Weisheitslehren Chinas: Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus

Rz-Javary-China-RelDurch die Globalisierung und die schnelle Erreichbarkeit auch weit entfernter Ziele ist auch China inzwischen stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. In der Begegnung zwischen dem Westen und dem Fernen Osten werden auch unterschiedliche Lebensstile und andere religiöse Denkweisen und Glaubensformen sichtbar. Darum ist es wichtig, die geistigen und spirituellen Hintergründe chinesischer Lebensart in Vergangenheit und Gegenwart genauer zu betrachten. Neben den religiösen Entwicklungen von den archaischen Zeiten bis in die Gegenwart werden auch die wichtigen Persönlichkeiten (wie der legendäre Laotse) und der politisch wirksame Konfuzius (Kungfutse) mit zentralen Werken der religiösen Kultur vorgestellt, etwa das
Tao Te King (Dao De Dsching), das I Ging oder die Analekten (Gespräche) des Konfuzius.

Eine ausgezeichnete und gut lesbare Orientierung (leider bisher nur auf Französisch) bietet darum das Buch des Sinologen und exzellenten China-Kenners Cyrille J.-D. Javary über
die drei chinesischen Weisheiten: Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus.

Cyrille J.-D. Javary: Les trois sagesses chinoises –
taoïsme – confucianisme – bouddhisme
Spiritualités vivantes 269. Paris: Albin Michel 2012
Rezension: hier

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Interreligiöse Beziehungen verstehen und vertiefen

Rz-Cheetham-InterrelDavid Cheetham / Douglas Pratt / David Thomas (eds.):
Understanding Interreligious Relations.
Oxford (UK) / New York (USA): Oxford University Press 2013, 464 p., ausführlicher Index

— ISBN 978-0-19-964585-5 —

Drei im interreligiösen Dialog engagierte Wissenschaftler haben diesen Band herausgegeben: David Cheetham und David Thomas von der Universität Birmingham und der neuseeländische Religionswissenschaftler Douglas Pratt, zur Zeit an der Universität Bern. Sie verstehen ihre Zusammenarbeit mit den anderen Forschern als Orientierungsarbeit angesichts der Begegnung von Religionen auf unterschiedlichen Ebenen. Sie betonen,  dass es um die Interaktion von religiösen Gemeinschaften in Geschichte und Gegenwart, um interreligiöses Engagement und um die wissenschaftliche-interdisziplinäre Aufarbeitung der damit zusammenhängenden Phänomene und Probleme geht.Die Leitfrage ist im Grunde, wie Religionen sich selbst und im Kontext der anderen in einer globalisierten und religiös-pluralen Welt wahrnehmen.

Das Buch teilt sich in zwei Teile, einen ersten grundsätzlichen (7 Beiträge), in dem von einer bzw. der (überwiegend christlichen) eigenen Religion der Blick insgesamt geweitet wird. Dem folgen im zweiten Teil 11 Themen und Diskussionspunkte im Kontext interreligiöser Beziehungen.

So entsteht ein differenzierter Einblick in die Vielfältigkeit interreligiölser Begegnungen mit teilweise sich schnell ändernden Kontexten, gesellschaftlichen Bedingungen und Trends. Hier kommt (inter-)religiöse Verantwortung nicht ohne eine „constructive theology“ aus (S. 400). Eine solche Theologie muss sich jeglicher Prädominanz enthalten, um den Dialog nicht zu gefährden, denn eine Religion braucht gerade in ein r globalisierten Welt immer die „andere“.

Die hier zusammengetragenen Erkenntnisse machen dieses voluminöse Buch zu einem wichtigen Merkposten im weltweiten interreligiösen Dialog.

Ausführliche Besprechung: hier

                                                                                                                                                                                        Reinhard Kirste

Rz-Cheetham-Interrel, 20.01.14    Creative Commons-Lizenz

Scharia – menschenfreundliche Lebensorientierung

Mouhanad Khorchide: Scharia – der missverstandene Gott. Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik.
Freiburg u.a: Herder 2013, 232 S. — ISBN 978-3-451-30911-3 —

 ARz-Khorchide-Schariausführliche  Beschreibung: hier

Nachdem das Buch des Münsteraner Islamprofessors Mouhanad Khorchide, „Islam ist Barmherzigkeit“ scharfen Widerspruch bis hin zur Forderung seiner Abberufung als Ausbilder von islamischen Religionslehrern hervorgerufen hat, kann man dieses zweite Buch als Fortsetzungsband verstehen. Auch hier meldet sich traditionalistischer Widerspruch.

Khorchides Koranauslegung im Blick auf die Scharia als menschenfreundliche ethische Leitlinie ist nicht von Beliebigkeit, sondern von hermeneutischer Offenheit geprägt, bezogen auf Koran und Sunna. Khorchides Buch will vielmehr „eine Perspektive zeigen, wie man Scharia jenseits einer dogmatischen und juristischen Auffassung verstehen kann, um der islamischen Botschaft möglichst gerecht zu werden. Im Zentrum dieser Perspektive steht der Gedanke, dass es Gott um den Menschen selbst geht“ (S. 229f).

Es geht Khorchide immer wieder um die aufrichtige persönliche Beziehung zu Gott. Die Scharia bildet dabei den Rahmen, in den das islamische Recht in seinen unterschiedlichen kulturellen Voraussetzungen und zeitlichen Bedingungen jeweils eingefügt und natürlich auch verändert wird. Das sind wichtige Klarstellungen, die verhindern, dass göttliche Setzungen einfach (absolut) behauptet werden. Vielmehr werden angesichts sich ändernden gesellschaftlicher Verhältnisse im Auslegungsdiskurs von Koran und Sunna immer wieder Prüfungen und Revisionen notwendig, die das komplexe islamische Recht betreffen. Hier entsteht durchaus eine gewisse Konvergenz zu den Hermeneutiken in der christlichen Theologie, mehr noch: Mit diesem Buch ist ein weiterer wichtiger Baustein für den christlich-islamischen Dialog gelegt worden.

                                                                                                                                                                                                                                                                    Reinhard Kirste

Rz-Khorchide-Scharia, 26.12.13 Creative Commons-Lizenz

Die Trinitätslehre im christlich-islamischen Dialog

Rz-Tatari-Stosch-TrinitätMuna Tatari / Klaus von Stosch (Hg.):
Trinität – Anstoß für das christlich islamische Gespräch
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Beiträge zur Komparativen Theologie Band 7. Paderborn u.a.: Schöningh 2013, 268 S., Personenregister
— ISBN 978-3-506-77538-2 —

In der Begegnung zwischen Christentum und Islam scheint die christliche Trinitätslehre eine beachtliche Hemmschwelle für die islamische-christliche Annäherung zu sein. In der Dreieinigkeit/Dreifaltigkeit findet eine besondere Ausdifferenzierung des christlichen Gottesverständnisses statt, die es so im Neuen Testament noch nicht gab. Wenn nun verschiedene Religionen ins Gespräch kommen, werden Anstöße und Annäherungen in den unterschiedlichen  Gottesverständnissen deutlich . Wenn man also die „Aufgefaltetheit“ des christlichen Gottesglaubens vergleichend in die Religionen übergreifende Debatte einbringt, erhebt sich die Frage: Welchen Gewinn hat davon der christlich-islamische Dialog? Diesen Fragen und Schwierigkeiten gehen christliche udn islamsiceh Autoren Buch ausführlich nach, ohne schon abgesicherte Antworten bereit zu haben.

Weiter zur ausführlichen Beschreibung: hier

                                                                                                                                                                                       Reinhard Kirste

                                                                                                                         Rz-Tatari-Stosch-Trinität, 16.12.13  Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats Oktober 2013: Islamische Seelsorge in der multikulturellen Gesellschaft

BRz-Ucar-Seelsorgeülent Ucar / Martina Blasberg-Kuhnke, (Hg.):
Islamische Seelsorge zwischen Herkunft und Zukunft.
Von der theologischen Grundlegung zur Praxis in Deutschland.
Reihe Osnabrücker Islamstudien Band 12.
Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang
2013, 192 S.
— ISBN 978-3-631-64063-0 geb. – ISBN 978-3-653-02533-0 (eBook) 

Ausführliche Beschreibung: hier

 Die Universität Osnabrück hat mit ihrem Zentrum für Islamstudien seit 2008 einen wesentlichen Beitrag für die Etablierung der islamischen Theologie und der mit ihr verbundenen Religionspädagogik geleistet. Bülent Ucar als Direktor des Instituts für Islamische Theologie und das Team des Instituts haben beachtliche Fortschritte im Blick auf den islamischen Religionsunterricht erzielt. Denn ihre theologischen Forschungsarbeiten stehen im Kontext der universitären Nachbardisziplinen, besonders der christlichen Theologie. Als Zwischenergebnisse dieser Arbeit sind inzwischen 15 Bände der Reihe „Osnabrücker Islamstudien“ erschienen. Im hier vorliegenden 12. Band verweisen bereits die Herausgeber, der islamische Theologe  Bülent Ucar und die katholischen Religionspädagogin Martina Blasberg-Kuhnke, auf die fast selbstverständliche Kooperation zwischen islamischer und christlicher Theologie auf der Schwelle von Theorie und Praxis in der Seelsorge.

Verstärkt durch die Migrationssituation ist in Europa und gerade auch in Deutschland nämlich der Islam besonders herausgefordert. Insofern wird neben bereits existierenden interreligiösen Seelsorgekonzepten in diesem Band ein systematisierender Weg eines neuen Verständnisses beschritten, und zwar in drei Abschnitten:

  • 1. Teil: Grundlagen und Entwicklung der Seelsorge

  • 2. Teil : Seelsorgekonzepte

  • 3. Teil:  Seelsorge in der Praxis: Erfahrungsberichte

Dieses Buch mit seinen unterschiedlichen seelsorgerlichen Zugängen aus weitgehend islamischer Perspektive zeigt überzeugend die Notwendigkeit auf, dass Religionen angesichts alltäglicher und lebensbedrohlicher sowie tödlicher Lebenserfahrungen Grund legen müssen, um Menschen konkret Halt und Trost zu geben. Besonders zu würdigen ist, dass islamische Seelsorge offensichtlich von Anfang an in ein interreligiös offenes Seelsorgekonzept. Muslimische und christliche Seelsorger plädieren gleichermaßen für eine glaubwürdige und weiterhelfende Seelsorge für die betroffenen Menschen mit ihren Nöten, Ängsten, Verzweiflung und Schmerzen.

Reinhard Kirste

Rz-Ucar-Seelsorge, 30.09.2013     Creative Commons-Lizenz

Handbuch der Religionen (HdR): Kontinuierlich wachsende Printausgabe und Online-Zugänge

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen.
Dazu gehört seit 1997 das von dem Religionswissenschaftler  Udo Tworuschka und dem Historiker Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene
HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR)
Zugang zur Printausgabe: hier

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Inzwischen finden sich in den Ordnern mit inzwischen 37 Ergänzungsliefeungen über 4500 Seiten Text (!).
Hier wurde also ein umfassendes Lexikon der Religionen entwickelt.  Es ermöglicht einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der verschiedenen religiösen Traditionen und Strömungen in Deutschland.  Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht immer leicht.

Das Gesamtinhaltsverzeichnis bietet darum eine erste Übersicht.
Download Inhaltsverzeichnis: hier

Weiterhin können über eine Suchmaske nun alle Artikel als Volltextsuche
(einige kostenlos, die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden:
Online-Zugang zum HdR

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgezeichnet recherchierte Zugänge für eine sachkompetente Orientierung bieten.

 

 

Buch des Monats September 2013: Interkulturelle Philosophie – grenzüberschreitende Sichtweisen

Rz-Yousefi-Bühne-PhilHamid Reza Yousefi: Die Bühnen des Denkens.
Neue Horizonte des Philosophierens
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Münster u.a.:  Waxmann 2013, 259 S. —  ISBN 978-3-8309-2821-8 —

Ausführliche Beschreibung: hier

Der Autor gehört zu den jüngeren Philosophen, denen die Interkulturalität der Philosophie besonders am Herzen liegt. Er lehrt interkulturelle Philosophie und Philosophiegeschichte an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz. In Trier hat er das Institut zur Förderung der Interkulturalität (IFI) gegründet, dessen Leiter er auch ist. Eine beachtliche Zahl von Büchern mit seinen Forschungsschwerpunkten hat er bereits veröffentlicht bzw. herausgegeben. Sie beziehen sich besonders auf moderne Theorien der Toleranz, Kommunikation sowie ethische und hermeneutischen Entwicklungen  in der Philosophie und Religionswissenschaft.

Mit dem vorliegenden Buch baut er eine didaktische Brücke zum Verstehen verschiedener Kulturtheorien und der vielfältigen Tendenzen interkultureller Philosophie in Vergangenheit und Gegenwart. Darum kommen hier berühmte islamische Philosophen des Mittelalters, der beginnenden Neuzeit und der Gegenwartsphilosophie zur Sprache, aber ebenso heutige Ansätze interkultureller Philosophie im deutschsprachigen Raum.

Bilanz
Hier dürfte darum das erste didaktisch ausgerichtete Buch der Interkulturellen Philosophie im deutschsprachigen Raum vorliegen.  Die LeserInnen müssen keine speziellen philosophischen Vorkenntnisse mitbringen, weil methodische Klarheit das Buch durchzieht.  So findet man/frau leicht die zugehörigen Schaubilder, die zusammenfassenden Merksätze und orientierende Fragestellungen sowie praktische Übungsaufgaben für jeden Abschnitt.  Damit ist zugleich ein Lehrbuch entstanden, das nicht nur für Studierende der Philosophie, Theologie und Kulturwissenschaften weiterführend sein dürfte, sondern dass allen Interessierten ermöglicht, das eigene Kulturenverständnis zu erweitern und eurozentrische Sichtweisen abzulegen. Zugleich aber wird deutlich, dass es notwendig ist, die eigenen gegenwärtigen Standortbestimmungen interkulturell und interreligiös vorzunehmen. Yousefis Buch bietet dafür eine konstruktive Anleitung.

Reinhard Kirste

Rz-Yousefi-Phil-Bühne, 31.08.13  Creative Commons-Lizenz

Religiöser Pluralismus und befreiende Theologie – neue Wege interreligiösen Lernens

Rz-Vigil-deutschDas Zentrum Theologie interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg hat die Herausgabe eines Buches des lateinmerikanischen  Claretinerpaters José María Vigil ermöglicht.  Es verbindet die Theologie der Befreiung mit religionsplualistischen Intentionen in erstaunlich klarer Weise und leicht verständlicher Sprache:

José Mariá Vigil: Theologie des religiösen Pluralismus.
Eine lateinamerikanische Perspektive.
Herausgegeben von Ulrich Winkler, übersetzt von Helene Büchel
unter Mitarbeit von Reinhard Kirste.
Salzburger Theologische Studien 48    interkulturell 12
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2013, 492 S. — ISBN 978-3-7022-3193-4 —

Das spanischsprachige Original, das bereits 2005 erschien, sorgte für erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und restriktive Reaktionen im Vatikan:

 Teología del pluralismo religioso. Curso sistemático de teología popular .
Quito , Ecuador: Abya Yala 2005, 389 S.
Rezension: hier

Die deutsche Ausgabe hält sich einerseits recht sorgfältig an den spanischen Text, berücksichtigt aber andererseits auch den deutschsprachigen Kon-Text, in dem das Buch nun bekannt werden soll.  Lateinamerika wird in seiner Aufbruchs- und Veränderungssituation insgesamt zu wenig wahrgenommen. Das hat  den Dogmatiker Ulrich Winkler dazu bewogen, dieses Thema einem breiteren deutschsprachigen Leserkreis nahezubringen. Es ist ein  Versuch, den eigenen Glauben neu zu bedenken. Fragen und Anregungen eröffnen viele didaktische Möglichkeiten. Sie sind unter Rücksprache mit dem Autor zum Teil entsprechend angepasst worden.

Vigil betreibt also eine Theologie des Volkes unter den Kennzeichen der Gerechtigkeit, der Option für die Armen und der Gleichwertigkeit unterschiedlicher religiöser Glaubensweisen. Hier ist wahrhaft noch einiges im religiösen Verständnis nachzuarbeiten, und zwar weltweit! Vigils Buch gibt wichtige Anstöße für theologische Revisionen im Sinne hermeneutischer Neuzugänge. Lateinamerikanische Sichtweisen können gerade den deutschsprachigen Theologien und Kirchen Zukunftsimpulse vermitteln …

Mehr zu José María Vigil : hier

Rz-Vigil-deutsch, 09.08.2013

 

 

 

 

Buch des Monats Juli 2013: Reformer im Islam

Rz-Amirpur-Islam-neuKatajun Amirpur: Den Islam neu denken. 
Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte
Beck`sche Reihe: bsr 6075. München: C.H. Beck 2013. 256 S. Abb.
— ISBN 978-3-406-64445-0

Ausführliche Besprechung: hier

Die Autorin, inzwischen Professorin für Islamische Studien in der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg, hat sich schon längst einen Namen gemacht, nicht nur als Journalistin zum Thema Islam, sondern auch als kompetente Islamwissenschaftlerin. So nimmt man mit Spannung ihre neue Publikation zur Hand, weil schon der Titel ahnen lässt, dass es hier um ein dem Islam gemäßes und zugleich modernes Verständnis dieser oft diskreditierten Religion geht. Das Vorurteil eines nicht der Moderne fähigen und unaufgeklärten Islams möchte Katajun Amirpur nicht nur allgemein begegnen, sondern dies auch konkret an ReformerInnen des Islams nachweisen.

Für ihre beeindruckende Vorstellung  islamischer Neudenker  hat die Autorin aus der großen und allgemein wenig beachteten Vielzahl von Reformern die folgenden ausgewählt: Nasr Hamid Abu Zaid, Fazlur Rahman, Amina Wadud, Asma Barlas, Abdolkarim Soroush und Mohammed Mojtahed Shabestari.

Bilanz
Die hier zusammen gestellte Auswahl progressiver islamischer Denkerinnen und Denker bestätigt, dass es „den Islam“ nicht gibt, sondern auch innerislamisch intensiv um ein angemessenes heutiges Verständnis des Korans und islamischer Lebensgestaltung gerungen wird. Gerade angesichts der vielen Vorurteile gegenüber der geistigen Unbeweglichkeit des Islam ist dieses Buch eine notwendige Klarstellung. Auch weil es gut recherchiert und übersichtlich zu lesen ist, wäre zu wünschen, dass diese hier vorgestellten Muslime einer breiten Öffentlichkeit bewusst werden.

Dieses Buch gibt damit wertvolle Impulse, die Reformgedanken muslimischer Theologen gesellschaftlich und praktisch umzusetzen.

Reinhard Kirste

 Rz-Amirpur-Islam-neu, 30.06.12   

Kompetenzentwicklung für interkulturelles und interreligiöses Lernen

Rz-BernlochnerMax Bernlocher: Interkulturell-interreligiöse Kompetenz. Positionen und Perspektiven interreligiösen Lernens im Blick auf den Islam.
Beiträge zur Komparativen Theologie Band 13.
Paderborn: Schöningh 2013, 390 S., Personenregister
— ISBN  978-3-506-77665-5 — (zugl. Diss. München 2012)

Ausführliche Beschreibung: hier

Der Autor Max Bernlochner ist Politikwissenschaftler und seit 2011 Leiter des Referats für interkulturelle Angelegenheiten im Ministerium für Integration des Landes Baden-Württemberg. Er ist in der katholischen Theologie beheimatet. Darüber hinaus hat er sich seit vielen Jahren engagiert um den christlich-islamischen Dialog gekümmert.

Dass der Autor angesichts der Problematik interkulturllen und interreligiösen Lernens unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen Deutschlands in einem recht unübersichtlichen Feld unterwegs ist, hängt bereits mit den schwierigen Grundbegriffen von Kultur und Religion zusammen, zumal interkulturelle und interreligiöse Begegnung immer ineinanderwirken. Gemeinsame ethische Orientierung als Basismöglichkeit in Christentum und Islam, Übereinstimmungen von christlicher und islamischer Theologie im Schöpfungsverständnis, Wirkebenen des barmherzigen Gottes, Verantwortlichkeit in der Gegenwart als Heilsvoraussetzung sind ihm darum wichtig.  So tauchen Grundrisse einer interreligiösen Ethik auf, die gegenseitige Stärken und Fehleinschätzungen moralischer Art offenlegen und zu gemeinsamen Engagement herausfordern, besonders im Blick auf Hilfsbedürftige und den Schutz der Umwelt.

Insgesamt gelingt es Bernlochner mit diesem umfassenden Ansatz religionsdidaktischer sowie schul- und ausbildungsorganisatorischer Konkretionen, ein (Schul-)Modell interkulturell-interreligiöser Kompetenz zu entwickeln und dies religionspädagogisch als zwingend einzufordern und mit Hilfe einer kooperativen Fächergruppe für ein gemeinsames Lernen zu präzisieren. Studierende, Lehrende und Schüler behält er dabei gleichermaßen religionsdialogisch im Blick und belegt dies immer wieder durch praktische Beispiele. Mit seinen Analysen und präziserenden Zielvorgaben eröffnet er Wege, eine interreligiöse Religionspädagogik weiter zu entwickeln.

Reinhard Kirste

Rz-Bernlocher, 21.04.2013   Creative Commons-Lizenz