Erstes Minetest-Camp: Schüler erschaffen ideenreiche Bildungswelten

Zum ersten Minetest-Camp am Wochenende vom 16. auf den 17. Juni 2018 strömten zahlreiche Schülerinnen und Schüler in die Ganztags- und Gemeinschaftsschule „Friedrichstadt“ in Wittenberg. Als Veranstalter dieses ganz besonderen Events hatten die Junge Akademie Wittenberg (https://junge-akademie-wittenberg.de) zusammen mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (https://www.dkjs.de) Schulen aus dem LiGa-Programm (Lernen im Ganztag) geladen. Mit den Themenschwerpunkten Schulentwicklung und Individualisiertes Lernen ausgestattet, gingen die einzelnen Teams an den Start und zauberten in akribischer, digitaler Architekturarbeit phantasievolle und dennoch lebensnahe Bildungslandschaften in die virtuelle Minetestwelt.
Für Außenstehende mag es merkwürdig klingen, dass Schüler ihr verdientes Wochenende ganz freiwillig in der Schule verbringen – doch so kann es geschehen, wenn moderne, pädagogische Ansätze an den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen andocken und gemeinsam mit ihnen zu den neuen, spannenden Welten zukünftiger Wissensvermittlung aufbrechen.

Die jungen Teilnehmer brannten jedenfalls regelrecht auf die Möglichkeit, eigene Welten mit ihrem Können zu erschaffen und sich mit gleichgesinnten Minetest-Kennern in kollegialem Wettstreit zu messen.

Die insgesamt fünf Minetest-Teams setzten sich aus Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen der Ganztags- und Gemeinschaftschulen „Friedrichstadt“ Wittenberg, Wanzleben und „Johannes Gutenberg“ Wolmirstedt, der Ganztagsschule „Quer-Bunt“ Querfurth und der Börde-Schule Klein Oschersleben – Förderschule zusammen. Vier Schülerteams hatten im Wettstreit um die Minetestkrone je einen erwachsenen Experten als Teamleiter zur Seite, ein Jugendteam verfolgte sein Ziel sogar ganz in Eigenregie, unter der Leitung versierter Schülermentoren der Gemeinschaftsschule Wanzleben.

Den Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt, das wurde schnell klar. Mit etwas Phantasie kann das Open Source Game Minetest in jedem Unterrichtsfach gewinnbringend eingesetzt werden. Sei es die schülereigene Nachbildung der Erdkontinente im Fach Geographie, das Erschaffen von Ökosystemen im Fach Biologie, sei es die Möglichkeit im Unterrichtsfach Kunst durch selbstgebaute, exemplarische Welten der Kunstgeschichte zu wandeln oder die meist viel zu abstrakt wirkendenden Strukturformeln im Fach Chemie erfahrbar werden zu lassen – die Lehrerinnen und Lehrer trugen innerhalb der Lehrerfortbildung, die parallel zum Schülerprogramm stattfand, diverse Ideen zusammen und erfuhren unter fachmännischer Anleitung von Minetest-Experte Dr. Thomas Ebinger was es heißt, in die digitalen Welten einzutauchen. Auch für den fächerübergreifenden Unterricht und den Einsatz an Ganztagsschulen besteht ein riesiges Potential in der Arbeit mit diesem motivationssteigernden Open World Game.

Die Ausbildung elementarer Fähigkeiten im Agieren innerhalb zukunftsträchtiger, virtueller Welten bietet natürlich auch erste Schritte auf dem Gebiet grundlegender Programmierstrukturen an, die darüber hinaus auf immer professionellere Ebenen erweitert werden können. Nebenbei lernen die Schülerinnen und Schüler Verhaltensregeln bei digitaler Interaktion und Kooperation kennen und als wichtiges Rüstzeug für die Zukunft anwenden. Problemlöse- und Kollaborationsfähigkeiten werden spielerisch ebenso leichtfüßig entwickelt. Wenn ein mühsam aufgebauter Gebäudeteil mehrmals unverschuldet abbrennt, kann man entweder verzweifelt aufgeben oder schlauerweise eine Feuerwehr aufbauen und weitere Schutzkonzepte in gemeinsamer Arbeit entwickeln. Ebenso beeindruckend war die selbstauferlegte Effizienz, Strukturiertheit und Sinnhaftigkeit mit denen die Schülerteams ihre gesteckten Ziele verfolgten und den Workflow für alle Teammitglieder übersichtlich gestalteten.

Die Abschlusspräsentation der Schülerinnen und Schüler bot nach zwei Tagen intensiven und dennoch spielerischen Arbeitens eine unglaublich große Bandbreite an Ideen. Die entstandenen Schulwelten, in denen sich Grundschule, Sekundarschule und Gymnasium ebenso finden, wie das LISA oder das Bildungsministerium werden nun weiter dokumentiert und können anschließend von schulfachlichen Referentinnen und Referenten, Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Schulleitungen, Elternvertreterinnen und -vertretern sowie Kreistagspolitikerinnen und -politikern virtuell besucht, mitentwickelt und weitergestaltet werden.

von Caroline Albrecht

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