Live Event am 1. November: Minetest Flugmaschinenbau

An Allerheiligen gibt es um 16 bzw. 17 Uhr ein Live-Event mit Übertragung auf Youtube (https://www.youtube.com/@minetestbildungsnetzwerk8133) : Ein Parkour-Wettrennen mit Flugmaschinen im Weltraum.

Hier sieht man, wie das funktioniert:

 

Am POI Flugmaschine könnt ihr Ideen für den Bau eurer Flugmaschine finden. Von dort aus gelangt ihr über einen Teleporter zur Rennstrecke.

Ab 16 Uhr kann man Bauen und bekommt dafür Unterstützung, um  17 Uhr ist Eventstart.

Los geht es am POI Flugmaschine.

Macht Werbung bei allen, die Minetest schon kennen oder es kennen lernen sollen. Wer ist dabei? Fragen zum Event gerne in den Kommentaren.

Havelberg Epistola

Anselm von Havelberg, Epistola apologetica.
Edition, Übersetzung, Kommentar.
Heraus­gegeben von Jonas Narchi.

(Klöster als Innovationslabore 13)
Regensburg: Schnell+Steiner 2024.

264 Seiten, 16 Farbabb., Hardcover, fadengeheftet.
ISBN: 978-3-7954-3888-3
€ 49,95

 

Das geregelte Priesteramt ist dem Mönchtum überlegen:
Eine Streitschrift aus dem 12. Jahrhundert

Eine Rezension von Christoph Auffarth

 

Kurz: Angriffslustig setzt sich Anselm von Havelberg für seine Lebensweise als Regular­kanoniker ein, als einer aus seinen Reihen, statt weiter zu predigen und Gottesdienste zu hal­ten, sich hinter die Klostermauern zurückzieht als Mönch. Sein „Verteidigungsbrief“ setzt sich mit dem Brief des dortigen Abtes auseinander, wird aber zur Programmschrift, wie wahres Leben in der Nachfolge Christi auszusehen hat.

Ausführlich:

Anselm von Havelberg (gestorben 1158) ist eine interessante Persönlichkeit des Hochmittel­alters. Er ist früh begeistert von Norbert von Xanten und dem Lebensentwurf der so genann­ten Prämonstratenser, deren Orden Norbert begründete.[1] Er wird als eine ebenso begabte wie streitbare Persönlichkeit erkannt und mit dem Bischofsamt von Havelberg betraut, das aber mitten im Gebiet der nicht-christianisierten Wenden liegt. Solange er dort nicht ge­braucht wird, reist er im Auftrag der Kaiser Lothar III., Konrad III. und Friedrich I. Barba­rossa;[2] vor allem auf der Reise nach Konstantinopel 1136 sollte er die Möglichkeiten einer Union zwischen Ost- und Westkirche ausloten, die vor achtzig Jahren sich wechselseitig ex­kommuniziert hatten (JN 17).[3]  Davon berichtet er an Papst Eugen III. im Anticimenon.[4] Im Anschluss daran wird er aktiv in seinem Bistum und initiiert den Bau des Havelberger Doms (1170 geweiht). 1155 wird er zum Exarch von Ravenna berufen. 1158 stirbt er während des zweiten Mailandfeldzugs Barbarossas. Anselm gehört zu der Elite der Bischöfe. Er studierte gemeinsam mit Wibald von Stablo und Arnold von Wied (Erzbischof von Köln 1131-1158) in Lüttich, wo der von ihm heftig angegriffene Rupert von Deutz lehrte, der Benediktiner-Abt. Anselms Texte waren bisher schlecht ediert, so dass eine kritische Ausgabe hoch willkom­men ist.[5] In dem hier neu edierten Text geht es um den Höhepunkt des Streites zwischen den Regularkanonikern, zu denen Anselm gehörte, und den Mönchen, die das Leben der Kano­niker ablehnten; in der klassischen Formel wählten die erst Genannten die vita activa „das aktive Leben“, die Mönche, aber auch die Norbertiner in Prémontré die vita contemplativa (das meditierende Leben).[6]

In seiner Epistola apologetica („Verteidigungsbrief“) verteidigt Anselm das von ihm als Ideal gewählte Leben als Priester in weltlicher Umgebung, nicht abgeschlossen hinter Kloster­mauern. Anlass für diesen Brief war ein Vorfall, der mitten ins Herz der neuen Bewegung der vita apostolica (Leben wie einst die Apostel – als Wanderradikale) traf.[7] Einer unter den Apostolikern verlässt die Mitbrüder und schließt sich den Benediktiner-Mönchen in der Abtei Huysburg an: Petrus, der schon zum Probst des aufstrebenden Stifts Hamersleben (JN 20) aufgestiegen war und es ausbauen sollte. Das Widmungsbild der Hamerslebener Bibel (sehr gut reproduziert S. 23, Abb. 1) zeigt das Selbstverständnis des Stiftes und stellt die Pröbste dar, darunter Petrus (das datiert den Verrat des Petrus auf 1145/46). Die Kanoniker konnten bei Papst Innozenz II. ein Verbot des Übertritts erwirken. Das Kloster, in das Petrus eintrat, am Nordhang des Harz‘ blühte gerade und hatte seine Klosterkirche 1121 weihen können. Das kurze Zeit später verfasste Chronicon des Klosters schildert die Entstehung der Abtei als vorbildhafte Flucht aus der Welt zweier Nonnen und ihres Beichtvaters. Der An­spruch wird erhoben: nur im Kloster Huysburg kann man sich von allen Beziehungen zur „Welt“ ablösen und sich ganz auf Gott konzentrieren. Gegen Anselms angriffslustige „Ver­teidigung“ wehrte sich der Abt des Klosters, Ekbert. Die beiden Briefe sind sehr hilfreich für die Lesenden und für den Kontext nötig im Anhang ediert und übersetzt (JN 231-253). Der Abt findet die Forderung skandalös, dass Petrus nach Hamersleben zurückkehren müsse und dort im Mönchshabit sich als letzter in der Reihe aufstellen müsse, eine Demütigung und ein Affront gegenüber dem Mönchtum. Das geschah wohl nicht und letztlich dürften die Kanoniker die Verlierer gewesen sein (JN29).

Der Brief nennt sich zwar eine Verteidigung und verlangt caritas (Bruder-) Liebe von seinem Adressaten, dem Abt. Anselms ‚korrektive caritas‘ ist aber sehr aggressiv: er wirft dem Abt sogar einige supersticiosa vor.[8] Im Stil einer frühscholastischen Disputation stellt er zunächst die Position der Gegnerseite (oft ironisch) dar, um sie dann zu widerlegen durch (1) auctorita­tes Beweise aus der Bibel und den Kirchenvätern. Dann folgt (2) die scholastische Wider­legung durch „die sichere Wahrheit der unerschütterlichen Vernunft“ (rationes), was Anselm S. 172, 9-15 besonders und selbstbewusst hervorhebt. Anselm erlaubt sich eine Beleidigung (wahrscheinlich: S. 36f) des Rupert von Deutz, dass ein fetter Bauch keinen feinen Sinn er­zeuge (S. 138,10 mit Hieronymus, ep. 52 [p. 435 Hilberg CSEL 54]). Ein zentraler Punkt ist die Frage der Erlaubnis zur Predigt und priesterlichen Handlung. Die Beispiele Ekberts von be­rühmten Mönchen, die als Priester die Gottesdienste für die Laien leiteten und sogar zum Papst aufstiegen, wie etwa Gregor I., dreht Anselm zum Gegenargument: Wenn Mönchtum der höhere Stand sei, dann wären ja die genannten Mönche abgestiegen zum Priester (und heute zum Kanoniker). Mönche seien im Übrigen in der Bibel gar nicht genannt, sondern nur die vita apostolica, die die Kanoniker wie Anselm verwirklichten. Die Perikope von Maria und Martha, in der Marias Zuhören auf die Lehre Jesu höher gewertet wird als die Zubereitung des Mahls für den Gast (Lukas 10,38-42), also die vita contemplativa gelobt wird gegenüber der vita activa, legt Anselm gegen die Tradition so aus, dass doch Jesus derjenige sei, der beides in sich vereint (JN 45. Epistola 194-199).

Jonas Narchi ist eine exzellente Grundlagenarbeit gelungen: (1) Eine kritische Edition auf der Grundlage der Kollation der Handschriften mit (2) kritischem Apparat, (3) den zitierten Autoritäten (mit kursiver Hervorhebung der wörtlichen Zitate), (4) einer Übersetzung, die (5) einzelne Wörter, die sich nicht in einem Wort wiedergeben lassen, erläutert und mit der Verwendung in anderen Texten vergleicht, (5) in Indices aufschlüsselt (Bibelstellen, Perso­nen, Orte; die Bibliographie am Ende der Einleitung 115-129). (6) Das Ganze in der Einlei­tung biographisch, (7) im lokal-historischen Kontext, (8) in seiner literarischen Form („Brief­traktat“) und (9) in seiner rhetorischen Argumentation erklärt, (10) mit den Gegenbriefen des Abtes Ekbert von Huysburg, (11) der Rezeption des umstrittenen Skandals und (12) der Vor­stellung und genauen Beschreibung der acht Handschriften (61-114 mit Abbildungen von Musterseiten). Eine mustergültige Edition einer Korrespondenz, die sich zur rhetorischen Schlacht ausweitete. Wer sich in mittelalterliche Welten einarbeiten will, für die ist das ein sehr guter Einstieg, weit über den Einzelfall hinaus.

 

Bremen/Wellerscheid, Oktober 2024                                                        Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] „Anselm, der als Norbertiner selbst einer umstrittenen neue Bewegung in der Kirche angehörte, wurde damit gewissermaßen zu einem Vordenker der Innovation“ JN 17. Das bezieht sich auf das Gesamtprojekt „Klöster als Innovationslabore“; JN nennt 17 Anm. 33 Literatur.

[2] Die Gesandtschaftsreise des Burchard von Straßburg im Auftrag Friedrichs I. in den Nahen Osten, besonders zu Saladin, den er aber verfehlt, die exzellente Edition und Kontextualisierung von Chris­tine Thomsen. Dazu meine Rezension: Ohne Vorurteile ins Land der Muslime – in der Kreuzfahrerzeit. Christiane M. Thomsen: Burchards Bericht über den Orient. Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten im Reich Saladins 1175/1176. 2018. In: https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2018/08/03/burchard-ueber-den-orient/ (3.8.2018).

[3] Im Kontext (mit meiner Rezension): Vermittler, Trickser, Versager: Die lateinischen Kultur-Makler am griechischen Kaiserhof im 12. Jahrhundert. Leonie Exarchos: Lateiner am Kaiserhof in Konstantinopel: Expertise und Loyalitäten zwischen Byzanz und dem Westen (1143–1204). (Mittelmeerstudien 22) Paderborn: Schöningh 2022. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/11/10/leonie-exarchos-lateiner/ (10.11.2022).

[4] Dieser wichtige Text sollte im Rahmen der MGH auf Initiative von Peter Classen ediert werden, es blieb aber bei Vorarbeiten (JN 111-112). Eine deutsche Übersetzung hat Hermann Josef Sieben erstellt (Anticimenon: über die eine Kirche von Abel bis zum letzten Erwählten und von Ost bis West. [Archa Verbi. Subsidia 7] Münster: Aschendorff 2010) Eine kritische Edition des Antikeimenon von Julia Becker und Johannes Büge ist im Literaturverzeichnis „im Erscheinen“ angegeben. Die Vorarbeiten von Johann W. Braun zur Epistola kannten zudem die Handschrift F1 noch nicht, die einen wichtigen Einschub enthält (JN ediert sie im Anhang 246-253).

[5] Jonas Narchi ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Er forscht dort zu den Schriften Anselms von Havelberg. Seinen Namen kürze ich im Folgenden ab mit den Initialen JN.

[6] Zum Problem die exzellente Edition des scutum canonicorum des Arno von Reichersberg in der gleichen Reihe: Vgl. Auffarth, [Rez] Leben wie die Jünger, aber nicht als Mönche. Eine Streitschrift aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Arno von Reichersberg: Scutum canonicorum. Edition, Übersetzung, Kommentar. Herausgegeben von Julia Becker. Regensburg: Schnell+Steiner 2022. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/09/15/reichersberg-scutum-canonicorum/ (15. September 2022).

[7] Die vita apostolica-Bewegung im Kontext des 12. Jahrhunderts Auffarth, Die Ketzer ³2016, 19-46.

[8] Das starke Wort (134, Zeile 8, Adjektiv zu superstitio, was meist mit „Aberglaube“ übersetzt wird) übersetzt JN zu schwach mit „Hinzudichtungen“ erklärt aber (in 135, Anm. 12 mit Laurens Janssen 1975) als „illegitime Hinzufügung häretischer Lehrmeinungen, die nicht in der Tradition der Schrift oder der Väter verankert sind.“ – Die Alliteration und Paronomasie scriptum … non tam ociosum quam etiam onerosum (134, Zeile 4) „Schriftstück … nicht gerade mußevoll, sondern vielmehr mühselig“ ver­sucht das rhetorische Element nachzuahmen, muss „mußevoll“ aber in der 135, Anm. 10 erklären. Dies gelingt JN ausgezeichnet, indem er den „ambivalenten Schlüsselbegriff“ aufzeigt: otium verlangt Extrazeit neben der Arbeitszeit, ist aber auch ein Vorwurf an die Mönche, die solche Zeit in Untätig­keit verbringen. Das vacare (134, Zeile 13) „zu widmen“ wäre besser mit „sich (die freie) Zeit zu nehmen (für die Lesung der Heiligen Schriften)“ wiederzugeben (statt sie im otium zu verbringen).

Die Welt in der Jesus lebte

Ein Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das NT entstand. Ein Schmökerbuch voller Infos und Bilder, um die Geschichten Jesu besser verstehen zu können.

Eine Entdeckungsreise – ein Kindersachbuch

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Marc Olson & Jemima Maybank
Die Welt in der Jesus lebte

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Getröstet
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Zeitreise gefällig? Heute stelle ich euch ein Kinder-Sachbuch vor – über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie das Leben vor mehr als 2000 Jahren aussah. Das versucht dieses Buch zu ändern! Schon auf dem Cover kann man erahnen, dass es viel zu entdecken gibt!

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Jesus nutzte Pflanzen, Menschen, das Land, das Essen um von Gott zu erzählen. Den damaligen Zuhörern war das alles bekannt und vertraut. Uns nicht mehr. Deshalb schaut sich das Buch die Menschen und ihre Lebensbedingungen zur damaligen Zeit an: Pflanzen, Kleidung, Ernährung, den jüdischen Kalender, Arbeit und Berufe. Es fragt: Wie lebten Frauen damals?, Wie wurden Menschen beerdigt? Gab es Magie und Wunder? Das letzte Kapitel beschäftigt sich über Jesu Worte. Wenn wir die Welt von damals kennen, können wir auch Jesu Geschichten besser verstehen.

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Auf jeder Seite finden sich so viele Informationen und Bilder, dass man Tage mit Schmökern verbringen kann. (Ich wusste zum Beispiel nicht, dass auf dem Schild oben am Kreuz eigentlich das Verbrechen des Verurteilten aufgeschrieben wurde.)
Toll ist es sicherlich, wenn man es gemeinsam anschaut und sich darüber austauschen kann.

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Mir gefällt besonders gut, dass auf der letzten Doppelseite Jesus und seine Worte genauer betrachtet werden. Einzelne Bibelstellen sind hier genannt, die sich auf Menschen / Dinge /Pflanzen … aus der damaligen Zeit beziehen. Als Beispiel: Lohn und Tagelöhner, Festessen und Gäste, Senfkorn und Vögel. Um die Geschichten der Bibel besser verstehen zu können, kann man die jeweilige Seite im Buch nachlesen.

Eigentlich gibt es vier Namen für dieses Land, nicht alle sind gleich treffend, manche sind politisch belastet. Das wäre wichtig zu wissen.


Ein Buch für Kinder ab 8 Jahren

Leseprobe gefällig?

Mit freundlicher Genehmigung der Beltz-Verlages

Weitere Beiträge zum Thema

Händchen halten mit Gottes Sohn?

Der Reformationsmaler Lucas Cranach d.Ä. thematisiert schon früh (1520) die Geschichte von Christus und der Ehebrecherin (Joh 8, 2-11). In der Lernstrasse führt die angeleitete Bildbetrachtung zu überraschenden Entdeckungen. Zuvor erarbeiten SuS gründlich den Bibeltext, erleichtert durch Vergleich mit einer Verfilmung der eindrücklichen Szene. Ihre emotionale Bedeutung kann im Re-Enactment performativ erschlossen werden. Testfragen sichern das Verständnis der ursprünglich pointiert reformatorischen Erlösungsbotschaft des Bildes, die jahrhundertelang aus falscher Scham verborgen blieb … Bildungspläne EVR B.-W. Sek.I (2016) Kl. 7-9: 3.2.5: Jesus Christus, RAK B.-W. Sek. I (2016) Kl. 7/8/9: 3.2.5 Jesus Christus (TK (3) expliziter Bibelstellenbezug!), EVR B.-W. GY Sek. II Kl. 11/12 (Leistungsfach): 3.5.4 (3) Jesus Christus [h5p id=“210″]

Was hat die Reformation mit Halloween zu tun?

Die Reformation vs. Halloween?!? Beide haben NICHTS gemein- oder doch? Hier findet ihr ein Beispiel, das die Lebenswelt der Kinder mit ins Boot holt!

Oder: „Eigentlich hat Halloween den Kindern mehr zu bieten, oder?“

Ärger über den Kommerz …

Ich verstehe ja, dass Halloween ganz vorzüglich bei alt und jung ankommt (ich habe einen Sechsjährigen, der sich schon furchtbar freut …). Ich kann auch verstehen, dass die Kinder an der Tür keine Lutherbonbons (als meinen stillen Protest!) haben wollen oder auf ein kleines Referat über die Reformation gerne verzichten 😉 .

Und trotzdem ÄRGERT es mich! Mir fiel nur wirklich nicht ein, wie ich Kindern die Reformation „schmackhaft“ machen kann. Kürbisse schnitzen, verkleiden, im Dunkeln durch die Straßen schleichen … Sorry, dagegen kommt man nicht an. Seufz …

Die Erkenntnis!

Dann bin ich über einen Podcast gestolpert „Bei Gott ich schwöre„. Corinna und Johanna haben einen Ansatz gefunden, der Halloween und die Reformation verbinden kann – auch wenn sie natürlich NICHTS miteinander zu tun haben. Diese kleine Verbindung wirkt ganz ungekünstelt und ist für Kinder nachvollziehbar. So kann ich die Reformation ein Stück weit in die Lebenswelt der Kinder holen.
Was beide „Feste“ miteinander verbindet, ist die Angst – und auch der Mut.

Daraus habe ich zwei Lückentexte gestrickt und ein vertiefendes Gestaltungsblatt.

Vertiefung

Hier folgt noch das zu gestaltende Arbeitsblatt:

  1. Zuerst werden die Worte Halloween und Reformation (in dem gelben bzw. roten Kreis) auf den Strichen ergänzt.
  2. Die Kinder lesen die Aussagen in den Doppelrahmen und ordnen sie entweder Halloween oder der Reformation zu – manchmal ist auch beides möglich. In der entsprechenden Farbe (orange oder rot) werden die Doppelrahmen eingefärbt.
  3. Jetzt lesen die Kinder die Aussagen nochmals und ordnen diese dem Mut oder der Angst zu. Sie verbinden den Satz im Doppelrahmen mit einem der beiden Wörter in der Mitte des Arbeitsblattes.
  4. Der untere Satz ist als Impuls gedacht, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei kann Halloween, die Reformation und das Leben der Kinder aufgegriffen werden.

In der Verbindung von Halloween und der Reformation entdecken wir, dass Angst und Mut universelle Themen sind, die in verschiedenen Kontexten eine Rolle spielen. Beide lehren uns, dass wir, auch wenn wir Angst haben, den Mut finden können, uns Herausforderungen zu stellen und für das einzutreten, was uns wichtig ist. So können wir vielleicht auch die schaurigen Seiten von Halloween als auch die inspirierenden Lehren der Reformation feiern!

Hier findet ihr noch weitere Beiträge zum Thema

Rechtsgeschichte NT Band 3

 

Rechtsgeschichtlicher Kommentar zum NT, Band 3:
Lukas-Sondergut, Matthäus-Sondergut, Prozess Jesu.

Herausgegeben von: Folker Siegert in Verbindung mit Martin Pennitz, Susanne Benöhr-Laqueur
und weiteren Fach­gelehrten.

Berlin: De Gruyter 2024. XI, 974 Seiten.

Veröffentlicht: 14. August 2024.

ISBN: 9783110656107.
184,95 €.

 

Recht als historische Verankerung der Texte des Neuen Testaments

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Band 3 (von sieben geplanten Bänden) behandelt aus rechtsgeschichtlicher Perspektive das ‚Sondergut‘, also die Texte aus den synoptischen Evangelien, die nicht bei den Vorlagen Logienquelle und Markusevangelium (Band 2 in Vorbereitung) enthalten sind. Wieder wer­den wichtige Einsichten vorgelegt, ob der entsprechende Abschnitt in die Sphäre der Tora, hellenistischer Rechte, des (provinzial-) römischen Rechtes zuzuordnen ist und entsprechend erklärt werden kann.

Ausführlich:

Sondergut bei Lukas und Matthäus

Nachdem der umfangreiche Einführungsband die Einleitungsfragen vor anderthalb Jahren gründlich vorgestellt hat,[1] erscheint nun als nächster der dritte, nicht weniger umfangreiche Band zum ‚Sondergut‘ des Lukas und des Matthäus. Das heißt, der zweite Band, der die Logienquelle und den Grundbestand der synoptischen Evangelien im Markus-Evangelium behandelt, ist noch nicht erschienen. Der Kommentar als Ganzes soll am Ende sieben Bände umfassen. In Band 1 ist die Aufteilung der rechtsgeschichtlich zu erklärenden Perikopen auf die Bände vorgestellt.[2] Erfreulich, dass ein zweiter Band so zügig erschienen ist, viele Vor­arbeiten also schon vorliegen![3]

Der jetzt gedruckte Band 3 enthält Kommentare zu 27 Perikopen des Lukasevangeliums und 31 aus dem Matthäusevangelium, für die es keine Vorlagen weder in der Logienquelle noch im Markus-Evangelium (die werden in Band 2 kommentiert) gibt, das sog. Sondergut.

Lukas und sein Evangelium

Der Band erklärt zunächst konzis die Besonderheiten des Lukas-Evangeliums (1-8). Lukas als Autor stellt sich selbst vor als Verfasser des Doppelwerkes des Evangeliums und der Apos­telgeschichte. Die Apostelgeschichte mit dem doppelt erzählten Bindeglied der Himmelfahrt Jesu versteht sich als Fortsetzung des Aufbaus des Reiches Gottes, das nun durch die Jünger Jesu (Apostel) ausgebaut wird, bis es im Schutzgebäude des „Römischen Friedens“ (Pax Romana) schließlich das Zentrum des Imperiums, Rom erreicht. Prozess und Hinrichtung Jesu seien nicht das Ende. Lukas stellt sich als Autor selber vor. Er ist Grieche, seine Sprache ein ausgefeiltes literarisches Griechisch, er kennt sich aus in der Ägäis und stammt wohl aus Makedonien bzw. der Troas. Römische Begriffe und Amtsbezeichnungen wendet er korrekt an. Gleichzeitig hat er sich vertraut gemacht mit der biblischen Geschichte in der sprach­lichen Form der Septuaginta. Die jüdische Geschichte hat er studiert, „z.T. wohl schon aus Josephuslektüre“ (5). „Lukas gibt sich in den Wir-Passagen als Begleiter des Apostel Paulus (was vielleicht nur ein Wunsch ist und eine nachträgliche Sympathiekundgebung).“ (4)

Immer anstößig war # 106 das Gleichnis vom „raffinierten Verwalter“ Lukas 16,1-8 (236-268), dessen Anstößigkeit (9 Macht Euch Freunde mit dem Mammon des Unrechts!) in den folgen­den Versen 8-12 „förmlich gelöscht“ werden. Ist das Lob für den Verwalter ernst gemeint? Die Interpretation hängt davon ab, ob man eher mosaisch-jüdisches oder provinzial-römi­sches Recht zugrunde legt. Gilt hier das jüdische Zinsverbot (dazu # 110, S. 316-345) und vielleicht das Sabbatjahr oder ist Zinsnehmen nach römischem Recht erlaubt, etwa dass als Rückzahlung 100% vereinbart werden, aber nur 96% ausgezahlt wurden (247)? Jesus als Sohn eines Handwerkers im römisch besetzten Galiläa kann solche Geschäftspraktiken ge­kannt haben. Siegert macht darauf aufmerksam, dass das Prinzip der ‚Biblischen Theologie‘ hier nicht greift, „die das Neue Testament nur aus dem Alten erklären möchte“ (261). Das Gleichnis eines Managers mit Prokura, der sich angesichts seiner drohenden Entlassung durch den orientalischen Despoten Kapital verschafft, indem er Freunden Vorteile verbrieft, funktioniert nach römischem Recht. Das ist die Bildhälfte des Gleichnisses. In Lukas‘ theo­logischer Deutung wird daraus: „Gott ist derjenige, der vermittelt durch seinen Haushalter, Christus, Menschen ihre Schuld (hier ist an vielerlei Situationen zu denken) erlässt – nicht aus Großzügigkeit, sondern sogar in einer höheren, nämlich uneigennützigen Art von Klug­heit.“ (261).[4] Spannend die kapitalismuskritische, aber nicht kaptalismusfeindliche Aus­legung des „Wucherns mit den Pfunden“, dem Gleichnis mit den anvertrauten Talenten und dem Verbot/Erlaubnis des Zins-Nehmens: Lk 19, 11-27 # 110 (S. 316-345). # 114 enthält eine interessante Bemerkung zur Frage von Jesu Gewaltlosigkeit angesichts von Lk 22, 35-38 „… der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert!“ (S. 404). # 95 (S. 89-102) enthält wichtige Beobachtungen zu Synagogen in der Diaspora und in Judäa.

Reform der Halacha (Lebensführung): Das Neue am Matthäusevangelium

„Während das Lukasevangelium starkes Interesse an Politik, Wirtschaft und Recht erkennen lässt, wie sich v.a. am Vokabular des Sondergutes erwies, ist das Matthäusevangelium der Klassiker für christliche Ethik […], eine spezifisch christliche Halacha.“ Für Siegert – im An­schluss an Eric Ottenheijm und Martin Varenhorst – reagiert eine Gruppe von Judenchristen (nicht ein Autor Matthäus) auf die rabbinische Reform, die ein Judentum ohne Tempel ent­wickelt. An einer Stelle nennt das Mt.Ev. seine Alternative ekklesia ἐκκλησία Mt 16, 17f kom­mentiert in # 136, S. 668-690), dort als weltweite Kirche (katholiké καθολική nicht wie sonst die lokale Gemeinde). Mt 18,18, wo Jesus alle Jünger, nicht nur Petrus, beauftragt mit der Leitung der Kirche. Damit ist „noch keine Weltkirche gemeint, sondern eine Erneuerung Is­raels im Mutterland wie in der Diaspora“ (672). Ekklesia ist die Vollversammlung des ‚ganzen Israel‘, nicht die falsche Etymologie der ‚Herausgerufenen‘. Dazu kommt der Stiftungs­begriff, bzw. das Fundament („Auf diesen Felsen [Petra – Petrus, dazu S. 674; 682f] werde ich meine Kirche bauen.“). Die Kirche in Rom hat erst im 4. Jh. den Anspruch erhoben, als Kir­che des Petrus die ganze Kirche zu leiten: „Das Gewicht, das Mt 16,18f heute zukommt, hat es erst seit dem 4. Jh.“ (678; 683-686). Die „Schlüsselgewalt“ ist # 137 besprochen (691-703. Hier hätte ich auch etwas zur priesterlichen Absolution erwartet). Das Zölibat „Eunuchen für das Himmelreich“ # 141 (754-765). Kirchenausschluss und Konfliktlösung # 139 (718-730). Eintritt durch die (Kinder-) Taufe # 150. Mich interessiert besonders das Thema Tempel­steuer und die Di-Drachmen (τὰ δίδραχμα, nicht der Denar von # 67),[5] zu denen ich Substan­tielles finde in # 138 (704-717) einschließlich des fiscus Iudaicus, der Tempelsteuer, die nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels weiter von den Römern eingezogen wurde für römische Tempel 708f; 712; 714 (die zur Trennung von ethnischen Juden und ‚Gottesfürchti­gen‘ führte, wenn die letzteren die Steuer nicht zahlten).

Der Prozess Jesu – von Martin Pennitz

Der Prozess Jesu bildet ein viel diskutiertes Thema, das Martin Pennitz hier ausführlich rechtsgeschichtlich untersucht und einordnet (845-959 115 Seiten!).[6] Das ist kein spezifisch lukanisches Thema, sondern ausführlich bei allen drei Synoptikern und im Johannes-Evangelium berichtet und theologisch gedeutet: die Rolle der Römer, der Prozess vor dem jüdischen Gremium des Hohen Rats, des Hohen Priesters, die Überstellung an den Präfekt Pontius Pilatus, Folter, Todesurteil, Kreuzigung, Bestattung. Kann das so abgelaufen sein, wie sind die widersprüchlichen Aussagen zu erklären? Die Erzählungen der Evangelien ver­weben ineinander Bericht, Paränese für die Hinterbliebenen, Umdeutung der Katastrophe der Bewegung in einen Sieg, Verknüpfung mit dem Pesach-Fest, Deutung als Opfer; jedes Evangelium mit einer anderen Interpretation des Geschehenen. MP analysiert aus dem Wis­sen römisch-rechtlicher Institutionen einen ordentlich durchgeführten Prozess (# 159, Ab­schnitt 4), der durchaus durchgeführt worden sein kann zu dem Zeitpunkt, den Johannes nennt, „an dem auch die Passalämmer zu schlachten sind“. „Denn zum einen erstrecken sich römische Gerichtsferien üblicherweise auf Feiertage und Spiele, und zum anderen bieten derartige Ereignisse zugleich häufig den Anlass, dennoch durchzuführende (Straf-) Ver­fahren dann amtswegig auszusetzen bzw. niederzuschlagen.“ (869). Im Fazit macht MP deutlich, dass man kein aus allen Evangelien harmonisiertes Verfahren gegen den ‚histori­schen‘ Jesus rekonstruieren oder andrerseits einem der Evangelisten den Vorzug geben kann. „Vielmehr werden die vier Evangelienberichte – inspiriert durch die wegweisenden Thesen von Elias Bickerman – als jeweils eigenständige Auslegungen eines nur in Basisdaten tradierten geschichtlichen Ereignisses herangezogen […] Jeder Verfasser der Evangelien – neben den theologischen Anliegen, die hier aber weitgehend ausgeblendet bleiben können – (setzt sich) zugleich zum Ziel, eine (freilich aus Laiensicht) schlüssige und glaubhafte Erzäh­lung des rechtlichen Passionsgeschehen vorzulegen.“ (948). Das fasst MP dann für Markus [und noch deutlicher im Matthäus-Evangelium], im Lukas und noch einmal sehr anders im Johannes, den MP mit Siegert in drei Phasen unterscheidet. Wer Schuld am Tode Jesu habe, sei eine Frage, die man nicht einer Seite zuschreiben könne. Dazu auch # 149 „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (Mt 27,25b. 829-835).

Gesprächsangebot

Siegert versteht sein Riesenprojekt so: „Demgegenüber (Barths Ablehnung des ‚an der Natur des Menschen orientiertes Naturrechts‘ und Rudolf Sohms allzu geistlicher Kirchenbegriff) soll der rechtsgeschichtliche Kommentar zum Neuen Testament RKNT ein von Hemmnissen freies Gesprächsangebot sein.“ (x). Das klingt allzu bescheiden, der Herausgeber weiß aber, dass seine eindeutigen Datierungen, Zuordnungen, Bezüge zu hebräisch-aramäischen Par­allelen und die Bestimmung der rechtlichen Sphären viel Diskussion auslösen werden – hoffentlich! Denn der Kommentar ist spannend, erhellend für viele, gerne freihändig ausge­legte Texte des NT, die in diesem Kommentar einen präzisen historisch-kritischen Ort erhal­ten.[7] FS verwendet eine klare, direkte Sprache und schlägt den Bogen von der Angabe des rechtsgeschichtlichen Themas über Definitionen von Rechtstermini (moderne Systematik – antike Begriffe), die Zuordnung zu Rechtssystemen (Tora, altorientalisch, hellenistisch, römisch), Paralleltexten aus diesem Rechtssystem, Textbefund, Quellen bis hin zur Herme­neutik der Perikope und weiterführende Überlegungen in Exkursen, die meist tiefgreifende Fragen behandeln, wie der Exkurs „Verantwortung“ (262-267).[8] Ein kurzer Ausblick von Susanne Benöhr-Laqueur erklärt, wie das Thema im heutigen Recht eingeordnet wird. Mit dem ganzen stupenden Wissen und der Weisheit eines Gelehrtenlebens erschließt Folker Siegert nicht nur die wenigen Verse einer Perikope historisch-kritisch, sondern prüft auch im Blick auf heutige Probleme und Krisen, welche Erkenntnisse man aus der umsichtig er­schlossenen Exegese gewinnen kann. Man liest keine Seite ohne kluge Einsichten, über­raschende Querverbindungen und treffsichere Einordnung von Diskursen und Thesen. Hoffentlich gelingt es, das große Werk abzuschließen.

Bremen/Wellerscheid, Oktober 2024                                                        Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..

[1] In meiner Rezension des 1. Bandes begrüße ich den rechtsgeschichtlichen Kommentar zum Neuen Testament als ein grundlegendes Instrument, das bisher nie unternommen wurde. Für die historisch-kritische Aus­legung ist es unverzichtbar, die verschiedenen Sphären von Rechtsordnungen zu unterscheiden.
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, Gott aber, was Gottes ist!“ Notwendige Kenntnisse des Rechts für das Verständnis des Neuen Testaments. Rechtsgeschichtlicher Kommentar zum Neuen Testament. Band 1; Einleitung, Arbeitsmittel und Voraussetzungen. Herausgegeben von Folker Siegert 2023.

https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2023/05/01/rechtsgeschichte-neues-testament/ (1.Mai 2023).

[2] Die Gliederung des Gesamt-Projektes mit den Bänden 2-6 ist S. 965-974 wiederholt mit der Numme­rierung der Perikopen mit einem # 136 (beispielsweise, also Raute und Zahl).

[3] Als Redaktionsschluss hatte der Herausgeber das Jahr 2020 vorgesehen, „was neuere Eintragungen aber nicht ausschließt“ (xi). An der Kommentierung haben 15 Wissenschaftler:innen mitgearbeitet, die S. [975] genannt sind.

[4] Das Gleichnis habe ich für die mittelalterliche Kritik der Katharer an der kirchlichen Bußpraxis inter­pretiert in der Auslegung des Papstes Innozenz III. Christoph Auffarth: Angels on Earth and Forgers in Heaven. A Debate in the High Middle Ages Concerning Their Fall and Ascension. in: CA; Loren Stuckenbruck (eds.): The Fall of the Angels. Leiden: Brill 2004, 192-223.

[5] Eine der ganz seltenen Fehler: an der Stelle Mt 17,24 ist der Plural verwendet zu τὸ δίδραχμον.

[6] Martin Pennitz (*1962) ist seit 2014 Professor für Römisches Recht an der Universität Innsbruck. Seine Hompage Univ.-Prof. Dr. Martin Pennitz – Universität Innsbruck (uibk.ac.at) (13.10.2024). Seinen Namen kürze ich ab mit den Initialen MP.

[7] Das Buch ist im Hardcover fadengeheftet für vielfache Benutzung geeignet, die in der Natur eines Kommentars liegt. Zu wünschen ist eine baldige Paperback-Ausgabe, die in zwei Teilbänden (Lukas, Matthäus) leichter handhabbar wäre. Eine digitale Ausgabe würde den Effekt nicht bieten, dass man über das Suchen auf andere Perikopen und Begriffe stößt, nach denen man nicht direkt gesucht hat.

[8] Der Exkurs greift die Überlegungen aus dem Exkurs 5 in Band 1 auf und bringt Max Webers Unter­scheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ins Spiel mit der Weiterführung in Hans Jonas‘ Prinzip Verantwortung 1979 anstelle von Ernst Blochs Prinzip Hoffnung 1954.

OER-Editoren im Vergleich

Mit Hilfe von ChatGPT habe ich hier eine Tabelle erstellen lassen, die hilfreich für die Beratung von OER Communities sein kann

Übersichtstabelle einiger Open-Source OER-Editoren und Plattformen

SystemOutput-
Formate
Betriebs-systemeOnline-VerfügbarkeitPopularitätUsabilityEignung für BildungsmedienErweiterbarkeit und PluginsCommunity-UnterstützungKompatibilität mit LMSMultimedia-UnterstützungEinfache Übernahme bestehender Inhalte für lizenzierte OER
H5PHTML5, interaktive Videos, Quizze, GrafikenPlattformunabhängig (Web-basiert)Online (Integration in LMS, Websites)Sehr hoch in BildungseinrichtungenBenutzerfreundliche Oberfläche für interaktive InhalteHervorragend für interaktive BildungsinhalteVerschiedene Inhaltstypen und Erweiterungen verfügbarAktive Community, viele TutorialsNahtlose Integration in Moodle, Canvas, BlackboardUnterstützung für Videos, Audios, interaktive GrafikenHoch
HTML-basiert, können leicht json-LD Metadaten eingebettet werden.
CodiMDHTML, PDF, MarkdownPlattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet oder gehostete Instanzen)Beliebt bei Entwicklern und KollaborationsprojektenIntuitive, kollaborative OberflächeGut für kollaborative textbasierte MaterialienUnterstützt durch Plugins und Markdown-ErweiterungenAktive Open-Source-Community, gute DokumentationEingeschränkt, primär durch ExportfunktionenUnterstützung für eingebettete MedienMittel
unterstützt Markdown, json-LD nur durch Anpassungen und technisches Know How
LibreOffice ImpressPDF, PPT, ODFWindows, macOS, LinuxLokal installiertWeit verbreitet als PräsentationssoftwareÄhnlich zu Microsoft Office, vertraut für viele NutzerGut für Präsentationen und visuelle LehrinhalteUmfangreiche Funktionen durch LibreOffice ErweiterungenGroße Gemeinschaft und umfassende DokumentationEingeschränkt, hauptsächlich als Export-ToolEinbindung von Multimedia-Elementen in PräsentationenNiedrig
unterstützt die Einbettung von Metadaten, jedoch nicht json-LD. OER erfordert zusätzliche Schritte
WordPressHTML, PDF (mit Plugins), verschiedene Multimedia-FormatePlattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet oder über WordPress.com)Sehr hoch, eines der meistgenutzten CMS weltweitIntuitive Benutzeroberfläche, umfangreiche DokumentationHervorragend durch zahlreiche Bildungs-Plugins und ThemesÜber 50.000 Plugins verfügbarSehr große Community, umfangreiche RessourcenHoch durch Plugins wie LearnDash, LifterLMSUmfangreiche Unterstützung für Videos, Audio, Bilder und interaktive InhalteHoch
WordPress unterstützt json-LD Metadaten durch Plugins. Lizenzinformationen lassen sich verwalten.
MediaWikiHTML, XML, PDF (mit Erweiterungen)Plattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet)Hoch, insbesondere für Wikis und kollaborative PlattformenBenutzerfreundlich für Wikis, erfordert Einarbeitung für komplexere FunktionenGut für kollaborative Projekte und WissensdatenbankenViele Erweiterungen und Extensions verfügbarGroße Community, umfangreiche DokumentationEingeschränkte direkte Integration, aber erweiterbarUnterstützung für Bilder, Videos und andere MedienMittel
MediaWiki kann json-LD nicht standardmäßig integriert, technisches Know How erforderlich.
GitLabCode, Dokumentationen (Markdown, etc.)Plattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet oder oder über GitLab.com)Sehr hoch, eine der meistgenutzten Plattformen für Git-Repositories weltweitEntwicklertauglich, weniger intuitiv für Nicht-Technische NutzerGut für technische OER-Projekte wie Programmierkurse und DokumentationenUnterstützung für Webhooks, Integrationen, CI/CD, etc.Sehr aktive Community, umfangreiche Dokumentation und SupportEingeschränkte direkte Integration, aber möglich über APIsBegrenzte Unterstützung, primär für Code und DokumenteNiedrig
Auf Code fokussiert. Die Einbindung von json-LD erfordert technisches Know How
Visual Studio Code (VSCode)Code (verschiedene Sprachen), Markdown, HTML, PDF (via Extensions)Windows, macOS, LinuxLokal installiert, Remote-Entwicklung über Extensions möglichSehr hoch, einer der meistgenutzten Code-Editoren weltweitIntuitive Benutzeroberfläche, umfangreiche ErweiterungsmöglichkeitenGut für technische Bildungsinhalte, ProgrammierkurseTausende von Erweiterungen verfügbarSehr große Community, umfangreiche Dokumentation und TutorialsEingeschränkt, aber möglich über APIsBegrenzte Unterstützung, primär für Code und textbasierte InhalteNiedrig
VSCode ist primär ein Code-Editor. json-LD erfordert technisches Know How
A-FrameHTML, VR-kompatible FormatePlattformunabhängig (Web-basiert)Online (Web-basiert)Zunehmend beliebt für VR/AR BildungsanwendungenErfordert Kenntnisse in HTML und JavaScriptHervorragend für immersive 3D-LernumgebungenErweiterbar durch Komponenten und BibliothekenAktive Community, viele Ressourcen und TutorialsEingeschränkt, kann über Web-Integration genutztUnterstützung für 3D-Modelle, VR/AR-InhalteMittel
A-Frame basiert auf HTML, json-LD nur mit Know-how anpassbar.
Adapt LearningHTML5, SCORM, xAPIPlattformunabhängig (Web-basiert)Online (Web-basiert)Zunehmend populär in eLearning-CommunitiesBenutzerfreundlich für Autoren von eLearning-KursenHervorragend für responsive und adaptive eLearning-KurseErweiterbar durch Module und ThemesAktive Community, umfangreiche DokumentationHoch durch SCORM, xAPI und andere StandardsUnterstützung für Videos, interaktive ElementeHoch
Adapt Learning unterstützt SCORM und xAPI, Metadaten und Lizenzinformationen erleichtert.
XerteHTML5, SCORM, interaktive ModulePlattformunabhängig (Web-basiert)Online (Web-basiert)Weit genutzt in BildungseinrichtungenBenutzerfreundlich für Autoren interaktiver InhalteHervorragend für interaktive und multimediale LerninhalteErweiterbar durch verschiedene interaktive ModuleGroße Community, umfassende Tutorials und SupportHoch durch SCORM, xAPI und andere StandardsUnterstützung für Videos, interaktive Grafiken, QuizzeHoch
Xerte unterstützt SCORM und HTML5. Hinzufügen von Metadaten und Lizenzinformationen durch Templates.
MoodleHTML, SCORM, xAPI, verschiedene Multimedia-FormatePlattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet oder über Hosting-Anbieter)Sehr hoch, eines der meistgenutzten LMS weltweitModerat bis hoch, abhängig von der KonfigurationAusgezeichnet für umfassende Lernmanagement- und BildungsmedienTausende Plugins und Erweiterungen verfügbarSehr große Community, umfangreiche Dokumentation und SupportPrimär ein LMS, integriert andere OER-Editoren wie H5PUmfangreiche Unterstützung für Videos, Audio, Bilder, interaktive InhalteHoch
Moodle unterstützt die Integration von OER-Editoren wie H5P, die json-LD Metadaten über Plugins.
LiaScriptHTML, interaktive Module, PDF, ePub, SCORMPlattformunabhängig (Web-basiert)Online (selbst gehostet oder über Hosting-Anbieter)Wachsende Community, besonders in der HochschulbildungBenutzerfreundlich für Autoren mit Markdown-KenntnissenHervorragend für interaktive und dynamische LerninhalteUnterstützt durch Skripte und Anpassungen via Markdown-ErweiterungenAktive Community, gute Dokumentation und TutorialsKann über Web-Embedding in LMS integriert werdenUnterstützung für Videos, interaktive Grafiken, Quizze, SimulationenMittel
LiaScript ermöglicht die Einbindung von json-LD Metadaten in Markdown-Dateien. Jedoch müssen Templates in den Dateien korrekt eingerichtet werden.
Weitestgehend generiert mit ChatGPT o1-mini

Junait – wir testen ein simuliertes soziales Netzwerk

Soziale Netzwerke machen Spaß und helfen dabei, Kontakte zu pflegen und nette neue Leute kennen zu lernen. Aber sie haben auch ihre Tücken.

Wem kann ich vertrauen?

Diese Frage stellen wir uns zu Beginn, in der echten Welt und online.

Junait

Es gibt

  • Bots (kurz für Robots, also programmierte Scheinpersonen)
  • Sicherheitsrisiken
  • nicht jeder soll jede private Information erfahren können. Manches erzählt man nur seinen besten Freunden, so ist es bei sozialen Netzwerken auch.

So geht’s

Gehe auf https://start.junait.de/#/

und gib als Spielnamen ein

pfingstschule24

Befolge anschließend die Anweisungen des Spiels. Viel Spaß!

Jesu goldene Regel

Eine gute Grundregel für den Umgang miteinander, die auch in digitalen sozialen Netzwerken gilt:

»Genau so,
wie ihr behandelt werden wollt,
behandelt auch die anderen!
Denn so steht es im Gesetz
und bei den Propheten.« Mt. 7,12

Mehr dazu in der Bibel: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/BB/MAT.7.12

Hintergrund

Die Simulation Junait wurde extra entwickelt, um die ersten Erfahrungen in einer geschützten Umgebung zu machen. Infos für interessierte Eltern und Pädagoginnen gibt es hier: https://junait.de/

Vorankündigung: Der Luanti-Minetest-Adventskalender 2024 sucht Bauwerke

Noch liegt kein Schnee, aber ein großes Ding wirft schon jetzt seine Schatten voraus: Der Luanti-Minetest-Adventskalender. Ja, ihr habt richtig gelesen, es ist dieses Jahr ein großes Doppelnamen-Ding, denn Minetest hat das Beta-Test-Stadium verlassen und ist mit einem neuen Namen erwachsen geworden.

Noch ist die Domain https://www.luanti.org/ nur vorläufig gefüllt, aber hier kann man alles Wesentliche zu Luanti nachlesen: https://blog.minetest.net/2024/10/13/Introducing-Our-New-Name/

Da wir das Minetest-Game benutzen, das mit der Engine Luanti läuft, scheint der Doppelname angemessen. Und mal sehen wie schnell keiner mehr von Minetest redet und ob wir diesen Teil des Namens dann getrost weglassen können.

In diesen Zeiten des Wandels bleibt glücklicherweise das Konzept des Adventskalenders bestehen, der schon zum 8. Mal die Adventszeit verschönert.

Wie macht man mit?

Ab sofort können adventliche und weihnachtliche Bauwerke erstellt werden, die nach einer Prüfung als Türchen des Adventskalenders verwendet werden und mit einem Beitrag hier im Blog gewürdigt werden. Diese werden mit Koordinaten (einmal F5 drücken, dann sieht man die drei Werte hinter pos:) gemeldet, entweder per Ingame-Mail an thomas (Aufruf über das Inventar) oder via Discord (siehe unten) an theebi. Jeden Tag im Dezember wird dann ein anderes Bauwerk über den Minetest-Adventskalender zugänglich gemacht und hier im Blog vorgestellt. Gebaut werden können z. B.

  • Bauwerke zum erneuten Schwerpunktthema Klimawandel (siehe https://mine-klima.de/ (allerdings muss dafür auf dem Survival-Server gebaut werden)
  • Adventlich gestaltete Häuser
  • Kirchen
  • Figuren aus der Advents- und Weihnachtszeit
  • biblische Geschichten
  • adventliche Quests
  • Escape Rooms
  • Sehenswürdigkeiten aller Art, ein bisschen Weihnachtsdeko ist ja nicht schwer zu besorgen …

Live-Austausch

mit Sprachchat läuft wieder über Discord. Einladungslink: https://discord.com/invite/JjuuagKdvy

Rückblick

Wer sehen will, was bisher Wunderbares entstanden ist, kann sich hier durchklicken: https://blogs.rpi-virtuell.de/minetest/category/adventskalender/

Mitmachen

Es werden noch Leute gesucht, die sich verantwortlich beteiligen wollen – entweder allein oder vielleicht sogar mit einer Gruppe. Das kann sowohl eine Reli-Klasse als auch eine Konfi- oder Jugendgruppe sein. Als Gruppenleiter/Pädagogin kann man bei uns auf dem Server auch besondere Rechte bekommen, die das Management von Gruppen erleichtern (edutest).

Dann bitte bei Thomas Ebinger (thomas.ebinger at gmx.de) oder allen Teammitgliedern (im Spiel erkennbar an den besonderen Farben der Spielernamen) melden .

Fragen oder Ideen?

kann man jederzeit loswerden, am einfachsten unten in den Kommentaren.

Bauer: Phidias

Franz Alto Bauer: Phidias in Konstantinopel?
Reale und virtuelle Präsenz eines Künstlers und seines Kunstwerks
.

(Ananeosis 1) Schnell+Steiner 2024.
168 Seiten, fadengeheftet.
ISBN 978-3-7954-3920-0.
40 €.

 

Den Allmächtigen im Bild gestalten:
Das Idealbild des Phidias von Zeus als Vorbild für christliche Künstler?

Eine Rezension von Christoph Auffarth

 

Kurz: Konnten sich christliche Künstler in der neuen Hauptstadt Mitte des 5. Jahrhunderts ein Bild zum Vorbild nehmen: Stand der Zeus aus Olympia des Phidias für eine Zeitlang in Konstantinopel? Franz Alto Bauer verneint diesen liebgewordenen Mythos, führt damit aber sehr gut ein in die spätantiken Vorstellungen von Kunst als Abbild Gottes.

Ausführlich:

Das berühmte Bild des Zeus in Olympia, erschaffen von dem Genie Phidias in der klassi­schen Epoche der Griechen, wurde im fünften Jahrhundert nach Christus (also rund 750 Jahre später) nach Konstantinopel in die Hauptstadt des Römischen Reiches gebracht und dort mit anderen Meisterwerken griechischer Künstler neu ausgestellt zu werden – im Um­bruch zu einem christlichen Reich „Byzanz“.[1] Das behauptet jedenfalls ein Historiker um das Jahr 1000, Kedrenos in seiner Weltchronik.[2] Das neue Buch von Franz Alto Bauer, der schon mehrere Bücher zur Stadt, Plätzen und Kunstwerken der Spätantike veröffentlicht hat,[3] untersucht nun die Wahrscheinlichkeit dieser Nachricht. Sicher, die Notiz bei Kedrenos ist ziemlich fragwürdig, wenn er neben den Wunderwerken antiker Götterstatuen auch von einer Abschrift der beiden homerischen Epen auf einer Drachenhaut berichtet. Doch das genügt FAB nicht, er untersucht gründlich die Möglichkeiten: welche Statuen sind genannt, kann man solche fragilen Statuen transportieren, waren diese Götterbilder überhaupt noch an Ort und Stelle? Die Meisterwerke wurden vielfach kopiert. Im Fall des Zeus von Olympia, wo das Original von vielen Autoren bewundert, aber nie präzise beschrieben ist, oder der Athena vom Parthenon, die in einem Brand zerstört wurde, noch ehe der Tempel der Athene zur christlichen Kirche umgenutzt wurde. Wie das Kultbild des Phidias unterging, lässt sich nur erahnen, sicher fehlten kontinuierliche Institutionen zur Pflege des empfindlichen Kunst­werks. Mit Blick auf die Verhältnisse in Olympia sind zwei ältere Thesen nicht mehr gültig: (1) Alfred Mallwitz vermutete, dass mit dem Einfall der Heruler auf die Peloponnes Kult und Spiele in Olympia endeten.[4]  (2) Eine Festung wurde in Olympia gebaut, die den Zeus-Tempel einschloss. Zwischen die Säulen wurden Bronze-Statuen von den Wiesen rund ums Heiligtum in die Festung hereingeholt. Die Festung galt als Schutzbau gegen die Heruler, neuere Forschungen datieren sie aber erst ins fünfte Jahrhundert. Interessant noch: Die Säulentrommeln des Zeustempels liegen so wie Dominosteine (Versturzlage), wie sie nicht durch ein Erdbeben hervorgerufen werden, sondern mutwillig heruntergestürzt wurden (Abb. S. 82). Wenn es das Zeus-Bild in Olympia noch gab, dann war zu seiner Sicherung die Festung gebaut worden.

Doch damit ist das Thema nicht abgeschlossen. Denn „das Zeusbild [des Phidias galt ja] als Inbegriff künstlerischer Perfektion“ (83-107); man zählte es unter die sieben Weltwunder.[5] Die materielle Ausformung einer immateriellen Gottheit kritisierte Platon ähnlich, wie er die Erzählungen über Götter als Mythen kritisierte, aber im Neuplatonismus gewann das ‚Er­schaffen‘ eines Bildes geradezu göttliche Qualität, etwa bei Plotin (98).[6] “Mit dem elfen­beinernen Zeus des Phidias, den Perikles im Tempel von Olympia aufstellen ließ, gelangte […] ein Bild des Olympischen Zeus nach Konstantinopel, nicht aber als materielles Werk, sondern als Gegenstand der Phantasia, […] in jedem Fall aber volatil und abgekoppelt von der Monumentalstatue in Olympia“ (107). Das heißt, FAB rechnet damit, dass es auch kein anderes Bild, eine Kopie des Zeus von Olympia in Konstantinopel gegeben habe musste (wie beispielsweise das S. 8 abgebildete Marmorbild in der Eremitage von St. Petersburg, fünf Meter hoch), um dennoch diesen Zeus als schlechthin kongeniale materielle Darstellung des höchsten Gottes zu verstehen. Eine wichtige Diskussion zur Ekphrasis ist angeschlossen, da sie neben der ‚Bildbeschreibung‘ die emotionale Erregung bei den Betrachtenden einbezieht (124-130). Am Schluss diskutiert FAB sehr knapp in einem ‚Epilog‘ (131-133) die Frage, ob das Bild des Phidias vom obersten Gott das Christusbild beeinflusst haben könnte. Er erzählt die Anekdote von dem Maler, der zur Zeit des Patriarchen Gennadios (458-471 n.Chr.) das Christusbild nach dem Vorbild des Zeus (ἐν τάξει Διός) gemalt habe. Als Strafe dafür sei ihm die Hand verdorrt. Der Patriarch dagegen heilte ihn durch das Gebet. Der Historiker der Anekdote fügt hinzu, dass der Christus mit kurzem lockigem Haar die authentischere Dar­stellung (σχῆμα ἀληθέστερον) sei.[7] Mit dem Pantokrator mit wallendem Haar und Vollbart wurde die Darstellung kanonisch. Ein ähnliches Epigramm auf Phidias von Philippos auf­greifend zu Phidias Bilderfindung „Kam wohl vom Himmel der Gott, um selbst Dir sein Antlitz zu zeigen, oder stiegst Du hinauf, Phidias, um ihn zu sehen?“[8] schreibt ein Byzanti­ner im 12. Jh. das gleiche dem Maler Eulalios zu, der in der Apostelkirche in Konstantinopel die Kuppel mit dem Pantokrator ausmalte. Hier müsste freilich noch vieles diskutiert wer­den, was über das selbstgesteckte Ziel dieses Buches hinausgeht, aber eigentlich die Frage­stellung zentral berührt: Welche Bedeutung hatte der Zeus des Phidias in der christlichen Stadt Konstantinopel?[9]

So bleiben offene Fragen: Die These, dass es ein materielles Bild des Zeus in Konstantinopel gegeben habe, ist für die gold-elfenbeinerne Statue des Phidias jetzt so gut wie ausgeschlos­sen. Aber damit ist noch nicht gesagt, dass ein anderes Zeusbild die öffentliche Meinung erregte. Die Anekdote von Gennadios‘ Heilung der Hände des Malers, der das Bild des All­mächtigen für die Darstellung Christi verwendete, lässt zwei Aussagen zu: (1) Es gab Theo­logen, die die Verwendung des Zeusbildes für blasphemisch hielten. (2) Der regierende Patriarch aber griff ein und bestätigte die Berechtigung der Übertragung auf Christus als Pantokrator. Der Zeitansatz trifft die bisher angenommene Zeitspanne Mitte des 5. Jahrhun­derts. Woher kommt diese plötzliche Aufregung und Debatte, wenn doch der Zeus des Phidias schon eine lange Zeit als Heruler das Idealbild des obersten Gottes galt?

Die Fragen schmälern nicht die großartige, sehr gut (exzellent gedruckte) Bilder[10] und Texte verbindende Darstellung vom Selbstverständnis spätantiken Kunstverständnisses in der Konfliktzone zwischen ‚heidnischer‘ und ‚christlicher‘ Kunst und einer gemeinsamen Ästhe­tik in dieser Epoche.

 

Bremen/Wellerscheid, 3. Oktober 2024                                                    Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] Das römische Reich behauptete sich rund tausend Jahre, nachdem der westliche Teil untergegangen war. Seine Einwohner verstanden sich als Römer Ρωμαῖοι. Westliche Wissenschaftler aber verpassten dem verbliebenen Reich – der westliche war ja untergegangen – den Namen Byzanz, den verächt­lichen Namen der Siedlung Byzantion, über der Kaiser Konstantin seine nach ihm benannte neue Hauptstadt bauen ließ.

[2] Die Quellen in deutscher Übersetzung sind jetzt leicht zugänglich in dem Buch zu antiken Künstlern Der Neue Overbeck. Die antiken Schriftquellen zu den bildenden Künsten der Griechen. Hrsg. Sascha Kansteiner; Klaus Hallof; Bernd Seidensticker, Sebastian Prignitz. 5 Bände. Berlin: De Gruyter 2014. ²2022. [Rez. Auffarth in: Zeitschrift für Religionswissenschaft 23 (2015), 398-416]. Die Quellen zum Zeus in Olympia DNO 2, 221-284, Nr. 942-1020.

[3] Franz Alto Bauer (Jahrgang 1965) ist seit 2006 Professor für spätantike und byzantinische Kunstge­schichte an der LMU München. Promotion in München bei Johannes Deckers. Herbst 2001 Habilita­tion an der Universität Basel (bei Beat Brenk). Seine Homepage (25.9.2024) Franz Alto Bauer – Byzanti­nistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik – LMU München (uni-muenchen.de).

[4] Alfred Mallwitz war der Bauforscher der Olympiagrabung und präsentierte (zur Olympiade in Mün­chen) die Ergebnisse: Olympia und seine Bauten. München: Prestel 1972, Chronologie 313.

[5] Hier kann FAB auf der wichtigen Studie von Thomas Pekáry aufbauen: Phidias in Rom. Beiträge zum spätantiken Kunstverständnis. (Philippika 16) Wiesbaden: Harrassowitz 2007.

[6] Erfreulicherweise sind Begriffe auch in griechischer Schrift gedruckt. Noch nicht kennen konnte FAB Irmgard Männlein-Robert: Mystik und Allegorese. Der Platoniker Porphyrios über Götterstatuen (Περ ἀγαλμάτων). Eine Studie zur spätantiken Religionsphilosophie. (Roma Aeterna 16) Stuttgart: Steiner 2024.

[7] FAB 131. Theodoros Anagnostes, hist eccl. 1,15, p. 107 Hansen.

[8] FAB 91-93. In der Anthologia Palatina 16,81.

[9] Auffällig ist, dass sich das Christusbild grundlegend wandelt vom ‚Prinzenbild‘, dem sehr jungen, bartlosen Teenager mit der am Kaiserhof modischen hellen Kurzhaarfrisur zum Mann mittleren Alters mit vollem dunklen Haar und Vollbart als ‚Pantokrator‘. Möglicherweise ist die Abkehr vom kaiser­lichen Prinzen zum Lehrenden und segnenden Weisen bzw. zum Bild des allmächtigen Gottes in der Spiegelung des Zeus des Phidias eine Folge der  Erosion kaiserlicher Macht, sichtbar in der Eroberung des ‚ewigen‘ Rom durch die Goten 410 n.Chr. Die Zeitspanne zwischen dem Transport und Aufstel­lung des Zeus von Olympia im Viertel des Lausos etwa 431 und dem Brand 475 war attraktiv, ist aber durch die Argumentation FABs nicht mehr als Argument zu gebrauchen. Von dem nun fehlenden Argument ist nicht berührt, im Gegenteil in FABs Buch herausgearbeitet, dass der Zeus des Phidias das ideale Bild des höchsten Gottes war und blieb. Die Datierung der Veränderung des Christusbildes (Gott Vater bleibt im Osten für eine bildliche Darstellung tabu) ist zu präzisieren. Dazu Martin Büchsel: Die Entstehung des Christusporträts. Bildarchäologie statt Bildhypnose. Mainz am Rhein: von Zabern 2003, ³2007. Christoph Auffarth: Das angemessene Bild Gottes: Der Olympische Zeus, antike Bildkonvention und die Christo­logie. In: Natascha Kreutz; Beat Schweizer (Hrsg): Tekmeria. Archäologi­sche Zeugnisse in ihrer kulturhistorischen und politischen Dimension. Beiträge für Werner Gauer. Münster: Scriptorium 2006 [Mai 2007], 1-23. Christoph Auffarth: The Materiality of God’s Image: Olympian Zeus and the Ancient Christology. In: Jan N. Bremmer; Andrew Erskine (ed.): The Gods of Ancient Greece: Identities and Transformation. (Edinburgh Leventis Studies 5) Liverpool 2010, 465-480.

[10] Alle Bilder sind sehr gut ausgewählt und hervorragend reproduziert. Besonders aufgefallen sind mir der Zeus aus der Eremitage S. 8, das Gemälde des Joseph Dorffmeister „Phidias die Zeusbüste vollendend“ 1802, S. 93, und die Rekonstruktion der Zeusstatue im Lausospalast, die Antoine Helbert 2018 in Farbe gezeichnet hat, obwohl da schon bekannt war, dass der Lausos-Palast nicht der Neun-Konchen-Halle der Archäologie entspricht (S. 128f).

Der barmherzige Vater

Der barmherzige Vater- eine altbekannte Geschichte – ganz einfach und sinnenhaft gestaltet mit der Religionspädagogischen Praxis.

…ist als Titel viel schöner als „der verlorene Sohn“

Beweg dich doch …

Eine Geschichte, die viel Bewegung in sich trägt. Sie ist eine (unsere?) Lebensgeschichte und auch eine Rechtfertigung Jesu, warum er sich mit ALLEN Menschen abgibt und zeigt damit, wie Gott zu allen Menschen steht.

Wie ist eigentlich Gott?

Das Gleichnis beantwortet die Frage – die vorangegangenen Gleichnisse tun dies auch schon. Doch in ihm wird deutlich, wie groß seine Liebe und Güte ist. Er zeigt uns, dass er gekommen ist, um das Verlorene zu suchen.

Den Kindern das zu verdeutlichen ist wichtig, denn dann bleibt es nicht nur beim „UNGERECHT“, wenn der ältere Bruder auf die Bildfläche tritt …

Was betrifft die Kinder, spricht sie an?

Eine vertraute Lebenserfahrung … Manchmal ist das Zuhause eine Tatsache – manchmal eine Sehnsucht.

Eine zweite Erfahrung ist das Weggehen. Manchmal ist es aus Neugier oder auch aus Trotz.

Ist der Vater gerecht?

Was ist mit unserem eigenen Gerechtigkeitsgefühl? Wir fragen uns: Kommen wir nicht zu kurz bei einem „anständigen“ Leben? Lohnt sich das überhaupt? Wenn wir die Frage mit „NEIN“ beantworten, geht es uns erst einmal wie dem älteren Bruder. Er kann sich nicht freuen, nicht mitfeiern. Er ist in seiner Selbst-Gerechtigkeit gefangen. Schade eigentlich …

Die Kraft der Bewegung

Der Vater ist die Bewegung selbst. Der jüngere Sohn weiß: Dort, beim Vater ist das Leben. Durch seine Liebe gehört der jüngere Sohn wieder dazu- ganz ohne große Worte. Einfach so!

Die Einheit

Mit freundlicher Genehmigung von Schwester Esther darf ich ihre Idee hier mit euch teilen. Die ganze Einheit findet ihr im RPA-Verlag (RPP Zeitschrift 2016/2).

Weitere Beiträge zu diesem Themenbereich

Kaufmann: Bauernkrieg

Thomas Kaufmann: Der Bauernkrieg: ein Medienereignis.

Freiburg: Herder 2024.
ISBN 978-3-451-39028-9.
544 Seiten.
58 Abbildungen. Karten auf den Vorsätzen.

 

Nur ein Medienereignis?
„Bauernkrieg“ oder die Revolution von 1525?

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Eine hervorragende Forschung zur Darstellung der Revolution von 1525 in den Kontro­versen der durch Druck verbreiteten Flugblätter und Schriften. Die Erklärung der Bilder darin, die die Leser zum Zugreifen aufforderten, sind einzigartig. Die These jedoch, dass es den ‚Bauernkrieg‘ nur in den Medien gab, trifft nicht den berechtigten und mutigen Protest des gemeinen Mannes gegen die sich verschärfende Fürstenmacht.

Ausführlich:

Das Gedenken an 450 Jahre ‚Bauernkrieg‘ im Jahre 1975 erwies sich als ein Paukenschlag. Peter Blickle benannte ihn neu als „Revolution von 1525“, indem er zeigte, dass, was die Gegner als „Krieg“, als „Bauern“ und als „deutsch“ bezeichneten, ganz andere sozialge­schichtliche Dimensionen hatte.[1] Der „gemeine Mann“ waren alle Menschen, die nicht durch Adel oder Priesterweihe privilegiert waren, darunter Bürgermeister, Stadtschreiber, (evange­lische) Prediger, Handwerker. Mit den Zwölf Artikeln hatten sie, programmatisch auf die Bibel gestützt, die ihnen die Reformation ‚demokratisch‘ in die Hand gegeben hatte, das an­gemaßte Recht auf Steuern und Knechtschaft für Unrecht erklärt. Damit errangen sie antago­nistisch zur entstehenden absolutistischen Adelsherrschaft der Kommunalismus und die Ständeversammlung regional zunächst Erfolge, aber auch längerfristig gesehen. Wie bearbei­ten die Bücher zum 500. Gedenktag die Revolution von 1525?[2]

Wie TK im ersten Kapitel knapp bespricht, galt die Revolution von 1525 als bedeutendes Ereignis in der Geschichte Europas, das erst unter den Konfessionen, dann nach der Franzö­sischen Revolution von den Linken als ihr Vorläufer und dann von den Rechten verein­nahmt wurde. Bevor Blickle seine These veröffentlichte und weiter ausbaute, hatten die Nationalsozialisten die Deutungshoheit besetzt mit der Habilitationsschrift des bekennenden Nationalsozialisten Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg. München: Oldenbourg 1933 (immer wieder nachgedruckt in der rechtslastigen Wissenschaftlichen Buchgesellschaft).[3]

Dem setzt TK eine überraschende These entgegen: „Den Bauernkrieg gab es, weil er medial initiiert und inszeniert wurde“ (19) Und weil „in den Köpfen mancher Publizisten ein Bauernkrieg tobte“ (21). Mit der Medienrevolution der Druckerpresse hat sich TK intensiv beschäftigt und ihre Bedeutung für die Reformation beschrieben, sie sogar als „Mitte der Reformation“ bewertet.[4] Aber TK würde deshalb nie so weit gehen, die Reformation habe es nur gegeben, weil sie medial initiiert und inszeniert wurde. So sieht man gespannt der Begründung seiner These entgegen.

Kapitel 2 resümiert „Bauernkriege vor dem Bauernkrieg (55-135). TK beginnt mit den ‚Pro­gnostiken‘, die aus der Sternenkonstellation eine Sintflut 1525 voraussagen. Dann geht es um Gesellschaftsentwürfe aus dem 15. Jahrhundert wie die Reformatio Sigismundi, der Oberrheini­sche Revolutionär, die Reformation Friedrichs III., die Luther in An den christlichen Adel 1523 in vielen Punkten aufgriff (77). Thomas Morus‘ Utopia, 1516 zuerst auf Latein erschienen, wird in einer deutschen Ausgabe ein Jahr vor dem Bauernkriegsjahr 1524 in Basel publiziert. In den folgenden Abschnitten zeichnet TK das Bild des ‚Bauern‘ in Literatur und Graphik nach. Herausragend und kritisch zu der bedrückenden Lage der Bauern ist der Karsthans (97). Mehrere Aufstände sind bekannt vor 1525: der Arme Konrad, der Pfeifer von Niklashausen, der Bundschuh.

Das längste Kapitel 3 behandelt Die Publizistik der Bauernkriege – der Bauernkrieg in der Publizistik (137-248). „Bauernkrieg ist ‚mehr‘ und auch etwas ‚anderes‘ als die Summe der regionalen und territorialen Bauernaufstände.“ (137) – die These habe ich erst auf den letzten Seiten vollständig gefunden, dass es den Bauernkrieg nämlich nur als Konstrukt der Druck­erpresse gegeben habe. Wie sich die Bauern untereinander verabredeten, mündlich, geheim, Treffen auf einer Wiese, Anfertigen einer Fahne, das alles ohne ein geschriebenes Wort. So konnten sich Bauernhaufen sammeln, Klöster plündern, zuerst im Kempten (Februar 1525). Die professionellen Krieger und Söldner standen schon vorher in Alarmbereitschaft. Pro­grammatisch erheben ab März die im süddeutschen Bereich weit verbreiteten Drucke der Zwölf Artikel die Forderungen des gemeinen Mannes und begründen sie jeweils mit einer Bibelstelle.[5] Im April einige Erfolge der Aufständischen, dann im Mai drei verheerende Niederlagen, eher Gemetzel in Zabern, Böblingen und Frankenhausen. Die göttliche Ordnung war wiederhergestellt? Luther sah sich zu Unrecht als Anstifter verunglimpft und schrieb sein ‚hartes Büchlein‘ Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern und ein parteiisches Gutachten gegen die Zwölf Artikel. Immer wieder berufen sich die Wittenber­ger auf Römer 13 „Jedermann sei untertan der Obrigkeit! Denn sie ist von Gott eingesetzt.“ (172-183). Nur ganz wenige solidarisierten sich mit den Aufständischen und erklärten ihre Forderungen für berechtigt. Die anonyme Flugschrift An die Versammlung gemayer Pawer­schaft forderte sogar die Wahl der Regierung (183-192). Wichtig ist TKs Ab­schnitt über die literarische Vernichtung Thomas Müntzers als Ketzer und Werkzeug des Teufels (215-229).[6] Im Schlussabschnitt urteilt TK, dass „Müntzer um des Brausens des Geistes willen agitierte und verführte und das mäßigende Wort fahren ließ“. Griff etwa Luther in seinem Wider die räuberischen Rotten der Bauern mäßigend ein? Luthers mäßigendes Wort folgte erst nach dem maßlosen Wüten der Obrigkeit. Weit mehr ist die auf Ausgleich bedachte Rolle des Kaisers erwähnenswert. Und Luthers Theologie verfins­terte sich durch ein düsteres Gottesbild, nachdem der ‚Bauernkrieg‘ niedergeschlagen war, als er de servo arbitrio in den Druck gab (255-260). Im „Unfre[7]ien Willen“ schreibt Luther, dass Gott allmächtig sei – TK zeigt, dass Luther das Wort sonst nur ausnahmsweise verwendet – in dem Sinne, dass Gott für alles verantwortlich sei mit der Konsequenz, dass Menschen Gottes oder des Teufels Wirken nicht unterscheiden können. Der verborgene Gott (deus ab­sconditus) ist undurchschaubar und schrecklich. Er schickt die aufrührerischen Bauern und die Türken, die Pest und die Sintflut. Christen können sich nur an den offenbaren Gott (deus revelatus) halten, an Christus.

Thomas Kaufmann ist bekannt für umfangreiche und umfassende Bücher mit überborden­den Anmerkungen seiner großen Gelehrsamkeit und den vielen fest unbekannten Fremd­wörtern.[8] In diesem Buch sind die kaum weniger umfangreichen Anmerkungen mit dem neuesten Forschungsstand in einen Anhang ausgelagert.[9] Was dem Buch aber sehr zugute kommt, sind die Abbildungen mit den sehr guten Erklärungen dazu. Mir sind wohl viele Abbildungen schon begegnet, aber ich habe sie nie so gut und erschöpfend erklärt bekom­men (viele allerdings sehr klein und blass gedruckt). In den präzisen Informationen zu den Flugschriften, Abhandlungen, Liedern, vor allem aber der Entschlüsselung der Abbildungen von Drucken liegt eine große Stärke der Darstellung, darunter ausführlich zur Bauernkirmes von Beham und Dürers Bauernkriegssäule 301-308; 308-318).

Die volle These finde ich erst am Ende ausgeführt: Es gab viele regionale Bauernaufstände, den ‚Bauernkrieg‘ aber habe die Publizistik daraus gemacht. Damit kehrt TK zurück zur zeit­genössischen Wahrnehmung der Gebildeten und ihrem Vorurteil gegenüber den Forderun­gen der Mutigen, die ihr Leben für die Gerechtigkeit einsetzten. Obwohl viele Anhänger der ‚evangelischen‘ Bewegung durchaus Sympathien empfanden, steht bei TK die Ablehnung der Wittenberger dagegen,[10] die wie viele Bürger die Aufständischen pauschal als ungebildet, unzivilisiert, eben „Bauern“ verachteten, apokalyptisch als Werkzeuge des Teufels verstan­den. Am Schluss das Fazit: „Auch der Bauernkrieg war sinnlos.“ (326) Das in dem Sinne, je­der Krieg sei sinnlos. Aber man kann durchaus Sinn auf verschiedenen Seiten bilanzieren. Auf Seiten der Obrigkeit war der Krieg die Chance, ihre Macht weiter auszubauen zum früh­absolutistischen Flächenstaat, die Abgaben weiter zu erhöhen, Widerständige grausam zu foltern und öffentlich hinzurichten zur Abschreckung. Auf Seiten der Theologen ließ der Streit, wer denn an der Revolution schuld war, die konfessionelle Spaltung schnell unüber­windlich werden – und die andere Folge: die Unterordnung unter die Fürstenmacht unter dem Grundsatz von Römer 13 statt eines Widerstandsrechts, das man auf „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ (Apostelgeschichte 5,29) hätte aufbauen müssen. Zwingli hat das gemacht. Weiter besteht ein Sinn darin: Der gemeine Mann solidarisierte sich in vielen Regionen nördlich der Alpen. Hoffnungen konnte er sich machen, weil etwa im Tübinger Vertrag 1514 der Herzog Ulrich Zugeständnisse machen musste, die der Aufstand des Armen Konrads erzwungen hatte. TK nennt den Ortenauer Vertrag (197-200). Menschen mit großer Mobilität brachten Nachrichten und Gerüchte – TK nennt Buchführer, d.h. fahrende Buchhändler, also Anbieter von Druckwerken, die von Kirmes zu Kirmes durchs ganze Land kamen. Dazu gehörten aber auch Söldner, die in Gasthäusern prahlten, wohin sie reisten, um Sold zu verdienen, also wo Aufstände drohten oder schon brannten. So gab es Verbindungen der regionalen Aufstände, die man zu einem Krieg aufsummieren kann. So aber, bei TK auf das gedruckte Wort reduziert, wird die Revolution von 1525 eine Folge von (zufälligen?) regionalen Aufständen ohne längerfristige Bedeutung. Die Revolution von 1525 ist wieder der Bauernkrieg, der nur in den Medien stattfand und dort meist ‚die Bauern‘, sel­tener der Gemeine Mann als Akteur genannt wird. Die Forderungen der Bauern werden theologisch disqualifiziert. Die Perspektive von Wittenberg und Luther, so kritisch und ge­nau mit der präzisen Chronologie der Erscheinungsdaten sie hier geboten wird, lässt sozial­geschichtliche Kontexte vernachlässigen. So lese ich diese Darstellung als eine hervorragende Untersuchung über die Bedeutung der Drucker als Akteure im Aufstandsgeschehen der Revolution des gemeinen Mannes, der Beurteilung/Verurteilung aus Sicht der Theologen, die ihre Agenda in Gefahr sahen. Aber die sozialgeschichtliche Seite ist unterschätzt. Blickles Neubewertung als ‚Revolution von 1525‘ wird wieder aufgelöst in eine Reihe von regionalen Aufständen. Lyndal Ropers Einleitung dagegen beginnt mit der Feststellung „Der deutsche Bauernkrieg war der größte Volksaufstand in Westeuropa vor der Französischen Revolu­tion.“[11] Was auf den ersten Blick sich diametral widersprechende Bewertungen erscheinen, kann man – etwas zurückgenommen – als sich ergänzende Perspektiven verstehen. TK hat die Wahrnehmung der Zeitgenossen aus dem bürgerlichen und fürstlichen Lager magistral beschrieben, die aus Angst geborene Verachtung der Intellektuellen gegen die Störer der – ungerechten – Ordnung, dabei aber die Dynamik und die mündliche Kommunikation der Revolution des gemeinen Mannes unterschätzt. Auch so ist die Lektüre des Buches ein großer Gewinn.

 

Bremen/Wellerscheid, September 2024                                                    Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] Peter Blickle: Die Revolution von 1525. München Oldenbourg 1975; ³1993, bibliographisch ergänzt 2004. Das Thema wählte ich für mein erstes Staatsexamen, nach dem ich bei meinen Historiker-Professoren ein Seminar belegt hatte, das v.a. auch den Tiroler Aufstand behandelte (bei Jürgen Bücking und Dietrich Kurze; Bücking starb im selben Jahr, sein Buch über Michael Gaismeier erschien posthum), und las dazu auch den Aufsatz meines kirchenhistorischen Lehrers Heiko Augustinus Oberman: tumultus rusticorum. Vom „Klosterkrieg“ zum Fürstensieg. Beobachtungen zum Bauernkrieg unter besonderer Berücksichtigung zeitgenössischer Beurteilungen, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 85 (1974), 157–172. Vgl. Blickle: Luther und der Bauernkrieg. Interpretationen zwischen den Gedenkjahren 1975–2017. In: Heinz Schilling (Hrsg.): Der Reformator Martin Luther 2017. Eine wissenschaftliche und gedenkpolitische Bestandsaufnahme. (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 92) Berlin: De Gruyter Oldenbourg 2017, 233-243.

[2] Zwei weitere große wissenschaftliche Monographien sind angekündigt: von Lyndal Roper, Für die Freiheit. Der Bauernkrieg 1525. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2024, 672 Seiten. und von Gerd Schwerhoff. Der Bauernkrieg, eine wilde Handlung. München: Beck 2024, 720 Seiten.

[3] Kaufmanns Wertung im Haupttext ist in Anm. 216 (S. 349) anders: Franz bestätigt Hitler, dass seine Bauernpolitik (Reagrarisierung) das damals verfehlte Ziel des Bauernkrieges jetzt erreicht hat. Der Bauer ist zum tragenden Pfeiler unseres Volkslebens geworden. Der wikipedia-Artikel zu Franz dokumentiert Franz‘ Karriere im NS. Blickle ist im TKs Kapitel nicht einmal erwähnt.

[4] Thomas Kaufmann:  Die Mitte der Reformation. Eine Studie zu Buchdruck und Publizistik im deutschen Sprachgebiet, zu ihren Akteuren und deren Strategien, Inszenierungs- und Ausdrucks­formen. (Beiträge zur historischen Theologie 187). Tübingen: Mohr Siebeck 2019. XX, 846 Seiten. Meine Rezension dazu: https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2019/11/19/mitte-der-reformation/ (19.11.2019). – Dort auch zum Autor, dem Göttinger Kirchenhistoriker. Seinen Namen kürze ich ab mit dem Initialen TK.

[5] TK findet die biblischen Begründungen zumeist schwach: 145-172, bes. 154-159. Die Gegenseite, wie die Fürsten und Herren Leibeigenschaft und immer neue und höhere Abgaben begründeten, nämlich es sei immer schon so gewesen und von Tradition und Religion geschützt, behandelt TK nicht. Wer die Macht hat durchzusetzen, braucht nicht zu begründen. Historiker schon!

[6] Die Historische Kommission für Sachsen-Anhalt hat zwei wissenschaftliche Tagungen geplant, in denen das Thema Bauernkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen werden soll. Auf der ersten Tagung im Oktober 2024 Verketzerungsprozesse in Mitteldeutschland im Spätmittelalter und 16. Jahrhundert soll zunächst ein Phänomen in den Blick genommen werden, das bei der Auseinandersetzung mit Thomas Müntzer und anderen Vertretern der „radikalen Reformation“ eher selten beachtet wird: der Vorgang der „Verketzerung“ dieser Gruppierungen durch die etablierten Wittenberger Reformatoren. https://www.hsozkult.de/event/id/event-145983 (25.08.2024).

[7]

[8] Auch in diesem Buch sind Wörter enthalten, die erklärungsbedürftig sind, wie ipsissima vox rusticorum: S. 154, nicht übersetzt und S. 247 wiederholt. Ipsissima vox ist ein Begriff, den man für die wenigen ‚echten‘ Worte Jesu (seine ureigenste Stimme/Wort) verwendet; rusticorum der Bauern. Da muss man schon im neutestamentlichen Seminar aufgepasst haben und auch noch ordentlich Latein können. Ich habe mir noch andere Stellen notiert; das Beispiel mag genügen.

[9] Überschlägig ist die Zeichenzahl der Anmerkungen etwa der des Haupttextes gleich.

[10] Andreas Bodenstein von Karlstadt, den Wittenberger Antipoden des Zirkels um Luther, erwähnt TK öfter, aber nicht als Vertreter eines anderen Programms. Kaufmann ediert dessen umfangreiches Schrifttum, 2024 erschien der 7. Band, der die Schriften des Jahres 1524 umfasst. Elektronischer Zugang zum work in progress: Karlstadt-Edition | Critical Edition Andreas Bodenstein, called Karlstadt (29.09.2024).

[11] Lyndal Ropers Buch (wie oben Anm. 2, Zitat S. 9) erschien just an dem Tag, an dem ich die Rezension abschließe. Das Buch werde ich ebenfalls rezensieren.

 

Kain

Die biblische Geschichte von Kain und Abel (1. Mose 4) wird in der interaktiven Lernstrecke (Typ: course presentation) mithilfe des Gemäldes von Lovis Corinth (1917) erschlossen. Dazu wird im Vergleich ein psychologisch orientiertes Lehrvideo zu Geschwisterkonstellationen herangezogen. Das verspricht eine nachhaltige Auseinandersetzung auf der Grundlage der Bildungsstandards im evang. Religionsunterricht der gymnasialen Oberstufe (Baden-Württemberg REV GY 3.4.1 Mensch Kl. 11/12). [h5p id=“200″]

How to Write an Essay Next Day

If you wish to learn how to write an essay next day, then continue reading. Writing essays can be a tiresome chore, but it’s a skill which can be learned. People that can compose essays quickly and economically have discovered the abilities that may make all the difference. In this article, I will describe how to compose an essay next moment.

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Wir drehen Paperclip-Videos zu Paulus

Paperclip-Videos sind eine einfache und schöne Möglichkeit, um Geschichten spannend zu erzählen. Wir probieren das mit Szenen aus dem Leben von Paulus aus.

Dafür bilden wir drei Gruppen:

  1. Die Berufung des Paulus in Damaskus und ein Korb (https://www.die-bibel.de/bibel/BB/ACT.9.1-ACT.9.25)
  2. Paulus in Philippi: Paulus und Silas werden in Philippi ins Gefängnis geworfen, aber durch ein Wunder befreit (https://www.die-bibel.de/bibel/BB/ACT.16.16-ACT.16.40)
  3. Paulus erleidet Schiffbruch auf Kreta (https://www.die-bibel.de/bibel/BB/ACT.27.1-ACT.27.44)

Aufgabe: Lest in eurer Gruppe die Geschichte durch. Überlegt euch, was ihr an Figuren und Gegenständen darstellen wollt. Malt das auf Papier oder schneidet es aus. Übt gemeinsam, die Geschichte zu erzählen. Vermutlich können wir sie erst nächste Woche mit den iPads als Video aufnehmen.

Ergebnisse

Saulus=Paulus in Damaskus

Paulus erleidet Schiffbruch

Paulus in Philippi

 

Ein Paperclip-Video drehen – so geht’s:

 

Anregung für die Gestaltung der Papiervorlagen

kann man hier finden: https://freebibleimages.org/search/?s=paul

Ergebnisse

Wenn Dein Video fertig ist, lade es hier hoch:

https://redstorage.elkw.de/u/d/b80e2e55084d4b6c9ade/

Bildrechte Beitragsfoto

Contributed by Basic Training Bible Min. , https://freebibleimages.org/illustrations/btbm-paul-prisoner/