René Girard – Überwindung der Gewalt im Christentum

Der  französische Literaturwissenschaftler Réne Girard (25.12.1923 – 04.11.2015) sieht im Christentum die Chance zur Überwindung der Gewalt. Diese personifiziert sich in der Macht „Satans“. Auch wenn in der Kirchengeschichte oft genug das „mimetische Muster“, also die Nachahmung um der Begierde willen oft genug in Gewaltsamkeiten ausartete, so gilt hier: Jesus am Kreuz hat den daraus folgenden Opfermechanismus durchbrochen. Das zeichnet das Christentum in besonderer Weise aus.

René Girard:
Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.
Eine kritische Apologie des Christentums
Frankfurt/M. und Leipzig: Verlag der Weltreligionen 2008
Deutsch zuerst erschienen: München: Carl Hanser 2002
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Dieses Buch bedeutet einen Zwischenschritt, den Girard ausführlich geleistet hat, in:
Das Ende der Gewalt. Analyse des Menschheitsverhängnisses
Freiburg u.a.: Herder 2009.  Deutsche Erstausgabe in Auszügen: Freiburg u.a.: Herder 1983
— Rezension hier —

Reinhard Kirste

bearb. 07.11.2015Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats November 2015: Kulturgeschichtliche Faszination – Äthiopien

Rz-Dornisch-ÄthiopienKlaus Dornisch:  Sagenhaftes Äthiopien.
Archäologie – Geschichte – Religion.

Mit einem Vorwort von S. K. H. Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate.
Darmstadt: Philipp von Zabern (WBG) 2015, 192 S., zahlreiche Abb., Glossar
— ISBN: 9783805348676 —

Äthiopien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde. Von der frühesten Menschheit bis in die Gegenwart spielt sich hier eine faszinierende Geschichte zwischen Bergen, Wüste, Ackerland und dem Nil ab. Diese Kulturen sowie die spektakulären Landschaften ergeben ein geradezu aufregendes Panorama. Der Archäologe Klaus Dornisch (geb. 1942) präsentiert in diesem Buch orientierende Sachtexte in Verbindung mit vielen großformatigen Fotos und Karten. So entstehen spannende Einblicke in die einzelnen Epochen, die auch die religiöse Wirkungsgeschichte der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam in der gesamten Region mit einbeziehen.

Es lohnt, sich in dieses bedeutende Kultur-Erbe im Osten Afrikas zu vertiefen. Klaus Dornisch verhilft dazu in schöner und zugleich informativer Weise.

Ausführliche Beschreibung: hier

 

Reinhard Kirste

 Rz-Dornisch-Äthiopien, 01.11.15  Creative Commons-Lizenz

Ramadan im Kindergarten – Beispiel interreligiösen Lernens

Rz-Kammeyer-Kita-RamadanNaciye Kamçılı-Yıldız / Şenay Biricik / Katharina Kammeyer / Claudia Tombrink:
Kinder feiern Ramadan. Ein interreligiöses Praxisbuch für den Kindergarten
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München: Don Bosco 2015, 96 S., farbig illustriert, inklusive einem Downloadcode für Zusatzmaterial wie Bastelvorlagen, bildhafte Erzählvorlagen, Elternbriefe u.ä. — ISBN: 978-3-7698-2111-6 —

In einer multikulturellen Gesellschaft rücken die Rituale und Feste anderer Religionen verstärkt in den Blickpunkt. Das gilt wohl am stärksten für den Islam mit seinen etwa 4 Millionen Anhängern in Deutschland. Die Öffentlichkeit nimmt besonders zwei Festzeiten besonders wahr: den Fastenmonat Ramadan und das Opferfest mit der Wallfahrt nach Mekka.  Zum Verständnis des Ramadan mit seinem Fest des Fastenbrechens ist nun ein Praxisbuch für den Kindergarten herausgekommen. Gerade Kindergarten und Schule haben eine wichtige Vermittlungs- und Verstehensfunktion für die Heranwachsenden.
Die Autorinnen dieser interreligiösen Orientierung kommen aus dem universitären Bereich, aus der Schule und dem Kindergarten. Sie bringen sowohl in der Reflexion wie in der praktischen Situation vor Ort „inter-religionspädagogische“ Kompetenzen mit. Außerdem wird nicht nur aus einer religiösen Sicht berichtet, sondern die Autorinnen stellen bewusst ihren jeweils christlichen bzw. islamischen Hintergrund dar. Im Sinne einer Lern-Kooperation legen sie eine Handreichung vor, indem sie knapp und präzise zuerst die Motivation und die Ziele interreligiöser Erziehung beschreiben. Dann wird ausführlicher über die Bedeutung des Ramadan im islamischen Kontext geschrieben. Dies wird nun in Anregungen, (Rollen-)Spielen, Bastelanleitungen, Nacherzählungen auf der Verstehens-Ebene der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren umgesetzt: Einen Mondkalender basteln, Ramadan aus Mäusesicht …, Einladungskarten zum Iftar-Essen, Spielzeug spenden usw. usf.

So finden Eltern und ErzieherInnen viele Ideen und praktische Vorschläge, um neben christlichen und säkularen Ausprägungen auch die „islamische“ Seite eines Kindergartens interkulturell zu verstärken und entsprechend zur Geltung zu bringen.

Das vorliegende „Kindergarten-Ramadan-Buch“ füllt damit eine Lücke, und man kann nur wünschen, dass dieses hilfreiche Buch in vielen Kindergärten bald zum Basismaterial wird.

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Reinhard Kirste

Rz-Kammeyer-Kita-Ramadan, 07.04.2015   Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats Februar 2015: Madeleine Delbrêl – Liebe leben

Rz-Schleinzer-DelbrelAnnette Schleinzer: Die Liebe ist unsere einzige Aufgabe.
Das Lebenszeugnis von Madeleine Delbrêl.

Ostfildern: Patmos (Schwabenverlag) 2014, 312 S., Abb., Zeittafel  — ISBN 978-3-8436-0544-1 —

Die Theologin und Exerzitienbegleiterin Annette Schleinzer hat die 1994 erschienene Biografie über Madeleine Delbrêl (1904 – 1964) überarbeitet und aktualisiert. Was die Autorin an dieser Poetin und Sozialarbeiterin, dieser „Mystikerin der Straße“ fasziniert, ist eine „tragfähige Alltagsspiritualität“, die in jüngster Zeit eine „weitere aktuelle Spur eröffnet, nämlich die tiefe Verwandtschaft Madeleine Delbrêls mit Papst Franziskus.

Die Autorin erörtert das kontemplativ-aktive Leben von Madeleine Delbrêl unter den Gesichtspunkten ihrer konsequenten Jesus-Nachfolge, gerade im Blick auf intensive Sozialarbeit angesichts industriellen Herausforderungen.   Es gilt in einer a-religiösen Situation der europäischen Kirchen  Mission zu betreiben, und zwar in dem Sinne, dass die Kirche zu den Menschen gehen muss, d.h. das Evangelium vorlebend predigen. Die Motivation, dies zu praktizieren, liegt in einer Liebe, die gleichermaßen von Demut und Achtung geprägt ist (S. 257). Das konsequente Glaubensleben von Madeleine Delbrêl macht Mut, gesellschaftliches Engagement und persönliche Frömmigkeit im Alltag glaubwürdig umzusetzen und so ein authentisches Zeugnis göttlicher Liebe zu geben. Unsere Zeit braucht wahrhaftig viele Menschen, die diese liebende Achtsamkeit leben.

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Reinhard Kirste

 Rz-Schleinzer-Delbrel, 31.01.15  Creative Commons-Lizenz

Die Faszination der antiken Götter

Rz-Sonnabend-GötterHolger Sonnabend: Götterwelten. Die Religionen der Antike.
Darmstadt: Theiss (WBG) 2014, 192 S., Abb., Zeittafel
— ISBN 978-3-8062-2635-5 —

Mit seinem neuen Buch bringt der Althistoriker Holger Sonnabend eine Art Fortsetzung und geht mehr erzählend den einflussreichsten religiösen Traditionen der Antike nach. Bis auf Judentum und Christentum haben diese „alten“ Religionen letztlich nicht überlebt, aber ihre Wirkungen sind bis heute zu spüren. Ich würde allerdings zu den heute noch existeiernden Religionen den Zoroastrismus dazu zählen. Insgesamt gelingt dem Autor ein farbiges Religionen-Bild unserer Vorgänger-Religionen, wie sie sich im Zweisstromland, im Mittelmeerraum, aber auch im mittleren und nördlichen Europa entwickelt haben.

Insgesamt ist dem Autor jedoch eine neugierig machende Lektüre für alle diejenigen gelungen, die die Brennpunkte und Entwicklungs-Schübe antik-religiöser Glaubensformen und Traditionen auch im Blick auf heutige Religiosität bedenken möchten.

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Reinhard Kirste, 24.08.2014

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Gerechter Krieg? Gerechter Frieden!

Rz-Neuhold-FriedenLeopold Neuhold (Hg.): Frieden, Frieden, aber es gibt keinen Frieden.
Theologie im kulturellen Dialog Band 24.
Innsbruck/Wien: Tyrolia 2014, 193 S.— ISBN 978-3-7022-3198-9.

Die hier präsentierten Beiträge wurden im Rahmen einer Vortragsreihe an der Karl-Franzens Universität Graz im Wintersemester 2011/2012 gehalten. Der Grazer Sozialethiker Leopold Neuhold, der das Buch herausgegeben hat, sieht die Intentionen in folgende Richtung gehen: Es geht beim Thema „Frieden“ nicht nur um Gewaltminimierung, sondern um die wirkende Wirklichkeit“ der Menschenrechte in unmittelbaren Bezug zur persönlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Welt (S. 11).

Die ebenfalls fast durchweg von der Universität Graz stammenden Autoren und Wissenschaftler gehen diese Aufgabe unterschiedlich an – mit theologiegeschichtlichen Bezügen und geografischen Verdeutlichungen und mehr grundlegenden Klärungsversuchen. Dabei werden kirchenkritische Anfragen nicht ausgeblendet.

Der pessimistische Titel des Buches (aus Jeremia 6,14) wirkt als beunruhigendes Steuerungselement durch alle Beiträge hindurch. Schaden abwehrende Lösungsansätze für einen gerechten Frieden scheinen an der konfliktbeladenen Realität der heutigen Welt zu scheitern. Vielleicht wäre es insgesamt weiterführender gewesen, wenn Beispiele konsequenten Pazifismus und der christlichen Friedensbewegung sowie Praktiken der Gewaltlosigkeit wie die von Gandhi oder Martin Luther King in diesem Kontext intensiver bedacht worden wären.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste


Rz-Neuhold-Frieden, 11.07.14     Creative Commons-Lizenz

Begegnungen mit der hebräischen Bibel, dem Alten Testament

Rz-Marböck-BibelJohannes Marböck: Faszination Bibel.
Hg.: Franz Kogler / Irmtraud Fischer / Franz Hubmann

Theologie im kulturellen Dialog, Bd.27.
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2014, 288 S., Register, Lebenslauf, Literaturangaben
—ISBN 978-3-7022-3323-5 —

Die Herausgeber, alle mit der Bibel theologisch(-praktisch) befasst, präsentieren Beiträge zum Verständnis der Hebräischen Bibel, des Alten Testaments. Der Autor, Johannes Marböck, katholischer Priester und inzwischen emeritierter Professor, lehrte Altes Testament in Linz und Graz. Bei ihm verbindet sich die spirituelle Freude an der biblischen Botschaft mit exegetischer Sorgfalt. Wichtig ist ihm neben der verständlichen Weitervermittlung der biblischen Schätze, diese gerade für heutige Menschen zum Leuchten zu bringen. In diesem aktuellen Zusammenhang ist ihm auch der christlich-jüdische Dialog ein besonderes Anliegen.

Bei allen Unterschieden im Blick auf die Psalmen, die Weisheit, die Prophetie und die Apokalyptik scheinen in der Hebräischen Bibel immer wieder Visionen der Hoffnung auf, die das göttliche Heil auf alle Völker ausweiten. Die Erfahrungen Israels unter den verschiedenen politischen, historischen und gesellschaftlichen Bedingungen können die Heutigen ermutigen, den Spannungen der Gegenwart die Vision vom Gottesfrieden entgegenzusetzen.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste,

Rz-Marböck-Bibel, 13.05.14    Creative Commons-Lizenz

Interreligiöse Beziehungen verstehen und vertiefen

Rz-Cheetham-InterrelDavid Cheetham / Douglas Pratt / David Thomas (eds.):
Understanding Interreligious Relations.
Oxford (UK) / New York (USA): Oxford University Press 2013, 464 p., ausführlicher Index

— ISBN 978-0-19-964585-5 —

Drei im interreligiösen Dialog engagierte Wissenschaftler haben diesen Band herausgegeben: David Cheetham und David Thomas von der Universität Birmingham und der neuseeländische Religionswissenschaftler Douglas Pratt, zur Zeit an der Universität Bern. Sie verstehen ihre Zusammenarbeit mit den anderen Forschern als Orientierungsarbeit angesichts der Begegnung von Religionen auf unterschiedlichen Ebenen. Sie betonen,  dass es um die Interaktion von religiösen Gemeinschaften in Geschichte und Gegenwart, um interreligiöses Engagement und um die wissenschaftliche-interdisziplinäre Aufarbeitung der damit zusammenhängenden Phänomene und Probleme geht.Die Leitfrage ist im Grunde, wie Religionen sich selbst und im Kontext der anderen in einer globalisierten und religiös-pluralen Welt wahrnehmen.

Das Buch teilt sich in zwei Teile, einen ersten grundsätzlichen (7 Beiträge), in dem von einer bzw. der (überwiegend christlichen) eigenen Religion der Blick insgesamt geweitet wird. Dem folgen im zweiten Teil 11 Themen und Diskussionspunkte im Kontext interreligiöser Beziehungen.

So entsteht ein differenzierter Einblick in die Vielfältigkeit interreligiölser Begegnungen mit teilweise sich schnell ändernden Kontexten, gesellschaftlichen Bedingungen und Trends. Hier kommt (inter-)religiöse Verantwortung nicht ohne eine „constructive theology“ aus (S. 400). Eine solche Theologie muss sich jeglicher Prädominanz enthalten, um den Dialog nicht zu gefährden, denn eine Religion braucht gerade in ein r globalisierten Welt immer die „andere“.

Die hier zusammengetragenen Erkenntnisse machen dieses voluminöse Buch zu einem wichtigen Merkposten im weltweiten interreligiösen Dialog.

Ausführliche Besprechung: hier

                                                                                                                                                                                        Reinhard Kirste

Rz-Cheetham-Interrel, 20.01.14    Creative Commons-Lizenz

Lernen im Trialog – Gotteshäuser und Feste

Rz-Sajak-FesteDas von der Herbert Quandt-Stiftung geförderte Schulprojekt des interreligiösen Lernens im Kontext von Trialog der Kulturen bietet auch entsprechende Unterrichtsmaterialien. Mit einer Gruppe von Fachleuten – gerade auch aus der Praxis – hat der Religionspädagoge Claus Peter Sajak (Universität Münster) inzwischen zwei Hefte herausgebracht. Sie ermöglichen auf einer soliden theologischen und religionswissenschaftlichen Basis nicht nur Zugänge zu Judentum, Christentum und Islam, sondern auch mögliches Miteinander durch diese Unterrichtshilfen zu vertiefen. Im Rahmen eines Seminars für künftige ReligionslehrerInnen an der TU Dortmund wurden die beiden bisher erschienen Hefte umfassend besprochen.

 Lernen im Trialog, Heft 1:
Clauß Peter Sajak (Hg.):
Gotteshäuser. Entdecken – Deuten – Gestalten.

Sekundarstufen I und II.
Paderborn: Schöningh 2012
— Rezension: hier —

Lernen im Trialog, Heft 2:
Clauß Peter Sajak (Hg.):

Feste feiern. Jahreszeiten  – Mahlzeiten – Lebenszeiten.
Sekundarstufen I und II
Paderborn: Schöning 2013  — Rezension: hier —

Clauß Peter Sajak beschäftigt sich seit längerem mit den Fragen des interreligiösen Lernens. Davon zeugt z.B. das Buch:

Clauß Peter Sajak u.a.: Kippa, Kelch, Koran: Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen.
Ein Praxisbuch. München:
Kösel 2010 — Rezension: hier —

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Die Trinitätslehre im christlich-islamischen Dialog

Rz-Tatari-Stosch-TrinitätMuna Tatari / Klaus von Stosch (Hg.):
Trinität – Anstoß für das christlich islamische Gespräch
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Beiträge zur Komparativen Theologie Band 7. Paderborn u.a.: Schöningh 2013, 268 S., Personenregister
— ISBN 978-3-506-77538-2 —

In der Begegnung zwischen Christentum und Islam scheint die christliche Trinitätslehre eine beachtliche Hemmschwelle für die islamische-christliche Annäherung zu sein. In der Dreieinigkeit/Dreifaltigkeit findet eine besondere Ausdifferenzierung des christlichen Gottesverständnisses statt, die es so im Neuen Testament noch nicht gab. Wenn nun verschiedene Religionen ins Gespräch kommen, werden Anstöße und Annäherungen in den unterschiedlichen  Gottesverständnissen deutlich . Wenn man also die „Aufgefaltetheit“ des christlichen Gottesglaubens vergleichend in die Religionen übergreifende Debatte einbringt, erhebt sich die Frage: Welchen Gewinn hat davon der christlich-islamische Dialog? Diesen Fragen und Schwierigkeiten gehen christliche udn islamsiceh Autoren Buch ausführlich nach, ohne schon abgesicherte Antworten bereit zu haben.

Weiter zur ausführlichen Beschreibung: hier

                                                                                                                                                                                       Reinhard Kirste

                                                                                                                         Rz-Tatari-Stosch-Trinität, 16.12.13  Creative Commons-Lizenz