Engagement für Befreiung im Buddhismus und im Christentum

Rz-Lukoschek-Ethik-BuddhBarbara Lukoschek: Ethik der Befreiung.
Engagierter Buddhismus und Befreiungstheologie im Dialog.

Beiträge zur Komparativen Theologie, Band: 16.
Paderborn: Schöning 2013, 397 S.       
(zugleich Diss. der Kath. Fakultät der Universität Tübingen 2012)
— ISBN 978-3-506-77875-8 —

Die vorliegende Dissertation setzt den Fokus auf die ethische und soteriologische Systematik, wie sie sowohl in der (lateinamerikanischen) Befreiungstheologie und in den Positionen des Engagierten Buddhismus zum Ausdruck kommen. Nach einer ausführlichen Beschreibung dieser Ansätze zieht sie einen Vergleich der Positionen P.A. Payutto mit Aloysius Pieris sowie Karl-Heinz Brodbeck mit Franz Josef Hinkelammert.

Als Bilanz hält sie fest, dass sowohl Christen wie Buddhisten gegenseitig ethisch und spirituell von einander lernen können und sollten. Dies präzisiert sie mit den beiden Komplementaritätspaaren „Gnosis und Agape“ (Erkenntnis/Wissen und Liebe) sowie „Freiheit und Hingabe“, die eine interreligiöse Brücke zwischen (engagiert-) buddhistischem Selbstverständnis und christlich-befreiungstheologischen Ansätzen bilden. Solche Ethiken der Befreiung bieten offensichtlich eine realistische Hoffnungsperspektive in einer Welt, in der neoliberale kapitalistische Tendenzen sich global auf Kosten eines großen Teils der Mneschheit breit machen. Barbara Lukoschek hat für notwendige gesellschaftliche Veränderungen interreligiöse Beweggründe offen gelegt. Dies kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

13.04.14

Handbuch der Religionen (HdR): Kontinuierlich wachsende Printausgabe und Online-Zugänge

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen.
Dazu gehört seit 1997 das von dem Religionswissenschaftler  Udo Tworuschka und dem Historiker Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene
HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR)
Zugang zur Printausgabe: hier

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Inzwischen finden sich in den Ordnern mit inzwischen 37 Ergänzungsliefeungen über 4500 Seiten Text (!).
Hier wurde also ein umfassendes Lexikon der Religionen entwickelt.  Es ermöglicht einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der verschiedenen religiösen Traditionen und Strömungen in Deutschland.  Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht immer leicht.

Das Gesamtinhaltsverzeichnis bietet darum eine erste Übersicht.
Download Inhaltsverzeichnis: hier

Weiterhin können über eine Suchmaske nun alle Artikel als Volltextsuche
(einige kostenlos, die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden:
Online-Zugang zum HdR

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgezeichnet recherchierte Zugänge für eine sachkompetente Orientierung bieten.

 

 

Buch des Monats Juni 2013: Komparative Theologie als interreligiöse Basis

Rz-ClooneyFrancis X. Clooney (Hg. Ulrich Winkler): Komparative Theologie.
Eingehendes Lernen über religiöse Grenzen hinweg
.
Übersetzung: Michael Sonntag.
Beiträge zur Komparativen Theologie, Band 15
Paderborn: Schöningh 2013, 166 S.
— ISBN 978-3-506-77655-6 — 

Der Jesuit Francis X. Clooney (geb. 1950) gehört zu den Promotoren der Komparativen Theologie. Er leitet an der Universität Harvard das „Center for the Studies of World Religions“. Inzwischen hat sich eine ganze Gruppe von Theologen unter dieser Thematik zusammengetan. In Deutschland ist besonders Klaus von Stosch mit seinem Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn (http://kw.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/zekk/) zu nennen. Clooney betont wie die meisten komparativen Theologen, dass die globalen Zusammenhänge unserer Welt theologisch umfassend im Vergleich angegangen werden müssten.

 Für den Autor ist wichtig, komparative Theologie als einen Teilbereich der Theologie insgesamt zu verstehen. Es geht dabei durchaus um Wahrheit, aber so, dass respektiert und berücksichtigt wird, wie sie in anderen Traditionen geglaubt wird. Hierbei wird sorgfältige vergleichende Arbeit geleistet in Verantwortung gerade vor der anderen Religion und ihrer Interpretation aus dem eigenen (Vor-)Verständnis heraus. Das führt zu einem vertieften Verständnis des eigenen Glaubens unter bisher so nicht erkannten parallelen Gesichtspunkten.

Clooney weist schließlich daraufhin, dass Christentum und Hinduismus füreinander durchlässige Religionen werden können. Hier kann sich die Erfahrung einer globalen interreligiösen Begegnung so realisieren, dass die andere Religion den eigenen Glauben bereichert und vertieft. Komparative Theologie ist darum nicht nur etwas für Theologen, sondern auch für Christen die Möglichkeit, Christus neu zu entdecken.

Reinhard Kirste

Creative Commons-Lizenz

Rz-Clooney, 31.05.2013

 

Buch des Monats Mai 2013: Macht und Ohnmacht der Religionen

Rz-Boberski-WeltmachtHeiner Boberski / Josef Bruckmoser: Weltmacht oder Auslaufmodell.
Religionen im 21.Jahrhundert
.
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2013, 222 S.
— ISBN 978-7022-3239-9 — auch als E-Book erhältlich

Ausführliche Beschreibung: hier

 Die beiden Journalisten und zugleich theologisch kompetenten Sachbuchautoren Heiner Boberski (Wiener Zeitung) und Josef Bruckmoser (Salzburger Nachrichten) nehmen sich in leicht lesbarer, aber keineswegs populistischer Form den Schwankungsfeldern von Religion an. Sie konstatieren für die Gegenwart Ablehnung von (organisierter) Religion einerseits und neue religiöse, oft seltsame Phänomene andererseits. Ihre Einschätzungen sichern sie immer wieder mit statistischen Belegen ab. Hinzu kommen medienwirksame Auftritte religiöser Persönlichkeiten wie die des Dalai Lama und der Päpste. Darum lohnt sich ein genaueres Nachschauen, denn: „Die religiöse Weltkarte ist … im Lauf der Geschichte nie über längere Zeit stabil geblieben … “ (S. 20).

Letztlich wirken Religionen am intensivsten und überzeugendsten mit ihrer dialogischen Friedensmacht, immer wieder geprägt durch Vorbilder des engagiert gelebten Glaubens. So gesehen sind sie keineswegs ein Auslaufmodell. Wichtig aber bleibt, dass nicht immer wieder religiös motivierte Brutalität, diese Versöhnungskräfte diskreditiert. Das vorliegende Buch stellt angenehmerweise nicht nur Fragen oder referiert Gesellschaftsanalysen, sondern zeigt, wie Religionen als Brücken einer gerechten und solidarischen Zukunft der Menschheit dienen können – eine schöne Verbindung und ein wichtiger Aufruf zu respektvoller Verbindlichkeit gegenüber allen Andersglaubenden. Es ist ein Buch, dem man viele Leser wünschen möchte.

Reinhard Kirste 

Rz-Boberski-Weltmacht, 27.04.13

 

 

Kompetenzentwicklung für interkulturelles und interreligiöses Lernen

Rz-BernlochnerMax Bernlocher: Interkulturell-interreligiöse Kompetenz. Positionen und Perspektiven interreligiösen Lernens im Blick auf den Islam.
Beiträge zur Komparativen Theologie Band 13.
Paderborn: Schöningh 2013, 390 S., Personenregister
— ISBN  978-3-506-77665-5 — (zugl. Diss. München 2012)

Ausführliche Beschreibung: hier

Der Autor Max Bernlochner ist Politikwissenschaftler und seit 2011 Leiter des Referats für interkulturelle Angelegenheiten im Ministerium für Integration des Landes Baden-Württemberg. Er ist in der katholischen Theologie beheimatet. Darüber hinaus hat er sich seit vielen Jahren engagiert um den christlich-islamischen Dialog gekümmert.

Dass der Autor angesichts der Problematik interkulturllen und interreligiösen Lernens unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen Deutschlands in einem recht unübersichtlichen Feld unterwegs ist, hängt bereits mit den schwierigen Grundbegriffen von Kultur und Religion zusammen, zumal interkulturelle und interreligiöse Begegnung immer ineinanderwirken. Gemeinsame ethische Orientierung als Basismöglichkeit in Christentum und Islam, Übereinstimmungen von christlicher und islamischer Theologie im Schöpfungsverständnis, Wirkebenen des barmherzigen Gottes, Verantwortlichkeit in der Gegenwart als Heilsvoraussetzung sind ihm darum wichtig.  So tauchen Grundrisse einer interreligiösen Ethik auf, die gegenseitige Stärken und Fehleinschätzungen moralischer Art offenlegen und zu gemeinsamen Engagement herausfordern, besonders im Blick auf Hilfsbedürftige und den Schutz der Umwelt.

Insgesamt gelingt es Bernlochner mit diesem umfassenden Ansatz religionsdidaktischer sowie schul- und ausbildungsorganisatorischer Konkretionen, ein (Schul-)Modell interkulturell-interreligiöser Kompetenz zu entwickeln und dies religionspädagogisch als zwingend einzufordern und mit Hilfe einer kooperativen Fächergruppe für ein gemeinsames Lernen zu präzisieren. Studierende, Lehrende und Schüler behält er dabei gleichermaßen religionsdialogisch im Blick und belegt dies immer wieder durch praktische Beispiele. Mit seinen Analysen und präziserenden Zielvorgaben eröffnet er Wege, eine interreligiöse Religionspädagogik weiter zu entwickeln.

Reinhard Kirste

Rz-Bernlocher, 21.04.2013   Creative Commons-Lizenz

 

Jesus, der Jude und die Chancen für den Trialog

Jesus-Jüd-ChristlDer evangelische Pfarrer Rudolf Krause hat ein kleines Materialheft –  Jüdische Jesusbilder – zusammengestellt.
Den gesamten Aufsatz als Download: hier

So beschreibt er übersichtlich, was folgende jüdische Forscher über Jesus denken:
Schalom Ben-Chorin, Geza Vermes, Jacob Neusner, Joseph Klausner, Martin Buber, Leo Baeck, Pinchas Lapide, David Flusser und Hans Joachim Schoeps.
Es entsteht ein facettenreiches, keineswegs einheitliches Bild auf den Juden Jesus. Das Christentum begann erst im 20. Jahrhundert, Jesus in seiner „Jüdischkeit“ zu akzeptieren. Zugleich zeitigt die „Heimholung Jesu ins Judentum“ auf jüdischer Seite bemerkenswerte dialogische Ergebnisse.

 

Material zur Weiterarbeit:

Das „Auseinandergehen der Wege“ von Christentum und Judentum (S. 22) und die Ausbildung einer durchaus auch antijüdisch geprägten Theologie nötigen dringend zur Revision. Dazu gibt es auf christlicher Seite eine Reihe von beachtlichen Ansätzen, der umfassendste wohl von Friedrich Wilhelm Marquardt (1928-2002), dem Schüler von Helmut Gollwitzer.

Rudolf Krause macht ebenfalls eigene Vorschläge zur bewussten Wahrnehmung des Juden Jesus im christlichen Glauben. Ob eine strengere monotheistische Neuformulierung der Trinitätslehre nach Paul Tillich und eine stärkere symbolische Auslegung der Inkarnation wirklich eine Brücke bilden können, sei dahingestellt. Es müsste sicher noch ausführlicher nicht nur über die „bleibende“ Erwählung Israels, sondern auch über die Problematik des Erwählungsbegriffs überhaupt nachgedacht werden. Vergessen wir nicht: Der jüdische Erwählungsgedanke ist systematisch von der christlichen Dogmatiken usurpiert worden.
Der Weg zu weiterer Annäherung an den jüdischen Jesus muss darum weiterhin konsequent beschritten werden. Rudolf Krause hat dazu thesenhaft nachdenkenswerte Vorschläge gemacht, die sicher auch Widerspruch herausfordern. DieVielfalt der Religionen fordert dazu heraus, nicht nur über die beiden Heilswege von Juden und Christen nachzudenken, sondern sich auf eine Pluralität des Heils einzulassen.
Dafür ist es sicher erweiternd sinnvoll, angesichts der zweiten monotheistischen Religion, dem Islam, die gewachsenen Differenzen und Verunglimpfungen der Glaubensbrüder und Glaubensschwestern noch genauer zu untersuchen und durch die vertiefende Arbeit an den unübersehbaren Gemeinsamkeiten die friedvolle Dreierbegegnung, den „Trialog“, voranzubringen.

Vgl. dazu besonders den Beitrag des spanischen Religionswissenshaftlers
Míkel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen (2002/2012):
— Download als PDF-Datei: hier
— Rezensionen zum Buch: hier 

Einblick in das Werk von Raimon Panikkar (1918-2010)

Raimon Panikkar i Alemany gehört zu den umfassendsten theologisch-philosophischen Denkern der Gegenwart. Mit seinem Lebenshintergrund verband er bereits zwei Kulturen: Die spanische Mutter war römisch-katholisch, der Vater Hindu indischer Herkunft. Panikkar durchlief eine jesuitische Erziehung. Sein Denken war von Anfang an Grenzen überschreitend. Das zeigen bereits seine Promotionen:
Dr. phil. und Dr. rer.nat (Chemie) an der Universität Madrid,
Dr. theol an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom.
Sein Forschen und interreligiöses Handeln waren besonders durch den Vergleich europäischer  mit der indischer Theologie und Philosophie geprägt. Er bezog sich jedoch zugleich auf religiöse Strömungen in Vergangenheit und Gegenwart, die zum Thesaurus menschlicher Weisheit insgesamt gehören. Seine Theologie der Religionen gewann nicht nur globale Weite, sondern gewissermaßen auch kosmologische Tiefe.

Die Fülle seiner Veröffentlichungen ist nicht leicht überschaubar.
Die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) hat versucht, einige Orientierungsmarken zu setzen: