Christentum und Islam – Theologische Verständigungswege

Rz-Heine-christl-islamSusanne Heine / Ömer Özsoy / Christoph Schwöbel / Abdullah Takim (Hg.):
Christen und Muslime im Gespräch.
Eine Verständigung über Kernthemen der Theologie.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus  (Random House) 2014, 384 S.,
Zeittafel, ausführliches Register — ISBN 9783579081793 —

Das vorliegende umfangreiche Buch wurde in einem christlich-islamischen Gesprächsprozess von theologischen Fachleuten beider Religionen über mehrere Jahre hin entwickelt.

Das Buch spiegelt die dialogische Zusammenarbeit mit dem Ziel, ein sachgemäßes Verstehen des Anderen anzubahnen sowie Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten im Blick auf Christentum und Islam zu verdeutlichen. Das Profil dieses Bandes zeichnet sich weiterhin dadurch aus, dass dieser Gesprächsprozess unabgeschlossen ist. Dadurch, dass man so intensiv nicht übereinander, nicht nacheinander, sondern miteinander redete, ist m.E. jedoch mehr als eine dialog-theologische Zwischenbilanz zu den “Kernthemen der Theologie“ entstanden. Durch das ausführliche Register gewinnt dieses Buch den Charakter einer Orientierungshilfe, die man/frau immer wieder zu bestimmten Themen und aktuellen Konflikten im Blick auf scheinbar oder anscheinend „typische“ christliche oder islamische Verhaltensweisen oder gesellschaftliche Konflikte gut heranziehen kann.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste,

Rz-Heine-christl-islam, 15.12.14     Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats März 2013: Jesus im Koran

Rz-Bauschke-JesusMartin Bauschke: Der Sohn Marias. Jesus im Koran.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013, 200 S., Koranstellenregister
— ISBN 978-3-650-25190-9 —

Der Religionswissenschaftler Martin Bauschke, Leiter des Berliner Büros der Stiftung „Weltethos“, hatte bereits 2001 (Böhlau-Verlag) das Buch „Jesus im Koran“ herausgebracht. Was im ersten Augenblick wie eine Neuauflage erscheint, zeigt sich sehr schnell als ein wirklich neues Buch. Bauschke hat nämlich nicht nur die theologischen Debatten seit der Erstausgabe seines Buches eingearbeitet, sondern die gesamte Struktur systematisiert und stärker religionswissenschaftlich ausgerichtet. Dem Autor kommt zugute, dass er seit vielen Jahren dieses Thema nicht nur erforscht, sondern auch einem interessierten Leser- und Hörerkreis vermittelt. Dies mag auch die Ursache sein, dass sich dieses Buch nicht nur für Fachleute, sondern für jede/n Interessierte/n gut liest. Im Anhang gibt es noch einen Fragebogen und Vergleichstabellen für Koran und Neues Testament.

Der Autor gliedert sein Buch in 14 Kapitel mit 8 (optisch besonders herausgehobenen) Exkursen, die zum einen spezielle islamische Vorstellungen und zum anderen verstärkt heterodoxe christliche Anschauungen von Jesu Wirken, Leben, Sterben und Auferstehen zur Sprache bringen. Er führt hier letztlich eine 1400jährige, keineswegs unproblematische Dialoggeschichte fort, die mit dem Koran begonnen hat. 

Das Fazit formuliert Bauschke so: „Der Koran widerspricht jeder gleichsam ‚göttlichen‘ Christologie. Jesus ist … ein sterbliches Geschöpf … Das Messiasbekenntnis des Korans stellt … eine theozentrische Re-Interpretation der Gestalt Jesu angesichts der vielfältigen, auch noch zur Zeit Muhammads miteinander konkurrierenden christlichen Christologien dar.“ (S. 160f.161). „Man kann das theozentrische Jesus-Zeugnis des Korans auch eine zeichenhafte Messianologie nennen“ (S. 164). 

Diese grundlegende Arbeit ist auch als Basis für den christlich-islamischen Dialog wichtig, denn: „Im heutigen multikulturellen Kontext ist kein Christsein mehr möglich – es sei denn um den Preis fundamentalistischer Abschottung und Ignoranz – an den mitten unter Christen lebenden Muslimen vorbei“ (S. 165). So hat er hier die Basis für ein sachgerechtes Gespräch über Jesus zwischen Christen und Muslimen erheblich vertieft und auf breite religionswissenschaftliche und hermeneutische Grundlagen gestellt. Dies macht das Buch für Christen und Muslime gleichermaßen wichtig und interreligiös grundlegend. 

                                                                                                                                                     Reinhard Kirste

Weltreligion Christentum – ökumenisches Lernen in der Oberstufe

Werner Trutwin: Weltreligionen – Christentum. Arbeitsbücher Sekundarstufe II.
Religion – Ethik – Philosophie.
München: Bayerischer Schulbuch Verlag (Patmos) 2012, 192 S. Abb. — ISBN 978-3-7627-0433-1
Völlige Neubearbeitung des bisherigen Heftes, das 1999 im Patmos-Verlag Düsseldorf erschien.

Mit diesem Band über die Vielfalt des Christentums ist nun die neubearbeitete Reihe für die Sekundarstufe II „Weltreligionen“ abgeschlossen.
Die bisherige Bände – Judentum,Islam, Hinduismus und Buddhismus – sind bereits unter „Ein-Sichten“ vorgestellt worden.

Der erfahrene Praktiker und Religionspädagoge Werner Trutwin behält auch bei diesem Arbeitsheft die gewählte Struktur zum Verständnis einer Religion bei, um damit zugleich eine gewisse Vergleichbarkeit im Blick auf die anderen Religionen zu ermöglichen.

Nach Anregungen für die unterrichtliche Arbeit im Kontext des Religionsunterrichts erwähnt Trutwin die „direkten“ Bezugsfächer „Ethik“ bzw. „Praktische Philosophie“. Er stellt dann einen klar strukturierten Kursunterricht in Religion vor.

Trutwin setzt gerade für die Schuke auf die positiven konfessionsökumenischen Erfahrungen. Zugleich wird die Begegnung der Religionen „auf Augenhöhe“ gerade für die Zukunft als eine unausweichliche Notwendigkeit postuliert. Damit ist hier ein religionsökumenisch offenes „Lehrbuch“ entstanden, das man als Christentum-Materialbasis mit seiner didaktischen und methodischen Vielfalt für den katholischen, evangelischen und islamischen Religionsunterricht nur wärmstens empfehlen kann.

                                                                                                                                                    Reinhard Kirste
Rz-Trutwin-Christentum, 03.08.12

Buch des Monats August: Abbé Pierre – wahres Leben angesichts des Todes

Abbé Pierre: Was ist das, der Tod? Ein Gespräch über den Sinn des Lebens.

Aus dem Französischen von Bruno Kern.

Innsbruck-Wien: Tyrolia 2012, 77 S.

— ISBN 978-3-7022-3200-9 —

Französisches Original: C’est quoi la mort? Livre didactique destiné aux enfants, utilisé aussi dans l’apprentissage de la langue française. Paris: Albin Michel 1999.

 Ausführliche Besprechung: Hier

 Der 2007 verstorbene Abbé Pierre hätte in diesem Jahr am 5. August seinen 100. Geburtstag gefeiert. Nicht nur in Frankreich, sondern weltweit ist er als „Vater der Armen“ zu einer Institution gelebter Nächstenliebe geworden. In diesem kleinen Büchlein äußert sich der 87Jährige im Gespräch mit jungen Leuten über den wahren Sinn des Lebens – und zwar im Spiegel von Sterben, Tod, Trauer und Hoffnung auf ein Leben jenseits. Dies alles ist mit vielen Beispielen aus seinem erfüllten Leben angereichert.

 Wofür ist es nun gut, an Gott zu glauben? „Man muss überzeugt sein, dass er [Gott] nichts als das Gute für die Menschen will, aber dass dieses Glück von uns abhängt“ (S. 75). Kein Wunder, dass aus solcher Glaubenskraft heraus immer wieder in diesen Antworten das praktische „Herzthema“ des Abbé Pierre durchschimmert: Die Bewegung Emmaus. So wird dieses Büchlein zur Anfrage an jeden Einzelnen, wofür es sich lohnt, aktiv zu leben – angesichts des unausweichlichen Todes. Abbé Pierre hat so gehandelt, wie es das kreative Genie Steve Jobs auch ausdrückte: „Der Tod ist ein Motor des Wandels“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Steve_Jobs).

Aus diesem Grunde ist dieses Büchlein so empfehlenswert!
                                                                                                                                                       Reinhard Kirste

31.07.2012

Das Christentum – zwischen Eucharistie und Blutopfer

Der Kirchenhistoriker und Liturgiewissenschaftler
Arnold Angenendt aus Münster greift in die Debatte um Sühnopfer-Vorstellungen, Sündenbock-Theorien und verdeckte Gewaltverherrlichung durch Opfermentalität und Märtyrertum sehr kundig ein. Er weist religionsgeschichtliche und theologische Entwicklungen auf. In seiner Auseiandersetzung mit dem berühmten Kulturanthropologen René Girard sieht er dessen Neubegründung der Gewaltlosigkeit des Christentums durch die Kreuzigung Jesu (!) kritisch. Gegen Girards mimetische Muster und Sündenbocktheorie im Blick auf die religiöse Gewalt stellt er das geistige Opfer in den Mittelpunkt. Dieses findet in der Liturgie der Eucharistie seinen versöhnenden Ausdruck.

Arnold Angenendt:
Die Revolution des geistigen Opfers
Blut – Sündenbock – Eucharistie
Freiburg u.a. Herder 2011
— Rezension hier —

In den Ein-Sichten wurden von René Girard bereits besprochen:

Theologische Facetten des Opferbegriff von Kristina Augst in:
— Schönberger Hefte Nr. 01 (2012): hier
— Überblick zum Gesamtheft mit dem Themenschwerpunkt „Opfer“

Die Thematik hat eine breite Debatte in den letzten Jahren hervorgebracht. Hier einige Beispiele aus der Fülle der Titel, von denen einige auch schon in den „Ein-Sichten“ besprochen wurden:.

  • Béatrice ACKLIN ZIMMERMANN / Franz ANNEN, (Hg.): Versöhnt durch den Opfertod Christi. Die christliche Sühnopfertheologie auf der Anklagebank.
    Zürich 2009  — Rezension hier —
  • Jan ASSMANN: Monotheismus und die Sprache der Gewalt. Wien 2006
  • Georg BAUDLER: Die Befreiung von einem Gott der Gewalt. Erlösung in der Religionsgeschichte von Judentum, Christentum und Islam. Düsseldorf 1999
  • Ulrich BERNER / Christoph BOCHINGER / Rainer FLASCHE (Hg.): Opfer und Gebet in den Religionen. Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie Bd. 26. Neukirchen-Vluyn 2005
  • Walter BURKERT: Anthropologie des religiösen Opfers. Die Sakaralisierung der Gewalt. München 21987
  • Walter BURKERT: Kulte des Altertums. Biologische Grundlagen der Religion. München 1998
  • Josef IMBACH: Ist Gott käuflich? Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand. Gütersloh 2011
  • Klaus-Peter JÖRNS: Lebensgaben feiern. Abschied vom Sühnopfermahl: Eine neue Liturgie. Gütersloh 2007
  • Ralf MIGGELBRINK: Der Zorn Gottes. Geschichte und Aktualität einer ungeliebten Tradition. Freiburg u.a.: 2000
  • Józef NIEWIADOMSKI / Roman A. SIEBENROCK (Hg.): Opfer – Helden Märtyrer. Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung. Innsbruck 2011.  — Rezension hier —
  • Martin RIESEBRODT: Cultus und Heilsversprechen. Eine Theorie der Religionen. München 2007
  • Dorothee SÖLLE: Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem „Tode Gottes“. Stuttgart 1965 (erw. Neuauflage 1982)
    — Rezension von Christoph Fleischer —
  • WETH, Rudolf (Hg.): Das Kreuz Jesu. Gewalt, Opfer, Sühne.
    Neukirchen-Vluyn 2001

 

Sterbekultur und Trauerbegleitung

Fritz Roth gehört mit seiner Trauerakademie zu den Pioniereen einer veränderten Bestattungskultur. Indem er die Auseiandersetzung mit dem Tod zur Lebensorientierung empfiehlt, fordert er zu einer neuen Sterbe- und Trauerkultur heraus. Mit seiner eigenen Erfahrung,  dem „Haus der menschlichen Begegnung“ und den „Gärten der Bestattung“ setzt er ermutigende Zeichen für einen veränderten Umgang mit dem Tod:

Fritz Roth: Das letzte Hemd ist bunt
Die neue Freiheit in der Sterbekultur
Frankfurt/M.: Campus 2011
— Rezension hier —

Einen Trauerbegleiter für den Alltag und durch das Jahr hindurch, könnte man jenes Notizbuch der besonderen Art nennen, das in verbindung mit Weisheiten aus den verschiedenen Traditionen einlädt, seine eigenen Gedanken in den unterschiedlichen Phasen der Trauer niederzuschreiben:

Susanne Bleymüller (Hg.): Mein Trauerjahr
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2011
— Rezension hier —

Vgl. weitere Titel des Gütersloher Verlagshauses zu den
Themen von Sterben, Tod und Trauer: Übersicht hier

Erlösungsvorstellungen im Roman von David Safier: Reinkarnation und Karma

Der Roman „Mieses Karma“ des Bestsellerautors David Safier zeigt die hohe Attraktivität asiatischer Jenseitsvorstellungen für jüngere LeserInnen. Entscheidende Existenzfragen werden literarisch in unterhaltsamer Sprache aufgenommen. Es geht auch nicht um religionswissenscashftlkiche Exaktheit, sondern um eine attraktive Konfrontation mit hinduistischen und buddhistischen Vorstellungen.  Es ist ein Roman, den Unterrichtende durchaus auch in der Schule einsetzen können:

David Safier: Mieses Karma. Roman
Reinbek b. Hamburg: Rowohlt,
rororo TB 24455, 2007, 2008, 10. Aufl. u.ö.
— Rezension hier —

Vgl. eine aufgrund der große Breitenwirkung des Romans und der Reaktionen darauf:
Eine spirituell geprägte Einschätzung: hier

Avatar – die Suche nach der heilen Welt

Der Film Avatar – Aufbruch nach Pandora (USA 2009) nutzt die Möglichkeiten von Science Fiction. Real gedrehte Szenen verbinden sich mit Computeranimationen. Die religiösen Motive von Glaube und Hoffnung – auch im Blick auf eine bessere Welt – spielen eine große Rolle:

James Cameron (Regie):
AVATAR – Aufbruch nach Pandora
Kinofilm: USA 2009, 161 Min.
— Rezension hier —

 

Liebe, die den Tod überwindet

Bücher für Trauernde sind inzwischen reichhaltig auf dem Markt. Die vorliegenden Zusammenstellung ist insofern etwas Besonderes, als der Diplompsychologe und Paar-Therapeut Rudolf Kachler durch meditative Texte von bekannten Autorinnen und Autoren, darunter erfahrene Seelsorger, mit solchen Worten Schwingungen des Trostes angesichts von Sterben, Tod, und Trauerschmerz aufleuchten lässt:

Rudolf Kachler (Hg.):
In meiner Trauer wohnt die Liebe.
Gedanken, die den Tod überwinden.

Stuttgart: Kreuz 2010
— Rezension hier —

An der Grenze des Todes – zum Roman „Die Hütte“ von W.P. Young

Das Thema von Schicksalsschlägen und Begegnungen mit dem Tod beschäftigt nicht nur Philosophen und Theologen, sondern auch Schriftsteller auf unterschiedlichste Weise. Der christlich geprägte amerikanische Romanautor William Paul Young entwirft dazu eine Serie von Schicksalsschlägen, die in der die Entführung und Ermorderung der Tochter des Protagonisten gipfelt. Dem folgt Jahre späterein Szenario der Gottesbegegnung in jener Hütte, in dem der Mord geschah:


William Paul Young:

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott.
Roman: Hamburg: Allegria 2009

— Besprechung hier —