher gedacht. Sein Körper verbarg sich (im AT) in einer Feuersäule, hinter einer Wolke … Diese Vorstellung wandelte sich mit der Zeit. Und trotzdem hat die Bibel nicht vor, Gottesbeweise zu liefern, sondern will uns lediglich Bilder von Gott zeigen. Sie beschreiben WIE er ist. Dem Menschen fehlen die Worte, um Gott zu begreifen, also benutzt die Bibel Bilder. Würden wir ihre Erzählungen als genau so geschehen ansehen, verlieren sie ihre Vielschichtigkeit. Die Bibel berichtet von menschlichen Erfahrungen mit Gott. So erklärt sich die göttlich-menschliche Begegnungsvielfalt. Aber jedes Bild zeigt nur einen kleinen Teil Gottes und kann ihn in seiner Gänze niemals erfassen. Hierzu passt die folgende Geschichte:
Wenn wir uns nun weiter fragen: Warum zeigt sich Gott uns nicht? Dann machen wir einen Denkfehler. Er muss sich uns nicht zeigen, wir müssen ihn suchen. Hier geht es um das Glauben an Gott, um ein Vertrauen in ihn. Die Suche ist jedoch nicht einseitig. Gott will sich ja schließlich finden lassen. Und wo suche ich ihn nun? Auch das „Wo“ bringt uns nicht weiter. Er ist in unserer Welt präsent, aber nicht so, wie wir es erwarten. Er liefert uns keinen Aufritt mit Getöse. Ich stelle mir das ungefähr so vor: Durch Gott existiert unsere Welt, er hat den Grundstein gelegt, aber die Welt als solche ist auch durchdrungen von ihm. In der Schöpfung ist er überall präsent. Aber auch in uns Menschen. Martin Buber hat es in seinem Zitat auf den Punkt gebracht:
„Gott wohnt, wo man ihn einlässt„
Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim
Der Schuster Martin, ein Bilderbuch mit Tiefgang
Und mit diesem Zitat leite ich zu einem Buchtipp über, wie man Kindern wunderbar verdeutlichen kann, wie das mit „Gott wohnt, wo man ihn einlässt“ gemeint ist: Das Bilderbuch „Schuster Martin“ erzählt die Legende von Leo N. Tolstoi nach. Sie zeigt, dass uns Gott in allen Menschen begegnet:
Der alte Schuster Martin ist einsam und sieht von seiner Werkstatt aus die Straße, mit den vorbeieilenden Menschen. Abends liest er oft in der Bibel und entdeckt eine Geschichte, in der ein reicher Mann Jesus zu sich einlud. Dabei fragt er sich: Wie würde ich Jesus empfangen? Am Abend hört er eine Stimme: „Schau morgen auf die Straße. Ich werde zu dir kommen!“ Aufgeregt erwartet er Jesus am darauffolgenden Tag. Doch zuerst hilft er einem frierenden Straßenkehrer, indem er ihn auf einen Tee einlädt, einer armen Mutter, indem er dem frierenden Baby seine alte Jacke schenkt, einem kleinen Jungen, der einer Marktfrau einen Apfel gestohlen hat, hilft er und bezahlt das Diebesgut. Am Abend hört Martin die Stimme wieder. Sie sagt: „Ich war bei dir. Hast du mich erkannt?“
Was würde ich tun?
Das wird nicht nur zu Schuster Martins Frage, sondern auch zu unserer: Was würde ich tun, wenn Jesus zu mir käme? Wir folgen Martin in seinen Alltag. Wir beobachten ihn, wie er achtsam seinen Tag bewältigt und sein Herz und Haus für die Not der Menschen öffnet. Er sieht die kleinen und großen Nöte der Menschen und verschließt seine Augen nicht davor. Er gibt ihnen eine Kleinigkeit, etwas von den täglichen Notwendigkeiten: einen Apfel, eine Decke, einen heißen Tee. Martin teilt seine wenige Habe und im Teilen kommt Jesus in sein Haus. Was für ein schönes Bild! Im Bilderbuch von Masahiro Kasuya beginnen die Menschen von Innen heraus zu leuchten. Sie strahlen am Ende regelrecht. Das Buch endet mit den Worten: „Alles, was ihr den Armen angetan habt, das habt ihr mir getan.“
Weiterführendes…
Hier findest du interessante Links, Videos etc. zur oben genannten Frage