Lateinische Stilmittel

cover-stilmittel

Michael Bradtke: Lateinische Stilmittel.

Ausgew. und hrsg. von M.B.
[140 S.]  Reclam
ISBN: 978-3-15-019914-5.  5,40 €

 

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Für die lateinische Oberstufe ein hervorragendes Arbeitsmittel für die Wiederholung und Übung. Mehr aber nicht.

Ausführlich: Lange war für die Stilmittel „der Lausberg“ das Buch, aus dem man diesen wichtigen Bereich lernen konnte. Heinrich Lausberg (1912-1992), Professor für Romanistik, legte die zweite Auflage eher für seine Studierende der französischen Literatur an, während die erste Auflage vorwiegend lateinische Beispiel enthielt.[1] Im Studium findet man in dem im Lateinstudium unverzichtbaren „Menge“ verstreut Beispiele.[2] Hermann Menge, ein ausgezeichneter Lateinlehrer, hat nach seiner Pensionierung eine sehr genaue Übersetzung der hebräischen und der griechischen Bibel des NT angefertigt.[3] Nun gibt es die hier vorgestellte sehr gute, kurz gefasste Sammlung, die eine knappe Definition, ein – gut gewähltes – deutsches Beispiel bietet und mehrere lateinische Beispiele. Die lateinischen Texte sind so übersetzt, dass sie das Lateinische möglichst genau wiedergeben. „Ringkomposition“ ist nicht treffend dargestellt.

Die Frage ist, wie man das anordnet: Lausberg hat eine sehr gute systematische Anordnung vorgemacht. Die simple alphabetische Anordnung bedeutet, dass die Nutzer des Büchleins den Begriff erst von ihrem Lehrer oder Lehrerin hören und nun ihn zu Hause (oder in der Klasse) nacharbeiten. So weit so prima: ein Werkzeug zum Nacharbeiten, Wiederholen, Lernen. Die Einleitung ist eher enttäuschend. Wenn man mehr erwartet. Nein, die Einleitung  gibt zwei gute Beispiele, um den Sinn der lateinischen Stilmittel zu erklären. Aber nur das. Emotionen erzeugen, im geschriebenen Text noch die Erregtheit des Redners wiedergeben. Ja. Aber auch Mnemotechnik (sich etwas merken können), Aufmerksamkeit, die Oralität (Mündlichkeit) im Geschriebenen vorscheinen lassen, die Hörer mitdenken (und etwas ergänzen) lassen. Eine geniale Formulierung, die sprichwörtlich wird.

Also: Es ist kein Buch zum Selbststudium. Zweitens, es öffnet nicht die Möglichkeit, Texte als Ganze verstehen zu können.[4] Drittens, es ist kaum auf Literatur komparativ zu übertragen. Viertens: Die Stilmittel sind nicht systematisch, sondern alphabetisch vorgestellt.

Nur eine Bemerkung zur Bibelwissenschaft. Eine ähnliche lehrbuchartige Zusammenstellung haben Walter Bühlmann und Karl Scherer: Sprachliche Stilfiguren der Bibel: von Assonanz bis Zahlenspruch. Ein Nachschlagewerk. Fribourg 1973;  Gießen: Brunnen ²1994 zusammengestellt. Ein Buch aber, aus dem man (immer noch) – und unterhaltsam – lernen kann, wofür Stilmittel gut sind und wozu sie in den verschiedenartigen Texten der Bibel gebraucht werden, ist Gerhard Lohfink: Nun verstehe ich die Bibel richtig.[5] Das mit pfiffigen Karikaturen ausgestattete Buch ist unterhaltsam und sehr lehrreich.

Für den begrenzten Zweck sind die Lateinischen Stilmittel sehr gut geeignet.

  1. Juni 2016 Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,

Universität Bremen

auffarth@uni-bremen.de

 

…………………………………………..

[1] Heinrich Lausberg: Elemente der literarischen Rhetorik. Eine Einführung für Studierende der romanischen Philologie. München: Hueber 1949. Zweite, wesentlich erweiterte Auflage 1961. 101990.

[2] Hermann Menge (1841-1939): Lehrbuch der lateinischen Syntax und Semantik. Hrsg. Thorsten Burkard und Markus Schauer. Darmstadt: WBG 52012. Zuerst als „Repetitorium …“ 1873.

[3] Zu Recht ist sie unter den wissenschaftlichen Übersetzungen der Deutschen Bibelgesellschaft im Internet neben der Luther-Übersetzung aufgeführt https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/menge-bibel/bibeltext/

[4] Hans-Joachim Glücklich; Rainer Nickel; Peter Petersen: Interpretatio. Neue lateinische Textgrammatik. Freiburg [Breisgau]: Würzburg: Ploetz 1980.

[5] Gerhard Lohfink: Jetzt verstehe ich die Bibel: Sachbuch zur Formkritik. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 1973.

Schreibe einen Kommentar