Friedrich Erich Dobberahn:
Deutsche Theologie im Dienste der Kriegspropaganda.
Umdeutung von Bibel, Gesangbuch und Liturgie 1914-1918.
Mit einem Vorwort von Günter Brakelmann.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2021
Religiöse Kriegspropaganda 1914-1918.
Keine Wiederkehr des Gleichen
Eine Rezension von Christoph Auffarth
Kurz: Eine riesige Sammlung zur religiösen Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg ausgehend vom Heft einer Konfirmandin. Kein Kramladen, sondern gut gegliedert und beschrieben. Die zeitgenössischen Stimmen, weit über Pfarrer, Theologie hinaus, sind authentisch zu lesen.
Ausführlich:
Wie können Christen den Krieg nicht nur rechtfertigen, sondern ihn sogar als Heilige Tat für ihren Gott gutheißen? Mit Entsetzen sieht man, wie der russische Patriarch Kyrill den Angriffskrieg der russischen Föderation, zumal seines Präsidenten Wladimir Putin, als Teil der Heilsgeschichte seinen Gläubigen anpreist. Der erste Weltkrieg wurde von allen Seiten durch eine Kriegstheologie zum Heiligen Krieg erklärt, jeden Tag schlossen die Soldaten den Gürtel mit der Koppel „Gott mit uns“, besuchten Kriegsgottesdienste, beteten neu formulierte Kriegsgebete, erhielten den Schwertsegen, zu Hause Dankgottesdienste und zunehmend Gefallenengedenken. Der Krieg wurde zur religiösen Pflicht überhöht, Menschenleben als „Opfer“ verklärt.[1] Der Erste Weltkrieg ist nicht nur „die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ im Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Verkettungen, sondern auch für den Glauben der Christen während des „Dritten Reiches“. Nicht die Splittergruppen der völkischen Religionen, sondern das zur Kriegstheologie transformierte Christentum mit seinem Gott, der zum Diener nationalen Hasses herhalten sollte, war der Nährboden des Verbrechens.[2] Zur Kriegstheologie, die sowohl Protestanten wie Katholiken wie Juden entwickelten und zur Frömmigkeit der Gläubigen gibt es eine umfangreiche Literatur.[3] Das hundertste Jahr nach dem Kriegsbeginn brachte, viel beachtet, neue Forschungen hervor. Ein Nachzügler ist das hier vorzustellende Buch. Trotz des Umfangs versucht der Autor Friedrich Erich Dobberahn in diesem Buch keine Gesamtdarstellung oder die vielfältigen Theologien des Krieges zusammenzustellen (63) – wohl aber in Kenntnis einer riesigen Menge an zeitgenössischen Äußerungen und umfassenden Kenntnis der Forschung –, sondern geht aus von einer Quelle im Familienarchiv. Das Protokollbuch einer Schülerin am Internat in Potsdam, das den Konfirmandenunterricht eines Gemeindepfarrers, Theodor Krummacher in Potsdam, und seiner Konfirmandin Ellen Richter notiert in einem Heft die wichtigsten Inhalte des Unterrichts, der zeitlich mit dem Beginn des Krieges zusammenfällt. Das Heft und eine Art Tagebuch (349), das zunehmend „ins Oppositionelle hineingespielt hat“, ist in der Familie überliefert. FED hat gesammelt nicht nur, was an Gedrucktem zur im engeren Sinne Theologie aus dem Ersten Weltkrieg überliefert ist, sondern auch die Medien, in denen Frömmigkeit und Glaube vermittelt und geteilt wurde: Lieder, Gebete, Postkarten für die Soldaten und aus dem Felde, also intentionale und auch etwas die gelebte Religionspraxis. Er begreift das Ganze unter dem Konzept „ästhetizistisches Sprachverbrechen“ (63). Das heißt, die Kriegspredigt, die Kriegspostkarten, -lieder, Konfirmandenstunden im Kriege sind Verpackungen der Lüge vom guten Krieg, vom parteiischen Gott auf der jeweiligen nationalen Seite. Der Krieg wird geschönt, die Ziele des wechselseitigen Tötens für moralisch nötig erklärt, religiös als „Opfer“ zur Pflicht erhoben.[4]
Die Präsentation einer riesigen Sammlung, ein Lebenswerk
In sieben Teilen führt FED seine Forschungen zusammen (Vorausschau Seite 71-75).
Erster Teil: Das theologische Ornament als Verbrechen (101-170)Zweiter Teil: Religionspädagogik und Kriegstheologie (171-388)
Dritter Teil: Gottesdienstliches Leben und Kriegstheologie (389-510).
Vierter Teil: Meinungslenkung und Resonanz der Protestantischen Kriegstheologie (511-632).
Fünfter Teil: Auswirkungen der Kriegsideologie und -theologie nach dem verlorenen Weltkrieg – die weiteren Lebenswege Krummachers und seiner Konfirmandin. (633-674)
Sechster Teil: Schlussanalyse und Ausblicke (675-774).
Der siebte Teil bietet die Transkription des Heftes der Konfirmandin, das in der Familie überliefert ist (776-801).
Der Verfasser Friedrich Erich Dobberahn (*1950) ist ein äußerst gelehrter Theologe und Germanist mit außergewöhnlichen Interessen und Kenntnissen.[5] Das Buch umfasst mit seinen 1286 Seiten neben dem Text einen Anhang (siebter Teil) mit der Transkription des Konfirmandenheftes (27 Seiten) rund 350 Seiten Anmerkungen, ein Quellen- und Literaturverzeichnis auf 110 Seiten, ein Namensregister, 48 Abbildungen.
Schwächen in der Konzeption: „Kontinuität“ und Differenzierungen
Bevor ich meine Begeisterung über dieses Buch und die umfassende Sammlung von Materialien in der gut geschriebenen Darstellung zum Ausdruck bringe, will ich ein paar grundsätzliche Fragen notieren, die ich an den Grundlinien dieser Konzeption anders sehe:
- Es gebe eine Kontinuität, eine ungebrochene Kontinuität der Kriegstheologie seit der konstantinischen Wende (seit 312 n.Chr.), die geradewegs zum verbrecherischen Angriffskrieg Hitler auf ganz Europa und den Weltkrieg führte. Theodor W. Adorno zitierend ist der Erste Weltkrieg der vorletzte Schritt, auf den „der Schatten des Hitler‘schen Reichs“ voraus [!] fiel und schon „seinen Bann ausübte“,[6] ja FED geht soweit, dass die Entwicklung der protestantischen Kriegstheologie ab 1914 auch für den Holocaust-Eliminationismus in Deutschland mit verantwortlich war.[7] In dem augenblicklichen Streit um die Frage, wie weit das Kaiserreich schon die Weichen gestellt habe für das „Dritte Reich“, hat Christoph Nonn in seinem Buch gezeigt, dass das Kaiserreich zwei Entwicklungen hervorgebracht hat: die nationalistische autoritäre Herrschaft und das Ende der Monarchie, die Stärkung des Parlaments, den Weg zur Demokratie.[8] Richtig kann man von Kontinuität sprechen im Bezug auf die Poetik des Krieges seit den Napoleonischen Kriegen, die FED in Kapitel 11 und 12 behandelt (511-555).
Immer wieder zitiert FED – ohne die genaueren historischen Kontexte – Texte aus unterschiedlichen Epochen. Für das Wortspiel malitia – militia (Bosheit – Kriegsdienst) beispielsweise zitiert er (61 + Anm. 292) Matthias Heimbach (1666-1747) in seiner Schaubühne des Todes. Dass der Trierer Domprediger nach dem Dreißigjährigen Krieg kein Beispiel für protestantische Kriegstheologie sein kann, entgeht FED. Das Wortspiel übernimmt der Jesuit aus Bernhard von Clairvaux, der es prägte in De laude novae militiae (kurz vor 1130) zur theologischen Rechtfertigung für den gerade entstandenen Ritterorden, also die Elitetruppe der Kreuzzüge, deren Mitglieder sowohl Mönche als auch Berufskrieger waren. Was die meisten Theologen bis dahin abgelehnt hatten, den bewaffneten Krieg, weil er malitia Bosheit erzeugt, und stattdessen den Krieg gegen die (eigenen) Sünden als militia Christi der unbewaffneten Nonnen und Mönche propagiert hatten, das verbanden beides die Ritterorden und Bernhard gab die theologische Rechtfertigung – und andere widersprachen (Deus non vult „Gott will nicht [die Kreuzzüge]“.[9] – Ein zweites Beispiel: Der ungeheure verhängnisvolle Einfluss Luthers (63): Längst hat man die Rede vom ‚Einfluss‘ oder der ‚Wirkung‘ oder der ‚Macht‘ als falsch erwiesen. Im Unterschied dazu muss man von Rezeption sprechen: Nicht Luther ist der Aktive, sondern diejenigen, die seine Rechtfertigung für das preußisch-protestantische Deutsche Reich anwendeten. Luther riet dazu, dass die Berufsarmeen die Revolution von 1525 („Bauernkrieg“) verhindern sollten und konnten, aber man muss auch Luthers Entsetzen und Reue mit reflektieren, als er vom Gemetzel erfuhr. Das war nicht die erhoffte Ordnung Gottes. Die nationalistische Rezeption des ‚germanischen‘ Luther ab Luthers 400. Geburtstag 1883 auf der einen, die Kritik de Lagardes, dass Luther die deutsche Reformation verhindert habe, auf der anderen Seite sind nicht „der Einfluss Luthers“.
- Ambivalenzen und Zäsuren. Auch ich sehe in der Kriegstheologie der Ersten Weltkriegs das Saatbeet für die christliche Akzeptanz des Nationalsozialismus und seines gewaltbereiten Militarismus weit über die Deutschen Christen hinaus.[10] Aber es gibt da entschiedene Zäsuren und Transformationen. Das eine ist die Neuformulierung einer Kriegstheologie in den Kriegen gegen Napoleon. Hier wird der „Heilige Krieg“ ausgerufen.[11] Das andere ist das Epochenjahr 1917/18. Was längst schon Realität geworden war, dass der Krieg technisiert wurde, d.h. dass die Soldaten sich nicht mehr sahen, Mann gegen Mann, sondern eine Kilometer entfernt abgefeuerte Granate in den Unterstand einschlug, Giftgas sich in die Schützengräben senkte, Flugzeuge Bomben abwarfen, Stahlkolosse auf Ketten alles zermalmten: Da war kein Held mehr, der ‚mit seinem Schwert‘ in der Hand in einem Geniestreich eine Schlacht entscheiden konnte. Auch in den Köpfen hatte sich etwas radikal verändert: Der Krieg hatte gesellschaftliche Konventionen aufgelöst und entlarvt. So verlangte das Epochenjahr 1917 neue, radikale Entwürfe.
- Die Unterscheidung von ius ad bellum religio ad bellum und religio in bello: also die Rechtfertigung zum Krieg, juristisch und religiös – im Unterschied zur Religion im Krieg, die seelsorgerlichen (paränetischen) Formen des Zuspruchs für die Sterbenden, die täglich vom Tode Bedrohten und die Familien, von denen ein männliches Mitglied gefallen ist, oft damals ‚der Ernährer‘, oder gar verkrüppelt selbst Unterstützung braucht.[12] Wichtig ist auch die von FED gezeigte Möglichkeit der Alternative, indem die Konfirmandin als erwachsene Frau sich dem Widerstand gegen Hitler anschloss (658-673), während der alt gewordene Konfirmator seine Kritik kaum äußerte, weil die Kirche ohnmächtig sei (633-657).
Alle Kritik ist eine Kleinigkeit angesichts der unglaublichen Fülle an ausgebreitetem und ausgezeichnet belegtem Wissen, das über Jahre gesammelt, in den Lebensstationen im Ausland, in der frappierenden Kenntnis von Sprachen[13] und dank der Sammelleidenschaft in diesem umfangreichen Buch. Darunter befinden sich auch 48 Abbildungen, die nicht schon überall abgebildet zu finden sind. Ein Schatz ist entstanden mit so vielen Details, die man nicht missen möchte, die zeitgenössischen Stimmen bzw. die veröffentlichte Meinung. Und das nicht in einer Kiste zum Kramen, sondern sehr gut in die Argumentation eingebunden. Auch dem Verlag (und den Geldgebern) ist zu danken, dass er nicht darauf drängte, das Buch zu kürzen, sondern das Buch in seiner überbordenden, trotzdem lesbaren Form mit all den Gedichten, Liedern, Postkarten, Predigten gedruckt hat. Dabei beschränkt sich FED aber nicht streng auf kirchliche Literatur, sondern bezieht sich auch immer wieder auf Robert Musil, Karl Kraus oder Kurt Tucholsky. So bleibt der Dank für eine bereichernde Lektüre zur religiösen Geschichte des Ersten Weltkriegs, in dem auch etwa jüdische Stimmen (492-510) und (französische bzw. belgische, seltener englische) Stimmen zu Wort kommen. Das ist mehr als die etwas hastige Zusammenstellung von Martin Greschat[14] oder die Konzentration nur auf die Predigten. Die Nähe zum Kaiserhof von Konfirmator und Konfirmandin sind gut reflektiert. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf eine Religionsgeschichte des Ersten Weltkriegs, aber es bietet eine hervorragende, detaillierte Vorarbeit dazu.
Bremen/Wellerscheid, Januar 2023 Christoph Auffarth
Religionswissenschaft,
Universität Bremen
E-Mail: auffarth@uni-bremen.de
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[1] Zu Opfer im Ersten Weltkrieg (mit dem Beispiel eines französischen Juden, der sich selbst opfert für die ‚Auferstehung‘ Frankreichs) Christoph Auffarth: Opfer. Eine Europäische Religionsgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2023.
[2] Thomas Schirrmacher (Sprecher der evangelischen Allianz und der Evangelikalen weltweit) hat in seiner religionswissenschaftlichen Dissertation (2007 bei Karl Hoheisel in Bonn) versucht, Hitlers Christentum als Kriegsreligion als das Gegenteil zum Christentum zu erklären, hat dabei aber nicht die Kriegstheologie der Kirchen im Ersten Weltkrieg erkannt.
[3] Zur Religionsgeschichte nenne ich nur die exzellente Lokalstudie Roger Chickering: Freiburg im Ersten Weltkrieg. Totaler Krieg und städtischer Alltag 1914 – 1918. Paderborn: Schöningh 2009. Monique Scheer: Rosenkranz und Kriegsvisionen: Marienerscheinungskulte im 20. Jahrhundert. Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde, 2006. Zur aktiven Fortführung zwischen den Kriegen (mit meiner Rezension) Der Friede, der nur ein zeitweiliger Nicht-Krieg war. Die Bedeutung der Religion im öffentlichen Diskurs Münchens 1914-1939. Andreas Holzem; Antonia Leugers: Krieg und Frieden in München 1914-1939. Topgrafie eines Diskurses. Darstellung und Dokumente. Paderborn: Schöningh 2021. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2021/07/23/krieg-und-frieden-in-muenchen/ (23.Juli 2021).
[4] Christoph Auffarth: Opfer. Eine Europäische Religionsgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2023, Kapitel 8, S. 197-228.
[5] Die Biographie (S. [1287]) nennt seine Bonner Promotion zu äthiopischen Zauberpapyri (Dr. phil.) und einem Vergleich alttestamentlicher mit islamischer Prophetie (Dr. theol.). Er lehrte nach seinem Pfarramt acht Jahre in Sao Leopoldo/Brasilien Altes Testament, dann am Missionsseminar in Hermannsburg und an der CVJM-Hochschule in Kassel. – Den Namen kürze ich im Folgenden mit den Initialen FED ab.
[6] Seite 67. Das Zitat ist Anm. 349 nachgewiesen „Adorno 2016, S. 111“. Theodor [Wiesengrund] Adorno ist 1969 gestorben. Die Jahresangabe 2016 für das Buch ist korrekt, aber um den historischen Kontext zu finden, in dem Adorno diese Aussage getroffen hat, ist die Angabe irreführend. Dazu braucht es das Jahr der Erstausgabe. Die fehlt bei vielen bibliographischen Angaben. Wenn man wie FED von einer ungebrochenen Kontinuität ausgeht, dann ist das nebensächlich, für historische Differenzierung aber unbedingt notwendig. Wie etwas rückwärts „seinen Bann ausüben“ kann, ist historisch unmöglich.
[7] FED 67 „…, dass die Entwicklung der protestantischen Kriegstheologie ab 1914 – insbesondere in der apokalyptisch-darwinistischen Ausformung durch Reinhold Seeberg (1859-1935) – mitverantwortlich war für die Grundlegung des von Daniel Jonah Goldhagen definierten Holocaust-Eliminationismus in Deutschland.“ [„Eliminatorischer Antisemitismus“ ist der Begriff für den rassistische begründeten Antisemitismus, dessen Ziel die Vernichtung/Elimination aller Juden sei]. Die Forschung hat herausgestellt, dass der von den Nationalsozialisten verübte Genozid an den Juden Europas nicht die unausweichliche Konsequenz des überall in Europa grassierenden Antisemitismus war. Vielmehr kam es erst dazu, als die staatliche Herrschaft den ungeheuerlichen Beschluss fasste und organisierte. Goldhagens These, dass ‚die Deutschen‘ Hitlers willige Vollstrecker gewesen seien, hat sich als viel zu einseitig erwiesen.
[8] Christoph Nonn: Zwölf Tage und ein halbes Jahrhundert. München: Beck 2020. Vgl. auch die Entwicklung von Ernst Troeltsch, der vom Ende der Monarchie überrascht war, dann aber mit voller Kraft sich in der Regierung der Weimarer Republik engagierte. Dazu die Briefe-Ausgabe in der Kritischen Gesamtausgabe Band 21 (Berlin: de Gruyter 2018), vgl. Band 22, 504 v.a. mit der Einleitung von Friedrich Wilhelm Graf (und die Biographie, München: Beck 2022).
[9] Christoph Auffarth: Heilsame Gewalt? Darstellung, Notwendigkeit und Kritik an Gewalt in den Kreuzzügen. In: Manuel Braun; Cornelia Herberichs (Hg.): Gewalt im Mittelalter. Realitäten – Imaginationen. München: Fink 2005, 251-272.
[10] Christoph Auffarth: Frömmigkeit im protestantischen Milieu: Marburg während des Nationalsozialismus. In: Olaf Blaschke; Thomas Großbölting (Hrsg.): Was glaubten die Deutschen 1933-1945? Religion und Politik im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Campus 2020, 415-442. – Falsch ist die Zuschreibung einer dem Christentum fundamental widersprechenden Hitlers Kriegsreligion, wie sie Thomas Schirrmacher Bonn 2000 sorgfältig aus Zitaten herausarbeiten wollte, ohne andere Stimmen zu berücksichtigen. Und auch hier wieder ist das kein protestantisches Phänomen. Vgl. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/11/12/pastoren-schleswig-holstein-in-der-ns-herrschaft/ (12.11.2022).
[11] Wichtig Klaus Schreiner und Friedrich Wilhelm Graf, etwa in Klaus Schreiner (Hrsg.): Heilige Kriege. Religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich. (Schriften des Historischen Kollegs 78) München: Oldenbourg 2008 (auch online das PDF).
[12] Wie ein Bremer Pastor das ius ad bellum, die Rechtfertigung des Krieges als Verbrechen brandmarkte, aber in seinen Predigten religio in bello praktizieren musste, die Familien trösten, die einen aus ihrer Mitte beklagten, s. Auffarth: Religion in Bremen im Ersten Weltkrieg: Zuspruch und Widerspruch. In: Lars U. Scholl (Hrsg.): Bremen und der Erste Weltkrieg. Kriegsalltag in der Hansestadt. = Jahrbuch der Wittheit 2012/13. Bremen: Falkenberg 2014, 146-160. Auch ich habe die Konfirmation als die zentrale Gelegenheit im Lebenslauf protestantischer Christinnen und Christen gewählt.
[13] Das gehört zu den überbordenden Stücken, dass FED die Pädagogik des Konfirmandenunterrichts vergleicht mit eine Griechisch-Stunde im Nationalsozialismus (337-346). Aber auch das ist mit großer Kenntnis, sorgfältiger Nachrecherche dargestellt und mit Anmerkungen versehen (die ich aus der Arbeit zu meinem Aufsatz zum Gräzisten Werner Jaeger gut kenne und nicht ergänzen muss).
[14] Martin Greschat: Der Erste Weltkrieg und die Christenheit. Ein globaler Überblick. Stuttgart: Kohlhammer 2014.