Buch des Monats Juni 2015: Konfuzianismus verstehen

Rz-Zotz-KonfuzianismusVolker Zotz: Der Konfuzianismus.
Wiesbaden: Marix 2015, 224 S. — ISBN 978-3-7374-0975-9 —

Der Philosoph und Kulturwissenschaftler Volker Zotz (geb. 1956) gehört zu den Spezialisten für Buddhismus und Konfuzianismus . Er lehrt seit 1999 an der Universität Luxemburg.

In dieser Einführung  unternimmt der Autor  in 9 Kapiteln  eine Reise zum Leben einer ungewöhnlichen Persönlichkeit und dessen Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart.

Zotz zeichnet das Leben des Konfuzius mit seinen Höhen und Tiefen: Der Weg vom Beamten zum Lehrer und Politiker. Seine Wert und Normvorstellungen und die damit zusammenhängende Staatstruktur sind wegweisend und im besten Sinne frag-würdig besonders im asiatischen Raum geworden. Die philosophisch-ethischen Wirkungen insgesamt sind unübersehbar bis in die Moderne hinein und zugleich eine Herausforderung und Anfrage an den Westen. Die Gründe liegen im Gedanken der Selbstüberwindung und der „Bezogenheit aller aufeinander, des Menschlichseins im Rückkehren zu den Gepflogenheiten eines keinem Zweck unterworfenen Daseins in sozialer Geborgenheit …“ (S. 219).
Mit dieser leicht geschriebenen und doch sorgsam recherchierten Einführung in den Konfuzianismus gibt Volker Zotz wichtige Einblicke in östliche Lebensweisen mit ihren lebensanschaulichen Wurzeln.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Zotz-Konfuzianismus, 26.05.15

Aufs Neue gelesen: Was jeder vom Judentum wissen muss – jüdischer Glaube und jüdisches Leben

Es lohnt sich, an einen Longseller (1983!)  inzwischen in der 10. Auflage (2008), immer wieder einmal zu erinnern. Was hier durch die VELKD-Autoren in sorgsamer Analyse und als Hilfe zur Bildung eigenen Verstehens geleistet wurde, hat sich über die Jahre, ja schon Jahrzehnte bewährt: Orientierung, knappes Wissenskonglomerat und Berücksichtigung auch der gegenwärtigen, oft schwierigen Gemenge-Lage
im Blick auf das Judentum im Allgemeinen und Israel im Besonderen.

Christina Kayales, Astrid Fehland van der Vegt (Hg.):
Was jeder vom Judentum wissen muss
Herausgegeben im Auftrag: Lutherisches Kirchenamt der VELKD

Rezension: hier

Das göttliche Lebensorientierung für den Menschen (Mitzwa = Gebot, Mehrzahl: Mitzwot) als ethischer Orientierungsrahmen hat seine klassische Ausprägung im Judentum in den 10 Geboten gefunden, wie sie in 2. Mose (Exodus) 20 und 5. Mose 5 (Deuteronomium) niedergelegt sind. Darüberhinaus haben sich in späterer Zeit die sog. ergänzenden Mitzwot entwickelt, deren Zahl bei 613 liegt (365 Verbote, 248 Gebote).


Zum Werk von Max Weber: Der Geist des Kapitalismus und die Protestantische Ethik

Rz-Weber-HandbuchHans-Peter Müller/Steffen Sigmund (Hg.):
Max Weber-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung
Stuttgart: Metzler 2014, XI, 425 S.
Im Anhang: Zeittafel zur Max-Weber-Gesamtausgabe, Siglen, Auswahlbibliographie, Personenregister
— ISBN: 978-3-476-02432-9 —

Dieses umfassende Handbuch bietet eine Hinführung und einen weit reichenden Überblick über Leben, Werk und Rezeption des Weberschen Denkens sowie eine Herausarbeitung zentraler Denkkategorien seines einzigartigen und für die Entwicklung in der Soziologie bahnbrechenden Werks.

Durch die systematisierende Bündelung umfassender soziologischer und religionswissenschaftlicher Forschungsarbeit ist es gelungen, einen übersichtlichen Zugang zu Max Webers Denken zu eröffnen.

Angesichts der religionssoziologischen Bedeutung Max Webers für die Einschätzung gesellschaftlicher Projektionen und Veränderungen konnten hier nur wenige Orientierungsmarken im religiösen Kontext gesetzt werden.

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Weber-Handbuch, 29.07.14   Creative Commons-Lizenz

 

Weisheitslehren Chinas: Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus

Rz-Javary-China-RelDurch die Globalisierung und die schnelle Erreichbarkeit auch weit entfernter Ziele ist auch China inzwischen stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. In der Begegnung zwischen dem Westen und dem Fernen Osten werden auch unterschiedliche Lebensstile und andere religiöse Denkweisen und Glaubensformen sichtbar. Darum ist es wichtig, die geistigen und spirituellen Hintergründe chinesischer Lebensart in Vergangenheit und Gegenwart genauer zu betrachten. Neben den religiösen Entwicklungen von den archaischen Zeiten bis in die Gegenwart werden auch die wichtigen Persönlichkeiten (wie der legendäre Laotse) und der politisch wirksame Konfuzius (Kungfutse) mit zentralen Werken der religiösen Kultur vorgestellt, etwa das
Tao Te King (Dao De Dsching), das I Ging oder die Analekten (Gespräche) des Konfuzius.

Eine ausgezeichnete und gut lesbare Orientierung (leider bisher nur auf Französisch) bietet darum das Buch des Sinologen und exzellenten China-Kenners Cyrille J.-D. Javary über
die drei chinesischen Weisheiten: Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus.

Cyrille J.-D. Javary: Les trois sagesses chinoises –
taoïsme – confucianisme – bouddhisme
Spiritualités vivantes 269. Paris: Albin Michel 2012
Rezension: hier

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Ökonomie und Moral

1013-Sedlacek_U1_RZ.inddTomás Sedláček: Die Ökonomie von Gut und Böse.

Aus dem Englischen von Ingrid Proß-Gill. München:  Carl Hanser Verlag 2012. 448 S.
ISBN 978-3-446-42823-2, auch als E-Book erhältlich-

Das Buch ist eine Geschichte des ökonomischen Denkens und fordert angesichts der modernen Ökonomie mit ihrer Mathematisierung eine (Rück-)Besinnung auf die Ethik und Moral der Ökonomie. Der Autor demonstriert, dass die Ökonomie als eine ethisch begründete, d.h. als eine moralische Wissenschaft lesenswert ist, und zwar durch 5000 Jahre Wirtschaftsgeschichte. Als Lehrer an einer der ältesten europäischen Universitäten in Prag (die Ökonomie war damals Teildisziplin der Theologie) präsentiert er effektiv altes Wissen:              

„In der Ökonomie geht es um Gut und Böse. Es geht um Menschen, die Menschen Geschichten über andere Menschen erzählen. Selbst das ausgefeilteste mathematische Modell ist eine Parabel, eine Geschichte, mit der wir die Welt um uns herum zu begreifen versuchen.“               

Im Buch werden beachtliche Denkanstöße zur Geschichte gegeben. Es ist verständlich geschrieben sowie ohne ökonomisches Vorwissen gut lesbar. Die Gliederung besteht aus zwei Teilen:

  • Teil I:  Ökonomie in früheren Zeiten
  • Teil II: Blasphemische Gedanken

Weitere Besprechung: hier
                                                                                 Eckhard Freyer

Creative Commons-Lizenz

 

Buch des Monats Oktober 2012: Religiöser Pluralismus als Herausforderung und Chance

Karl Gabriel / Christian Spieß / Katja Winkler (Hg.):
Modelle des religiösen Pluralismus.

Historische, religionssoziologische und religionspolitische Perspektiven, Bd. 5.
Katholizismus zwischen Religionsfreiheit und Gewalt..
Paderborn u.a.: Schöningh 2012, 364 S.
— ISBN 978-3-506-77407-1 —

Multikulturalität und Multireligiosität sind Signalwörter für die Gesellschaft der Moderne, die nicht nur von der Vielfalt der Kulturen, sondern auch von religiösem Pluralismus geprägt ist. Neben den klassischen Glaubensformulierungen der großen christlichen Kirchen, sind Bekenntnisse zu anderen Religionen teilweise in Konkurrenz getreten. 

Bei der Darstellung des hier vorliegenden Bandes werden die pluralistischen Entwicklungen und religionssoziologischen Erkenntnisse auf die Religionsgemeinschaften und ihre gesellschaftlichen Lernprozesse ausgeweitet. Dies geschieht unter historischen, soziologischen, politikwissenschaftlichen, rechtswissenschaftlichen und sozialethischen Gesichtspunkten: Es ist übrigens auch der endlich erfolgreiche Weg des Katholizismus zur Anerkennung der Religionsfreiheit auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und daraus folgende Konsequenzen.

Herausgeber und Autoren haben angesichts fortschreitender Säkularisierung und eines wachsenden religiösen Pluralismus nicht nur die „Großwetterlage“ mit dem Handwerkszeug ihrer jeweiligen Fachdisziplin sorgsam beschrieben, sondern die Herausforderungen markiert, auf die politische Gemeinwesen aller Größenordnungen reagieren müssen. Sie haben damit Grundlegendes geleistet und zugleich eine Zukunftsorientierung für die bleibende Faktizität pluraler Gesellschaften angesprochen. 

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Gabriel-rel-Plural, 30.09.12

 

 

Mehr als Humanismus – eine „gläubige“ Ethik?

Der 1925 geborene belgische Jesuit Roger Lenaers versucht angesicht der Herausforderungen in der modernen Gesellschaft eine neue Ethik zu formulieren. Diese setzt sich von religiös-kirchlichen Absolutheitsansprüchen ab und bietet eine „hellsichtige Liebesethik“ an, die das Füreinander und Miteinander in den Mittelpunkt stellt. Das Wesentliche sollte darum a-theistisch und verständlich für alle formuliert werden:

Roger Lenaers:
In Gott leben ohne Gott
Kleve: edition anderswo 2011
— Rezension hier —

Mit diesen Überlegungen schreibt Lenaers seinen 2005 erschienen Band fort, in dem er angesichts der kirchlichen Erosionserscheinungen in der westlichen Welt eine schonungslose Analyse einer im Mittelalter steckengebliebenen Kirche vornimmt und sich für eine Neuformulierung des christlichen Glaubens einsetzt:

Roger Lenaers:
Der Traum des Königs Nebukadnezar.
Das Ende einer mittelalterlichen Kirche
Kleve: edition anderswo 2005
— Rezension hier —

 

Die alten Werte für das neue Europa?

Der belgische Politiker, Europa-Befürworter und aktive Katholik Herman van Rompuy sieht in den christlichen Werten einen wichtigen Beitrag für die Zukunft eines gemeinsamen Europas. So möchte er den „christlichen Intellektuellen“ wiederbeleben, damit die Visionen solcher Denker in den sich verändernden, säkularisierten Gesellschaften  aufs Neue Wert-Gestalt gewinnen: Verantwortung für den Einzelnen und die Welt über das rein Humanistische hinaus: Lebensweisheit und aktives Handeln von Gott her .

Herman van Rompuy:
Christentum und Moderne.
Werte für für die Zukunft Europas
Aus dem Niederländischen von Karl Georg Cadenbach
Kevelaer: Butzon & Bercker 2010
— Rezension hier —

Japanischen Shintoismus verstehen lernen

Erdbeben, Tsunami, und Atomkatastrope in Japan im März 2011 haben den Fokus verstärkt auch auf die Mentalitäten dieses Landes im „Fernen Osten“ gerückt. Zum besseren Verstehen ist es auch nötig, mehr über die Religiosität der Japaner zu erfahren. Das tut in vorzüglicher Weise im Blick auf den Shintoismus das leicht zu lesende englischsprachige Buch:

Aidan Rankin:
Shinto. A Celebration of Life
Winchester (UK) / Washington (USA): O-Books 2011
— Ausführliche Rezension hier

Da die Vielfalt der Religionen Japans im Zusammenhang mit dem Shintoismus in deutschsprachigen Raum noch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollte, seien hier noch einige Titel aus der INTR°A-Bibliothek erwähnt:

  • Ulrich Dehn: Religionen in Ostasien und christliche Begegnungen. Frankfurt/M.: Lembeck 2006
  • Michiko Yusa: Japanische Religionen. Spannung zwischen Tradition und Moderne. Herder spektrum 5865. Freiburg u.a.: Herder 2007

Leicht zu lesende englische Literatur:

  • Brian Bocking: A Popular Dictionary of Shinto. Richmond/Surrey (UK): Curzon 1996
  • C. Scott Littleton: Understanding Shinto. London: Duncan Baird 2002
  • Ian Reader: Religion in Contemporary Japan. London: Macmillan 1991

 

Buch des Monats März 2011 – Teile dein Glück

Mit dem Aufruf, das eigene Glück zu teilen und auf diese Weise die Welt zu verändern, ermutigt der bekannte Jurist und ehemalige Politiker Jürgen Todenhöfer Leserinnen und Leser. Er empfielt ein „ethisches Navigationssystem“ aktiver Toleranz, damit die Ungerechtigkeiten in der Welt und das Leiden vieler Menschen weniger werden:

Jürgen Todenhöfer:
Teile dein Glück … und du veränderst die Welt

Fundstücke einer abenteuerlichen Reise
München: C. Bertelsmann /Random House) 2010, 5. Aufl.
— Rezension hier —