Oberthür: Das Buch vom Anfang von allem

Rainer Oberthür

Das Buch vom Anfang von allem
Bibel, Naturwissenschaft und das Geheimnis unseres Universums

Kösel-Verlag
ISBN: 978-3-466-37127-3
17,99

Das Buch vom Anfang von allem von Rainer Oberthuer
Das Buch vom Anfang von allem von Rainer Oberthuer

Schau zwei Mal, dann siehst du mehr …!

Rainer Oberthür lädt ein zu einer gedanklichen Reise an den Anfang. Der Blick auf den Anfang von Allem hat zwei Sichtweisen. Er versucht einerseits den naturgeschichtlichen Initialpunkt zu fassen – schwer genug bei diesen astrophysischen Dimensionen – und den mythisch-erzählerischen Urgrund des Lebens. Bei Letzterem greift Oberthür auf die Erzählungen der jüdisch-christlichen Bibel zurück. Die Leser werden mitgenommen auf Entdeckungsreisen. Fast wird einem schwindelig bei der Aufzählung so vieler naturwissenschaftlicher Details. Dabei sind es nur einige Antworten zu den unzähligen Fragen, die uns und auch die Kinder in der Schule immer wieder beschäftigen.
Durch besondere Textanordnung bringt der Autor die Naturgeschichte des Kosmos und die religiösen Anfangsgeschichten der Bibel in einen spannenden Zusammenhang. Im oberen Teil der Seiten findet sich die naturwissenschaftliche Beschreibung in verständlichem Erzählstil, im unteren Teil – in anderer Schriftfarbe – religiös und philosophisch gegründete Erzählelemente, in starker Anlehnung an die Bibel.
Ein zentraler Begriff heißt „Anfang“. Er wird sowohl linear gedacht und entsprechend entfaltet, aber er wird auch kausal gedacht im Sinne einer von außen gegründeten Dimension, welche auch Gegenwart und Zukunft umfasst; also das, was christliche Philosophie mit dem Begriff „Ewigkeit“ versucht auszudrücken. Den Leserinnen und Lesern wird nicht verschwiegen, dass die biblische Anfangsgeschichte (Gen.1) ein Gedicht aus alter Zeit ist, als die Menschen noch andere Vorstellungen von der Welt hatten. Niemandem wird hier zugemutet, die Erschaffung der Welt in sieben Tagen für naturgeschichtliche Wahrheit zu halten. Aber es werden weitere biblische Räume und Bilder erschlossen, etwa aus den Psalmen, in denen der Mensch sich mit seinen Fragen und Sorgen wieder finden kann. Denn bei „Schöpfung“ geht es nur vordergründig um „Anfangsfragen“; der tiefere und umfassendere Sinn liegt im dankbaren Anerkennen des Lebens und der Geschöpflichkeit.
Die beiden Sichtweisen ergänzen einander Seite für Seite. So wird das jeweilige Verständnis der „Dinge vom Anfang“ produktiv aufeinander bezogen. Bilder helfen, die verschiedenen Aspekte einzuordnen; sie werden in der ausführlichen Bilderklärung (86-101) vorgestellt und können in der weiteren unterrichtlichen Arbeit eingesetzt werden.
Das „Buch vom Anfang von Allem“ ist kein Schulbuch im üblichen Sinne. Aber es ist ein Buch auch für die Schule, denn es kann von Lehrkräften zum Vorlesen eingesetzt werden, sei es als „Ganzschrift“ oder in einzelnen Teilen. Der angenehme und klare Erzählstil zielt auf Verstehen und Verständigung. Und für neugierige Schülerinnen und Schüler bietet das Buch – vielleicht ab Schul-Jahrgang 4 – sehr viele Möglichkeiten, den Wissensdurst zu stillen. Für die Arbeit am Thema „Schöpfung“, aber auch für philosophische Gedankenreisen und für schulische Projekttage sind Umsetzungsmöglichkeiten denkbar. Dieses Buch zeigt beispielhaft: In Religion sind gerade auch die tiefen und ‚schweren‘ Fragen Thema und Inhalt; und Hilfen zur Antwort gibt es auch. (1)

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(1) Gegenwärtig werden von verschiedenen Seiten Versuche unternommen, die Grundschulkinder vor dem Einfluss des angeblich ‚unwissenschaftlichen‘ Schöpfungsglaubens zu ‚schützen‘. So äußerten sich jetzt Lehrkräfte und Didaktiker gegenüber dem Deutschlandfunk. Dass Religionspädagogen ihren Unterricht mit, nicht gegen die Wissenschaft durchführen, scheint noch nicht überall bekannt zu sein. Gegenüber dem Religionsunterricht grassiert selbst in Lehrerkreisen eine starke Ahnungslosigkeit! Oberthürs Buch kann da wirksam gegen steuern!

Dr. Manfred Spieß, Oldenburg

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