Schlagwort-Archive: Altenpflege

Noch mehr Weihnachten: Rituale, Geschenke und mehr

Hallo Welt,

inzwischen weiß ich schon gar nicht mehr, wem ich in den letzten Wochen eigentlich alles was versprochen habe – mindestens mal Jörg einen Blogbeitrag zu „Weihnachtsritualen“, einer speziellen Referendarin (schöne Grüße!) was zu „Geburtstagsritualen“, dem halben Seminar und der ganzen RS+-WQM die Plätzchenrezepte…

Wie spannend das für Euch am Tag vor Weihnachten ist, da wir nun  Ferien haben und die dienstliche Weihnachtszeit für dieses Jahr geschafft ist, mag ich nicht einschätzen – da aber viele Impulse auch zu anderen Gelegenheiten passen, mach ich mal einfach. Was gut ist, bleibt im Gedächtnis, und nach dem Fest ist vor dem Fest 😉 Außerdem mag ich keine leeren Versprechungen.

Das hier ist immer noch faszinierend: Man schreibt die Sachen einmal irgendwo hin, und jede/r kann sich bedienen – bequemer geht´s nicht mehr. Also los!

Großzügig ausgelegt, gehören zu den Weihnachtsritualen zuerst mal die Adventsrituale.

Allen voran: Adventskalender! Bei den SozialassistentInnen und in der ErzieherInnenausbildung das Beispiel schlechthin für „Rituale in der KiTa“ – aber auch in der Altenpflege nicht verkehrt.

Meine absolute Lieblingsidee in der Altenpflege ist immer noch der Flaschenpost-Adventskalender:

Flaschenpost

CIMG5224

So ein Badestrand im Klassenzimmer (wir hatten sogar schon mal Schüppchen und Eimer und Kuchenförmchen…) ist so schön schräg, dass es einfach nur witzig ist – und das Ritual, die Flaschen zu entpacken und den Tag mit einem spirituellen Impuls zu beginnen, ist wunderbar. (Und ja, lieber Michael, falls Du hier mitliest: Das ist tatsächlich immer noch die Flaschenpost, die ich vor Jahr und Tag mal von Dir bekommen habe… schöne Grüße!)

Eine andere Aktion von vor ein paar Jahren könnte unter anderem unsere Grundschulkollegen interessieren. Ich wollte in einer Sozialassistentenklasse demonstrieren, dass es noch andere Möglichkeiten außer Süßigkeitenkalendern gibt und habe ein Adventskalenderprojekt gestartet: Kleine Gruppen haben je einen Kalender gestaltet, und den Advent über wurde dann nach Kräften ausgepackt. Die Gruppe, die den Päckchenkalender gefaltet hat, nimmt mir das heut noch übel, glaube ich – ansonsten war es überaus witzig. so in kalendern zu schwelgen. Nicht alles ist brandneu, die Idee lebte von der Vielfalt. Hier die vielen Anleitungen (von denen man sich natürlich auch nur eine aussuchen kann, ist ja klar!):

AdventWarten

Ein Ritual, das an unserer Schule eigentlich wichtig ist, aber derzeit daran scheitert, dass unser Musikkollege (der federführend war) uns verlassen hat: Das Adventssingen. Im Treppenhaus, wegen der Akustik. Mit einer Mischung aus modernen schwungvollen Liedern und althergebrachten, ebenfalls schwungvollen Liedern, dazwischen der ein oder andere Text oder auch mal ein  Solostück (wir haben hochbegabt musikalische SchülerInnen, sensationell!), und fertig. Morgens zu Beginn der ersten Stunde an wechselnden Wochentagen. Leider haben wir die Rechte an den Liedern nicht, und gefilmt haben wir auch nie. Da muss also die Idee reichen.

Nicht ganz so herkömmlich: Die Weihnachtsbilderbuchausstellung. Ich besitze, meinem Motto „wenn schon, denn schon!“ getreu, eine umfangreiche Sammlung an Bilderbüchern zur Weihnachtsgeschichte, bestimmt um die 40 verschiedene. Hochspannend zu sehen, wie immer die gleiche Geschichte auf verschiedene Weisen illustriert und nacherzählt wird – (religiöse) Bilderbücher beurteilen gehört bei den ErzieherInnen zur Fachkompetenz, so dass meine Ausrede zum Bücherkaufen perfekt ist 😉 Mit den ganzen Büchern bauen wir alle zwei Jahre in der Bibliothek eine Ausstellung auf, die den Advent über stehen bleibt, mit Klassen oder auch einzeln besucht werden kann, zum Blättern einlädt… nächstes Jahr mach ich mal ein Foto, versprochen.

Die Klasse, die dies vorbereitet, bekommt dazu unseren „Buchempfehlungsbogen“. Die Kommentare liegen den Büchern dann bei, oder auch nicht. Da der Bogen sich für jegliches Buch unter der Sonne eignet, stell ich den hier mal ein:

Buchempfehlung A 4

Damit die Gäste den maximalen Gewinn von der Aktion haben, bekommen sie als Gastgeschenk die Originalgeschichte zum Vergleichen, in liebevoll handgefalteten Büchlein zum Mitnehmen.

CIMG5222

Weil ich das schon immer mal wollte, hab ich Euch eine Foto-Faltanleitung gezaubert, bitteschön:

Bücher falten

Viel Spaß damit!

Leider finde ich gerade die Kopiervorlage mit der Geschichte-an-sich nicht in meinen diversen Ordnern – aber das kriegt Ihr auch ohne mich hin.

Übrigens eignen sich die gefalteten Geschichten auch gut als Weihnachtsgeschenk. Ich hab sie dieses Jahr einfach in einen weihnachtsbunten Briefumschlag gesteckt, zugeklebt, mit einer meiner ebenfalls rituellen Weihnachts-Wäscheklammern versehen, und fertig. „Rituelle“ Klammern, weil ich jedes Jahr welche mache, inzwischen mit verschiedenen Motiven (Engel, Elche, Elefanten…), man kann Briefumscshläge damit aufpeppen, Plätzchentüten, Fotokopienstapel, was auch immer  – und manche Schülerinnen sammeln die Klammern inzwischen… das gehört zu unserer Weihnachtszeit absolut dazu.

CIMG5227

 In aller Regel brauchen wir schon deswegen helle Haufen solcher Klammern, weil jedes Jahr (bloß dieses nicht, weil ich so lange krank war…)  eine meiner ErzieherInnen-Lerngruppen für die eigene und die anderen drei Klassen eine gemeinsame Weihnachtsfeier vorbereitet, mit der wir einen ganzen Vormittag zubringen.  Unser zentrales Weihnchtsritual, mit einem (relativ) besinnlichen Einstieg, sehr viel Musik, einem Spieleteil, einem Teil für Plätzchen und Kekse, wenn ich mich durchsetzen kann mit einem umfangreichen Gewichtele,  und meist noch mit einem improvisierten Theaterstück. Zur Feier gehören natürlich Geschenke für alle… die man zuklammern muss, ganz klar. Wenn ich nun aber anfange, von den Weihnachtsfeiern der letzten Jahre zu berichten, gibt´s die Geschenke morgen ohne mich, so viel könnte ich erzählen. Falls jemand mit dem Gedanken spielt und Tipps braucht, möge er oder sie das Kommentarfeld nutzen, darauf reagiere ich dann gern – jetzt führt das zu weit.

Zurück zu den gefalteten Büchern: Mit denen kann man noch jede Menge anderen Spaß haben. Zum Beispiel eignen sie sich als Rezeptbücher für die Rezepte zu den Plätzchen, die den Advent in unserem Lehrerzimmer prägen: Aus einem Bogen Din A 2 bekommt man ein Büchlein Din A 6, also Postkartenformat. Das nutze ich, um meine begehrten Rezepte gleich auf A 6 auszudrucken (die Karten dafür gibt´s fertig zugeschnitten) – einkleben, zubinden, verschenken, fertig! Hier die beliebtesten Rezepte:

Amarenanüsschen

Baumkuchenspitzen

Haselnussgebäck

Mandelhörnchen

Nussecken

Nussriegel

Nuss-Schoko-Stangen

Vanille-Cranberry-Kipferl

… und alles, was noch fehlt (z. B. die Kugeln mit dem Kokoszeug in der Mitte), steht vermutlich hier:

Plätzchen-Portfolio

Falls jemand seinen Lieblingskeks vermisst oder die Pralinen von diesem Jahr  – sorry! Auch dafür gibt´s im Zweifelsfall das Kommentarfeld. Schade insgesamt, das man nur die Rezepte, nicht aber die Kekse hochladen kann…

Übrigens gehört es zu meinen pesönlichen Weihnachtsferienritualen, für die drei erlebnispädagogischen Tage mit der neuen Referendarsgruppe zu backen. Das ist das erste, was für mich dienstlich im neuen Jahr überhaupt passiert, und ich freue mich schon jetzt wie doll darauf, das wird ganz sicher wunderbar … na ja, und zum Ritual gehört, dass diese Veranstaltung nicht an zu wenig Kalorien scheitern wird 😉

Eine weitere coole Idee für die Büchlein: Sie eignen sich durch eine günstige Seitenzahl gut für Kalender. Ich hab einen Vordruck für die Monate, der sich wieder für A 6 – Ausdrucke eignet. Damit gestalte ich Geburtstagskalender (die für mehrere Jahre halten) CIMG5220  CIMG5221

oder  Handlungsprodukte aus einer Unterrichtseinheit „Feste im Kirchenjahr“ bzw. „Feste verschiedener Religionen“. Falls das jemand nachbasteln (lassen) möchte, hier die Kopiervorlage für die Innenseiten:

Geburtstagskalender A 6

Eignet sich auch wunderbar als preiswertes (wenn auch bastelintensives) Weihnachtsgeschenk.

Auf die anderen Ideen (Fotoalbum, Notizbuch, selbstgeschriebene Texte…) kommt Ihr selber – ich mache hier lieber mit einem anderen Ritual weiter, das zu bloggen und im Fachseminar zu etablieren ich einer Referendarin versprechen musste, zum Stichwort „Geburtstage“. Passt nicht ganz zu den „Weihnachtsritualen“, weil man es eigentlich zu Schuljahresanfang beginnen muss. Passt aber zu dem ganze Gebastel mit den Büchern und den Wäscheklammern. Und sollte irgendwo mal stehen, weil es total schön ist…

CIMG5225

Hier die Anleitung:

Geburtstagskomplimente

So – nun hab ich glaube ich alle Versprechen eingelöst. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Spaß mit den Anregungen – und freue mich auf Kommentare. Und auf die Revanche, also auf weitere Ideen in den Kommentaren oder in Euren eigenen Blogs.

Die nächste Adventszeit kommt bestimmt…

Weihnachtliche Grüße, Marion

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weihnachts-Blog – diesmal mit Geschenken (erste Lieferung)

Hallo Welt,

boah, was wart Ihr alle brav… Im Ernst: Unglaublich nett, all die Unterstützung!

Nun bin ich schon wieder neu motiviert und bereit für Geschenke… wenn ich schon nicht die Technik kann, will ich doch wenigstens Ideen einspielen 😉

 

Dies hier war mal eine meiner abgedrehteren Ideen – eine Spielkette zu Weihnachten nach Lukas, entstanden für eine Schulweihnachtsfeier mit mehreren Klassen, die wettkampfmäßig gegeneinander angetreten sind. Seither klassenintern und an diversen Schulen reichlich erprobt.  Die Kompetenz: „Biblische Geschichten mit allen Sinnen erlebbar machen“ für die Erzieherinnen (die Grundidee eignet sich auch für ein Klassenprojekt, also zum  Selbermachen – dann werden andere Spiele verfremdet, da gibt´s 1000 Möglichkeiten). Für die anderen vielleicht mit viel gutem Willen „Über Schlüsselsituationen des Christentums Auskunft geben“, weil anschließend auf jeden Fall jeder mal wieder die Weihnachtsgeschichte „erlebt“ hat… allerdings hat das mit „reflektierter Auslegung“ nur am Rande zu tun und ist nur mit viel Humor zu genießen. Dann macht es aber wirklich Spaß!

So sieht´s aus:

[iframe src=“http://blogs.rpi-virtuell.de/mholzhueter/wp-content/uploads/sites/55/2013/11/S32-S35_Spielkette_Teil1.pdf“ width=“100%“ height=“400px“]

… und hier das Moderationsmaterial. Auf A 5 ausdrucken, fertig.

[iframe src=“http://blogs.rpi-virtuell.de/mholzhueter/wp-content/uploads/sites/55/2013/11/S32-S35_Spielkette_Teil2.pdf“ width=“100%“ height=“400px“]

Weil´s so schön ist und es auf jeden Fall eine letzte Stunde vor den Ferien gibt, hier noch ein paar Spiele-Klassiker in der Weihnachtsversion – die stelle ich Euch als veränderliche Dokumente ein. Vielleicht habt Ihr ja Ideen, wie man´s noch erweitern kann…

BRUSpiele

S36_4Spielideen_Pantomime

S36_4Spielideen_Tabu

S37_4Spielideen_BrainTornado

S37_4Spielideen_Zehn Fragen

… und falls Ihr Euch jetzt nach der Kompetenz fragt: Im Zweifelsfall „Sozialkompetenz“ 😉

Das alles waren Materialien aus dem BRU-Magazin „Beute machen“ – da sind noch andere tolle Ideen drin. Schaut gern mal unter www.brumagazin.de.

 

 

 

 

 

 

 

Wochenaufgabe 4 (Start)

Hallo openreli,

also gut, ich versuch´s mal. Inzwischen hab ich genug Kommentare, Twitterbeiträge usw. gelesen, um so ungefähr ein Bild davon zu haben, was vielleicht nützlich sein könnte. Mir schwebt vor,

  • Euch exemplarisch von unserem Unterrichts-Gedankengang in einer Klasse zu erzählen,
  • meine Vorüberlegungen, konzeptionelle Kommentare und Reflexionen einzustreuen
  • auch in Auseinandersetzung mit dem, was mir hier an Kriterien, Beispielen und Entwürfen begegnet
  • und Beispiele für hilfreiche Materialien an passender Stelle einzufügen
  • sowie ggf. auf Eure Kommentare, Rückfragen, Kritik zu reagieren. Ich hoffe, Ihr gebt mir Anlässe dazu 😉

Ich hab die Klasse heute gefragt, ob ich (in aller Vorsicht)  über unseren Unterricht bloggen darf ;-). Ich darf. Unterdessen lerne ich vermutlich, wie das mit Dateien, Fotos etc. geht.  Also los…

Zunächst das Nötigste zur Klasse: Ich erzähle aus einer Altenpflege-Mittelstufe, die ich im ersten Ausbildungsjahr nach drei Wochen abgeben musste und nun für 2 Jahre wieder übernommen habe. Der Unterricht ist geblockt, d. h. wenn die Klasse im Haus ist, haben wir 4 Wochenstunden (rechnerisch 1 Doppelstunde) , dann aber wochenlang wieder gar keinen Unterricht. Bitte nicht gleich aussteigen – was ich hier „erzählen“ werde, ging letztes Jahr vergleichbar auch in rechnerisch nur einer Wochenstunde, mit der Hälfte an „Outcome“, aber nach den gleichen Prinzipien. Die Gruppe besteht aus 31 Personen im Alter zwischen 18 und 50+ Jahren, ist religiös und konfessionell bunt gemischt und bringt vielfältige Vorerfahrungen, frühere Ausbildungen, familiäre Kontexte etc. mit … aber das kennt Ihr ja vermutlich auch, sofern Ihr an einer BBS/am Berufskolleg eingesetzt seid.

Am Dienstag hatten wir die (neu-)konstituierende Stunde (eine Einzelstunde, donnerstags haben wir einen Dreistundenblock, was ich als ungewohnten Luxus empfinde). Vorsichtig formuliert war der Empfang wenig überschwänglich, die Klasse hatte im ersten Jahr Unterricht unter verschäften Bedingungen erlebt (eine Einzelstunde je Woche an ausfallfreundlichen Tagen – da kann man kaum sinnvoll arbeiten, aber wem sag ich´s…) und brachte mir entsprechende Skepsis entgegen. Das Gefühl von „4 Stunden Reli pro Woche- was für ein Luxus!“ war also recht einseitig ;-).

Wir haben uns deshalb verhältnismäßig viel Zeit genommen, um vor allen Ausbildungsinhalten miteinander zu klären, was denn – Hilbert Meyer hin oder her – für die Schülerinnen und Schüler eigentlich „guter Unterricht“ ist.  Also ein Einstieg auf der Metaebene: Welche Bedingungen helfen uns beim Lernen, wie sollte Unterricht arrangiert sein, was erwarten, wünschen, fürchten wir, wie wünschen wir uns die Person der Lehrerin und unsere Beziehung zu ihr?

Methodisch sind wir zwei Schritte gegangen:

Nach einer ersten Kennenlernrunde haben wir für einen Rückblick auf das erste Jahr zunächst mit einem Material der Firma Metalog (kann man googeln) gearbeitet: „Moderationsbälle“. Das sind handliche bunte  Schaumgummiteile mit Symbolcharakter, mit denen man alle möglichen Einstiegs- und Reflexionssituationen gestalten kann. Ich finde sie auch deshalb toll, weil man sie werfen kann, ohne dass jemand verletzt wird – so funktionieren sie wie „Sprechsteine für Erwachsene“. Praktisch ging das so: Eine Freiwillige zieht einen Moderationsball auch einem Beutel – ich verlese den passenden Impuls – die Freiwillige äußert sich zuerst dazu, dann darf jeder, der will – der Ball wird zugeworfen, und wer ihn hat, hat das Wort. Unsere Beispiele: Der Schlüssel für „Eine Schlüsselerkenntnis war…“, das Herz für „Das habe ich erlebt/gefühlt…“, die Glühbirne für „Welcher Geistesblitz war wichtig?“ – und dann der Eisbrecher für diese Gruppe: Der Schraubenschlüssel für „Welches Handwerkszeug möchte ich mitnehmen?“ es gibt noch etliche andere Bälle, aber der hier hat uns zum Kern gebracht, und danach waren wir heftig im Gespräch über „Was bringt Religion an der BBS/ in der Altenpflegeausbildung?“. Wunderbar… wenn auch immer noch verhaltener, als ich es gewöhnt bin.

Am Donnerstag haben die Schülerinnen und Schüler in Gruppen Plakate unter der Überschrift „Guter Unterricht“ vervollständigt. Diese Phase haben einzelne Gruppen bereits genutzt, um mir etwas konkreter ihre Einstellung zum Reliunterricht zu erläutern. Die Ergebnisse haben wir anschließend verglichen, erklärt, mündlich mit Beispielen angereichert usw. und so nach und nach einen Klassen-Konsens hergestellt. Für mich war das gleichzeitig eine Gelegenheit, eine Unzahl an Fragen zu meinem „Stil“ zu beantworten (O-Ton am Dienstag: „Was haben Sie denn für Unterrichtslaster?“ – gemeint waren die typischen Lieblings-Methoden…) und viele kleine Verabredungen auszuhandeln.

Falls jemand mal gucken will (und falls ich es technisch gebacken kriege) hier unsere Plakate … nö, klappt nicht, da hab ich jetzt keine Geduld für – schade!!!Ha, jetzt doch… am Ende dieses Beitrags solltet Ihr das anklicken können, und es öffnet sich ein Dokument. Hoffentlich. Die Bilder an sich wollten nicht eingefügt werden.

Also, für alle Fälle: Das stand drauf:

Guter Unterricht…

  • ist informativ
  • ist gut strukturiert
  • ist verständlich
  • macht Spaß
  • ist abwechslungsreich  – aber ohne Rollenspiele, ohne Plakate,  ohne Einzelreferate, mit wenig Gruppenarbeit
  • bedeutet faire Benotung
  • ist von respektvollem, angemessenem Umgang miteinander sowie Meinungsfreiheit geprägt
  • bezieht alle mit ein
  • lebt von passendem Zeitmanagement (keine überlangen Präsentationsphasen, genug Zeit zum Verstehen und zur Reflexion, Klarheit bei Abgabeterminen)

Ausdrücklich gewünscht werden…

  • Gelegenheit zu selbstständigem Arbeiten
  • Möglichkeit der Mediennutzung im Unterricht
  • vielfältige, auch kreative Arbeitsanregungen
  • Aufgaben mit Ausbildungs- bzw. Praxisbezug, wenn möglich mit praktisch einsetzbaren Handlungsprodukten
  • Wahl von Präsentationsmöglichkeiten
  • gemeinsame Feiern
  • Exkursionen

Die Gesprächsschwerpunkte und Verabredungen:

Zur Aufgabenkultur: Hier haben wir die Wünsche aus der Klasse eher noch erweitert. Es wird vielfältige Aufgabenstellungen und Angebote geben, aber immer auch den „Joker“ („Stellen Sie sich selbst eine Aufgabe“). Wir entscheiden gemeinsam, welche Aufgaben alle aus der Gruppe lösen sollten und wo Spezialisierungen möglich sind. Der Arbeitsplan wird gemeinsam entwickelt. Berufsbezug ist selbstverständlich, es darf aber auch um eigene Fragestellungen gehen. Hauptsache (O-Ton): „Echte Probleme, realistische Situationen“ – keine künstlich konstruierten Beispiele, sondern entweder wirklich erlebte Situationen oder solche, in die wir vermutlich tatsächlich kommen werden. Die Klasse ist außerdem bereit, auch schrägere Ideen, Methoden und Vorgehensweisen zu erproben und mir dazu Rückmeldungen zu geben. Blog inklusive.

Zu den Sozialformen: Auch hier wird in aller Regel eine freie Wahl möglich sein – wenn die Aufgabe nicht aus sich heraus Kooperation erfordert, ist Einzelarbeit okay, Partner- und Gruppenarbeit ebenfalls. Plenumsphasen wird es geben, wenn sie passen, aber nicht als Regelfall. Wichtig sind uns Phasen wechselseitigen Lehrens und Lernens (sie ersetzen oft die üblichen „Präsentationen“ und Referate).

Zu den Noten: Die Klasse lässt sich auf mein pädagogisches „Experiment des Jahres“ ein und erprobt mit mir statt der klassischen Noten ein Punktesystem. Dies bietet viele Vorteile (wie mir die Schülerinnen übrigens von sich aus erläutert haben, ohne dass ich großartig werben musste) und erweitert die kreativen Möglichkeiten enorm. Dazu blogge ich sicher später mehr, aber besser erst, wenn ich die Anschauungsmaterialien für diese Gruppe fertig habe 😉

Zur Stimmung/Umgang/Beziehungen: Da war ich verblüfft – hinter dem häufig genannten „Respekt!!!“ verbarg sich weniger der Wunsch, respektiert zu werden, als der dringende Wunsch, es mit einer „Respektsperson“ zu tun zu haben. Aaaah ja… ??? Das Bedürfnis dahinter hat mir dann völlig eingeleuchtet: Man erwartet von mir, einen Rahmen für konzentrierte Arbeit schaffen und aufrechterhalten zu können – vor allem aber authentisches Auftreten: keine unechte Strenge, aber auch kein unechter Humor, keine künstlichen Versuche, mich beliebt zu machen (oder unbeliebt), kein Versuch, die Tagesform zu verbergen oder sonst irgendwie eine Rolle zu spielen. Überblick, Fairness, Klarheit. Viel Verständnis, aber nicht „weichgespült“. Dazu möglichst ein Gefühl dafür, wann strukturierendes Eingreifen passend ist und wann Freiraum für eigene Wege gelassen werden sollte (möglichst oft, aber nicht so, dass man sich verliert).

Zur Metakognition: Das alles werden wir erproben und regelmäßig miteinander abgleichen, was wirkt, was nicht wirkt und was unerwünschte Wirkungen hat – ob das mit den Punkten funktioniert – welches Maß an Struktur für uns passt – wer wem mit welchem Verhalten auf den Keks geht etc. pp. Und wir werden darüber sprechen (Wunsch aus der Gruppe, ich schwöre!), wer welche Bedingungen zum Lernen braucht, wer sich selber was vornimmt, welche Lernwege und Aufgaben zu wem passen, wer welches Expertenwissen oder welche Kontakte zu Experten einbringen kann und wer welche gezielte Unterstützung benötigt.

Insgesamt hat es drei Unterrichtsstunden gekostet, diesen Punkt zu erreichen. Die Stimmung hat sich im Lauf des Gespräches nach meiner Wahrnehmung völlig gedreht, die Beteiligung ist sprunghaft angestiegen, der Grad der Konkretheit hat zugenommen. Und aufwändig war das nicht: Es hat vier Impulse auf der Symbolebene gekostet (die Moderationsbälle, die man auch durch Bilder oder sonstwas ersetzen könnte) und fünf vorstrukturierte Plakate (die ich nachher bestimmt noch als Foto eingebaut kriege…) – die zu malen war eigentlich die einzige echte „Vorbereitung“. In der Stunde hab ich nur moderiert und Fragen beantwortet – das war überhaupt nicht anstrengend, sondern sehr anregend.

„Kompetenzorientiert“ – ja, klar: Sich selber überlegen, was am Ende herauskommen soll, was wir können wollen und wie wir da am besten hinkommen ist ja quasi Kompetenzorientierung in Reinkultur… Solche Phasen auf der Metaebene sind mir sehr wichtig, in vieler Hinsicht.

Ich erzähle das alles so ausführlich, weil ich gedanklich immer noch an der Aufgabe hänge, das Drübecker Modell „einzuschätzen“ und Hilbert Meyers Kriterien zu bedenken. Manches deckt sich mit dem, was meine Schülerinnen sich für „guten Unterricht“ wünschen, zumindest als Ausschlusskriterien: Wenn der Lehrer wirres Zeug redet, die Hälfte der Stunde für Organisatorisches draufgeht oder gleich ganz im Chaos versinkt, kann das kein „guter Unterricht“ sein.  An einigen Stellen sind die Schülerinnen meiner Ansicht nach aber einen Schritt weiter (und damit zu meiner großen Freude näher an meinem eigenen Konzept als an den Kriterien, die mir zur Einschätzung aufgetragen sind…).  Ich persönlich glaube, dass der Unterschied, dieser eine Schritt weiter,  den Knackpunkt ausmacht, an dem sich entscheidet: Ist Kompetenzorientierung ein weiterer Anspruch, den ich zu den 10 Kriterien hier und 12 Kriterien dort nun auch noch zusätzlich erfüllen soll – oder kann die neue Orientierung mich und die Lerngruppen entlasten und die Dinge in einen natürlichen Fluss bringen.

Aber dazu später mehr, ich will jetzt noch was anderes arbeiten…

Guter Unterricht Plakate

Für alle, die auch solche Plakate wollen: Hier die Vorlage zum Abzeichnen. Schrift und Rahmen leben davon, dass man gar nicht erst versucht, das gerade und ordentlich hinzukriegen – locker aus dem Handgelenk reicht völlig. Die Farbe (mit 2 Grundfarben + Akzentfarbe für jeden Buchstaben) hält dann alles zusammen… Viel Spaß!

Plakatvorlage

… ach ja: Hier noch ein erstes Muster einer Aufgabe, die die Klasse als „ganz nett“ in Erinnerung hatte – wenn nicht die 31 Präsentationen gewesen wären (das kann man alles auch in 45 Minuten „Ausstellung“ zur Kenntnis nehmen, und sogar noch andere Klassen dazu einladen, damit es Sinn macht!). So sahen meine Arbeitsblätter vor ca. 2 Jahren aus. Später mehr…

Lernsituation B 1 Herrn Schulzes Schatzkiste