Jerusalem-Transformationen

Nadine Mai: Jerusalem-Transformationen.
Die Brügger Jerusalemkapelle

und die monumentale Nachbildung
der Heiligen Stätten um 1500

Regensburg: Schnell+Steiner 2022
400 Seiten, 279 Abbildungen
ISBN 978-3-7954-3657-5
76 €

 

Jerusalem in den Niederlanden:
Die Heilsgeschichte und -gegenwart im Haus nebenan.

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Von ihrer Pilgerfahrt nach Jerusalem bringen die wohlhabenden Kaufleute die Zeich­nungen und Maße mit, um auf ihrem Grundstück die Jerusalem Grabeskirche nachzubauen. Die erlösende Tat Jesu am Kreuz wird täglich erfahrbar. Die Kunsthisto­rikerin Nadine Mai erklärt das auf höchstem Niveau.

Ausführlich:

Darstellungen des Heiligen Grabes in Europa im Mittelalter sind zahlreich und gleichzeitig unterschiedlich.[1] Dazu gibt es auch eine umfangreiche Forschungsliteratur, die Nadine Mai[2] umfassend kennt und methodisch präzisiert. Ausgangspunkt ist ein konkretes Gebäude, die merkwürdige Jerusalemkapelle in Brügge in Flandern (flämisch-sprachiges Belgien), zu der es eine sehr gute schriftliche Quellenlage gibt (Urkunden, Tagebücher, Rechnungsbücher), neben der bei der Renovation 1968-1972 gründlich untersuchten Architektur. Diese Grund­lage und der lokale Bau beschreibt NM detailliert mit den neuesten Methoden und Theorien der Kunstwissenschaft, um den lokalen Sonderfall in die bisher erforschten Jerusalem-Bauten vergleichend einzuordnen. Anders als viele bisherige Arbeiten, die das Phänomen der Nachbauten der Grabeskirche untersucht haben, ist die zeitliche (um 1500) und örtliche (Brügger Jerusalemkapelle) Konkretion eine kluge Beschränkung, um von dort ausgehend das größere Phänomen zu beschreiben. Gerade entsteht ein dreibändiges Werk Tracing the Jerusalem Code, das eine ähnliche Fragestellung für Skandinavien erprobt.[3] Problematisch und undifferenziert ist dagegen eine ältere Forschungslinie, die jede Kathedrale als ein Himm­lisches Jerusalem verstehen wollte.[4] Im Kontext der Kreuzzüge hat der Rezensent ein Buch geschrieben, das die Frage stellt: Warum ziehen die Kreuzfahrer unter Lebensgefahr nach Jerusalem, wenn man doch an vielen Stellen Europas das Heilige Grab und andere Jerusalem-Bauten besuchen und sich dort begraben lassen konnte?[5]

Mit Richard Krautheimer[6] macht NM deutlich, dass Jerusalem-Architekturen nicht einfach eine Kopie darstellen, sondern eine oder mehrere Elemente aus Jerusalem auswählen, die in die neue Konstellation vor Ort eingepasst werden (selektive Reproduktion). Nach bald zweihundert Jahren Präsenz lateinisch-sprachiger West- und Südeuropäer im Königreich Jerusalem waren die ‚heiligen Stätten‘ verloren gegangen, aber weiterhin für Pilger zugäng­lich, und Adelige suchten die Gelegenheit, sich dort zum Ritter schlagen zu lassen. Viele Reiseberichte übermittelten Erfahrungen nach Europa, oft mit Skizzen und Bildern versehen. Auch im Fall der Kapelle in Brügge bringen die wohlhabenden Jerusalem-Pilger in drei aufeinander folgenden Generati­onen den Wunsch mit, einen entsprechenden heiligen Ort in der Heimat zu bauen. Im Ensemble mit einem neuen geräumigen Familienwohnsitz und einer Reihe von Wohnungen für verwitwete Frauen ließen die wohlhabenden Unternehmer den großen Turm bauen, der sich im Erdgeschoss um ein kleines Längsschiff erweitert. In diesem Bau wird nun rituell in jeder Liturgie im Gottesdienst aufgeführt der Tod Jesu als Opfer, die Kapelle wird mit anderen Kirchen verknüpft in Prozessionen, Ziel vieler Besucher von außerhalb.

Die Brügger Kapelle zitiert zwei Bauwerke in Jerusalem, die Grabeskirche und den Tempel des Herrn:

  • Die Grabeskirche (lat. sepulchrum Domini Grab des Herrn – griechisch Anástasis ἀνάστασις Auferstehung) besteht aus mehreren Heiligen Orten. Zwei davon sind in Brügge zitiert: Da ist zum einen, ebenerdig, das Grab Jesu, das in Jerusalem linker Hand in einem kleinen Rundgebäude innerhalb einer großen Rotunde gebaut ist, die oben im Gewölbe ein offenes Loch lässt.[7] Rechter Hand des Eingangs führen zwei Treppen auf einen erhöhten Platz, von wo man aufragende Felsen sehen kann. Nach der Überlieferung der Evangelien wurde Jesus zu einem Platz außerhalb der (damaligen) Stadtmauern geführt auf den Felsen Golgatha, „Schädelstätte“. Das ist in Brügge mit dem Altar in der ersten Etage dargestellt: die drei Kreuze von Golgatha auf dem Felsen oberhalb des Grabes. Im Erdgeschoss, als Krypta bezeichnet, also das Heiligengrab, ist auf einem Relief die Passion dargestellt.
  • Zugleich aber ist die Kapelle auch ein Zitat des von den Muslimen 792 erbauten Felsendoms, den die Kreuzfahrer als den Tempel des Herrn templum Domini in Besitz nahmen, der über dem zerstörten jüdischen Tempel stehe.[8] Wie diese ist der Turm achteckig.
  • Angebaut ist schließlich das Grab Christi, architektonisch weniger auffällig, aber von der Erfahrung ähnlich wie in Jerusalem: Gebückt muss man hineinkriechen und kann dann in der Enge beten und meditieren; länger als dort, wo man in der Schlange der Pilger steht und nach zwei Minuten wieder den nächsten Platz machen muss. Viele Pilger nahmen Maß, um zu Hause eine Kopie herstellen zu können (169-176).

So beschreibt NM das Gebäude als „Erfahrungsraum der Passion“ (59-83). Der Vergleich mit der Heilig-Grab-Anlage in Görlitz, etwas später (1480-1520 entstanden) lassen diese und anderen Vergegenwärtigungen als Interaktion und Immersion, also Eintauchen in die Passion, verstehen, die die Grenze zwischen Bildraum und Realraum verwischen (84-109).

Der Zweite Teil erforscht die Ästhetik des Heiligen anhand der Orte, Materialien und Oberflächen (111-197).[9] Die in der Zeit vielfach dargestellten Arma Christi lassen die Folterung und Kreuzigung bildhaft vor Augen erstehen.[10] Unter den Reliquien ragt hervor ein Splitter vom Kreuz Christi in einem goldenen Kreuz eingelassen (154f, Abb. 148f). Dazu kommt der Leib Christi, der in jeder Messe konsekriert und gewandelt wird, so dass Christus leibhaftig anwesend und von den Gläubigen einverleibt wird.

Der Dritte Teil widmet sich Körper, Handlung und Kommunikation in der Jerusalem-Kapelle (199-277). Zunächst ist es eine Privatkapelle, zusammengebaut seit 1471 mit dem Wohnhaus der Unternehmer-Familie, der Wohnung des Kaplans, den Appartements der zwölf Witwen. Dann kamen von außerhalb an Festtagen weitere Besucher*innen, regelmäßig die Karmeliter und die Brügger Jerusalem-Bruderschaft. Dazu kommen Pilger/ Geschäfts­leute/ Reisende von außerhalb der Stadt.[11] Für die Familie war die Kapelle Memoria für die Verstorbenen, die in den Glasfenstern und auf dem Grab bei den Gottesdiensten immer anwesend waren.[12] Für die Witwen war Maria, die Trauernde, ein Typ der Identifikation. Die Karmeliter feierten vor allem die Passionswoche und das Fest der Erhöhung des Kreuzes (155f) am 14. September. (Die Quellen, die das belegen, sind im Anhang ediert) Die Bruder­schaft aber machte sich breit in der Kapelle und sicherte sich umfangreiche Privilegien. Das Gemälde des Brügger Malers Jan Provost vom Jüngsten Gericht (S. 267, Abb. 231), der selbst Mitglied in der Bruderschaft war, lässt die Mitglieder durchs Himmelstor schreiten, erkennbar an den Palmzweigen, die diese bei Prozessionen trugen.

Im Vierten Teil (279-340) fragt NM nach dem Verhältnis zwischen der Heiligen Stadt und der eigenen Stadt (Brügge). Sie stellt die gebaute Stadt als „Ereignisraum“ dar, in dessen Mittel­punkt die Aufführung und Performanz der Passion stand. Die Stadtkarte auf S. 286 zeigt die Prozessionswege und eine Bestrafung durch die Justiz, die ebenfalls Passion in der Öffent­lichkeit aufführt (283f). Stationen mit tableaux vivants, lebenden Menschen, die das Ereignis (nur) am Festtag darstellten, führten das historische Ereignis in die Gegenwart des Hier und Heute. Die für die Stadt wichtigste Prozession war die Prozession in und um die Stadt herum mit der Heilig-Blut-Reliquie, einem Glasgefäß, in dem das Blut Christi sonst versteinert, am Festtag aber wieder flüssig wurde. Eine Prozession wie viele aus dem Spätmittelalter, die eine anti-jüdische Spitze enthielt.[13] Zum Vergleich führt NM weitere Jerusaleme mit Prozessionen vor: Görlitz, Nürnberg, Florenz.[14]

Man muss noch einmal unterscheiden zwischen der Bezeichnung von Städten, die sich selbst beispielsweise das ‚heilige Köln‘ nennen,[15] und die Städte, die die Heilige Stadt Jerusalem in ihrer eschatologischen (anagogischen) Idealgestalt erbauen durch die Aufführung des Heils mittels der wichtigsten Heilsmaterialien, die gebaut, gegessen, davor gekniet, durchschritten, gehört und gesehen werden. NM spricht hier von Translation – das ist das Wort für die Über-tragung von Reliquien vom heiligen Ort in die eigene Stadt – und (allerdings erst spät im Text, S. 341) von Transformation, wenn die eigene Stadt zum Jerusalem wird. In Brügge sind architektonische Zitate an mehreren Orten in der Stadt zu finden (bes. 308-321).

Mit den herausragenden Abbildungen, 279 an der Zahl, davon viele in Farbe, Grundrisse mit farbigen Linien für Wegstrecken der Prozessionen kann man, auch ohne in Brügge gewesen zu sein, die ausgezeichneten Beschreibungen der Autorin gut nachvollziehen. Von einer lokalen Architektur ausgehend erklärt sie die Vernetzung der Kapelle in die Sakrallandschaft der Stadt, die rituellen Aufführungen von der täglichen Liturgie über die Jahresfeste, die Wallfahrten der Besucher von außerhalb, die auch andere Jerusaleme kennen‚ manche sogar mit eigener Erfahrung im Heiligen Land, wie ja auch die Auftraggeber in Brügge, die sich den Bau einen Teil ihres Besitzes kosten ließen. Die Heilstat Jesu (wie die Kreuzigung als Erlösung der Welt und jedes Einzelnen verstanden wurde) war nun ganz in der Nähe und jeden Tag erfahrbar.[16]

Das Buch ist ein wunderbar gestaltetes Werk: (1) sowohl in der Präsentation von Text und Bild. Nadine Mai führt die Lesenden und Schauenden mit all den aktuellen Diskussionen zur kulturwissenschaftlichen Kunstwissenschaft[17] die lokalen Details in Brügge vor Augen und erklärt den Sinn in gut durchdachten Texten (je mit einer Zusammenfassung jedes Kapitels) und weitet die Perspektive durch den Vergleich mit europäischen Beispielen sowie dem ‚authentischen‘ Jerusalem. Sodann (2) hat der Verlag das Buch opulent ausgestattet, eine Augenweide, mit festem Einband, fadengeheftet.  Ein Index wäre nicht schlecht gewesen, aber so lädt das Buch ein, es ganz zu lesen. Man erfährt, was historische Kunstwissenschaft zu bieten hat, auf höchstem Niveau! Eine Dissertation ist als Gesellenstück gedacht, hier ist sie das Meisterin-Werk.

 

Bremen/Wellerscheid, Februar 2023                                                       Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

…………………………………………………………………………………………………………………..

[1] Allein für den Mittelrhein und das Rheinland enthält der Katalog 36 Grablegungsdarstellungen, die meisten aus der Zeit um 1500. Markus Maisel: Sepulchrum Domini. Studien zur Ikonographie und Funktion großplastischer Grablegungs­gruppen am Mittelrhein und im Rheinland. (Quellen und Abhand­lungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 99) Mainz 2002.

[2] Im Internet ist Nadine Mai als Politikerin zu finden mit der Selbstvorstellung: „1983 in Halle/Saale geboren, seit 2005 im Kreis Pinneberg zu Hause (Wedel/jetzt Uetersen), verheiratet, zwei Töchter. Promoviert in Kunstgeschichte/Mittelalterwissenschaften, Mitarbeit in Ausstellungen und Forschungsprojekten.“ Das Buch ist entstanden als Dissertation 2018 im Arbeitsbereich von Bruno Reudenbach, Kunstgeschichte der Universität Hamburg (Das renommierte Institut in Deutschland mit acht aktiven Professor*innen in der Tradition Aby Warburgs). In der Danksagung hebt sie außer den Spezialisten in Brügge Bianca Kühnel in Israel hervor (351f). Vgl. die Rezension https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2019/07/05/die-geburtskirche-in-bethlehem/ (5.7.2019). Im Folgenden kürze ich ihren Namen ab mit den Initialen NM.

[3] Kristin B. Aavitsland und Line M. Bonde (Hrsg.): Tracing the Jerusalem Code. Volume 1: The Holy City. Christian Cultures in Medieval Scandinavia (ca. 1100–1536). Berlin: De Gruyter 2022. Open access. https://doi.org/10.1515/9783110639438. Geplant sind Volume 2: The Chosen People. Christian Cultures in Early Modern Scandinavia (1536–ca. 1750). Volume 3: The Promised Land. Christian Cultures in Modern Scandinavia (ca. 1750–ca. 1920). Unter dem Gesichtspunkt der Jerusalem-Rezeption untersuchen die Bände das Bild, oder eher die Imagination Jerusalems in den religiösen, politischen und künstleri­schen Kulturen Skandinaviens.

[4] Hier ist besonders das Buch des Kunsthistoriker Hans Sedlmayr (1896-1984) zu nennen, der nach seiner Karriere im Nationalsozialismus 1950 das Buch Die Entstehung der Kathedrale. Zürich: Atlantis 1950 (zuletzt 1988 wieder aufgelegt) schrieb; dem vorausgegangen war sein Pamphlet gegen moderne Kunst: Verlust der Mitte. Salzburg/Wien: Otto Müller 1948. Zu ihm gibt es eine kritische Biographie Maria Männig: Hans Sedlmayrs Kunstgeschichte. Eine kritische Studie. Wien: Böhlau 2016. Simon Morgenthaler: Formationen einer Kunstwissenschaft. Text- und Archivstudien zu Hans Sedlmayr. (Textologie 8) Berlin: De Gruyter 2020.

[5] Christoph Auffarth: Irdische Wege und himmlischer Lohn. Kreuzzug, Jerusalem und Fegefeuer in religions­wissenschaftlicher Perspektive. (VMPIG 144) Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2002. Weiter ist wert­voll Justin Kroesen: The Sepulchrum Domini through the ages: its form and function. Leuven: Peeters 2000.

[6] Richard Krautheimer (1897-1984) musste, statt verdientermaßen auf eine Professur berufen zu werden, ins Exil flüchten – wie sehr viele Kunsthistoriker seiner Generation. In den USA lehrte er lange auf Stellen unter seinen Fähigkeiten, bevor er spät seine Forschungstätigkeit fortsetzen konnte, vor allem in Rom. Der Aufsatz „Einführung zu einer Ikonographie der mittelalterlichen Architektur“ (engl. 1942) wurde übersetzt in Ausgewählte Aufsätze zur europäischen Kunstgeschichte. Köln: Dumont 1988, 142-197 (mit Postskripts). Dort auch Krautheimers Bibliographie 379-383.

[7] In Abb. 159 und 160 sind die beiden Gräber vergleichend abgebildet. Zum Gebäude in Jerusalem die genaue Beschreibung bei Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2007, 409-483.

[8] In dem in der gleichen Generation wie die Brügger Kapelle gedruckten enzyklopädischen Werk der Weltchronik des Hartmann Schedel 1493 findet man im Bild von der Zerstörung Jerusalems (Blatt LXIII/ LXIIII) die beiden Gebäude klar unterschieden (anders als Jerusalem auf XVII). Die Al-Aqsa-Moschee nahmen die Tempelritter als Salomons Tempel, templum Salomonis in Besitz.

[9] Nicht bekannt sind der Autorin die Konzepte und Ausarbeitungen der Religionsästhetik in der Religionswissenschaft, die 1. Das Heilige/Sakrale in seiner Ambivalenz aufzeigen, 2. Das Ritual hervorheben, 3. Die Wahrnehmung Aisthesis αἰστθησις vor der ästhetischen Wertung und Emotionalisierung beobachten und 4. Die Bewegung bei der Aisthesis einbeziehen. Dazu etwa Hubert Mohr: Wahrnehmung/Sinnessystem. Metzler Lexikon Religion 3(2000), 620-633. Christoph Auffarth: Wie ändern die Reformationen das Bild einer Stadt? Die zwei Reformationen in Bremen. Religionsästhetik als verknüpfendes Konzept, in: Tilman Hannemann (Hrsg.): Studien zur Reformation in Bremen. (VIRR Veröffentlichungen des Instituts für Religionswissenschaft und Religionspädagogik 8) Bremen 2016, 27-82. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:46-00105487-18 (3.9.2016). Michael Stausberg: Auschwitz and the Meta-Topography of the Sacred. Saeculum 71, 2 (2021), S. 319–339.

[10] Arma Christi sind die Werkzeuge und Waffen, mit denen Jesus gequält wurde: die Säule der Geißelung, die Geißel, die Dornenkrone als Verspottung des ‚Königs der Juden‘, Hammer und Nägel, der Rock und die Würfel, die Lanze für den Stich in die Seite als fünfte Wunde Jesu. Manchmal ist auch der Hahn zu sehen, als Zeichen, dass Petrus Jesus dreimal verleugnete. Das Brügger Relief S. 116f, Abb. 115f. Zum Titulus, dem Schild am Kreuz, das den Gekreuzigten in drei Sprachen als „Jesus von Nazareth, König der Juden“ ausweist (Abb. 128), jetzt ausführlich Maren Elisabeth Schwab und Anthony Grafton: The Art of Discovery. Digging into Past in Renaissance Europe. Princeton 2022, 109-161, die das Authentische der Schrift dem Authentischen von Reliquien gleichstellen (die es vom Auferstandenen Christus ja nicht geben kann, so dass nur Berührungsreliquien wie das Kreuz oder das Schweißtuch der Veronika existieren).

[11] Michael Stausberg hat in Religion und moderner Tourismus (Berlin: Verlag der Weltreligionen 2010) betont, dass neben ‚religiösen‘ Zielen immer auch andere Interessen eine Rolle spielen.

[12] Die Grab-Tumba in der Mitte der Krypta 217-227.

[13] Das Thema habe ich erst ganz spät (346) angesprochen gesehen. Heilig-Blut-Prozessionen sind grundlegend bearbeitet bei Manfred Eder: Die ‚Deggendorfer Gnad‘. Entstehung und Entwicklung einer Hostienwallfahrt im Kontext von Theologie und Geschichte. Deggendorf: Passavia 1992.

[14] Zu Prozessionen in mittelalterlichen Städten Frankreichs s. Ludolf Kuchenbuch; Joseph Morel: Dieter Scheler: La construction processionelle de l’espace communautaire. In: D. Boisseuil et al. (ed.): Écritures de l’espace social. Paris: Sorbonne 2010,139-182.

[15] Ein interessanter Text klärt: diese Städte sind nicht heilig, sie werden nur so genannt. So der Dominikaner Thomas von Cantimpré im Bonum Universale de Apibus 2,53.6 und dazu die Bemerkung in meiner Rezension: Das Vorbild für eine ideale Gemeinschaft: der Bienenstaat: Julia Burkhardt: Von Bienen lernen. Das Bonum Universale de Apibus das Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf. 2020. ISBN 978-3-7954-3505-9. 76 €. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2021/06/21/von-bienen-lernen/ (21.6.2021). – „Das heilige Köln“ ist das Leitmotiv in der neuen Geschichte der Stadt Köln, Band 2, Karl Ubl: Köln im Frühmittelalter. Köln: Greven 2022.

[16] Interessant ist der umgekehrte Fall: Hans Holbein lässt den Engel dem Seher Johannes das neue Jerusalem zeigen (Offenbarung 21 in dem Basler Nachdruck von Luthers September-NT-Testament vom Drucker Thomas Wolff 1523) und man sieht das Stadtporträt von Luzern, erkennbar an der Holzbrücke: Philipp Schmidt: Die Illustrationen der Lutherbibel 1522-1700. Basel: Reinhardt 1977, 122 und Abb. 71, = 21-22.Zwingli.jpg (600×924) (johannesoffenbarung.ch (13.02.2023).

[17] Die Arbeiten des Doktorvaters Bruno Reudenbach und die Anregungen derer, die im berühmten Hamburger Institut Kunstgeschichte betreiben und das internatio­nale Netz des Forschungsprojektes Spectrum. Visual Translations of Jerusalem finden sich durchgehend in dem Buch tiefgreifend aufge­nommen.

Schreibe einen Kommentar