Religion in inklusiven Schulen

Rainer Möller, Annebelle Pithan, Albrecht Schöll, Nicola Bücker

Religion in inklusiven Schulen
Soziale Deutungsmuster von Religionslehrkräften

Waxmann Verlag
Münster 2018
ISBN 978-3-8309-3819-4
Preis: 29,90  (o.G.)

Die Autorinnen und Autoren stellen mit diesem Buch, das vom Comenius-Institut veröffentlicht wurde, ihre Studie zu sozialen Deutungsmustern von Religionslehrkräften vor. Zugrunde liegt die Annahme, dass das Gelingen von inklusivem Unterricht auch maßgeblich von den „Einstellungen, Haltungen, Wertvorstellungen, Überzeugungen [der Lehrkräfte], von ihrer Definition von Professionalität und ihrem unterrichtlichen Habitus“ (11) abhängt. Diese Studie leistet einen Forschungsbeitrag, mit dem das Wissen über solche Faktoren vertieft wird und bietet gleichzeitig eine Grundlage, auf der die Aus- und Fortbildung von (Religions-)Lehrkräften reflektiert werden kann.

Für die Studie wurden leitfadengestützte Interviews mit verschiedenen Akteuren (z.B. Religionslehrkräfte, Schulleitung, Integrationshelfer) an drei Schulen durchgeführt, die sich als inklusive Schulen beschreiben. Die Interviews werden vor dem theoretischen Hintergrund des Konzepts sozialer Deutungsmuster nach Ulrich Oevermann und mit der Methodik der objektiven Hermeneutik analysiert. So entstehen neun Fallanalysen, die zunächst einzeln vorgestellt werden. Anschließend werden die Fälle anhand induktiv erarbeiteter Kategorien im Vergleich betrachtet, wobei „Einflussfaktoren auf das Inklusionsverständnis“ und „Spannungsfelder im Inklusionsverständnis“ rekonstruiert werden. Als bedeutende Einflussfaktoren werden vorgestellt: „die biografischen und berufssozialisatorischen Erfahrungen, die Zuständigkeiten bzw. Zuständigkeitszuschreibungen im sozialen System der inklusiven Schule, die Ausgestaltung der Teamarbeit sowie […] Werthaltungen und Menschenbilder der befragten Lehrkräfte“ (164). Daneben arbeiten die Autorinnen und Autoren drei Spannungsfelder heraus, innerhalb derer sich die verschiedenen Positionen der Interviewten verorten lassen: „Programmatik versus Pragmatik, Heterogenität versus Homogenität und Individualität versus Gemeinschaftlichkeit“ (212). Damit entwerfen sie ein theoretisches Modell, mit dem auch über die Studie hinaus verschiedene Inklusionsverständnisse beschrieben werden können. Auf Grundlage der Ergebnisse werden abschließend „Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung von Religionslehrkräften“ diskutiert, die konkrete Perspektiven für die Praxis derselbigen enthalten.

Die einführenden Kapitel zu theoretischen und methodischen Hintergründen machen das Vorgehen der Studie, v.a. auch bei den Analysen, transparent und nachvollziehbar. Durch wiederkehrende zusammenfassende Passagen sind auch einzelne Kapitel als Einheit gut verständlich. Hervorzuheben ist außerdem, dass die Studie zwar auf die sozialen Deutungsmuster von Religionslehrkräften fokussiert, aber auch Perspektiven anderer Akteure in inklusiven Schulen einbezieht. Dies führt beispielsweise in der Analyse der „Einflussfaktoren auf das Inklusionsverständnis“ dazu, dass eine Bandbreite an beruflichen Erfahrungen und diverse Zuständigkeiten bzw. Zuständigkeitszuschreibungen innerhalb der inklusiven Schule berücksichtigt werden. So entstehen auf Grundlage des empirischen Materials differenzierte Einblicke in Inklusionsverständnisse von Religionslehrkräften und anderen Akteuren an inklusiven Schulen.

Lydia Vöhl

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Lydia Vöhl studierte Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Sonderpädagogik und evangelische Theologie

 

 

 

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