Den Advent einläuten mit Schuster Martin

Alle Jahre wieder … Wie kann ich das Thema „Advent & Warten“ dieses Jahr mit einem altbekannten Bilderbuch sinnenhaft angehen? Eine komplette Einheitsplanung für dich!

Der Advent ist so vielgestaltig, dass er dadurch auch neue Ansätze bietet. Vielleicht durch ein bekanntes Bilderbuch mit einer sinnenhaften (= viele Sinne ansprechenden) Umsetzung?

Die Einheit ist – mit kleinen Abwandlungen – für alle Klassenstufen umsetzbar. Besonders lohnend kann diese Planung für die dritte und vierte Klasse sein, wenn die Lehrkraft schon viele andere Zugänge für die Advents- und Weihnachtszeit ausprobiert hat.

Das Bilderbuch

Schuster Martin lebt allein in seiner Werkstatt. Er hat es sich angewöhnt, in der Bibel zu lesen und die Worte in seinem Herzen zu bewegen. Dieses Ritual ist ihm wichtig geworden. Eines Abends hört er eine Stimme. Er glaubt darin Jesus zu hören, der ihm verspricht, ihn morgen zu besuchen. Am nächsten Tag wartet er gespannt. Währenddessen hilft er mehreren Menschen in ihren kleinen Nöten: Einem alten Mann bietet er einen Tee und ein paar Minuten zum Aufwämen in seiner Werkstatt an, einer Mutter schenkt er eine Decke für ihr Baby und ein Stück Brot, einem Jungen begleicht er seine Schuld. Als der Tag endet, ist Jesus nicht zu ihm gekommen. Martin ist enttäuscht. Doch er vernimmt wieder dieselbe Stimme. Sie versichert ihm: „Ich bin zu dir gekommen, hast du mich nicht erkannt?“ Martin versteht nun, dass Gott uns in allen Menschen begegnet – man muss nur bereit sein, ihn aufzunehmen.

Die Idee

In dieser Einheit werden zwei Dinge miteinander kombiniert:

  1. Ich möchte die Achtsamkeit der Kinder schulen, indem sie sich zuerst selbst wahrnehmen. Ihren Körper als Haus betrachten, sich öffnen oder verschlossen bleiben, denn beides darf sein!
    Auch Martin lädt Menschen in sein Haus ein. Er macht seine Tür und damit sein Herz weit auf für die Nöte der Menschen.
  2. Erst wenn wir uns unseres Daseins bewusst sind, schauen wir auf die anderen. Wir verbinden uns miteinander, werden Teil einer Gruppe und bilden ein gemeinsames, stabiles Haus. Wir können nun die anderen achtsam wahrnehmen. Wir werden ganz Ohr, sehen mit unseren Herzen und öffnen uns.

Das Haus ist in dieser Einheit mehr als ein Gebäude. Es soll für unser Seelenhaus stehen. Das wird nicht thematisiert, schwingt aber mit. Martin öffnet sein Haus (und damit sich selbst) für die Menschen und damit öffnet er sich Gott. So kann Barmherzigkeit gelingen!

Die Einheit ist inspiriert durch die Religionspädagogische Praxis. Im RPP Heft 1987/4 findet sich die ursprüngliche Idee.

Das Körperhaus

Jede Stunde dieser Einheit beginnt im Stuhlkreis, werden uns unseres Körpers bewusst und widmen uns achtsam unserer Gemeinschaft:

Zuerst wird die Aufmerksamkeit auf das eigene ICH gelenkt:

  • Wo bin ich (betrachten des Raumes, der Umgebung)?
  • Wie bin ich da (ruhig, aufgebracht, traurig)?
  • Wie sitze ich im Kreis? …

Dann erst folgt das WIR:

  • wir nehmen unsere Gemeinschaft wahr (betrachten die Gesichter, lächeln uns zu, schauen uns in die Augen)
  • werden uns unserer nächsten Nachbarn bewusst (wer sitzt rechts und links von mir)
  • und verbinden uns miteinander (s.u.).

Kurze Zusammenfassung

So starten wir in jede Stunde:

Im Stuhlkreis bauen wir unser „Fundament“ auf, werden uns unseres „Grundes“ bewusst:

  • Füße auf den Boden stellen
  • Nachfühlen: Wie bin ich da?
  • Ruhig werden, Atem spüren
  • „Ich bin wie ein Haus“

Wir wenden uns den anderen zu:

  • Ich kann mich / mein Haus verschließen (Hände um den Körper schlingen). Das ist vollkommen in Ordnung! Nicht an jedem Tag will ich mich öffnen …
  • Ich kann mich / mein Haus öffnen (Hände weit und einladend öffnen, mich meinem Nachbarn zuwenden)
  • Wir können uns miteinander verbinden und ein großes Haus werden: Reichen uns nacheinander die Hände, heben sie über unsere Köpfe, bilden so ein großes Haus. Wir können gemeinsam immer mehr zur Mitte streben, so dass sich alle Hände in der Mitte berühren (es entsteht ein Händedach).
    (Gerne kann man auch beide Hände auf die Schultern des Nachbarn legen – Corona lässt grüßen – wobei ich es sehr wichtig finde, sich auch wieder zu berühren …)

Das Stoffhaus

Hier seht ihr, wie das Bodenbild am Ende der Einheit aussehen kann.

Das Haus begehen

Mit dem langen Seil sammle ich die Kinder ein und bilde mit ihnen einen Kreis. Wenn die Gruppe groß ist, legen wir nur eine Hand an das Seil und stehen seitlich. Ich schließe beide Enden des Seils mit meinen Händen. Wir finden die Mitte und legen es ab.

Ich lege das Stoffhaus in die Mitte (besteht aus zwei braunen Tüchern), öffne das Seil am Eingang des Hauses und hole ein Kind ab, das in das Haus eintritt. „Lass deine Augen zufallen und warte!“ Ich schlage eine Zimbel an und das Kind öffnet daraufhin seine Augen. Nun werden nacheinander weitere Kinder eingeladen (immer einzeln!) und in das Haus geführt. Hier liegt der Fokus auf dem kleinen, zarten Ton, auf dem Warten. ICH WARTE …

Achte auf das Gesicht eines jeden Kindes, wenn es den Ton hört … 😉 (Was fällt dir auf?)

Das Papierhaus

Jedes Kind fertigt für die Einheit ein Papierhaus an.

Das Haus wird außen gestaltet. Unter den umgeknickten Ecken (rechts und links des Daches) können Geheimnisse eingezeichnet werden.

Wir führen ein Gespräch über Häuser: Wie muss ein Haus sein, in dem du dich wohl fühlst?

In jeder Stunde ziehen nun Personen in das Papierhaus ein, die im Bilderbuch des Schuster Martin vorkommen.

Die Personen

Passend zur Geschichte werden nach und nach die Personen in das Papierhaus eingeklebt. Mögliche weitere Gestaltungsideen:
– Fehlende Gegenstände werden ergänzt (Dampf, der aus der Tasse aufsteigt, die Decke für das Baby, der Apfel in der Hand der Marktfrau)
– Denkblasen zu den einzelnen Personen verfassen
– Den einzelnen Personen „warme“ Herzen einmalen
– Martin kann ein besonders strahlendes Herz mit einem Auge bekommen (Martin sieht mit seinem Herzen) …

Hier sind eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt!

Die Kopiervorlage

Tipp: Für die zweite Klasse würde ich die Vorlage auf DIN A3 vergrößern. Dann haben die Kids mehr Platz zum Gestalten der Personen.

Vorlage als PDF

Der genaue Ablauf

1. Einheit

Das Körperhaus (siehe oben) wird aufgebaut und das Stoffhaus begangen (siehe oben). Jetzt bastelt jedes Kind sein Papierhaus und gestaltet es von außen.
Worauf kommt es euch in einem Haus zum Wohlfühlen an?
Wir fragen uns: Wann fühlen wir uns in einem Haus wohl / unwohl?

2. Einheit

In unserem Haus wohnt ein Schuster namens Martin. Eine Kegelfigur zieht in das Stoffhaus ein.
Erzähle den ersten Teil der Geschichte und gestalte mit den Kindern das Stoffhaus passend (siehe Foto oben): Es zieht eine schöne Tischdecke und die Bibel in das Haus ein. Die Kinder hören von Stefan. Gespräch über Wärme: „Wann wird es dir warm ums Herz?“ Wärme kann man verschenken, nicht nur durch ein warmes Getränk … Martin begegnet den Menschen auf besondere Weise.
Die SchülerInnen beginnen ihr Papierhaus zu füllen. Sie klappen dafür ihr Haus auf:
–> Die beiden Stefans (einer schippend, der andere trinkend) auf die linke (innere) Seite, den linken Flügel kleben und gestalten.

3. Einheit

Martin begegnet den anderen Menschen auch voller Liebe und Wärme. Lies die Teile der jungen Mutter und der Marktfrau aus dem Bilderbuch vor. Ein Gespräch über „Mit dem Herzen sehen“, barmherzig sein (Impulsbild siehe Download „Barmherzigkeit“) folgt.
–> Die Mutter mit Kind und die Marktfrau werden auf die aufgeklappte rechte Seite geklebt. Die Mutter oben, die Marktfrau mit dem Jungem darunter.

–> Maximalplanung: Wer fertig ist, legt auf eine kleine Runddecke ein (barmherziges) Herz aus Legematerial. Möglicher Impuls: Was war dir an deinem Herz wichtig?
Das große Impulsherz (siehe Download „Impulsherz“) wird in das Stoffhaus gelegt:

Wo die Liebe ist, da ist Gott!

Impuls: „Martin begegnet den Menschen mit Liebe. Wo war er hilfsbereit, lieb?“ In diesen Augenblicken war also Gott mitten unter ihnen!
Um die Kegelfigur legst du Strahlen (Legematerial z.B. aus Goldpapier oder Muggelsteine …): Martin erreicht mit seiner Liebe die Menschen und „strahlt“.

–> Die Kinder kleben Martin in das Haus, direkt in die Mitte.

4. Einheit

Die Geschichte wird weitergelesen. Martin fragt sich: „Warum kam Jesus nicht?“ Was denken die Kinder darüber? Möglicher Impuls:
„Jesus kam zu Martin, nur anders, als er dachte“.

Während nun die einzelnen „Besucher“ nochmals zu Martin kommen und jeweils den Satz sagen: „Hast du MICH nicht erkannt?“, schlägst du bei dem Wort „Mich“ jedes Mal kurz die Zimbel an.
Gespräch darüber: Was bedeutet das?
Martin holt seine Bibel heraus und liest den Satz (hier stark vereinfacht): Wenn wir helfen, ist Jesus mitten unter uns. Diesen Satz ziehst du (vorab aufgeschrieben und in der Bibel versteckt) am Ende aus der Bibel heraus und legst ihn in das Bodenbild.
Martins Herz wird ganz hell. Entzünde eine Kerze, trage sie im Kreis, dass alle erhellt werden und stelle sie in das Haus.

–> In das Papierhaus wird über Martin das Impulsherz geklebt.

Was hat das jetzt mit uns zu tun?

Was wünscht sich Jesus von uns – heute?

Martin sieht die alltägliche Not der Menschen und lässt sie in sein Haus ein. Er gibt ihnen nicht das Besondere, sondern etwas Kleines, Alltägliches. Das wird zum Besonderen!

Wie kann ich – als Kind – helfen? Die Kinder überlegen sich Möglichkeiten, barmherzig zu sein. Diese werden in die Bilderrahmen (siehe KV unten) gemalt und in die Mitte, um Martin geklebt.

Wer mag, kann noch die Werke der Barmherzigkeit (hier die abgespeckte Version) besprechen und den 4 guten Taten von Martin zusortieren.

  • Jemanden zu sich einladen (passt zu der Figur: Stefan schippend)
  • Menschen, die Durst haben, etwas zu trinken geben (passt zu der Figur: Stefan sitzend)
  • Menschen, die nichts anzuziehen haben, kleiden (passt zu der Figur: Junge Mutter mit Kind)
  • Menschen, die Hunger leiden, etwas zu essen geben (passt zu den Figuren: Marktfrau mit Jungen)

Es weihnachtet sehr …

Um nun die Kurve zum Advent und Weihnachten zu kriegen, führen wir ein Gespräch darüber, dass der Advent eine Zeit des Wartens ist: Wir warten auf Jesus (und seine Geburt) und sind offen für Begegnungen. Wir hören genau hin, was um uns passiert.

Auch Martin hat auf Jesus gewartet. Er war ganz Ohr und hatte ein offenes Herz für die Nöte der Menschen. Wir haben festgestellt, dass Jesus überall dort ist, wo sich Menschen gegenseitig helfen.

Ist dann etwa immer Weihnachten???

Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit, mit vielen Begegnungen,warmen Worten und Herzen.

Die Buchkritik „Martin der Schuster“ findest du hier!

Wir schreiben das Drehbuch für unseren Minetest-Film

Wir wollen die Geschichte, wie Simeon und Hanna dem Jesus-Kind im Tempel von Jerusalem begegnen, für unseren Minetest-Film selbst nacherzählen und schreiben dafür heute die Texte. Das kann sowohl ein Erzähltext sein als auch mündliche Rede von Personen, die in der Geschichte vorkommen. Hier ist nochmal der Originaltext aus der Bibel: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/BB/LUK.2.21-LUK.2.38

Jede Gruppe schreibt den Text für ihren Teil. Ihr könnt dafür teilweise die Texte aus der Bibel aufgreifen und umschreiben.

Den Text miteinander schreiben

werden wir hier: https://cryptpad.fr/pad/#/2/pad/edit/ckXFxMBOb8VIIUPUD7ga6vKM/

Sobald wir damit fertig sind, wird auf dem Minetest-Server zu Ende gebaut, damit wir beim nächsten Treffen den Film drehen können.

Hinweis für Lehrkräfte

Cryptpad ist ein kostenloses Open-Source Angebot mit tollen kollaborativen Möglichkeiten. Es gibt zwar auch andere gute Etherpads wie Zumpad (https://zumpad.zum.de/), der Vorteil bei Cryptpad ist aber, dass man selbst im Besitz des Textes ist und die Löschung vornehmen kann, es gibt verschiedene Berechtigungen wie Schreibrecht und Leserecht, die zu verschiedenen Links führen. Außerdem umgeht man kommerzielle Anbieter wie Google, das mit Google Docs ein ebenfalls oft benutztes Tool im Angebot hat, das allerdings nicht datenschutzkonform genutzt werden kann.

Ein großes Problem ist, dass Schüler oft aus Versehen Text markieren und dann überschreiben, darauf muss man im Vorfeld extra hinweisen. Notfalls gibt es die Rückgängig-Funktion, mit der man frühere Versionen wiederherstellen kann. Außerdem lassen sich Zwischenstufen als eigene Textversion abspeichern.

Delphi. Apollons Orakel

Delphi. Apollons Orakel in der Welt der Antike.

Herausgegeben von Balbina Bäbler und Heinz-Günther Nesselrath.

(Civitatum Orbis MEditerranei Studia COMES 6)
Mohr Siebeck 2021.
VII, 611 Seiten. Leinen 154 €.

ISBN 978-3-16-157570-9

 

 

Wo die Griechen Prophezeiungen einholten: Das Orakel von Delphi

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: So klein die Stadt, so groß die Bedeutung: Alle Welt, nicht nur Griechen, kamen nach Delphi, um dort Rat zu suchen für ihre Projekte. Waren sie erfolgversprechend oder sollten sie eher davon lassen: Kriege führen, Städte gründen, sich mit einer andern Familie durch Heirat verbünden? Der riesige Erfolg durch die ganze Antike rief auch Kritik hervor.

Eine kleine Stadt von großer Bedeutung

Delphi ist wohl keine große Civitas, was die COMES-Reihe verspricht, aber sicher einer der wichtigsten Orte der antiken mediterranen Welt. Im Mythos lässt Zeus zwei Adler von den Enden der Erde losfliegen und sie treffen genau über Delphi zusammen, der Omphalos in Delphi ist das Zeichen dieses Anspruches, „Nabel der Welt“ zu sein.[1] In allen historischen Darstellungen spielt Delphi eine wichtige Rolle. Sie heben hervor

  • Delphi gilt als Treffpunkt all der frühen Griechen, die geeignete Siedlungsplätze außerhalb der meist kargen Inselwelt oder des Festlandes suchten in der sog. griechi­schen Kolonisation der Adriaküsten, Siziliens oder Unteritaliens, oder an den Küsten des Schwarzen Meeres.[2]
  • Den Ort, an dem die großen Könige und Dynastien ihre Macht aller Welt zeigen konnten durch grandiose Weihgeschenke, die Alkmaioniden aus Athen oder der sagenhaft reiche Krösus/Kroisos aus dem anatolischen Lydien. Nach der erfolg­reichen Abwehr des Angriffs des Perserreiches 480/79 wollten die griechischen Poleis ihren Anteil an der Freiheit präsentieren durch ihre Schatzhäuser und Denk­mäler. Wer Anfragen beim Orakel des Apollon stellen wollte, schritt durch eine Ausstellung der griechischen Geschichte und der Vielzahl der Poleis. Winfried Schmitz erkennt dabei eine „aggressive Sprache“ des Temenos, also des Tempel­bezirks (231).[3]
  • Für viele gilt Delphi als Ursprung der griechischen Geistigkeit, wenn die Philosophen den Spruch am Tempel von Delphi umsetzten, das Erkenne Dich selbst! Γνώθι σ’αὐτόν, Nicht zu vergessen der seine Weisheit in Fabeln verpackende Äsop/Aisopos, der sich der Anklage des Tempelraubes ausgesetzt sah.
  • Aber auch noch als Ort sagenhaften Reichtums drohte Delphi von der Völkerwande­rung der Gallier 279/78 v.Chr. erobert zu werden.[4]
  • In der römischen Kaiserzeit war es immer noch nachgefragt als Orakelstätte, auch wenn Plutarch beklagte, dass das Orakel nicht mehr rede.[5] Delphi wurde mehr und mehr zur ‚Marke‘, als Ort der Orakelanfrage nicht mehr so oft aufgesucht. Auch das ganz Griechenland verheerende Erdbeben von 363 n.Chr. zerstörte das Heiligtum nicht vollständig, wohl aber nahm der Kunstraub so wertvolle Stücke weg wie Kaiser Konstantin, der die Schlangensäule in seine neue Hauptstadt holte.[6]

Von diesem bedeutenden Ort also ist die Rede in den 23 Beiträgen, davon vier auf Englisch.[7] Angesichts der Fülle der Beiträge musste wohl der Umfang begrenzt werden, so dass die meisten Beträge etwa 20 Seiten umfassen. Hier können nicht alle Beiträge ausführlich vorge­stellt werden, weshalb ich eine paar Besonderheiten herausgreife, auch wenn ich in jedem Beitrag Lesenswertes und neue Forschungsergebnisse gefunden habe. Abschließend füge ich das vollständige Inhaltsverzeichnis an. Die Herausgeberin und der Herausgeber haben nicht versucht, widersprüchliche Behauptungen in den einzelnen Kapiteln zu egalisieren, selten weisen sie darauf hin.

Die einzelnen Beiträge

Elegant in die Forschungsgeschichte führt Michael Maß (11-34) ein, indem er die beiden patriotischen Prestigeopbjekte der großen ersten Grabungen der Deutschen in Olympia 1876-1882 und der Franzosen in Delphi 1893-1903 vergleichend vorstellt, gerade auch in ihrer publikumswirksamen öffentlichen Darstellung, etwa auf der Weltausstellung 1900 in Paris als Gipsabgüsse. Nicht erwähnt er die üblen Unterstellungen gegen den deutschen Delphi-Forscher Hans Pomtow, dessen fertiges Corpus der Inschriften von Delphi nicht für den Druck in den Inscriptiones Graecae freigegeben wurde aufgrund eines Vetos der Französi­schen Académie des inscriptions.[8] Der folgende Artikel von Brinkmann und Koch-Brink­mann versteht sich als „provisional thoughts“ zur These, dass für die Giebel des Parthenons das über hundert Jahre ältere Siphnier-Schatzhaus als Vorbild der Ikonographie gedient hätte. Die These wird mit Abbildungen suggeriert, aber die Argumentation ist, wie die Verfasser selbst zugeben „in a preliminary and sketchy manner to be understood as the first phase of a larger project“ (62) das immerhin seit 1985 begonnen (Anm. 97) und auch schon in Brinkmanns Ausstellungskatalog Athen vorgestellt wurde. Vincent Deroche stellt Delphi in der späteren und Spätantike vor und betont „Wie oft in Griechenland scheint diese [die Christianisierung] keine Spuren von Gewalt hinterlassen zu haben.“ Erst ab 580/620 sei zu erkennen, dass das Siedlungsgebiet der Stadt sich deutlich verkleinerte.

Mit Hugh Bowden beginnt nach dem archäologischen der zweite Teil zur Funktionsweise des Orakels. Bowden weist auf das Fest der Theophaneia hin, wenn ‚Gott [Apollon wieder] erscheint‘, denn er hält sich in den drei Wintermonaten bei den Hyperboreern fern im Norden auf. Zu diesem Fest schickten die griechischen Poleis Festgesandtschaften (θεωροί), die Unterkunft fanden bei Gastgebern (πρόξενοι). Neben diesem jährlichen Fest ist Delphi alle vier Jahre Austragungsort für die panhellenischen Wettspiele im Zyklus der vier Aus­tragungsorte Olympia, Nemea, Isthmia und die Pythien von Delphi. Von denen ist später im Beitrag von Claas Lattmann die Rede, aber die Nachrichten sind sehr spärlich, weil die Siegeslieder des Pindar in den Heimatstädten vorgetragen wurden, wenn die Sieger nach Hause gekehrt waren, nicht in Delphi. Die folgenden Beiträge widmen sich der Seherin des Apollon, der Pythia.[9] Tanja Scheer betont, dass die Unbildung der Frau – nicht unbedingt jung und ohne sexuelle Erfahrung, Jungfrau – hervorgehoben wird, um deutlich zu machen, dass es Apollon ist, der die Orakel gibt, nicht die Pythia. Das geschieht einmal im Monat und an einem bis drei Tage. Yulia Ustinova fragt, was der Enthusiasmus ‚engoddedness‘ mit modernen Begriffen bedeutet und zieht das Phänomen der altered state of consciousness heran.[10] Dazu fragt sie nach Drogen,[11] das Kauen der Lorbeerblätter oder die immer wieder vermuteten Gase πνεῦμα aus einer Felsspalte. Diese seien jetzt nachgewiesen 126 Αnm. 51.[12] Wie immer besonders interessant erklärt Beate Wagner-Hasel, was Herakles in Delphi zu suchen hat, wenn er dem Apollon den Dreifuß stiehlt. Sie ordnet Herakles dem angestellten Hirten in der Transhumanz zu, der mit seinen Herden in Konflikt mit dem Land gerät, das ausschließlich für Apollons Herden genutzt werden darf, heiliges Land. Damit gehöre das zu dem Konflikt der beiden Nachbarstädte unten in der Küste, um die der erste sog. heilige Krieg geführt wurde (ausführlicher und unterscheidend, aber ohne das Grundproblem der Transhumanz zu berühren, unten im Kapitel von Pierre Sánchez). Unter den von Kroisos gestifteten Preziosen war auch eine goldene Statuette, die Balbina Bäbler diskutiert. Herodot bringt sie in Zusammenhang mit dem Orakel-Test des Kroisos.[13] Er fragt nämlich, was er an einem bestimmten Tag gegessen hat. Hintergrund seiner Frage ist, dass an diesem Tag ein Giftanschlag auf ihn verübt werden sollte, die Bäckerin aber verriet es ihm. Zum Dank habe Kroisos eine Statuette der goldenen Bäckerin nach dem Orakel gestiftet, das seine Frage am besten beantwortet habe, nach Delphi. Mit Robin Osbornes (oben schon erwähnten) Kapitel beginnt der Teil zur Geschichte Delphis. Kai Trampedach fragt danach, was Delphi als historische Akteurin eigentlich bedeute. Es ist immer wieder ein widerstreitender Anspruch zu erkennen, der auch zu den Heiligen Kriegen führte, die Sanchez dann untersucht: Die als Polis kleine Einheit will einen internationalen, d.h. autonomen Status für sich reklamieren, während die Städte der Phokis (und später die Aitoler – wieder fehlt diese Epoche) sie als Teil von ihnen eingliedern und damit die Gewinne aus den Touristenströmen abgreifen wollten. Die anderen Kapitel in diesem historischen Abschnitt sind bereits erwähnt.

Mit Leonie von Alvensleben setzt der Teil zur Literatur ein. Etwas kleinteilig, aber auch überraschend zeigt sie am Apollon-Hymnus eine dreieilige Struktur auf, die auch panhelle­nische Ansprüche für Apollon aufzeigen: Ägäis, Festland, Peloponnes.[14] Lattmann zu Pindar habe ich bereits erwähnt. Heinz-Günther Nesselrath präsentiert glänzend im ersten seiner beiden Kapitel, wie Delphi in den athenischen Tragödien eine wichtige Rolle spielt am Fallbeispiel von Orestes‘ Muttermord – zwischen Aischylos und Euripides, dann die Ödipus-Dramen des Sophokles und schließlich Euripides‘ Ion. Im folgenden Kapitel erklärt Nessel­rath Herodots detaillierte Beschreibung und Lob von Delphi. Er unterscheidet als Frage­steller persönliche Anfragen (ist die Kategorie treffend, geht es doch oft um Fortbestand einer Monarchie?) und die Anfragen von Poleis. Interessant ist der Fall, dass eine Polis ein Orakel nicht haben möchte und darum noch einmal fragt. Dieses Mal ist die Auskunft günstiger. Es geht also auch um Fälle von Manipulation und Selbstkorrektur. Wichtig ist die These, dass Delphi mit der Niederlage der Griechen gegen die Perser 480 v.Chr. rechnete, und als es anders kam, in der historischen Erzählung zurechtbog (so auch Gauer). Gauer legt Wert darauf, dass in der Vorbereitung der Perser auf den Feldzug gegen die Griechen und besonders gegen die Athener Herodot von der „Rache des Zeus“ (und nicht des Xerxes) spricht. Damit ist dann sowohl Ahura Mazda als auch Zeus als Garant des Gastrechts zu verstehen, gegen das die Athener verstießen, als sie die Boten des Perserkönigs ermordeten. Das glänzende Kapitel von Reiner Hirsch-Luipold zu Plutarch, der ja selbst lange Jahre Priester in Delphi war, kommt zu dem bemerkenswerten Ergebnis: „Mit seiner religiösen Begründung philosophischer Aussagen […] wird Plutarch zum pagan-religiösen Exponen­ten einer philosophischen Bewegung, die die westliche Geistesgeschichte wesentlich prägen wird, nämlich einer religiösen Philosophie.“ (411) Und damit rät er dazu, Pagan und Jüdisch-Christlich nicht auseinander zu dividieren, sondern sie als einen gemeinsamen Trend zu verstehen. Jürgen Hammerstaedt findet einen großen Konsens in der Kaiserzeit hinsichtlich der Anerkennung der Weissagung, besonders Delphis; die beiden Leugner, Kyniker und Epikuräer sind daher besonders zu untersuchen. Ilinca Tanaseanu-Döbler verfolgt die Bewertung des delphischen Orakels bei den Neuplatonikern, die „theologischen Orakel“. Mit Sokrates‘ Einschätzung, dass das delphische „Erkenne Dich selbst!“ der Ursprung aller Philo­sophie sei, ist schon vorgegeben, dass nicht mehr der unbedeutend gewordene Orakelort, wohl aber die Orakel als Herabsteigen der Götter zu den Menschen zum Ankerpunkt der Philosophie geworden ist. Ulrich Volp ordnet die Orakelkritik der christlichen Kirchenväter ein. Zum einen konnten die christlichen Apologeten (Verteidiger des Christentums) einfach die Polemik früherer ‚paganer‘ Kritik übernehmen und vergröbern, indem sie aus Apollon einen Daimon machten, der unsittlich in die Pythia eindringt. Es gibt rituell aber kein Äquivalent zum Orakelwesen in der neuen Religion, etwa wenn die Orakelstätte des Apollon in der Nähe von Antiochien für einen Märtyrerkult genutzt wird. Die ethische Ausrichtung des Christentums sei nicht mehr auf Orakel angewiesen. – Sehr wichtig und ein abrundender Beitrag ist der differenzierte Beitrag von Dorit Engster. Sie geht von einem Spiegel-Artikel aus, der die Fähigkeit der Pythia zur Orakelsprache auf Drogen zurückführt auf der Grundlage naturwissenschaftlich-geologischer Untersuchungen (die Ustinova als Beweis anführt, oben Anm. 12). Die Kombination von geologischen Verwerfungen, die eventuell früher einmal nach Erdbeben Gase freigesetzt hätten, und antiken Aussagen nimmt sie auseinander: Die antiken Aussagen sind bei allen Orakeln topisch, d.h. man nimmt an, dass die Orakel-Medien in Höhlen oder Erdspalten Inspiration fanden. Das ist nicht spezifisch für Delphi. Und die modernen Vermutungen über mögliche Methanaus­dünstungen führen nicht zu dem in Frage stehenden Ergebnis, machen sie doch eher schläfrig als dass sie das Bewusstsein erweiterten. Auch wenn Engster das freundlich umschreibt, die Naturwissenschaft hat keine Lösung für das Orakel von Delphi. Das letzte Kapitel führt ein (wenig innovatives) Brettspiel vor über Delphi und belegt damit, dass man mit dem antiken Orakel noch Interesse wecken kann.[15]

Die COMES-Reihe ist um einen wertvollen Band bereichert, der eine der wichtigsten ‚Städte‘ der Antike in vielen Perspektiven umfassend beleuchtet. Der Verlag hat wieder hervor­ragende Arbeit geleistet. Nicht nur die detaillierten Indices der genannten Quellen und das Namen- und Sachregister erschließen den Band, sondern auch die Fadenheftung ist eine große Qualität, wenn man auf dem Schreibtisch mehrere Bücher und den Laptop gleichzeitig benötigt: Das Buch lässt sich aufschlagen und mit dem Leinenband wird es auch noch in der übernächsten Generation benutzt werden können. Man kann der Herausgeberin und dem Herausgeber für die Anstrengung und zu dem Ergebnis nur gratulieren. Den umfangreichen Band durchzuarbeiten ist der Mühe wert und ermöglicht, auch über die Fachgrenzen der Archäologie, der Klassischen Philologie und der Alten Geschichte hinaus gute Informationen und Argumente vorgestellt zu bekommen zum Stand der Diskussionen.

 

Bremen/Wellerscheid, November 2022                                                    Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

 

 

Inhaltsverzeichnis

Heinz-Günther Nesselrath: Einleitung 1-.

  1. Delphi in der Archäologie Michael Maaß: Delphi: Faszination und Akribie 11 – Vinzenz Brinkmann, Ulrike Koch:-Brinkmann Learning from Delphi: Provisional Thoughts on Inter­dependencies of Storytelling on the Siphnian Treasury and the Athenian Parthenon 35 – Vincent Déroche: Delphi in der späteren Antike und Spätantike 65-.
  2. Das Orakel und seine ‚Funktionsweise‘ Hugh Bowden: Theophania, Theoria, Thusia: Rethinking the Delphic Experience 77- – Tanja S. Scheer: Jungfräulich, isoliert, ungebildet? Die Pythia als Sprachrohr Apollons 91- – Yulia Ustinova: The Pythia’s Appointment and Oracular Practice: Historical, Anthropological, and Cognitive Perspectives 119-
  3. Delphi und die (griechische) Geschichte Beate Wagner-Hasel: Herakles und der Dreifuß­raub von Delphi: Überlegungen zu den Hintergründen eines Mythos 137-. – Balbina Bäbler Die goldene Bäckerin: Delphi und die nichtgriechische Welt im Spiegel der Weihgeschenke 155-. – Robin Osborne: What Did Delphi Have to Do with “Colonization”? 173-. – Kai Trampedach: Die Legitimität des delphischen Orakels 185-. – Winfried Schmitz: „Sprache des Temenos“: Weihungen als politische Machtdemonstration 209-. – Pierre Sánchez: Zwischen Heiligen und Amphiktyonischen Kriegen: Die regionalen Konflikte um das Heiligtum von Delphi und die Kämpfe um die Hegemonie in Zentralgriechenland 233-.
  4. Delphi in der archaischen und klassischen griechischen Literatur Leonie von Alvens­leben: Die triadische Struktur des Homerischen Apollonhymnos 267-. – Claas Lattmann: Die Pythischen Spiele bei Pindar: Historischer Kontext und kulturelle Bedeutung 297-. – Heinz-Günther Nesselrath: Das Orakel von Delphi in der attischen Tragödie 329-. – Heinz-Günther Nesselrath: Das Orakel von Delphi bei Herodot 353-. – Werner Gauer: Delphis Perserkriegs­orakel für die Athener und Herodot 377-. –
  5. Delphi in Philosophie und Theologie der römischen Kaiserzeit Rainer Hirsch-Luipold: Priester, Philosoph und Propagandist – Plutarch und Delphi 397-. – Jürgen Hammerstaedt: Das delphische Orakel und seine Sprüche in den philosophischen Debatten der Kaiserzeit 413-. Ilinca Tanaseanu-Döbler: Delphisches im Neuplatonismus 431-. – Ulrich Volp: Delphi und die Orakelkritik bei den Kirchenvätern 457-. –
  6. Delphis Bild in späteren Zeiten Dorit Engster Von Erdbeben, Erdspalten und Erddämpfen – antike Berichte und moderne Forschungen zu Delphi 479-. – Martin Lindner: Ludit in humanis divina potentia rebus: Das Orakel von Delphi im und als Spiel 505-.

Bibliographie 535 – Autorenverzeichnis 585 – Stellenregister 587 – Namen- und Sachregister 601.

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[1] Ulrich Vollmer, RGG4 6(2003), 2f verweist darauf, dass im Alten Orient ähnliche Ansprüche erhoben wurde und verweist auf Richter 9,37 für den Garizim, Ezechiel 38,12 für Jerusalem. Die Odyssee (1,50) nennt Ogygia den „Nabel des Meeres“. Delphi so bezeichnet bei Pindar, Pythien 4,74; frg. 54; Strabon 9, 3,6. Pausanias 10, 16,3. Für den Religionswissenschaftler Mircea Eliade war das ein Symbol für die Axis Mundi (Verbindung von Unterwelt, Welt der Lebenden, Welt der Geister und Götter) und seine Theorie von der Hierophanie.

[2] Einen wichtigen Einwand, dass es gar nicht so viele Beispiele gibt, in denen Poleis nach neuen Sied­lungsplätzen beim Orakel nachsuchten, erhebt Robin Osborne in seinem Kapitel zur sog. Colonization, Seite 173-183. Dennoch wird das in vielen Kapiteln weiter behauptet, etwa Nesselrath 363.

[3] Er greift dabei die Bezeichnung Delphis als „das große monumentale Museum des Hasses von Griechen gegen Griechen“ auf, wie das Jacob Burckhardt in seiner Griechischen Culturgeschichte (etwa 1880, posthum ediert. Kritische Gesamtausgabe, Band 19[2002], 233,28) aus den Erfahrungen der Kriege bei der Nationenbildung im 19. Jh. so einschätzte.

[4] Dieses Ereignis, gewissermaßen die Wiederholung des Angriffs der Perser zweihundert Jahre zuvor (Nesselrath 372f. Gauer 391), ist intensiv berichtet, hier aber gerademal (Einleitung S. 6, Anm. 5) erwähnt. – Ein anderer Teil dieser Migration ließ sich im zentralen Anatolien nahe Ankara nieder und wurde dort Galater genannt, s. Galater – Wikipedia (28.11.2022)

[5] Eines der exzellenten Kapitel ist das von Reiner Hirsch-Luipold zu Plutarch und Delphi. – Während andere Orakelstätten in der Kaiserzeit wieder großen Zulauf fanden und Alexander von Abonou Teichos eine neues an relativ entlegenem Ort aufmachte, ist Delphi nicht mehr an der Spitze. Ilinca Tanaseanu-Döbler zeigt den Abstieg mit Berufung auf die Forschungen von K.M. Heineman, Decadence of Delphi. London 2018.

[6] Werner Gauer, der schon seine Dissertation über die Weihgeschenke aus dem Perserkriegen schrieb (Tübingen 1968), erläutert in seinem Beitrag, wie eine Nachbildung wieder am ursprünglichen Ort aufgestellt wurde.

[7] Warum der Beitrag der Brinkmanns auf Englisch verfasst ist, ist nicht erklärt. Die französischen Beiträge von Vincent Déroche und Pierre Sanchez sind auf Deutsch.

[8] Seine Delphi-Forschungen, die er vor Ort unternommen hatte, sind zusammengefasst in den Artikeln in der Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaften (RE) 4(1901), 2583-2700; Supplement 4(1924), 1189-1432 (Topographie) und (nach dem Tod des Forschers fortgeführt von F. Schober) in Supplement 5(1931), 61-152. Auf Sp. 2583 bittet der Verfasser, die Archontentafeln als vorläufig zu betrachten und „dass man diese Tabellen nicht blos zum Zwecke der Polemik citieren möge“. Sie ergänzen den Delphi-Artikel von Hiller von Gärtringen (RE) 4(1901), 2517-2583 zur Geschichte. Dessen Archontentafeln hat Pomtow korrigiert und auf dem Wissensstand von damals gedruckt und korrigiert 2693ff, vielfach aus noch nicht ediertem Material und dabei Hilfe erfahren durch die beiden an den laufenden Ausgrabungen beteiligten Franzosen E Bourguet und G. Colin (Sp.2584). Die französischen Editionen der Inschriften sind viele Jahre später erschienen und auch hundert Jahre später nicht abgeschlossen.

[9] Das Gegenmodell, Apollons Seherin, der niemand glaubt, weil der Gott ihre Glaubwürdigkeit unterminiert (vor allem in Euripides, Troades, 415 v.Chr.) ist angeführt S. 97 und 101.

[10] Ist der englische Begriff für Enthousismos so zu verstehen, dass die Frau sich in den Gott versetzt, nicht der Gott in die Frau? Der komplementäre Begriff ist die Ekstase. Altered state of consciousness „Bewusstseinsveränderung, -erweiterung“.

[11] Neben drogeninduzierter Intoxikation zur Bewusstseinserweiterung gibt es andere rituelle Formen, körpereigene Potenziale zu eröffnen (wie etwa die Trommel bei den Schamanen, die allmählich die Herzfrequenz erniedrigen).

[12] Das steht im Widerspruch zu Trampedach 192 und wird genauer und einschränkend von Dorit Engster im vorletzten Kapitel diskutiert. Querverweise und besser noch, dass die AutorInnen aufein­ander eingingen, fehlen oft.

[13] Herodot 1, 46-48. Nesselrath nennt das die „Stiftung Warentest“.

[14] Das Problem bei diesen Sammelbänden besteht darin, dass die Kapitel möglichst auch für Leser verständlich erklären sollen, die nicht aus dem engeren Fach kommen und mit der spezifischen Terminologie vertraut sind, gleichzeitig aber auch dem FachgenossInnen etwas Neues bieten wollen.

[15] Hubert Mohr hat in einem nicht publizierten Vortrag gezeigt, wie man im Internet ein Isis-Orakel einholen kann. Die Illustrationen stammen (aus Copyright-Gründen?) aus Lexika des 19. Jahrhunderts ebenso wie die Informationen. Dieses Orakel gehört in den Umkreis der Verehrer des letzten heidni­schen Kaisers Julian Apostata und des Neopaganismus. Vgl. Mohr: Paganismus. RGG4 6(2003), 793-797. Mohr: Neopaganismus. RGG4 6(2003), 186-189.

Nur noch 5 Tage bis zum #Minetest Adventskalender

Alle Jahre wieder zeigen wir mit dem #Minetest Adventskalender, wie viel Spaß das kreative Bauen mit dem Open-Source-Spiel Minetest macht. Jetzt ist noch Zeit genug, um sich in Minetest einzuarbeiten und Bauwerke einzureichen. Die besten werden als tägliches Ziel auf dem Server gezeigt und hier im Blog vorgestellt.

Mitmachen

Finally face to face: ICCS board meeting November 2022

ICCS news:

The ICCS board met face to face for the first time in three years in Riga in Latvia in November. It was a great pleasure to get together again after a long series of digital board meetings. The exchange of ideas and thoughts flows more easily and it meant that we dug deep into the identity question of our organisation. Which profile do we want ICCS to develop and implement in the future? There are other organisations promoting and developing Religious Education as a central school subject, and also those working on the Christian identity of schools run by churches in Europe. We work together with them in trust via the CoGREE team. But we asked where is our niche? Our niche has to be linked to our history from 1958 and our name: Intereuropean Commission on Church and School. Our niche is to see the relation between church and school, the BETWEEN formal religious education in schools and non-formal religious education. The non-formal field, religious education in churches, families and the civil society is growing, and churches of different denominations have offices and staff with this pedagogical task as their main obligation. These offices encourage the churches to work with school and church relations to support schools in their teaching of Christianity in a multireligious school environment. This means that ICCS operates with Religious education in a broad sense and wants to focus especially on the relation between the formal and non-formal sector. We want to shape ICCS to be a network for these educational offices in Protestant, Anglican and Orthodox churches in Europe.

The ICCS board meeting was combined with the General Assembly of IV 4 – 6 November where we took part in their symposium with lectures and workshops on Hope in times of crises. We also had a common meeting of the boards of ICCS and IV. The site for our conference was the Riga Catholic Gymnasium, where we were received with warm hospitality by staff and students of different ages for talks, meals and entertainment. They performed an expressive dance depicting the fight between black and white, good and evil, on the chess board. Our visit to Riga gave us an impressive glimpse into a young nation’s effort to shape a value conscious Latvian identity after they regained their independence in 1991.

Heid Leganger-Krogstad

Professor emerita Religious Education
President of ICCS

ICCS board working session

ICCS and IV common meeting

ICCS board dinner
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Actionbound zu Weihnachtssymbolen

Foto: A. Plagentz

Der Bound ist auch ohne eigenen Account spielbar.

Der Actionbound „Weihnachtssymbole“ besteht aus 5 Stationen. Er ist für die Konfi-Arbeit entwickelt worden, lässt sich aber auch gut mit anderen Gruppen spielen. An den Stationen werden Symbole der Weihnachtszeit thematisiert (Adventskranz, Kerze, Stern, Engel, Geschenke). Die Stationen bestehen jeweils aus drei Elementen: Die Konfis werden nach ihrer Meinung zu einem Aspekt des Symbols gefragt, beantworten Quizaufgaben und bekommen eine (meist kreative) kleine Challenge gestellt.

Download Anleitung

aus dem RPI der EKKW und der EKHN (Achim Plagentz)
Dauer: ca. 75 Minuten

Online-Minetest-Akademie: 22.11., 15:00

Seit mehreren Jahren lädt das Minetest-Bildungsnetzwerk junge – und gern auch ältere – Menschen dazu ein, in virtuellen Welten Gebäude und Landschaften zu bauen und damit zu zeigen, was ihnen wichtig ist. Die entwickelten Beiträge werden im Rahmen des Online-Adventskalenders an 24 Tagen vorgestellt. Auch für den Advent 2022 wird zum kreativen Bauen eingeladen.

Am 22.11., 15:00, gibt es unter dem Motto „Digitaler Advent“ eine Online-Minetest-Akademie der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt (Junge Akademie Wittenberg), bei der gezeigt wird, wie man mitmachen kann, was in den letzten Jahren so entstanden ist und was für dieses Jahr geplant oder schon vorbereitet ist.

So haben u.a. Kinder aus der Kinderkirche Dobien bereits erste Inhalte für den diesjährigen Adventskalender erstellt. Im Online-Workshop zeigen und erläutern sie ihre Online-Welten und freuen sich auf den Austausch mit Pädagog:innen, anderen Interessierten oder auch weiteren Kindern.

Online-Minetest-Akademie: Spielend Politik lernen, Gesellschaft verstehen, Diskurse initiieren und die Zukunft gestalten – mit dem Open-Source-Game Minetest (alternativ zu Minecraft) – weitere Infos: www.j-a-w.de/minetest-akademie

Die Veranstaltung findet in der Videokonferenzsoftware Zoom und in Minetest statt. Alle Inhalte werden auch in Zoom geteilt, um aber ein gutes Verständnis des Spielens zu entwickeln, empfehlen wir im Vorfeld Minetest zu installieren (www.minetestbildung.de -> Anleitungen). Die Zugangsdaten für Zoom erhalten Sie am Veranstaltungstag per Mail. Melden Sie sich dafür bitte rechtzeitig an.

Bereits ab 14:00 lädt – sofern Interesse vorab per Mail angemeldet wurde – Tobias Thiel zu einer Einführung in Minetest und einen Rundgang über den Minetestbildungsserver mit inzwischen mehr als 100 pädagogischen Projekten ein. Dafür bitten wir um eine separate Anmeldung an thiel@ev-akademie-wittenberg.de.

Die Teilnahme ist über folgenden Zoom-Link möglich. Wenn die Einladung zu zukünftigen Minetest-Veranstaltungen gewünscht wird, wäre eine Anmeldung hilfreich.

https://eu01web.zoom.us/j/61050335448?pwd=aERWOHV0cThrVjI4MTM3dGRaR1pWQT09

Meeting-ID: 610 5033 5448 | Kenncode: 303232

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kirchspiel Dobien, der Stiftung digitale Spielekultur und dem Netzwerk „Minetestbildung“ sowie im Rahmen der Ev. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung statt und wird aus Mitteln des Programms „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Adventskalender mit der KonApp

Mit der KonApp kann man Konfis täglich eine Nachricht schicken. Also auch einen Adventskalender gestalten. Eine Vorlage dafür hat Max Naujoks, Referent der Deutschen Bibelgesellschaft erstellt.

Update 2022: Neben einigen neuen Beiträgen im KonApp-Adventskalender lassen sich die Inhalte für die einzelnen Tage nun im Voraus mit Veröffentlichungsdatum einstellen!

Zur Vorlage

KÖRPER und GEIST

Lange wissen wir es schon: von klein auf – vielfältige Bewegungsaktivitäten sind notwendig für die geistige, emotionale und soziale Entwicklung. Wahrnehmen, Denken Sprachentwicklung… alles hängt an der körperlichen Bewegung. Warum sitzen unsere SchülerInnen die meiste Zeit?
Aber auch spirituelles #Wachsen gibt es nur verbunden mit einer (neuen) Körpererfahrung.
Krankheit, Ektase, Berggipfelerfahrung, HerzOP, der Tanz des Derwischs, Atem, der frei und weit wird, Bogenschießen,…
ODER auch jene Erfahrung: ich spüre am eigenen Körper, wie die schwer mit Schnee bedeckten Zweige Entlastung erfahren, als ich mit dem Wanderstock die Lasten abklopfe (vgl Gal 6 Zur Freiheit…, Mt 11 Kommt her zu mir…). ODER: Die Mönche, die beim Meditieren im Kreuzgang wandeln.
ODER: ich stehe am Meer und ich fühlte mich wie der kleine Mönch vor dem mächtigen Meer in Caspar David Friedrichs Gemälde. ODER: Der Tanz als Ausdruck von spielerischer Kreativität und Lebendigkeit, mit dem -nach Sprüche 8,31- alles anfing?
ODER: man denke an den schönen Hinweis von R. #Rohr auf die Notwendigkeit eines „verkörperten Glaubens“ und die Überwindung des platonischen Dualismus von Körper und Geist.
ODER (Foto 2): Auf der Biennale in Venedig 2022 wurde der Beitrag der Niederlande (When the body says yes) in einer Kirche aufgebaut: Farbensatte Kissen luden zum entspannten Schauen ein…
Was weiß mein Körper schon lange bevor mein Geist, mein Verstand es erahnt?
Wieviel Weisheit Gottes ist in mir bereits gespeichert und sucht Ausdruck?
Wo hat sich Gott mir in einer körperlichen Erfahrung gezeigt, und ich habe es übersehen?


Classroomscreen als Bezahlmodell – zum Glück gibt es eine Open Source Variante

Heute habe ich einen zufälligen Blick auf Classroomscreen geworfen und festgestellt: Die sind ja gar nicht mehr kostenlos.

Ein weiterer Fall einer Firma, die sich zum Bezahlmodell ändert und damit komplett unattraktiv wird, wenn man sie nicht ständig hernimmt.

Bin ich froh, dass es eine Open Source Variante gibt!

Konfis geben Feedback – Jetzt mit den online-Tool i-konf

Für die Weiterentwicklung der Konfi-Arbeit ist die Perspektive der Jugendlichen ausschlaggebend. Mit dem Feedback-Tool „i-konf” können Gemeinden einfach und kostenfrei eine Befragung ihrer Konfis durchführen.

i-konf-Befragung auf dem Smartphone

Was denken Jugendliche über ihre Konfi-Zeit? Welche Rückmeldungen geben sie, womit sind sie zufrieden, was könnte verbessert werden? Welche Themen wünschen sie sich? Wer die Konfi-Arbeit subjektorientiert weiterentwickeln will, kommt an solchen Fragen nicht vorbei – und kann mit dem Feedback-Tool „i-konf“ nun auf einfache und schnelle Weise die Konfis befragen. Diese kostenfreie Online-Anwendung für Gemeinden ist aus dem Kontext der wissenschaftlichen Konfi-Studien der EH Ludwigsburg und der HU Berlin entstanden.

Eine Installation ist nicht erforderlich, jedes internetfähige Gerät kann genutzt werden. Unter www.i-konf.eu wird eine vordefinierte Befragung ausgewählt. Die dort angebotenen Standard-Fragebögen (wahlweise einsetzbar zu Beginn oder am Ende der Konfi-Zeit) lassen sich auf die eigene Gemeinde anpassen. Vorhandene Fragen können gelöscht und eigene Fragen ergänzt werden. Zudem gibt es eine Reihe themenspezifischer Zusatzmodule zur Auswahl. Durch einen Link oder einen QR-Code wird die Befragung an die Konfis geschickt. Diese füllen den Fragebogen innerhalb von 10-15 Minuten am Smartphone oder auf Papier aus. Direkt im Anschluss kann die verantwortliche Person die Ergebnisse als Grafiken oder Tabellen herunterladen. Eine ideale Ausgangsbasis für einen Blick auf die Rückmeldungen der Jugendlichen im Konfi-Team oder auch für eine Vorstellung der Konfi-Wahrnehmungen im Gemeindekirchenrat. Besonders Interessierte haben die Möglichkeit, übergreifende Auswertungen zu erstellen, indem verschiedene Gemeinden ihre Daten für eine selbst definierbare „Dachorganisation“ zusammenführen. Anonymität und Datenschutz bleiben gewahrt.

Die Arbeit mit i-konf ist einfach, unter www.i-konf.eu/hilfe  finden sich Schritt-für-Schritt-Anleitungen sowie Video-Tutorials. Also: Am besten gleich unter www.i-konf.eu/registrierung einen Account anlegen und eigenständig das Konfi-Feedback über die Smartphones der Jugendlichen einholen!

Das aktuelle Schulungsangebot zu i-konf finden Sie hier unter Fortbildungen.

ACHTUNG: Wir freuen uns, wenn Sie beim Anlegen von Fragebögen Ihr RPI / PTI… als Dachorganisation angeben, damit die Daten aus Ihrer Gemeinde (natürlich anonymisiert) in Auswertungen der regionalen Konfi-Fachleute einbezogen werden können. Dazu bei „Dachorganisation“ das entsprechende RPI / PTI / PI… als Dachorganisation angeben!
 

i-konf-Screenshot (Ergebnisanzeige für die Leitungsperson)

Für Konfi-Freizeiten und -Camps gibt es unter www.i-eval-freizeiten.de ein eigenes, ganz parallel aufgebautes Online-Tool mit Fragebogen-Vorlagen für mehrtägige Veranstaltungen. Die Funktionen sind identisch, auch dieses Tool ist kostenfrei.

Das Forschungsprojekt zu i-konf und der wissenschaftliche Hintergrund werden unter www.konfirmandenarbeit.eu beschrieben.

Erste Ergebnisse der dritten bundesweiten Befragung auf dem Forum Konfi-Arbeit am 27. September 2023 in Wittenberg.

VORMERKEN: Eine große Tagung mit ausführlicher Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse findet statt vom 4.-6. März 2024 in Berlin.

PILGRIM Newsletter November 2022

It’s time again for the latest PILGRIM newsletter!

As mentioned in the last PILGRIM newsletter, all schools are invited to present their projects at the certification ceremony on June 6th, 2023. Don’t miss the registration deadline, it has been prolonged until the end of January 2023!

In this issue there is an interesting commentary by Dr. Martin Jäggle on the topic „Democracy needs more participation“ and in addition to announcements of shortly upcoming events in 2022 and 2023, there are recommendations for various Christmas-Instead-Activities and, as usual, new literature on sustainability and spirituality. Please also note that next year there will be an edition of the PILGRIM-Mit-Welt-Experte-Pass for the Upper School.

We would also like to point out, among other things, the reports on the PILGRIM kick-off workshop on the goals of Laudato Si‘ and the PILGRIM certifications during the 9th International PILGRIM Conference in Poland in September, alongside the demands of the Alliance for Climate Justice, of which PILGRIM is also a member, for the COP27 climate conference, as well as information on the Laudato Si‘ Action Platform (LSAP), in which all schools are invited to participate.

Enjoy reading all of this and more!

https://pilgrim.at/wp-content/uploads/2022/11/PILGRIM-Newsletter-94-November-2022.pdf

Konfiunterricht im November: 10 Gebote mit den Eltern

Am vergangenen Samstag trafen wir uns gemeinsam mit unseren in Neunburg. Das Highlight an diesem Tag war, dass jeder von uns ein Familienmitglied an seiner Seite zur Unterstützung hatte.

Begonnen wurde mit einer kleinen kennenlern Runde, Gesang und dem Entzünden der Lichter.

Das Thema an diesem Tag war sehr spannend: Interpretieren und verstehen der 10 Geboten.

In zwei Gruppen, Kinder und Erwachsene, wurden
zeitgleich Gedanken und Inspirationen zum Thema „Braucht es Regeln für ein gemeinsames Zusammenleben“ gesammelt und niedergeschrieben.

Mittag gab es ein gemeinsames leckeres Mittagessen „Chili con Carne“
Vielen Dank nochmals an die Köchin.

Nach der Mittagspause arbeiteten wir gemeinsam mit unseren Eltern und Familienmitgliedern an eigenen Familien-Regeln/Geboten, die wir auf selbstgestaltenen Plakate festhielten.

Es war ein sehr schöner Tag in der Neunburger Kirche, den wir mit sehr vielen neuen und schönen Eindrücken gemeinsam beendet haben.

Wir drehen einen Minetest-Film über Jesus im Tempel mit Simeon und Hanna

Wir bauen etwas in Minetest. Eine der Weihnachtsgeschichten ist kaum bekannt: Das Baby Jesus wird zur Beschneidung in den Tempel von Jerusalem gebracht. Der theologische und kunstgeschichtliche Fachbegriff für dieses Ereignis ist übrigens „Darstellung des Herrn„.

Nachzulesen ist das hier: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/BB/LUK.2.21-LUK.2.38 

Das Ergebnis

kann man hier auf Youtube bestaunen:

Bauaufgabe in Minetest

Wir bauen den Jerusalemer Tempel (sehr einfach) nach. Mehr zum Tempel erfährt man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalemer_Tempel

Eine schöne Rekonstruktion zeigt dieses Bild, das wir als Bauvorlage nehmen können: https://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalemer_Tempel#/media/Datei:19_Shrine_of_the_Book_005.jpg

 

Später werden wir die Geschichte nachspielen und einen Film daraus machen.

Minetest installieren und erste Schritte im Spiel gehen

Wie das funktioniert, ist hier schön erklärt: https://blogs.rpi-virtuell.de/minetest/anleitungen/erste-schritte/

Pastoren Schleswig-Holstein in der NS-Herrschaft

Helge-Fabien Hertz: Evangelische Kirchen im Nationalsozialismus.
Kollektivbiografische Untersuchung der
schleswig-holsteinischen Pastorenschaft.

3 Bände.

Berlin: De Gruyter Oldenbourg 2022.
1778 Seiten. Dissertation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2021
(Geschichtswissenschaft, Landesgeschichte).

 

 

Die Pastoren in Schleswig-Holstein in der NS-Herrschaft

Eine Rezension von Christoph Auffarth

 

Kurz: Eine Bewertung sämtlicher 729 Pastoren, die während der NS-Zeit im Amt waren, zeigt viel Unterstützung und sehr wenig Kritik oder gar Widerstand. Eine qualitative und quantitative Untersuchung von hoher Qualität.

Ausführlich: Die Frage nach den Rollen der Kirchen in der NS-Zeit ist so vielschichtig, dass man sie zwar nicht individuell beurteilen darf, aber auch nicht von der Institution her beschreiben kann, als ‚die Kirche‘. Die beiden Institutionen, evangelische Landeskirchen wie die katholische Kirche in Deutschland haben je Arbeitskreise für kirchliche Zeitgeschichte aufgebaut, die für die Institution Forschungen durchführen. Dabei ist die Kontinuität der Institution eine Voraussetzung, die eine gewisse Apologetik begünstigt: Die NS-Zeit ist dann Teil ‚unserer‘ Geschichte, Kirchengeschichte. Kirchenleitungen und Kirchenpolitik des Staates standen im Mittelpunkt, ein Abwehrkampf, so sollte es scheinen. In diesen Arbeits­kreisen haben sich bestimmte Thesen etabliert, die Ent-Schuldungen formulieren. Die zweite Geschichte des Nationalsozialismus nach 1945 war bestimmt davon, die Kontinuitäten der Biographien, also der Überlebenden, so zu rekonstruieren, dass sie zur neuen Realität passten, nationalsozialistisches Verhalten wurde ‚beschwiegen‘.[1] Antikommunismus konnte man genau so weiter praktizieren, die ‚Judenfrage‘ war exportiert in den neuen Staat Israel, das christliche Abendland war gerettet.

In der katholischen Zeitgeschichte galt etwa das Reichskonkordat als Erfolg der Kirche; die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ als Frontalopposition. In der evangelischen Zeitgeschichte gilt der Umgang mit den Kirchen in den im Krieg besetzten Gebieten als Anfang der Unterdrückung mit dem Ziel der Vernichtung ‚der Christen‘, was die NS mit den Juden schon getan hatten.[2]

Bewegung kam in die Aufarbeitung der Rolle der Kirchen durch (1) Forschungen seitens der Geschichtswissenschaft, besonders die Monographie über die Berliner Pfarreien von Man­fred Gailus.[3] Aber auch Kirchenhistoriker, die nicht zum Arbeitskreis gehören, haben ganze Regionen untersucht, wie die Forschungen von Andreas Müller zum pietistischen Mindener Land.[4] (2) Dazu kommt, nicht mehr die beiden Konfessionen in den Blick zu nehmen und sie als Gegensatz zur nationalsozialistischen ‚Weltanschauung‘ zu unterscheiden, sondern Religion der Dreißiger Jahre zu untersuchen mit vielem Gemeinsamen.[5]

Ein Geschichtswissenschaftler, Helge-Fabien Hertz, hat sich die Herkules-Aufgabe vorge­nommen, sämtliche 729 Pastoren der Kirche in Schleswig-Holstein zu untersuchen, in einem deutlich dickeren Band 2: NS-Konformität, und dem dünneren Band 3 NS-Nonkonformität.[6] Dazu hat er eine Datenbank erarbeitet, die nach 10 Kriterien bewertet und je eine exempla­rische Biographie vorstellen, die eines der Kriterien verkörpert. Geistliche sind exponierte Personen in einer Kirchengemeinde mit einer Kollektivbiographie, die ihre Rolle in der NS-Zeit prägte. In den sechs Eingangsthesen stellt HFH heraus, dass der ‚Spielraum‘ der Geist­lichen relativ groß war und sie wenig Repressalien zu befürchten hatten (Handlungs­theorie).[7] Dennoch waren sie eine einflussreiche Berufsgruppe, die als „Herrschaftsstabili­sator“ funktionierte (13). Für seine Forschung hat FHF ein Kriterienmodell konstruiert (übersichtlich die Grafik S. 130), das sich anlehnt an die Methoden der Sozialwissenschaftler, ohne allerdings Interviews führen zu können. Also kommt es auf die verwendeten Quellen an. „Dass sich bei einer Vollerhebung von 729 Personen die Quellenbasis gegenüber einzel­biographischen bzw. einzelgemeindlichen Untersuchungen auf eine begründete Auswahl begrenzen muss, ist offensichtlich.“ (90). Was für eine sozialwissenschaftliche Untersuchung grundlegend ist, die Kontrollgruppe, für die andere Kriterien gelten, gibt es in dieser Unter­suchung nicht. So fragt es sich, ob das ehrgeizige und mit großer Energie verfolgte Ziel der ‚Vollerhebung‘ den höheren Erkenntnisgewinn erzeugt als eine begründete Auswahl von Kontrast-Gruppen.

Die begründete Auswahl von Quellen (171-191) bezieht sich erfreulicherweise auf unver­öffentlichte Archivbestände, nämlich Personalakten, dann Entnazifizierungsakten, Akten zum Kriegseinsatz von Pastoren, die NSDAP-Mitgliederkarteien. SA und SS-Mitgliedschaf­ten gab es nachweislich bei namentlich bekannten Pastoren, ohne dass diese in deren Mit­gliederverzeichnissen aufzufinden waren (171f). Diese Quellen unterzieht HFH einer Quel­lenkritik mit wichtigen Hinweisen: Die Akten wurden mehrfach bereinigt, d.h. belastendes Material herausgenommen. Sie enthalten in der Regel auch Katechesen und Predigten anlässlich der Ersten und Zweiten Dienstprüfung. Das bedeutet, sie sind vorsichtig, einem bestimmten Publikum, den Prüfern entweder des eher deutschchristlichen Landeskirchen­amtes oder denen der Bekennenden Kirche mutmaßlich entgegenkommend formuliert.[8] Gleiches gilt für die Entnazifizierungsakten, für die die Alliierten zudem weniger strenge Fragen stellten dank eines Vertrauensvorschusses für die Geistlichen. Meinungsänderungen, etwa nach dem Sportpalast-Skandal im November 1933, lassen sich so nicht erheben.

Nach den methodischen Grundlagen und der Umsetzung in einem Forschungsdesign quantitativer Auswertung folgen zehn prototypische NS-Biogramme als Beispiele für die qualitative Auswertung 215-311. In dem Kapitel zur quantitativen Auswertung erläutert FHF, wie er die Pastoren einordnet in die 10 Kriterien. Das Ergebnis zeigt (314), 55% NS-Konsens, 25% NS-Konsens bei Betonung der kirchlichen Autonomie, 9% konsensfreie Autonomiebestrebung, 7% Ambivalenzen und 4% NS-Dissenz (anschließend die Liste der Namen in der Zuordnung zu den Kriterien). Dazu ist hinzuzunehmen die Auswertung der Zuordnung zu den Kirchlichen Parteien (366): 2% waren aktiv in der Deutschkirche, 27% bei den Deutschen Christen, 45% rechneten sich der Bekennenden Kirche zu, 26% kann man als Neutrale bezeichnen („die sich lediglich dadurch von den Deutschen Christen unterscheiden, dass sie dasselbe wie jene mit etwas gedämpfterer Stimme sagen“ 397). Interessant auch die Altersstruktur der ‚Opfer‘ S. 386. (Erfreulicherweise sind die Grafiken in Farbe gedruckt, so dass man sie leichter lesen kann).

Band 2 enthält die Untersuchungen zur Handlungstypologie der Pastoren mit (A) NS-Konformität, unterschieden in (A1) praktizierte NS-Konformität (393-1110) und (A 2) innere NS-Konformität (1111-1317). Hier werden neben Mitgliedschaften in NS-Organisationen, Besuch der Reichsparteitage, dazu Denunziationen, u.ä., mit vielen Zitaten aus den Quellen thematische Aussagen untersucht, so zum Bellizismus, also Verherrlichung des Krieges, Verurteilung der Weimarer Republik, Antikommunis­mus, Antijudaismus, Antisemitismus, Euthanasie.

Dass das Eisenacher ‚Entjudungsinstitut‘ bei weitem noch nicht ‚ausgeforscht‘ sei 458 A 210, kann man insbesondere nach Arnhold 2010 (nur im Literaturverzeichnis genannt) nicht sagen.[9]

Band 3 NS-Nonkonformität gliedert in (B) Innerkirchliche NS-Nonkonformität: Selbst­behauptung – Charakteristika des Kirchenkampfes 1321-1442. Dazu gehören aktives Eintreten im Kirchenkampf, wie als bekannteste Persönlichkeit Hans Asmussen. Einsatz gegen die Selbstgleichschaltung und die Behauptung der Autonomie der Kirche bzw. gegen das ‚Neuheidentum‘. (C) Politisch-ideologische Nonkonformität (1443-1643), und zwar (C 1) praktizierte, (C 2) Innere NS-Ablehnung. Da geht es um Proteste gegen einzelne Schikanen von lokalen NS-Vertretern oder die Kirchenpolitik bis hin zu Kritik an der NS-Politik wie die Rassegesetze, Euthanasie, Militarismus. Daran schließt an, wo Positionsänderungen (A à C) erkennbar sind. (D) untersucht Einschränkungen und Sanktionen (1645-1698), (D 1) kirchenpolitischer Art oder (D 2) rassenideologisch motivierte.

Der Anhang enthält die im Text benutzten Abkürzungen, ein Abbildungsverzeichnis der Fotos der Pastoren, aber vor allem der Grafiken, insgesamt 374, dann die Quellen aus den zahlreichen Archiven. Die Bibliographie von Forschungsliteratur auf 40 Seiten, mit gut 600 Einträgen. Ein Pastorenverzeichnis schließt das Werk ab.

Die Zusammenfassung „Kirchen als NS-Herrschaftssäule“ (1695-1698) hält fest: „Die Kirchen wurden primär als NS-herrschaftsbereitende, NS-herrschaftskonsolidierende und langjährige NS-herrschaftstragende gesellschaftliche Säule greifbar – viel stärker denn als Störfaktor.“ (1696) „Beinahe alle NS-konformen Handlungen waren vor­gabenfrei und brachten nur geringe karrieristische Vorteile mit sich.“ Diesem Fazit kann ich mich anschließen, wenn auch mit mehr Differenzierung: (1) Die Aussage „die Kirchen“ verallgemeinert, was FHF zunächst für die Schleswig-Holsteinischen Pastoren erhoben hat. Inwieweit das für andere Landeskirchen oder die katholische Kirche gilt, war nicht Gegenstand dieser Untersuchung.[10] (2) Die Aussage, die Kirchen sei eine „Herrschaftssäule“ gewesen, nimmt einen Begriff der ‚Herrschaft des NS‘ in Anspruch, der gemeinhin für eine der Organisationen der Partei und des NS-Staates verwendet wird. Das war die Kirche in SH nicht, auch wenn es die gebotene Amtshilfe gab.[11] Ich habe formuliert, dass die Kirchen bis weit in den Krieg hinein für die Akzeptanz der NS-Herrschaft gesorgt haben, obwohl die NS zunehmend kirchenfeindliche Positionen einnahmen.[12] (3) Viele Elemente der Predigt und alltags­tauglicher Theologie beruhen auf der Kriegstheologie des Ersten Weltkriegs. Gerade an den Marinestützpunkten in S-H erwartete die Gemeinde dafür Unterstützung ihrer Angehörigen, nicht Kritik. (4) Eine theologische Bewertung müsste teils andere Bewertungen vornehmen.

Mit diesen Einschränkungen[13] kann man nur den enormen Fleiß und Anstrengung bewundern, den Helge-Fabien Hertz aufgebracht hat, um all die Archivalien durch­zuarbeiten, dazu die exzellente Organisation seines Forschungsprojektes. Die Aus­sagen dieser Studie wird man erst beurteilen können, wenn Vergleichsuntersuch­ungen vorliegen.

 

Bremen/Wellerscheid, Oktober 2022                                                         Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] Als Überblick Auffarth: Drittes Reich. In: 20. Jahrhundert. Hrsg. von Lucian Hölscher, Volkhard Krech. (Handbuch der Religionsgeschichte im deutschsprachigen Raum, Band 6/1) Paderborn: Schöningh 2015, 113-134; 435-449; Literaturverzeichnis 542-553.

[2] Die Legende um das Reichskonkordat deckte Klaus Unterberger auf: Kuriales Interesse, NS-Staat und Demokratie. Weshalb die heutige Quellenlage für Klaus Scholders Junktimthese spricht. In: Dominik Burkard; Nicole Priesching (Hrsg.): Katholiken im langen 19. Jahrhundert. Akteure – Kulturen – Mentalitäten. FS Otto Weiß. Regensburg: Pustet 2014, 329-348. Zu den besetzten Gebieten die Einleitung zu den Dokumenten (und meine Rezension) Religion im Kriegszustand: Dokumente zur Kirchenpolitik des Dritten Reiches. Hrsg. von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte. Band 6 (in 2 Bänden): Gertraud Grünzinger:  1938-1945: Die Kirchenpolitik in den ein- und angegliederten Gebieten (März 1938-März 1945) https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2018/03/02/religion-im-kriegszustand/ (2.3.2018).

[3] Manfred Gailus: Protestantismus und Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Durchdringung des protestantischen Sozialmilieus in Berlin. (Industrielle Welt 66) Köln: Böhlau 2001.

[4] Andreas Müller: „Kirchenkampf“ im „erweckten“ Kontext. Der Kirchenkreis Minden in der Zeit des Nationalsozialismus. Bielefeld: Luther-Verlag 2013.

[5] Grundlegend die Forschungen zusammengefasst von Manfred Gailus 2021. Zur These der Doppel­gläubigkeit die religionswissenschaftliche Kritik des Rezensenten: Religion im Nationalsozialismus: kein Widerspruch, aber auch keine feindliche Übernahme. Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich. Freiburg: Herder 2021. (3.1.2022) https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/01/03/glaeubige-zeiten-religiositaet-im-dritten-reich/.

[6] Helge-Fabien Hertz nach seiner Promotion mit der vorliegenden Arbeit im SoSe 2021 (summa cum laude; Betreuer Manfred Hanisch und Rainer Hering) ist seit November 2021: Leiter der Geschäfts­stelle des Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig Holstein. Home-Page Dr. Helge-Fabien Hertz — Historisches Seminar (uni-kiel.de) (16.10.2022). Im Folgenden kürze ich seinen Namen ab mit den Initialen HFH.

[7] Besonders in dem Kapitel 2.1.3 Erkenntnistheorie 61-90. Fazit am Beispiel des Pastors Friedrich Slotty 279-295. Dass Slotty am Ende ohne Strafe bei drei Gerichtsverfahren davonkam, ist allerdings sehr ungewöhnlich. Es gab nur wenige ‚Opfer‘ (allerdings FHFs sehr eingeschränkte Definition 295-298), am Beispiel des Pastors Ernst Gloyer (295-309).

[8] HFH druckt nahezu vollständig eine Probe-Predigt von 1934 ab, die „unter allen annähernd 1.000 analysierten, ausformulierten Predigten […] in dem Maß der Politisierung eine Ausnahme, wenn auch keinen Einzelfall dar(stellt)“.186f. Abgesehen aber von (christentumsfreundlichen) Hitlerzitaten, stehen solche Aussagen, etwa über die Volksgemeinschaft, in einer Tradition 1. der Kriegstheologie des Ersten Weltkriegs und 2. des christlichen Antijudaismus. Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels als Strafe Gottes für die Kreuzigung seines Sohnes zu verstehen, die so nicht im NT steht, wurde in norddeutschen Gesangbüchern historisch belegt durch Bugenhagens Paraphrase des Josephus-Berichtes, die regelmäßig an Karfreitag als Lesung vorgetragen wurde.

[9] Meine Rezension: “Entjudung” – Kirche im Abgrund. Von Oliver Arnhold http://buchempfehlungen.blogs.rpi-virtuell.net/2011/08/04/entjudung-kirche-im-abgrund-von-oliver-arnhold/ (4.August 2011).

[10] Vgl. aber die Monographie von Sarah Thieme: Nationalsozialistischer Märtyrerkult: sakralisierte Politik und Christentum im westfälischen Ruhrgebiet (1929-1939). Frankfurt am Main: Campus 2017.

[11] Auch das ist zu stark, wie ich in einer Rezension zu Manfred Gailus (Hrsg.) deutlich gemacht habe: Kirchliche Amtshilfe. Die Kirche und die Judenverfolgung im Dritten Reich 2008. in: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 106(2008), 257-258.

[12] Allerdings mit erheblichen Unterschieden, die Parteiungen im NS bezüglich Religion und Christen­tum erkennen lassen.  Dazu Auffarth: Parteiungen im Totalitarismus: Christenheiten und Ideologien im „Dritten Reich“. In: Ansgar Jödicke; Carsten Lehmann; Christian Meyer (Hrsg.): Religion, Partei, Parteiung – Komparative Perspektiven auf dem Weg zu einem Grundbegriff religionswissenschaftlicher Forschung. [=Themenheft der] Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik (Hg. von Gert Pickel und Annette Schnabel) 2022, #. DOI 10.1007/s41682-022-00106-3. [Open access 9. März 2022].

[13] Die wichtige Rezension von Andreas Müller, Prof. für Kirchengeschichte in Kiel, der selbst die wichtige Studie zu den Pfarrern im Mindener Land in der NS-Zeit geschrieben hat, aber als Betreuer nicht gefragt wurde: Zeitzeichen 23 (2022) Heft 8, 20f geht weiter. Dazu ein Leserbrief in Heft 10, S. 60, der aber auf die wissenschaftlichen Mängel, die Müller findet, nicht eingeht. HFH hatte seine Studie im Zeitzeichen 2022/6 vorgestellt unter dem (provokanten) Titel „Tragende Säule der Nazis“.

 

 

Leonie Exarchos: Lateiner

Leonie Exarchos: Lateiner am Kaiserhof in Konstantinopel.
Expertise und Loyalitäten zwischen Byzanz und
dem Westen (1143–1204).

(Mittelmeerstudien 22)
Paderborn: Schöningh 2022.

ISBN 978-3506760982

 

Vermittler, Trickser, Versager: Die lateinischen Kultur-Makler
am griechischen Kaiserhof im 12. Jahrhundert

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Für die Vermittlung von Kultur sind Makler (cultural broker) eine wichtige Gruppe. Sie müssen in zwei Kulturen kompetent sein. Leonie Exarchos untersucht diese Gruppe am Kaiserhof in Konstantinopel in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Ausführlich:

Das ist eine spannende Gruppe von Spezialisten, die Lateiner in Konstantinopel am (byzanti­nischen) Kaiserhof in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Denn einerseits zeigte die wechselseitige Exkommunikation und feierliche Verfluchung der Kirchen, der lateinischen Kirche mit dem Anspruch des Bischofs von Rom, über allen Kirchen zu stehen, und der griechisch sprechenden orthodoxen Kirche mit dem Patriarchen von Konstantinopel bzw. den Patriarchen in Konstantinopel, Alexandria, Antiochien und Jerusalem, wie weit sich schon länger die Religionskulturen auseinander entwickelt hatten, bevor es 1054 zum Eklat kam. Andrerseits hatten Lateiner und Griechen immer wieder miteinander zu tun, Konflikte auszutragen, benötigten Hilfe. Das Zeitalter der Kreuzzüge brachte – neben den schon lange in Konstantinopel wie in Venedig, Genau oder Pisa tätigen und wohnenden Kaufleute und Diplomaten – Krieger in die Stadt und in das Reich der Byzantiner. Neben den realen Konflik­ten und Auseinandersetzungen, Privilegien und Verboten, Streit und Nachgeben, war ein Bereich von hohem symbolischem Wert, der Streit um theologische Begriffe und Konzepte. Über die Christologie, das Menschsein des Gottessohns, war der Bruch offiziell begründet worden: Geht der Heilige Geist von Gott Vater aus oder von beiden, Gott Vater ‚und Gott Sohn‘ (lateinisch filioque)?[1] In der Praxis waren eher die Rituale Anlass für Argwohn. So werde ich heute noch in Griechenland gefragt, ob wir das Kreuz mit zwei oder drei Fingern schlagen und rechts oder linksherum; die Griechen beenden das Zeichen mit der Hand auf dem Herzen. Hier war es von grundlegender Bedeutung, dass die streitenden Parteien die Argumente der anderen Seite möglichst schon vor dem Streitgespräch kannten. Aber Grie­chisch war den meisten Lateinern unbekannt, besonders die subtilen Begriffe der Theologie, die Griechen machten sich mehr Mühe, aber auch da waren wenige in der Lage, so gut Latein zu können. Hier kommen nun die Experten ins Spiel. Bislang war eine Person aus der Gruppe bekannt, Burgundio von Pisa. Peter Classen, aus einer Gelehrtenfamilie besonders Klassischer Philologen, beherrschte beide Sprachen, Latein und Griechisch, und erforschte als Mediävist die griechisch-lateinischen Beziehungen von Karl dem Großen bis ins Hoch­mittelalter. Seine Abhandlung bleibt ein Muster der Gelehrsamkeit und der beharrlichen Suche.[2] Zusammen mit Hugo Etherianus[3] und seinem Bruder Leo Tuscus, Moses von Bergamo, Paschalis Romanus, Anselm von Havelberg und Johannes Rogerios Dalassenus ist er einer der Hauptpersonen (46-64) in dem Buch von Leonie Exarchos.[4] In der Einleitung diskutiert LE den Gegenstand und die Leitfragen, darunter Kulturtransfer und Migrations­geschichte und – als Teil eines Graduiertenkollegs zu diesem Thema – Experten in der Fremde, Experten für die Fremde (9-31). Als zeitlichen Rahmen nimmt sie die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, bis mit der Eroberung Konstantinopels durch die lateinischen Kreuz­fahrer 1204 die Rahmenbedingungen sich grundlegend änderten. Ein lateinischer Patriarch wird eingesetzt, der die Religion der Lateiner (des Papstes in Rom) durchsetzt. Hier findet das Motto Anwendung una religio in diversitate rituum (was sich bei Anselm von Havelberg findet). Das ist nicht ein Wort der Religionstoleranz, wie man das gerne Nikolaus von Kues zuschreibt, der dreihundert Jahre später angesichts der Unionsverhandlungen kurz vor der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen den Grundsatz wiederholte. Da geht es nicht darum, dass letztlich alles eine Religion sei, die jede Kultur auf ihre Weise feiert. Vielmehr bedeutet das, dass die eine und einzige Religion (die römische des Papstes) durchgesetzt werden muss und angesichts der lateinischen Herrschaft auch Geltung verschafft werden kann, wenn es auch Variationen geben darf, was Sprache und Rituale angeht.

Nach den Fragestellungen, Begriffen und Methoden diskutiert LE in drei Anläufen deren Wirken: Die Sprache (65-156), die Religion (157-248), die Politik (249-272). Dann folgen noch die Verstetigung des Expertenstatus (273-288) und die Frage der Loyalität, Identifikationen und Konflikte (289-350). Eine deutsche und eine englische Zusammenfassung beschließen die Abhandlung. Der Anhang umfasst das Quellen- und Literaturverzeichnis 22 Seiten, mit ca. 550 Einträgen. Und ein Register der Orte, Namen und Sachen. Die drei Anläufe zeigen in den drei Bereichen, wodurch sich die Experten auszeichneten oder vorgaben, sie hätten die Expertise. Eigentlich waren sie nur Vermittler, konnte aber die Gespräche durchaus lenken. Als ein Verhandlungsführer verlangte, der Experte sollte die Begriffe Wort für Wort wieder­geben, sah der sich außer Stande. Und richtig, für das Übertragen bedarf es nicht nur ein Wort für ein Wort (was bei einem Kauf und Verkauf möglich und nötig ist), sondern Zusammenhänge und kulturelle Differenzen. Dieses Können, in zwei Kulturen denken und der anderen Seite erklären zu können, nennt man auch den Makler/Vermittler zwischen den Kulturen (cultural broker). Sie öffnet aber auch die Möglichkeit, dass der Vermittler die Gespräche manipuliert, für das LE einige Beispiele berichtet. Die drei Anläufe haben aber auch zur Folge, dass die Abhandlung nicht so recht vorankommt, weil immer wieder die gleichen Beispiele behandelt werden. Die Fragen, die man auf den Religionsgesprächen und Unionsverhandlungen diskutierte, sind allerdings auch nicht spezifisch für das Ost-West-Problem. Gerade gleichzeitig stritt man in den Diözesen Passau, Freising und Wien um die richtige Christologie. Das eskalierte ab Herbst 1153 im Kampf zwischen den Modernisten, Schülern von Abaelard und Gilbert von Poitiers, mit der Speerspitze des Magister Petrus in Wien, und den etwas konservativeren, deren Polemik des aufbrausenden Gerhoch von Reichersberg wüste Züge annahm.[5] Es ging um das sehr spekulative Problem des Verhält­nisses der Menschlichkeit zur Göttlichkeit Christi nach seiner Auferstehung. Und Arno von Havelberg war darin involviert. Das hat die gerade erschienene Edition des Scutum Canoni­corum des Arno von Reichersberg deutlich gemacht, war aber auch schon vorher bekannt.[6]

Es ist erstaunlich, wie fast gleichzeitig die Beziehungen zwischen Byzantinern und den Lateinern in verschiedenen Büchern diskutiert werden. Fast gleichzeitig erschien Samuel Pablo Müller: Latins in Roman (Byzantine) Histories: Ambivalent Representations in the Long Twelfth Century (The Medieval Mediterranean 127) 2021. Leiden: Brill 2021 (eine Diss. Zürich bei Claudia Zey und Michael Grünbart). Müller beschreibt aus der Sicht byzantinischer Historiographie. Dort sind die literati (Gebildeten) eine Gruppe, daneben die ambivalente Haltung gegenüber den italienischen Stadtstaaten Venedig, Genua und Pisa, zu Prinzen und Westlern in der Armee. Das Buch endet mit der Bewertung der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 und möglichen Allianzen bis hin zum Lob für Friedrich Barba­rossa. Die Experten, von denen LE handelt, sind nicht behandelt (laut Index). Evangelos Stavropoulos: Imperium et sacerdotium. Droit sous l’Empereur Manuel Ier Comnène (1143-1180). Turnhout: Brepols 2022. Die Habilitationsschrift Heidelberg von Dr. Stefan Burkhardt: Mediterranes Kaisertum und imperiale Ordnungen. Das lateinische Kaiserreich von Konstantinopel. Berlin: De Gruyter 2014 behandelt die Zeit nach der Eroberung von 1204 unter der Frage­stellung der Vorstellung von Reich und Ordnung, Unterordnung Konnubium im Spiegel der Rituale unter anderem auch die Frage: Über oder zwischen den Religionen?

Man wünscht sich als Leser einen etwas breiteren Kontext, nicht so eng auf Konstantinopel und die Unionsbemühungen bezogen. Müllers Buch öffnet den größeren Rahmen, umfassen­der auf die Westler im Kaiserreich bezogen. Wie interessant wäre die Figur des lateinischen Patriarchen von Antiochien, der Interesse an Zusammenarbeit zeigt und als Kulturvermittler auftritt, Aimery von Limoges! Die Skizze 198-202 hängt ganz von dem Dankesbrief ab, den Aimery an Hugo Aetherianus schreibt. So konzentriert sich Leonie Exarchos auf die Funktion der Experten, ihre mehr oder weniger kundige Vermittlerrolle, den Versuch, sich unentbehrlich zu machen. Eine wichtige Facette in der von der Mediävistik vorangetriebe­nen Globalisierung der Mediävistik als Mediterranistik.[7]

 

Bremen/Wellerscheid, November 2022                                                    Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

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[1] Die lange Vorgeschichte Peter Gemeinhardt: Die Filioque-Kontroverse zwischen Ost- und Westkirche im Frühmittelalter. Berlin: de Gruyter 2002. Ein wichtiger Text ist 2021 ediert: Niketas von Thessaloniki: De processione Spiritus sancti. Ed. Alessandra Bucossi et Luigi D’Amelia. (CCG Corpus Christianorum, series Graeca 92) Turnhout: Brepols. Exarchos nennt ihn 180; 189f. Alessandra Bucossi und Anna Calia: Contra Latinos et adversus Graecos : the separation between Rome and Constantinople from the ninth to the fifteenth century. Leuven: Peeters 2020.

[2] Peter Classen: Burgundio von Pisa. Richter – Gesandter – Übersetzer. (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, PH 1974,4) Heidelberg: Winter 1974 und weitere Aufsätze, die abge­druckt sind in Peter Classen: Ausgewählte Aufsätze. Hrsg. von Josel Fleckenstein. Sigmaringen: Thor­becke 1983, bes. Das Konzil von Konstantinopel 1166 und die Lateiner, S. 117-146.

[3] Zu dessen Buch über die Patarener (möglichen Vermittlern einer Ketzerei) Janet Hamilton (ed.): Hugh Eteriano, Contra Patarenos. (The Medieval Mediterranean 55) Leiden; Boston: Brill 2004. Besprochen von CA Theologische Literaturzeitung 132(2007), 1211-1212.

[4] Leonie Exarchos studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Heidelberg und Paris. Als Wissen­schaftliche Mitarbeiterin war sie an der Uni Mainz (Byzantinistik) und im Graduiertenkolleg Göttin­gen. Seit 2021 ist sie Grundsatzreferentin im Referat VII 9 (OZG) des Hessischen Ministeriums des Inneren und Sport. Das Buch ist eine Göttinger Dissertation, betreut vom Mediävisten Frank Rexroth, dem Byzantinisten Johannes Pahlitzsch und Hedwig Röckelein, ebenfalls Göttinger Mediävistin. Den Namen der Autorin kürze ich mit den Initialen ab.

[5] Joachim Ehlers: Otto von Fresing. Ein Intellektueller im Mittealter. München: Beck 2013. Zur Ausein­andersetzung mit Gerhoch 110-115

[6] Mit meiner Rezension (aus der dieser Satz entnommen ist): Leben wie die Jünger, aber nicht als Mönche. Eine Streitschrift aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Arno von Reichersberg: Scutum canonicorum. Edition, Übersetzung, Kommentar. Herausgegeben von Julia Becker. Regensburg: Schnell+Steiner 2022. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/09/15/reichersberg-scutum-canonicorum/ (15. September 2022).

[7] Eine kleine Bemerkung zum Buch als Buch. In der Tat schätze ich Bücher auf Papier mehr als ‚elek­tronische‘ Ausgaben von Büchern der Wissenschaft. Während man Romane mittlerweile ganz gut und mit viel weniger Ballast im Koffer auf einem Lesegerät digital lesen kann, ist das bei wissenschaft­lichen Büchern anders. Im Papier-Buch kann ich zurückblättern auf das Inhaltsverzeichnis, für die Fußnote im Literaturverzeichnis oder Abkürzungsverzeichnis nachschlagen, zurückblättern, finde eine Stelle wieder „rechte Seite oben“. Das digitale Buch verführt dazu, nur noch die Stelle sich suchen zu lassen, die mein Stichwort enthält. In dem Fall dieses Buches erhielt ich es, obwohl vorbestellt, als Book on Demand, das heißt, es wurde gar keine Druckauflage mehr hergestellt, sondern das Papier­buch wird für jeden Besteller oder Bestellerin ausgedruckt und gebunden; etwa vier Wochen dauert das. Kein Lager im Verlag, kein Regal in der Bibliothek; die Covid-Pandemie hat die Entwicklung zum digitalen Buch enorm beschleunigt. Auf den ersten Blick ist dieses Buch ein Qualitätsbuch mit festem Einband, Büttenpapier für das Vorsatz, Staubbändchen, Lesezeichen. Sogar die farbigen Abbildungen im Anhang sind farbig gedruckt. Aber es lässt sich nicht mehr flach aufschlagen, weil es nicht fadengeheftet ist; an einer Stelle ist der Buchblock leicht aufgebrochen. Bei allem Erstaunen, was jetzt möglich ist: Das ist doch eine Qualitätsstufe unter den wissenschaftlichen Büchern etwa vom Verlag Mohr Siebeck, die noch fadengeheftet sind. Aber trotzdem mindestens so teuer.

Wir lassen den Edison im Pilgerschritt tanzen

Wir tanzen zu mittelalterliche Musik wie die Mönche im Kloster den Pilgerschritt Der Schritt geht so: Zwei Schritte vor, einer zurück. Früher hat man zur Ehre Gottes auch getanzt, manchmal gibt es das noch heute.

Aufgabe: Programmiere diesen Pilgerschritt auf einen Edison mit Hilfe von Open Roberta. Versuche, dass es ungefähr zur Musik passt.

Wenn du früher fertig bist: Erweitere dein Programm um leuchtende Lichter und passende Töne.

Blumenberg-Jonas Briefwechsel

Hans Blumenberg und Hans Jonas:
Briefwechsel 1954-1978 und weitere Materialien.

Herausgegeben von Hannes Bajohr.

Berlin: Suhrkamp 2022 [340 Seiten, fest gebunden]

ISBN 978-3-518-58777-5

 

Großtaten und Gefahren der Technik:
Gegenwartsdiagnosen von Hans Blumenberg im Gespräch mit Hans Jonas

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Zwei der bedeutendsten Philosophen beschäftigen sich mit Grundfragen der Gegen­wart. Auf den Briefwechsel folgt Blumenbergs wachsende Skepsis gegenüber Jonas‘ Aufruf, die Gefahren der Technik ernst zu nehmen im Blick auf das Leben kommender Generation.

Ausführlich: Die beiden Philosophen schätzten sich und schickten sich gegenseitig ihre Aufsätze und Bücher. Ihre Interessen konvergierten nicht zuletzt auch, weil sie beide durch den Nationalsozialismus angegriffen wurden, aber sich aus diesen Einschränkungen ihrer Entfaltungsmöglichkeiten befreiten. Sie stellten neue Fragen, die bis dahin kaum als Themen der Philosophie wahrgenommen worden waren: die moderne Welt, die Bedeutung der Technik, die Körperlichkeit und Gefährdung der Menschen.

Der Jüngere, Hans Blumenberg (1920-1996),[1] entdeckte den erst spät als Universitätsprofes­sor etablierten Hans Jonas (1903-1993) [2]  auf einem Internationalen Kongress der Philosophen in Belgien und machten dessen neue Themen in deutschen Zeitschriften bekannt. Er band Jonas in Themenhefte ein, die nicht mehr mit der lähmenden Aufarbeitung der NS-Zeit, sondern mit den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu tun hatten. Wie andere (v.a. Rudolf Bultmann) bemühte sich Blumenberg, Jonas einen Ruf an eine deutsche Univer­sität zu verschaffen und endlich gelang es auch, Pensionsansprüche für Jonas durchzusetzen (304).[3] Als 20 Jahre nach dem ersten Band der Gnosis der zweite erschien, setzte sich Blumen­berg in einer Sammelrezension zur Geistesgeschichte der Spätantike[4] mit dem berühmten Erstlingswerk auseinander: Gnosis und spätantiker Geist.[5]  Sie trägt schon den für Blumenberg bezeichnenden Titel Epochenschwelle und Rezeption. Denn Blumenbergs erstes großes ver­öffentlichtes Buch 1966 (da war er 46 Jahre alt) behandelte die Epochenschwelle zur Neuzeit unter dem Titel Die Legitimität der Neuzeit.[6] Denn große Philosophen hatten die Neuzeit für ‚illegitim‘ erklärt, weil sie der mittelalterlichen Welt Gott gestohlen hätte und alles dem Menschen zuschrieb.[7] Blumenberg schickte das Buch an Jonas, der sich nicht einmal bedank­te und erst, als Blumenberg ihn verärgert darauf hinwies (149f), es sieben Jahre später lobte als das „von mir geschätzteste Buch deutscher Philosophie in mehr als einem Jahrzehnt“ (151). Blumenberg und Jonas trafen sich auch in familiärem Kreis („Grüße von Haus zu Haus“) zum letzten Mal 1976. Danach entfernte sich Blumenberg zunehmend, was er aber nur seinen Karteikarten anvertraute, die der Herausgeber wiederum aus den Materialien (im riesigen Nachlass Blumenbergs) veröffentlicht – eine sehr wichtige Beilage. Jonas erkannte nämlich die drohende Gefahr der Selbstvernichtung der Welt und formulierte besonders in seinem Buch 1979 Das Prinzip Verantwortung die Pflicht zur Erhaltung echten Lebens auf der Erde als neuen kategorischen Imperativ. Man müsse vom schlechtesten Verlauf der Folgen einer Großtat der Technik ausgehen, wie der Kernspaltung in den AKWs, nicht vom besten. Blumenberg dagegen fand, dass die Menschheit ein viel zu kleiner Faktor in der Welt sei, als dass sie weder zur „Bewahrung der Schöpfung“ noch diese zu ‚erlösen‘ in der Lage sei. Diese theologischen vorgeprägten Vorstellungen widersprächen der Autonomie der neuzeitlichen Menschen und werteten die Gegenwart ab. Ein Beitrag 1985 (264-266) und eine nicht datierte lange Karteikarte Hans Jonas, der Prognostiker der wiedergefundenen Gnosis (275-280) wider­sprechen Jonas‘ Prinzip Verantwortung und fordert ein Recht der Gegenwärtigen, also die Gegenwart nicht durch die Zukunft(s-Angst) zu erdrücken.

Der Herausgeber hat all die Anspielungen (die die Briefpartner natürlich kannten und nicht erläutern mussten) sehr gut entschlüsselt und präzise nachgewiesen, dazu Querverweise zu anderen Briefen. Da waren auch härtere Nüsse zu knacken. Unterstützung erhielt er unter anderem auch von den anderen Herausgebern Dietrich Böhler und Bernadette Herrmann. Denn der Briefwechsel wird noch einmal ediert werden in der Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Hans Jonas.[8] Dort werden allerdings die für das Verhältnis der beiden Philoso­phen wichtigen „Materialien“, besonders die Blumenbergs nicht enthalten sein. Ohne diese Funde im Nachlass würde man viele Facetten nicht verstehen. Darin liegt ein besonderer Gewinn dieser Ausgabe. Das Nachwort des Herausgebers Hannes Bajohr fasst das Verhält­nis der beiden großen Philosophen ausgezeichnet zusammen, Blumenbergs zunehmende Kritik am späten Jonas und seinem Prinzip Verantwortung wird hier erstmals ausführlich dokumentiert. Das hielt Blumenberg aber nicht davon ab, nach Jonas‘ Tod das Ruhmeslied in der Gnosisforschung anzustimmen, dessen Konjektur des gnostischen Mythos 1936 durch die Funde von Nag Hammadi 1945 glänzend bestätigt wurde, sondern auch trotz der Skepsis gegenüber der „Heuristik der Furcht“ ihn zu einem der ganz großen Philosophen zu erklären (der Text bricht ab 281-283, dazu Bajohr 327). „Selbstbehauptung oder Selbstbeschränkung“, auf diese Formel bringt der Herausgeber die Alternative (315-327).

Wie der Fund der Gnosis-Bücher von Nag Hammadi Jonas‘ Konstruktion des gnostischen Grundmythos, so hat die Umweltkatastrophe („Klimakrise“) Das Prinzip Verantwortung bestätigt: Die Menschheit ist in der Lage, das menschliche Leben auf der Welt zu zerstören. Aber die Aufgabe lässt sich nicht durch Rückwärtsbewegung mit Verzicht auf Technik angehen, sondern durch bessere Technik (so Blumenberg), die dann aber auch wieder die Folgen-Abschätzung verlangt für das Prinzip Verantwortung.

 

Bremen/Wellerscheid, Oktober 2022                                            Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] Zu seiner Biographie (und meine Rezension): Wie Weltbilder umstürzen. Und die Gottesbilder mit ihnen: Rüdiger Zill: Der absolute Leser. Hans Blumenberg – eine intellektuelle Biographie. Berlin: Suhrkamp 2020. + Hans Blumenberg: Ursprung der mittelalterlichen Ontologie [1947] Berlin: Suhrkamp 2020.  https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2020/11/21/hans-blumenberg/ (21. November 2020). Kurt Flasch: Hans Blumenberg: Philosoph in Deutschland. Die Jahre 1945 bis 1966. Frankfurt am Main: Klostermann 2017, ²2019.

[2] Hans Jonas war nach seiner Dissertation, noch bevor er sein erstes Buch veröffentlicht hatte, ausge­wandert; in Deutschland hatte er als Jude keine Zukunft. Aber als Wissenschaftler konnte er auch nicht in Israel arbeiten, Kriegsteilnahme, Dozent in Kanada unter schwierigen Bedingungen. Erst die Berufung an die Universität New School of Social Research in New York 1955 machten ihn zum etablierten Wissenschaftler.

[3] Zum Briefwechsel mit Bultmann s. die Ausgabe (und meine Rezension) Rudolf Bultmann – Hans Jonas: Briefwechsel 1928-1976. Mit einem Anhang anderer Zeugnisse. Hrsg. Andreas Großmann. Tübingen: Mohr Siebeck 2020. https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2020/12/07/bultmann-jonas-briefwechsel/ (7.12.2020).

[4] Die 38 Seiten umfassende Rezension von 1958 ist in den Beilagen abgedruckt S. 211-248.

[5] Teil 1 Die mythologische Gnosis erschien in der von Rudolf Bultmann, seinem eigentlichen Doktor­vater, herausgegebenen Reihe Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 1934, Der zweite Teil Von der Mythologie zur mystischen Philosophie 1954, die erste Hälfte, 1993 die zweite Hälfte hrsg. von Kurt Rudolph.

[6] Die Dissertation und Habilitation waren nur als Schreibmaschinenexemplare archiviert. Als Vorbe­reitung des Neuzeit-Buches war zuvor ein schmaler Band mit Aufsätzen Die kopernikanische Wende veröffentlicht. Danach folgte Buch auf Buch und viele Texte, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden und werden.

[7] Im Zusammenhang ist das beschrieben in Karl-Heinz Ott: Verfluchte Neuzeit. Eine Geschichte des reaktionären Denkens. München: Hanser 2022.

[8] Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. Dietrich Böhler, Michael Bongardt, Holger Burkhart, Christian Wiese und Walther Zimmerli. 5 Abteilungen mit 11 Bänden in 13 Teilbänden. Freiburg: Rombach; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010 ff. Band V.1 Briefe und Erinnerungen ist für 2023 angekündigt. Die Übersicht Hans Jonas KGA Online | Appendix zur Kritischen Gesamtausgabe der Schriften von Hans Jonas (hans-jonas-edition.de) (21.10.2022).

Heilmann: Lesen in Antike

Jan Heilmann: Lesen in Antike und frühem Christentum.
Kulturgeschichtliche, philologische sowie kognitionswissenschaftliche Perspektiven
und deren Bedeutung für die neutestamentliche Exegese.

(Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter 66)
Tübingen: Narr Francke Attempto, [2021].
707 Seiten.
ISBN 978-3-7720-8729-5.
120 €.
[Habil Bochum 2019/2020]

 

„Verstehst Du auch, was du liest?“
Vom Lesen und Verstehen
in der Antike,
besonders im Neuen Testament.

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Ein Meilenstein für das Verständnis – nicht nur der Bibel, aber für deren Texte ganz besonders -, wie in der Antike Texte medial aufgenommen und durch Lesen dekodiert wurden. Die These vom lauten Vorlesen und den der Schrift unkundigen Hörern ist geplatzt.

Ausführlich: Diese Bochumer Habilitationsschrift ist nicht nur vom Umfang her, sondern in ihrer Sorgfalt und umfassenden Kenntnis der dafür zu berücksichtigenden Texte, in der klaren Argumentationslinie ein grundlegendes Werk. Obwohl nur dem Thema Lesen ge­widmet, trifft sie ins Zentrum wichtiger Aspekte antiken Literatur: Wie wurde sie rezipiert? Als Handbuchwissen gilt: Texte wurden erst seit der Spätantike auch leise gelesen, davor in der Regel laut vorgelesen. Jan Heilmann[1] stellt die Texte vor, die für diese Behauptung her­angezogen werden, interpretiert sie und stellt andere Quellen dagegen, die das individuell-direkte leise Lesen belegen.

Das Verhältnis von Sprechen und Schreiben und wieder Sprechen ist ein Vorgang, der bis heute eine zentrale Kulturtechnik darstellt: Gesprochenes wird von jemand gehört und, wenn sie oder er das gelernt hat, in eine visuelle unhörbare Grafik umgewandelt (kodiert), um dann an anderer Stelle, für ein anderes Gegenüber wieder in Gesprochenes dekodiert zu werden. Wie das geschieht, dafür gibt es experimentelle Studien, etwa, wie weit das Auge vorausgreift, wenn es den Text wieder in Sprache dekodiert.[2]

Im digitalen Zeitalter ist nur scheinbar der mittlere Teil, die Umwandlung in einen geschriebenen Text, überflüssig geworden ist. Wenn ich in meinem Handy die weibliche Stimme „Siri“ um eine Information frage und sie eine Internetseite mit der Antwort präsentiert, die ich mir auch vorlesen lassen kann. Meine gesprochene Frage wird erst maschinell – für mich unsichtbar –in eine Computer­schrift übertragen, die die Frage kodiert, so dass sie eine kodierte Antwort finden und präsentieren kann.

JH untersucht zunächst die griechischen (lateinischen und hebräischen) Wörter und Meta­phern für die Kulturtechnik. In anderen Kulturen, die wie im Hebräischen keine Vokale geschrieben haben, müssen die Leser*innen diese aus dem Zusammenhang erraten. Die Schrift, die die Griechen nach einem ersten Mal als eine Art Keilschrift gelernt hatten, aber nur wenige zu schreiben und zu lesen wussten, ein zweites Mal aus dem Orient als Alpha­betschrift adaptierten, ist für viel mehr Menschen erlernbar, demokratischer, hat aber mit den (um die) 24 Buchstaben nicht für jeden Laut einen geeigneten Buchstaben. Das griechische Wort für Lesen ist vor allem anagignosko ἀναγιγνώσκω, was so viel wie ‚wieder-erkennen‘ bedeutet. Dabei geht es nicht, wie beim ersten Leselernen, um das Erkennen einzelner Buchstaben, sondern für geübtere Leser*innen um Wörter und, indem das Auge schon vorausschaut, um das Erkennen halber Sätze. Die bisherigen Vertreter der These vom lauten Vorlesen meinten, die Schrift sei nur die Hilfsbrücke zwischen Gesprochenem und Gesprochenem. Dazu kommt, dass die meisten antiken Texte in scriptio continua geschrieben sind: ohne Zwischenräume zwischen den Wörtern, ohne Satzzeichen. Daraus entstand die These, dass solche Texte nur verstanden werden können, wenn man sie laut liest und im Lesevorgang Worteinheiten isolieren kann. Die Leseforschung hat aber gezeigt, dass es für das Dekodieren des geschriebenen Textes keine Stimme braucht, auch nicht ein Murmeln, eine Bewegung der Lippen, sondern das stimmlos erfolgen kann.[3] Dazu gibt es weitere Zeichen, die den Text gliedern, wie Überschriften, Kolumnen, die nicht zu breit sein sollten, Para­graphen, Akzente, Anzeige des Sprecherwechsels, etc. Hier wären noch andere Hilfsmittel einzubeziehen wie den Finger, der die Zeile und das Wort im Satz mitverfolgt – neben den Augen. Wichtig ist dann das entsprechende Wort für die Rezeptionsweise[4] akoúo ἀκούω. In der Regel wird das Wort im Deutschen mit „hören“ übersetzt, das Aufnehmen eines Lautes und Wortes über die Ohren. Die Verwendung zeigt aber, dass das Wort auch andere Formen der Wahrnehmung bedeuten kann, etwas ‚wahrnehmen, verstehen‘.[5] Es ist kein Beleg dafür, dass Texte in der Antike laut vorgelesen wurden. So prüft JH nach allen Regeln der philo­logischen Kunst die Bedeutungen der Wörter.[6]

Besonders mühsam zu entziffern sind die griechischen Steininschriften. Meist sind sie nämlich stoichedón geschrieben, also Buchstabe unter Buchstabe, schön in Reih und Glied; die Zeile endet, wo eben die Zeile hundert oder soviel Buchstaben voll hat, oft mitten im Wort. Sie ergeben ein schönes Schriftbild, dafür sind sie schwerer zu lesen. Ich vergleiche das Hörverständnis einer Fremdsprache: Man hört einen gesprochenen Satz und muss sich die Wörter wieder abtrennen.

Diese Untersuchung zu der Lexik und Metonymie/Metaphorik begrenzt JH nicht auf das relativ kleine Corpus des Wortschatzes im NT, sondern breit in der antiken Literatur unter Berücksichtigung der Forschungsliteratur.[7] Nur kurz ist schließlich angesprochen die Erreichbarkeit von Büchern in Form von Rollen oder in Codices (271-289).[8]

Der zweite Teil (311-539) wendet nun die im ersten Teil erarbeiteten Grundlagen an auf spezifische Corpora. Zunächst auf die Hebräische Bibel, auf das Werk Philons und auf die Rollen aus Qumran (313-380). Das meist verwendete Wort kara‘ קרא bedeutet zwar ‚rufen‘, wird aber auch verwendet, wenn jemand leise liest. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Kapitel, in dem es um das Vorlesen eines Abschnitts aus der Tora in der Synagoge geht (364-375).[9] Das Hand­buchwissen leitet die Lesung im christlichen Gottesdienst direkt aus der Lesung in der Synagoge ab und bewertet das als ein revolutionäres Element gegenüber dem sonst üblichen Kultus im Tempel. JHs Skepsis bezieht sich darauf, dass die regelhafte Lesung in der Synagoge erst aus rabbinischen Quellen belegt ist. Die Theodotos-Inschrift, die das schon für die Zeit des (noch stehenden Zweiten) Tempels belegt, ist vielleicht später zu datieren (was JH 367 Anm. 239 aber selbst nicht teilt). In dieser Inschrift ist zweierlei in der Synagoge vorgesehen: Das Vorlesen des Gesetzes und die Lehre der Gebote. Auch Josephus bezeugt das Vorlesen der Tora am Sabbat, aber ist damit auch ein Gottesdienst gemeint? Ebenfalls skeptisch sieht JH die neutestamentliche Stelle Jesus in der Synagoge von Nazareth (Lukas 4,16-21; JH 399-406). Wenn das keine kultische Lesung, also ein Vortrag des Textes aus der Tora-Rolle mit anschließender Auslegung sein soll,[10] wie anders kann man die Situation verstehen? Die angespielte Möglichkeit, dass es sich um eine Katechese (also sagen wir Konfirmandenunterricht) handelt, trifft nicht, was da passiert. Es folgt keine Erklärung des Textes, den Jesus gerade aus dem Propheten Jesaja vorgelesen hat (ein Zimmermann[11] kann lesen!), sondern ein Bekenntnis vor der versammelten Gemeinde: Hier und heute ist die Prophezeiung des Jesaja [61,1-2] erfüllt.“

Die Behandlung von Stellen im Neuen Testament zeigt nun die ganze Meisterschaft JHs. Die Paradestelle ist, wie der äthiopische Hofbeamte in der gerade gekauften Rolle Jesaja 53 liest, aber (wie oben in der Überschrift zitiert) nicht versteht, was das bedeuten soll (Apostelge­schichte 8,28-35; JH 407-411). Ganz beeindruckend ist die Erschließung der (bisher nicht beachteten) Textkritik über die Rezeptionsgeschichte für das Verständnis der Seligpreisung in Apokalypse 1,3 (464-482 in der Angleichung an die ähnliche Seligpreisung in Lukas 11,28). Oder die Frage nach dem Schluss des Markusevangeliums und der hinzugefügten Erwei­terung 457-464. Als Ergebnis der Studie ist festzuhalten, (511-533) und das hat Konsequenzen für die Entstehung des Kanons: „Das Christentum war von früher Zeit an eine Buch- und Lesereligion“. Aber dieses Lesen war nicht nur das Vorlesen eines Textes im Gottesdienst, sondern es gab eine Vielfalt, wie und was gelesen wurde. Das bedeutet auch, dass es kein Lese- und „Deutungsmonopol von Theologie und Kirche gab“ (539).

Auf 150 Seiten bietet der Anhang eine Liste mit Belegen für nicht-vokalisierendes [lautes] Lesen, die üblichen griechischen Verben zu den Materialien, dem Vorgang des Lesens. Abkürzungen, die Quellen und Hilfsmittel und das Literaturverzeichnis. Die Register q1umfassen das Stellenverzeichnis, antike Autoren, ein wertvolles Sachregister und wichtige lateinische und griechische Lexeme. Das Buch ist ordentlich gebunden (nicht fadengeheftet).

Für einen ausgebildeten Gräzisten und Religionshistoriker mit Schwerpunkt auf der Antike war das ein reines Lesevergnügen, wenn man die ganzen Begriffe der Philologie und das harte Geschäft der Textkritik selbst kennt und verwendet. JH kennt nicht nur die Wissen­schaftssprache, sondern findet auch überzeugende Beispiele, wofür man diese Kompetenz erwerben muss, will man in der Wissenschaft auf dem höchsten Niveau arbeiten. Für Klassische Philologen wird die Forschung leichter zu lesen sein als für Studierende der Theologie im neutestamentlichen Seminar. Dennoch ist es aller Mühe wert, dieses Buch durchzuarbeiten, das sowohl ein grundlegendes Thema von ‚Literatur‘ umfassend behandelt als auch zeigt, wie man methodisch zu gültigen Ergebnissen kommt.

 

Bremen/Wellerscheid, Oktober 2022                                                        Christoph Auffarth

Religionswissenschaft,
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] Jan Heilmann ist seit Sommersemester 2021 Professor für Neues Testament an der evangelisch-theologischen Fakultät an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (*1984). Er studierte Theologie, Geschichte und Germanistik, war 2010-2013 Assistent von Peter Wick an der Uni Bochum und 2013-2019 an der TU Dresden bei Matthias Klinghardt. Seine Homepage Jan Heilmann – Neues Testament 1 – LMU München (uni-muenchen.de) (30.10. 2022). Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Hanns-Lilje-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und dem Dr. Klaus Marquardt Preis der Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universität Bochum. Im Folgenden kürze ich seinen Namen ab mit den Initialen JH.

[2] Sakkaden – Fixierung – Regression: Die empirischen Studien zeigen ein schnelles Voranschreiten des Auges im Text, dann bleibt es bei einem Wort stehen und geht wieder ein paar Buchstaben zurück, um das zu verstehen, und eilt dann weiter.

[3] Ob da der Begriff der inner voice richtig gewählt ist (225), müsste noch untersucht werden. Es gibt die Vermutung, dass, wenn man beim Geldabheben die PIN wissen muss und man sie sich selbst ohne Lippenbewegung in Erinnerung ruft, dass KI sie ‚ablesen‘ kann.

[4] Umfassend hat das „Wahrnehmen“ beschrieben und für eine Religionsästhetik aufbereitet Hubert Mohr: Wahrnehmung/Sinnessystem. Metzler Lexikon Religion 3(2000), 620-633.

[5] Im Neugriechischen kann man auf die Vermutung, es muss irgendwo gebrannt haben, als Antwort bekommen, ich habe den Brandgeruch auch ‚gehört‘ im Sinne von ‚gerochen‘, ‚wahrgenommen‘.

[6] Für das Lateinische gibt es ein Lexikon, das alle lateinischen Wörter der Antike sorgfältig auf unter­schiedliche Bedeutungen hin untersucht und entsprechend die Stichwörter gliedert. Der Thesaurus Linguae Latinae TLL hat seit 1899 sich bis zum Buchstaben „R“ vorgearbeitet.  Für das Griechische, das ungleich mehr Wörter umfasst, kann das Wörterbuch Liddel-Scott-Jones (91940 + Supplement 1968; in Kürze auch auf Deutsch das neue von Franco Montanari (für März 2023 angekündigt bei de Gruyter: 140 000 Einträge auf etwa 2 500 Seiten) eine Bedeutungsunterscheidung anbieten, aber bei weitem nicht alle Belege auflisten. Das digitale Hilfsmittel des Thesaurus Linguae Graecae ist vollständig, auch weitestgehend für die Papyri, aber ist eben nicht durchgearbeitet in den Bedeutungsvarianten. Das muss man dann selbst ausarbeiten und JH hat das für die von ihm untersuchte Lexik getan.

[7] Der Forschungsbericht setzt sich insbesondere mit den viel rezipierten Thesen von P.H. Saenger auseinander. Mehrfach bezieht sich JH auf eine Vorarbeit in der Gestalt der Habilitationsschrift (unpubliziert Tübingen 1996) des Latinisten Helmut Krasser.

[8] Martin Wallraff: Kodex und Kanon. Das Buch im frühen Christentum. Berlin: De Gruyter 2013.

[9] Ich verweise darauf, dass Angelika Neuwirth für den Koran (dem dasselbe Verb zugrunde liegt) zu einem gegenteiligen Ergebnis kommt: aus den im Gottesdienst eingeübten Lesungen und Gesängen entsteht in Neudeutungen das neue heilige Buch. Dazu etwa meine Rezension https://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2022/03/21/neuwirth-spaetmittelmekkanische-suren/ (21.3.2022).

[10] „Es gibt keine Anhaltspunkte, das Lesen eines Zitats aus dem Buch Jesaja in Lukas 4,16-20 als eine ‚gottesdienstliche‘ Lesung zu charakterisieren.“ (406). Zur ‚Sakralität‘ der Synagoge im Unterschied zum ‚Kult‘ im Tempel wäre eine eigene Erörterung zu führen. JH stellt sich distanziert zu kultischer Vortrag/ Performanz. – Da JH eine Spätdatierung des Lukas vertritt, ist die Stelle kein Beleg für das erste Jahrhundert. Zur Spätdatierung s. Markus Vinzent: Offener Anfang. Die Entstehung des Christen­tums im 2. Jahrhundert. Freiburg im Breisgau: Herder 2019. Rez CA in ThLZ 145(2020), 951-952.

[11] Zur Bedeutungsbreite von τέκτων (deutsch ist daraus gebildet Archi-tekt) s. Hans-Peter Mathys: Jesus τέκτων. Theologische Zeitschrift [Basel] 78(2022), Heft 2.

Welche Religion ist die RICHTIGE?

Welche Religion ist die wahre? Diese Frage hat noch nie zu etwas Gutem geführt… Wie gut, dass ein Buch die Antwort auf diese Frage hat. Eine Unterrichtsidee …

Ein Bilderbuch klärt auf!

Wenn ich das Wort RICHTIG höre, werde ich schon aggressiv. Wer mich kennt weiß, dass diese Gefühlslage mir sonst gänzlich fremd ist. Aber was, bitte schön, ist denn schon richtig??? In der Mathematik lasse ich mir das noch gefallen. Aber in unserem Fach… Wie viele Streitereien, Schlägereien und Kriege sind entstanden wegen diesem RICHTIG? Merkst du´s? Ich bekomme schon wieder Puls 😉

Deshalb entschleunige ich nun und wende mich einer angenehmen Auseinandersetzung mit diesem Thema zu:

Das Bilderbuch „Wem gehört der Schnee“ beschäftigt sich genau mit dieser Thematik. Eine kurze Buchkritik von mir findet ihr hier.

Das Buch bietet ganz viel Potential, um dieses ewige Richtig oder Falsch kindgerecht zu thematisieren.
In diesem Beitrag erzähle ich euch, wie man das Bilderbuch in den Unterricht -ganz praktisch- einbinden kann.

In Jerusalem schneit es!

An sich eine absolute Seltenheit. Auch im Bilderbuch wird diese Sensation von drei Kindern gefeiert: Rafi, Mira und Samir sind die Hauptakteure, gehören einer der drei Weltreligionen an und freuen sich riesig über den Schnee!

Wir betrachten das Bild der drei Kinder. Kannst du erkennen, wer wer ist und welcher Religion sie angehören?

„Wem gehört der Schnee“ von Antonie Schneider, illustriert von Pei-Yu Chang
© 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz

Nö, das können wir nicht und unsere Kinder auch nicht! Ein klarer Fall: Man kann uns unsere Religionszugehörigkeit nicht ansehen.

Aber: Es gibt Indizien, die es uns ermöglichen, Menschen einer Religion zuzuordnen:

  • Jeder hat ein heiliges Buch,
  • einen Ort an den er/sie geht, um seinem/ihrem Gott nahe zu sein,
  • eine bestimmte Person, die für die Religion eine ganz besondere Bedeutung hat,
  • einen Wochentag, der besonders gefeiert wird,
  • ein Symbol / Zeichen, das für die Religion steht,
  • und jeder hat verschiedenste Gebetsrituale

Überbegriffe / Indizien für das Bodenbild

Recherche

Mit unserer Klasse suchen wir gemeinsam analog oder im I-net Informationen um diese Indizien zusammen zu tragen. Aber zuvor werden die drei Religionen benannt:

  • Das Christentum
  • Das Judentum
  • Der Islam

Es gibt natürlich noch viele andere Religionen. Diesem Umstand werden wir gleich noch Rechnung tragen.

Bodenbild

Es entsteht ein Bodenbild: Ein Rundtuch mit der Erde (z.B. ein aufblasbarer Badeball) ist der Mittelpunkt. Davon ausgehend werden vier verschieden bunte Tücher ausgebreitet. Mira, Rafi und Samir (als kleine ausgedruckte Figuren) ziehen jeweils auf ein Tuch. Das vierte Tuch bleibt frei und steht stellvertretend für andere Religionen. Hier werden zusätzlich gefundene passende Bilder / Begriffe andererer Religionen hineingelegt (= qualitative /quantitative Differenzierung).

Auf das Rundtuch kommen die Überbegriffe / „Indizien“ (Symbol, Tag …) – siehe oben.

Auf die einzelnen bunten Tücher kommen die gefundenen Begriffe oder ausgeschnittenen Bilder:

Dieses Bodenbild wird am Anfang jeder Stunde aufgebaut und so werden die Begriffe und Zugehörigkeiten ständig wiederholt. Meine Kinder haben das geliebt! Und so fiel das Einüben der Begriffe /Symbole / Tätigkeiten eigentlich flach, denn am Ende der Einheit waren die Zuordnungen für fast alle ein Klacks.

Heftwerkstatt

In das eigene Heft können die drei monotheistischen Weltreligionen jeweils eine eigene Seite bekommen und diese wird frei gestaltet. Möglich wäre die folgende Kopiervorlage- diese kann aber auch einer ganz freien Gestaltung weichen.

Mögliche Arbeitsschritte:

  • Die drei Figuren des Buches jeweils auf eine Seite einmalen
  • Die passenden Bilder / Wortkarten dazukleben oder aufmalen
  • Farblich ausgestalten
  • Eine vierte Seite für andere Religionen gestalten

Teamspirit: Bundesweites Teamer*innenCamp im Sommer 2023!

„Smells like TeamSpirit“ – ein eigenes Camp für Konfi-Teamer*innen: August 2023!

Das TeamSpirit Camp lädt alle Teamerinnen und Teamer der Konfi(Camp)-Arbeit vom 02.08.-06.08.2023 wieder zum bundesweiten Teamer*innenCamp nach Wittenberg ein! Weitere Informationen und die Anmeldung findet ihr auf der Homepage www.teamspirit-camp.de.

Das Camp wird von den bundesweiten KonfiCamps der Ev. Wittenbergstiftung und dem Netzwerkverein „KonfiCamps in Deutschland“ veranstaltet.

CoRE report Religion and worldviews: the way forward

EFTRE news:

CoRE report Religion and worldviews: the way forward

“The Commission on Religious Education (CoRE) has spent the last two years listening to evidence from a wide-range of concerned parties including pupils, teachers, lecturers, advisers, parents and faith and belief communities. We have received over three thousand submissions. We have been excited and encouraged by the reports of the excellent work happening day by day in many classrooms. We are, however, convinced that RE needs rejuvenating if it is to continue to make its important contribution; indeed if it is not to wither on the vine. There are three reasons for this. First is the growing diversity of religions and beliefs that pupils today encounter, both in their locality and in the media. Second is the variable quality of RE experienced by pupils across the country. Third is the fact that the legal arrangements around RE are no longer working as more schools become academies. In this, its Final Report, CoRE therefore proposes that a new National Plan for RE should be enacted to ensure that learning in this area remains academically rigorous and a knowledge-rich preparation for life in a world of great religion and belief diversity.”

EINTAUCHEN IN DIE FREUDE GOTTES              für eine persönliche Meditation zu Matthäus 25, 15-30

Foto: Friebolin/Canva

Hinführung „So nicht!“
Freilich ist es schwer, wenn man gesagt bekommt: Denk mal nicht an einen „blauen Elefanten“. Dann tut man es leider erst recht. Trotzdem muss ich zunächst einiges ausgrenzen.
Jesus will kein Beispiel für einen frühchristlichen Turbokapitalismus geben, im Sinne eines: Wer viel hat, der bekomme noch mehr.  Er will keine Angst machen vor der Höllenfinsternis, im Sinne eines dualistischen Endzeitbildes: die einen in die Freude, die anderen in die Finsternis.  Er will uns keinen Antikommunismus lehren, in dem gleich bedürftige Menschen eben unterschiedlich viel haben und bekommen. Er will uns nicht den Idealismus austreiben, dass in der Kirche die „Loser“ immer die „Guten“ sind.  Ich meine dagegen, dass uns Jesus mit diesem Gleichnis hineinziehen will in die Freude Gottes. Und es gibt einige Hinweise im Text, die es nahelegen hier seinen Fokus zu erkennen.

Einladung zu einem Bild der Freude
Die Jünger zeigen Jesus den Tempel: ihr Symbol für die Herrschaft Gottes. Durch den hier erwarteten Messias soll sein Reich errichtet werden. Jesus aber nimmt ihnen diese Sicherheit: „Nicht ein Stein wird auf dem anderen bleiben“ (Mt 24,1 f), ein Satz, der etwa 40 Jahre später Wirklichkeit wird.
Dagegen setzt er nun seine Gleichnisse vom Reich Gottes, das schon jetzt anbricht.
Zwei Dinge sind ihm dabei wichtig:
1. Gott nicht auf das eigene Bild von ihm festzulegen
2. Das, was Gott in uns hineingelegt hat, weiterwirken zu lassen.
Der dritte Knecht, er hat Angst und Respekt vor dem strengen, fordernden Herrn. Weil er ihn so bewertet, vergräbt er das Geld. Dann muss er nicht mehr darauf aufpassen und macht nichts falsch.
Die anderen beiden Knechte, sie setzen das Vermögen sofort ein und arbeiten damit. Mit dem anvertrauten Gut haben sie auf diese Weise weitergewirkt, als sei es ihr eigenes. Wenn wir ihr furchtloses Tun betrachten, wohinein werden wir gezogen: in ihre Freude, ihre Anstrengungen, in ihre Erwartungen, ihre Wirkmächtigkeit? In der Zeit der Stille finde ich es lohnend, dem nachzuspüren: Was passiert da Positives, als der Herr zurückkommt? Also das Zurückkommen und die gelungene Wiederbegegnung zwischen dem Herrn und den beiden ersten Knechten meditieren, bis auch unser Herz die Freude daran mitempfindet. Diese Freude ist ja ein Vorgeschmack dessen, was im Zusammensein mit diesem Herrn endgültig auch bleiben wird (V.21+23).

Erste Erwägung
Der dritte Knecht legt den Herrn auf sein Bild von ihm fest: hart, fordernd in seinen Ansprüchen. Dass es aber nicht um Anspruch auf Leistung geht, ist daran ersichtlich, dass der Herr es in Ordnung findet, wenn der Knecht das Geld auf die Bank gebracht hätte, um von allein Zinsen zu bringen. Worum es geht, ist also das sinnvolle Weiterwirken von dem, was der Herr gegeben hat. Jesus zeigt seinen Jüngern: Das kommende Reich Gottes offenbart sich – mehr als durch den Tempel (s.o.) – in der lebendigen Beziehung zu Gott.
Wir können also auch erwägen, wie die Verbundenheit zu Gott bei den beiden ersten Knechten zum Ausdruck kommt. Sie beziehen sich beim Wiedersehen sofort darauf, dass der Herr ihnen die Zentner anvertraut hat (V. 20.22). In diesem Geist des Vertrauens haben sie gewirkt. Wir können uns vorstellen, wie sie mit Freude ihm ihre Zentner übergeben. Das ist der Unterschied zum dritten Knecht. Die beiden ersten haben kein vorgefasstes Gottesbild wie er. Sie sind frei für den Herrn, als er wiederkommt und erleben dadurch seine Freude. Sie werden in diese einbezogen.
Frage: Wie sieht das denn bei mir selbst aus? Mit meinem Bild von Gott? Meinem Gottesbild? Gibt es da auch Dinge, auf die ich Gott festnagle? Wo halte ich Abstand und vergrabe etwas von mir, z. B. aus Angst, aus Minderwertigkeitsgefühl, aus Sorge vor Enttäuschung?

Zweiter Erwägung
Jesus macht seinen Jüngern durch dieses Gleichnis klar, dass nicht die Zerstörung des Tempels, sondern solches Vergraben das ersehnte Himmelreich unmöglich macht. Es untergräbt die wirkungsvolle Gemeinschaft mit Gott, die schon hier beginnt, wenn Gott jedem/er etwas anvertraut.
Wir können nun erwägen, was der widersprüchliche Vers 29 b bedeutet: „Wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.“ Wie denn nun? Entweder er hat nicht, dann kann ihm doch nichts genommen werden, oder er hat etwas. Das ist paradox, widersinnig! Oder doch nicht? Meint das vielleicht: Der dritte Knecht verhält sich mit dem, was ihm Gott gegeben hat, eben so, als habe er nichts. Das ist bei Gott unmöglich (vgl. V.30). Übertragen auf uns: Wie die Knechte Gaben anvertraut bekommen haben, so hat jede/r von uns unendlich Kostbares (das Evangelium, meine Würde, den Glauben…) anvertraut bekommen. Jesus lockt also dazu, das Leben als eine Art Bewährungszeit zu leben, in der wir das von Gott uns anvertraute Gut einsetzen. Gerade in Zeiten der Müdigkeit oder von Grenzerfahrungen gibt dieser Text Orientierung: Bei Gott kommt es nicht auf Menge, Größe oder Leistung an, sondern allein auf das lebendige Umgehen mit dem Anvertrauten, ein lebendiges Umgehen, Arbeiten, Handeln, Verschenken, Wuchern… mit dem Anvertrauten.
Ich will mich erinnern: Was habe ich bekommen? – an Gaben, an Erfahrungen im Glauben, an Erkennen von Gott und seinem Wirken? Dies will in einen lebendigen Prozess übergehen, in Begegnungen mit Menschen, in Aufgaben, Ermöglichungsgrund werden für das Aufbauen von Gemeinschaft, für das Stärken von müden Seelen… „Was dir ins Ohr gesagt ist, das verkünde von den Dächern“ (Mt. 10, 27)
Frage: Wo wollen wir das in nächster Zeit bewusst tun? Nicht aus Druck oder Angst heraus, sondern um einzutauchen in die Freude Gottes.
Hartmut Friebolin