Zur aktuellen Debatte: Islam wohin?

Rz-Herder-Korr-IslamReligion unter Verdacht.
Wohin entwickelt sich der Islam?

Herder-Korrespondenz – Spezial – Nr. 02 (2015), 84 S., Abb.
— ISBN 978-3-451-02719-2 —

Der Herder-Verlag hat mit der neuesten Nummer seiner renommierten Herder-Korrespondenz ein brisantes Thema in den Fokus gerückt. Anregung und Aufregung zugleich sind garantiert, weil unterschiedliche Gesprächspartner zu Worte kommen. Sie diskutieren aktuelle Entwicklungen generell und im Blick auf verschiedene „islamische“ Länder, hinterfragen Entwicklungen in Deutschland und geben auch theologischen Überlegungen Raum. Dies alles geschieht in gedrängter und dennoch übersichtlicher Kürze.
Im Mittelpunkt dürfte die Auseinandersetzung zwischen dem bekannten Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide (Universität Münster) und dem Wissenschaftsjournalisten Hamed Abdel-Samad stehen, der durch seine polenischen Äußerungen bekannt geworden ist. Aber die die anderen Beiträge zu den vielfältigen Strömungen und Facetten des heutigen Islam zwischen Friedensethik und Terrorismus sollten ebenso intensiv beachtet werden.

Bilanz: Wer sich kompakt und präzise zugleich mit vielfältigen geschichtlichen und aktuellen Strömungen „des“ Islam beschäftigen will, wird nach dieser Lektüre nicht nur einen erheblichen Erkenntnisgewinn haben, sondern auch wesentliche Zusammenhänge in den derzeitigen oft polemisch gefärbten Debatten besser verstehen.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Herder-Korr-Islam, 05.11.15  Creative Commons-Lizenz

Religionspädagogische Grundlagen für einen Islamischen Religionsunterricht in der Grundschule

Rz-Solgun-Kaps-Islam-PRGül Solgun-Kaps (Hg.): Islam. Didaktik für die Grundschule.
Berlin: Cornelsen 2014, 208 S.   — ISBN 978-3-589-16395-3

Das hier vorgestellte Buch soll angehenden und bereits praktizierenden Lehrer/innen einen Einblick in die wichtigsten Themengebiete des Islamunterrichts in der Grundschule geben. Es wirbt damit, praxisorientiert und verständlich zu sein.

Insgesamt ist das Buch sehr empfehlenswert und bestimmt nicht nur an werdende und bereits schon praktizierende Lehrer und Lehrerinnen gerichtet. Auch für Eltern und an dem Thema Interessierte ist es bestens geeignet, um sich einen Überblick über die aktuelle Situation des Islamischen Religionsunterrichts in Deutschland zu verschaffen. Wichtig hierbei ist aber, dass das Buch erst einmal nur einen Überblick und Anregungen geben möchte und nicht zur intensiven Vertiefung von Thematiken dient. Es will wohl in erster Linie informieren und Tipps zur Unterrichtsgestaltung geben und auf praxisbezogene Probleme hinweisen, was die Darstellung zugleich authentisch und erfahrungsnah erscheinen lässt.

Aufgrund des umfassenden Überblicks über den Islam und die Lehrerrolle ist das Buch letztlich nicht nur für Grundschullehrer/innen sinnvoll, sondern auch Lehrern und Lehrerinnen anderer Schultypen zu empfehlen.

Ausführliche Besprechung: hier

Ann-Christin Bultmann

TU Dortmund, WiSe 2014/15, 24.11.2014   Creative Commons-Lizenz

 

Scharia – menschenfreundliche Lebensorientierung

Mouhanad Khorchide: Scharia – der missverstandene Gott. Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik.
Freiburg u.a: Herder 2013, 232 S. — ISBN 978-3-451-30911-3 —

 ARz-Khorchide-Schariausführliche  Beschreibung: hier

Nachdem das Buch des Münsteraner Islamprofessors Mouhanad Khorchide, „Islam ist Barmherzigkeit“ scharfen Widerspruch bis hin zur Forderung seiner Abberufung als Ausbilder von islamischen Religionslehrern hervorgerufen hat, kann man dieses zweite Buch als Fortsetzungsband verstehen. Auch hier meldet sich traditionalistischer Widerspruch.

Khorchides Koranauslegung im Blick auf die Scharia als menschenfreundliche ethische Leitlinie ist nicht von Beliebigkeit, sondern von hermeneutischer Offenheit geprägt, bezogen auf Koran und Sunna. Khorchides Buch will vielmehr „eine Perspektive zeigen, wie man Scharia jenseits einer dogmatischen und juristischen Auffassung verstehen kann, um der islamischen Botschaft möglichst gerecht zu werden. Im Zentrum dieser Perspektive steht der Gedanke, dass es Gott um den Menschen selbst geht“ (S. 229f).

Es geht Khorchide immer wieder um die aufrichtige persönliche Beziehung zu Gott. Die Scharia bildet dabei den Rahmen, in den das islamische Recht in seinen unterschiedlichen kulturellen Voraussetzungen und zeitlichen Bedingungen jeweils eingefügt und natürlich auch verändert wird. Das sind wichtige Klarstellungen, die verhindern, dass göttliche Setzungen einfach (absolut) behauptet werden. Vielmehr werden angesichts sich ändernden gesellschaftlicher Verhältnisse im Auslegungsdiskurs von Koran und Sunna immer wieder Prüfungen und Revisionen notwendig, die das komplexe islamische Recht betreffen. Hier entsteht durchaus eine gewisse Konvergenz zu den Hermeneutiken in der christlichen Theologie, mehr noch: Mit diesem Buch ist ein weiterer wichtiger Baustein für den christlich-islamischen Dialog gelegt worden.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Reinhard Kirste

Rz-Khorchide-Scharia, 26.12.13 Creative Commons-Lizenz

Handbuch der Religionen (HdR): Kontinuierlich wachsende Printausgabe und Online-Zugänge

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen.
Dazu gehört seit 1997 das von dem Religionswissenschaftler  Udo Tworuschka und dem Historiker Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene
HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR)
Zugang zur Printausgabe: hier

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Inzwischen finden sich in den Ordnern mit inzwischen 37 Ergänzungsliefeungen über 4500 Seiten Text (!).
Hier wurde also ein umfassendes Lexikon der Religionen entwickelt.  Es ermöglicht einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der verschiedenen religiösen Traditionen und Strömungen in Deutschland.  Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht immer leicht.

Das Gesamtinhaltsverzeichnis bietet darum eine erste Übersicht.
Download Inhaltsverzeichnis: hier

Weiterhin können über eine Suchmaske nun alle Artikel als Volltextsuche
(einige kostenlos, die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden:
Online-Zugang zum HdR

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgezeichnet recherchierte Zugänge für eine sachkompetente Orientierung bieten.

 

 

Kompetenzentwicklung für interkulturelles und interreligiöses Lernen

Rz-BernlochnerMax Bernlocher: Interkulturell-interreligiöse Kompetenz. Positionen und Perspektiven interreligiösen Lernens im Blick auf den Islam.
Beiträge zur Komparativen Theologie Band 13.
Paderborn: Schöningh 2013, 390 S., Personenregister
— ISBN  978-3-506-77665-5 — (zugl. Diss. München 2012)

Ausführliche Beschreibung: hier

Der Autor Max Bernlochner ist Politikwissenschaftler und seit 2011 Leiter des Referats für interkulturelle Angelegenheiten im Ministerium für Integration des Landes Baden-Württemberg. Er ist in der katholischen Theologie beheimatet. Darüber hinaus hat er sich seit vielen Jahren engagiert um den christlich-islamischen Dialog gekümmert.

Dass der Autor angesichts der Problematik interkulturllen und interreligiösen Lernens unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen Deutschlands in einem recht unübersichtlichen Feld unterwegs ist, hängt bereits mit den schwierigen Grundbegriffen von Kultur und Religion zusammen, zumal interkulturelle und interreligiöse Begegnung immer ineinanderwirken. Gemeinsame ethische Orientierung als Basismöglichkeit in Christentum und Islam, Übereinstimmungen von christlicher und islamischer Theologie im Schöpfungsverständnis, Wirkebenen des barmherzigen Gottes, Verantwortlichkeit in der Gegenwart als Heilsvoraussetzung sind ihm darum wichtig.  So tauchen Grundrisse einer interreligiösen Ethik auf, die gegenseitige Stärken und Fehleinschätzungen moralischer Art offenlegen und zu gemeinsamen Engagement herausfordern, besonders im Blick auf Hilfsbedürftige und den Schutz der Umwelt.

Insgesamt gelingt es Bernlochner mit diesem umfassenden Ansatz religionsdidaktischer sowie schul- und ausbildungsorganisatorischer Konkretionen, ein (Schul-)Modell interkulturell-interreligiöser Kompetenz zu entwickeln und dies religionspädagogisch als zwingend einzufordern und mit Hilfe einer kooperativen Fächergruppe für ein gemeinsames Lernen zu präzisieren. Studierende, Lehrende und Schüler behält er dabei gleichermaßen religionsdialogisch im Blick und belegt dies immer wieder durch praktische Beispiele. Mit seinen Analysen und präziserenden Zielvorgaben eröffnet er Wege, eine interreligiöse Religionspädagogik weiter zu entwickeln.

Reinhard Kirste

Rz-Bernlocher, 21.04.2013   Creative Commons-Lizenz

 

Religiöse Erziehung als Kooperationsaufgabe von Christen und Muslimen

Rz-Graf-Ucar-BildungPeter Graf / Bülent Ucar (Hg.):
Religiöse Bildung im Dialog zwischen Christen und Muslimen.

Interreligiöser Dialog in gesellschaftlicher Verantwortung Band 1.
Stuttgart: Kohlhammer 2011, 259 S. — ISBN 978-3-17-022033-1 —

In diesem Band, von zwei renommierten, interkulturell orientierten Religionspädagogen der Universität Osnabrück herausgegeben, Peter Graf (christlich) und Bülent Ucar (islamisch),  kommen Vertreter der drei monotheistischen Religionen zu Worte. Sie sind seit vielen Jahren im interreligiösen Dialog  wissenschaftlich und praktisch engagiert.

Zielsetzungen im interreligiösen Dialog, zum islamischen Religionsunterricht, zur Imam-Ausbildung und im Blick auf die islamische Theologie in Deutschland werden genauer von verschiedenen Autoren untersucht. Grundsätzliche Überlegungen und Strukturelles werden anvisiert und mögliche Lösungsansätze zum Studium der islamischen Theologie in Deutschland für künftige Imame und Religionslehrer/innen werden vorgeschlagen.

Ausführliche Besprechung hier                                                                                  Reinhard Kirste

Creative Commons-LizenzRz-Graf-Ucar-Bildung, 07.04.13    

 

Buch des Monats Februar 2013: Islam ist Barmherzigkeit

Rz-Khorchide-islamMouhanad Khorchide: Islam ist Barmherzigkeit.
Grundzüge einer modernen Religion.

Freiburg u.a.: Herder 2012, 220 S. — ISBN 978-3451305726 —

Ausführliche Rezension: hier

 

Der Autor, Professor für Islamische Religionspädagogik und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, versucht mit diesem Buch, einen positiven Akzent in die oft von Vorurteilen und Verdächtigungen geprägte Islam-Debatte zu bringen.
So  unterscheidet der Theologe sehr genau, was viele Muslime als Glaubenspraxis verinnerlicht haben und was der Koran wirklich intendiert.

Zum einen ist der Koran unter bestimmten zeitlichen Bedingungen entstanden, die man nicht einfach negieren kann. Zum Andern muss heute Auslegung den jeweiligen Kontext berücksichtigen. Zum Dritten muss nach dem hermeneutischen Leitmotiv für die Koran-Interpretation gefragt werden. Sorgsame Exegese belegt, dass dies offensichtlich die Barmherzigkeit ist. Positiv formuliert heißt das, dass der Islam eine Religion ist, die den Menschen nicht in ein enges Regel-Joch spannt, sondern ihn befreit, als vor und für Gott Verantwortlicher in dieser Welt zu leben.

Angesichts der immer noch gängigen dogmatisch engen Auslegung des Korans wagt Khorchide den Durchbruch zu einer menschenfreundlichen Koran-Hermeneutik. Dies ist ein ermutigendes Hoffnungszeichen im oft polemisch belasteten christlich-islamischen Dialog. Dieses Buch empfiehlt sich darum nicht nur für alle am Dialog Interessierten, sondern auch gerade den Islamkritikern als nicht zu negierende Diskussionsbasis.

Vgl. das vom Autor herauagegebene islamische Religionsbuch für die Grundschule: Miteinander 1/2

Reinhard Kirste
Rz-Khorchide-Islam, 31.01.13

Creative Commons-Lizenz

 

Islamischer Religionsunterricht – Miteinander 1/2 für die Grundschule

Rz-Miteinander 1-2Mouhanad Khorchide (Hg.): Miteinander auf dem Weg.
Islamischer Religionsunterricht 1/2.

Stuttgart: Klett 2012, 97 S., Abb. — ISBN 978-3-12-006030-7 —

In gewisser Parallelität zur Ev. und Kath. Religionslehre in NRW ist der Islamische Religionsunterricht an das religiöse Bekenntnis gebunden. Das wirkt sich natürlich auf didaktische Vorgaben, die Intentionen und die Darstellung aus. Hier ist hervorzuheben, dass die Verfasser wirklich SchülerInnen der beiden ersten Grundschuljahre vor Augen gehabt haben und dies auch in den 11 Kapiteln des Buches bis hin in methodische Feinheiten zum Ausdruck bringen.

Der Weg durch das Buch beginnt mit Identitätsorientierung: Ich, du und wir alle. Dann geht es um Verantwortung für die Schöpfung, Hinführung zu Gott (Allah), das Gebet und ausführlich im Kapitel 7 über den Koran als Lebenshilfe. Der Prophet Mohammed wird natürlich besonders herausgehoben, aber auch der aus der Bibel bekannte Josef (islamisch-arabisch: Yusuf) mit seinen Brüdern und seinem Vater Jakob (Yakub) wird den Kindern nahegebracht. Im Blick auf islamische Lebensstile kommen auch Äußerlichkeiten und Rituale zur Sprache („Allah liebt die Sauberkeit“, Verhaltensregeln beim Essen usw.). Zum Koran wird natürlich Wichtiges in kindgerechter Sprache gesagt. Auch die anderen monotheistischen Religionen werden werden quasi als Glauebsnverwandte behandelt.Man merkt dem Buch also die Offenheit gegenüber anderen Religionen an.

Allerdings verwundert, dass nur der arabische Gottesname Allah im Buch gebraucht wird. Denn Grundschulkinder sind durchaus in der Lage zu erkennen, dass es derselbe Gott ist, wenn ihre Eltern und Großeltern (noch) Allah sagen und selbstverständlich beim Gebet die Anrufungen arabisch sind. So liegt angesichts eines modern sich gebenden Schulbuchs doch die Vermutung nahe, dass die Autoren bei aller Pragmatik, die im Buch durchscheint, auf die vorhandene konservative Klientel zu sehr Rücksicht genommen haben. Schließlich möchte man es ja allen Muslimen recht machen. Eigentlich schade!

Dennoch – bei aller Kritik ist der bekenntnisgebundene Islamische Religionsunterricht ein Stück vorangekommen. Und vielleicht haben die Herausgeber und Autoren den Mut, den Schülern mehr offenes Glaubensverständnis zuzutrauen und Folgebände hier didaktisch konsequenter zu gestalten.

Weiter Hinweise zum Islamischen RU und zu den Schulbüchern:
http://buchvorstellungen.blogspot.de/2012/04/islamische-schulbucher-und.html

Reinhard Kirste

                                                                                                                      Rz-Miteinander 1-2, 28.01.13

Islamische Schulbücher und Unterrichtshilfen – auch für die Koran-Lektüre

Zwar gibt es noch immer Hürden für die flächendeckende Einführung eines Islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen, aber die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien aus islamischer Sicht kommt gut voran.
Neben einer Reihe von Unterrichtshilfen, die oft christliche und islamische Religionspädagogen und Pädagoginnen gemeinsam entwickeln, gibt es inzwischen auch zwei Zeitschriften:

ISLAMISCH-RELIGIONSPÄDAGOGISCHE ZEITSCHRIFTEN

Diese geben zwei islamische Studienzentren geben im Sinne einer ergänzenden und begleitenden Information und zur Dokumentation von religionspädagogischen Forschungsegebnissen als Online-Zeitschriften heraus:

  • Das Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre der Universität Erlangen- Nürnberg unter Leitung von Prof. Dr. Harry Harun Behr gibt als konkrete Hilfestellung die Zeitschrift für die Religionslehre des Islam (ZRLI).
  • Zentrum für Interkulturelle Islamstudien (ZIS) – Studiengang für Islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr.phil. Bülent Ucar und Prof. Dr. Rauf Ceylan: http://www.irp.uos.de/     mit der international ausgerichteten Zeitschrift HIKMA – Zeitschrift für islamische Religionspädagogik

RELIGIONSBÜCHER
Nachdem das für das 5./6. Schuljahr ausgewiesene Buch “Saphir 5/6″ (Kösel-Verlag) schon sehr wohlwollende Aufnahme fand und auch schon staatlich mehrfach genehmigt wurde , hat es auch den Ehrenpreis für das beste europäische Schulbuch 2009 gewonnen.  — Rezension hier —
Der Folgeband Saphir 7/8 erschien im Herbst 2011
und ist eine konsequente Weiterentwicklung von Saphir 5/6. — Rezension hier —

Die genannten Grundschulbücher sind bereits für Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zugelassen.
In Berlin ist dagegen das von der Senatsverwaltung in Auftrag gegebene Handbuch “Islam und Schule” trotz langer, aber eben auch kontrovers geführter Vorbereitung für die Praxis offensichtlich nicht sonderlich empfehlenswert, wie der Tagesspiegel berichtet. 

MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT  


  ANLEITUNGEN ZUR KORAN-LEKTÜRE FÜR
  SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

 

Islam im Unterricht – Mein Islambuch 3

Bülent Ucar (Hg.) –
erarbeitet von Sultan Baysal-Polat, Serap Erkan, Evelin Lubig-Fohsel, Gül Solgun-Kaps, Seher Uguz
mit Beratung von Thorsten Knauth und Stephan Leimgruber:
 
  • Mein Islambuch. Grundschule 3.Berlin: Oldenbourg-bsv 2011, 72 S., Abb. — ISBN 978-3-637-00554-9
  •  Mein Islambuch, Grundschule 3, Lehrermaterialien, 2011, 132 S.  ISBN 978-3-637-00658-4

Der Oldenbourg-Verlag (aus der Cornelsen-Verlagsgruppe) will mit dem Gesamtprojekt von „Mein Islambuch“ einen didaktisch adäquaten Zugang zum Islam in deutscher Sprache vermitteln und muslimische Schüler/innen sachkundig und altersgemäß einführen.
Der von dem Islamwissenschaftler der Osnabrücker Universität, Bülent Ucar – zusammen mit islamischen Religionslehrer/innen, also Unterrichtspraktikern, herausgegebene erste Band (2009) für das
1./2. Schuljahr erfüllte bereits diese Erwartungen. Hier zeigt sich eine islamische Religionspädagogik im Blick auf die Grundschule, die den Vergleich mit ähnlichen Büchern des christlichen Religionsunterrichts nicht zu scheuen braucht.

Der nun erschienene Band für das 3. Schuljahr führt die genannten Intentionen konsequent fort. Darüberhinaus hat man sich eines katholischen und eines evangelischen Religionspädagogen versichert. Stephan Leimgruber (katholisch, Universität München) und Thorsten Knauth (evangelisch, Universität Duisburg-Essen). Die beiden sind nicht nur als kompetente Fachleute, sondern auch für ihre Dialogoffenheit bekannt.

Das Buch ist in sechs Themenkapitel gegliedert. Kap. 1 ist die konsequente Fortsetzung des Vorgängerbandes, nämlich „Ich, Familie, Gemeinschaft“, nun aber unter Einbeziehung und Aktualisierungen islamischer Gemeinschaftserfahrungen und der Fragen von Versöhnung und Vertrauen. Dies wird durch Beispiele aus dem Leben des Mohammeds sowie des Propheten Yunus (= Jona) verdeutlicht. Noch intensiver wird der existentielle Bezug zum Verstehenshorizont der Kinder bei der Darstellung der Schöpfung (Kap. 2), verstärkt durch eine islamische Davidsgeschichte.
In Kap. 3 wird das schwierige Leben des Propheten Mohammed bis zu seiner Auswanderung (Hidschra) nach Medina aufgearbeitet und ein Blick auf den Propheten Musa (= Mose) vorgenommen. Der Koran als Orientierungshilfe für das Leben des Muslims (Kap. 4) wird ergänzt durch die Betonung des Vorbildcharakters des Propheten (ebenfalls in Kap. 4), in gewisser Weise durchaus eine Fortsetzung islamischen Prophetenverständnisses und der Hinführung zum Koran, wie dies bereits der 1. Grundschulband ansatzweise vorgenommen hatte. Die Kinder sollen auch Korantexte so gut wie möglich (in Übersetzung) kennenlernen. Dies wird wieder narrativ durch eine Ergänzung aus der islamischen Noah-Geschichte. Schade!
Der islamische „Klassiker“, die fünf Säulen des Islam, brauchen natürlich auch eine ausführliche aktualisierende Darlegung (Kap. 5).Auf eine Besonderheit sei jedoch verwiesen, die sich durch den gesamten 3. Grundschulband zieht, nämlich die Annäherung an die vergleichbaren jüdisch-christliche Traditionen. Hier wird darum bewusst eine Parallele von Hadsch und christlichen Jerusalempilgern gezogen, so dass didaktisch sehr geschickt wiederum islamisch-christliche Nähe hergestellt wird. Damit ist gewissermaßen das Tor zur interreligiösen Offenheit ganz geöffnet, nämlich im Entdecken unterschiedlicher Feste und Riten in Judentum, Christentum und Islam (Laubhüttenfest – Befreiung, Opferfest – Weg zur Reinheit/Weihezustand, Abrahamstypik der drei Religionen und schließlich noch ein Blick auf den Sinn der christlichen Taufe. Dass das Sohnesopfer des Abraham in allen drei Religionen eine problematische Seite für das dahinter stehende Gottesverständnis hat, wird allerdings nicht thematisiert, auch wenn die islamische Erzählung schon ein stärkere „Entschärfung“ des Menschenopfergedankens bedeutet. Auch das Lehrermaterial geht über diese Problematik hinweg.
Die Lehrermaterialien nehmen das im Buch manchmal nur kurz dargestellte Thema ausführlich und methodisch konkretisierend auf und vertiefen damit die Arbeit durch die zusätzlich bereitgestellten Materialien und die gut handhabbaren Kopiervorlagen.
Bei aller Wertschätzung des didaktischen Ansatzes und der methodischen Ausführungen würde man in einem deutschsprachigen Religionsbuch allerdings erwarten, dass von „Gott“ geredet wird. Aber überall steht für „Gott“ „Allah“. Zwar schreiben die Bearbeiter im Vorwort für Lehrer und Eltern, dass die Begriffe „Gott und Allah synonym verwendet“ werden. Denn „Allah“ ist der arabische Ausdruck für Gott, der in den monotheistischen Religionen eben derselbe ist. Unbewusst scheint sich ein Verständnis von Allah in das Buch einzuschleichen, das nun doch Unterschiede setzt?  – zum Wohlgefallen aller Abgrenzer auf christlicher und islamischer Seite.
Insgesamt aber liegt ein islamisches Grundschulbuch vor uns, das nicht nur das Verstehen des Islam für Grundschulkinder erweitert, sondern auch in seiner Dialogoffenheit zu den monotheistischen Nachbarreligionen einen wichtigen Dienst für die interreligiöse Begegnung „auf Augenhöhe“ leistet. Die vielen Gemeinsamkeiten ermutigen dazu. Das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen bekommt dadurch noch eine besondere Wertschätzung. Im Blick auf eine multikulturelle demokratische Gesellschaft ist dies geradezu ein Integrationsfaktor.
Reinhard Kirste
03.02.2012